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»Hey, können Sie nicht aufpassen!« schrie ein großer, blonder Mann, als Danny ihn streifte.

Danny ignorierte ihn. Er hatte nur eins im Sinn: den Mann mit dem glatten Haaren zu fangen, der jetzt in einem jener Kaufhäuser verschwand, die mit Ophit-Uhren und Perserteppichen vollgestopft waren. Danny folgte ihm und schlängelte sich zwischen den üppig ausgestatteten Ladentischen und den wohlhabenden Kunden hindurch. Zuerst glaubte er, seine Beute verloren zu haben, doch dann sah er die schwarze Gestalt in einem achteckigen Glasbehälter verschwinden.

Als Danny darauf zulief, erkannte er, daß der junge Mann sich in einem Glasaufzug befand, von dem aus man einen guten Blick auf den Raum hatte. Danny schaute hoch und sah, wie der Kerl ihn durch das grün getönte Glas angrinste. Danny zweifelte nicht daran, daß er einen Fluchtweg aus einem der oberen Stockwerke kannte.

Scheiße, dachte er, war das da oben Manovitch?

Plötzlich wich das Grinsen aus dem Gesicht des jungen Mannes einer Maske reinsten Schreckens. Er trat einen Schritt vor und preßte die Hände gegen die Glaswände, als wolle er zwischen den Stockwerken aussteigen. Er hatte die Augen weit aufgerissen, ein eigenartiger Zug umspielte seinen Mund.

Was zum Teufel ist los? dachte Danny. Er zielte doch nicht einmal auf den Kerl, sondern auf den Boden, um einen Unfall zu vermeiden. Dennoch hätte er schwören können, daß der Mann dort im Aufzug aussah, als würde er gleich sterben; diesen Gesichtsausdruck hatte Danny schon einmal gesehen, im Jahre 1996. Instinktiv legte er die Hände vor die Augen.

Im nächsten Augenblick gab es einen blendend weißen Blitz, und der Aufzug explodierte in einem Funkenregen. Obwohl die Explosion im Inneren des Aufzugs stattfand, war das Licht so gleißend hell, daß Danny es noch durch seine Hände sehen konnte. Menschen schrien. Danny suchte in den Taschen nach seiner Sonnenbrille.

Der Aufzug erinnerte an eine helleuchtende Lampe, die an der Fassade des Kaufhauses hing und den Ort mit ihrem Schein erfüllte.

Etwas in dem Aufzug brannte wie ein riesiger Kerzendocht, so intensiv wie die Flamme eines Schneidbrenners. In der Hitze begannen die Glaswände zu schmelzen. Geschmolzenes Glas tropfte auf eine mit Parfümflaschen dekorierte Ladentheke. Ein Verkäufer schrie, als ihn ein Tropfen auf die Schulter traf und sich ins Fleisch brannte.

Menschen liefen blindlings in alle Richtungen, rammten Schauvitrinen und verstreuten deren Inhalt über den Boden. Berge von Glasschmuck gingen zu Boden, Stapel von ledernen Notizbüchern fielen um und glitten über die Marmorfliesen; das steinerne Modell des ägyptischen Pharaos Amenhotep schwankte, um schließlich gegen eine gläserne Ladentheke voller Flitterkram zu stürzen.

»Keine Panik«, schrie Danny. »Alle stehenbleiben.«

Natürlich kümmerte sich niemand um ihn.

Der Aufzug setzte seine Fahrt zum Glasdach empor fort, wie eine Supernova, die an ihren Platz am Firmament zurückkehrt.

Als das Glas so weit geschmolzen war, daß Sauerstoff in den Aufzug gelangen konnte, nahm das Feuer an Intensität zu; und als die Flammen endlich das Sprinklersystem in Gang setzten, war die Kreatur im Aufzuginneren fast vollständig zu Asche verbrannt.

Danny lief los, schnappte sich den von geschmolzenem Glas verletzten Mann und zerrte ihn weiter.

Die Sprinkleranlage löschte all die kleinen Feuer, die durch den großen Brand entfacht worden waren, der nun hoch über Dannys Kopf zischend erstarb. Danny war sich dessen bewußt, daß allein das Sicherheitssystem eine Tragödie verhütet hatte, da viele Kunden und Angestellte immer noch halbblind und in Panik durch das Chaos auf dem Boden krochen. Ein oder zwei rührige Ladendiebe stopften sich alles in die Taschen, was sie nur ertasten konnten. Obwohl Cop, konnte sich Danny nicht um ihre Verhaftung kümmern. Er war wie betäubt und fragte sich immer noch, was geschehen war.

Was war geschehen? Der Kerl war vor ihm, Danny Spitz, davongelaufen und dann von innen heraus verbrannt. Danny kam diese Szene zu bekannt vor, um sie als zufälliges Phänomen, als eine Laune der Natur, abzutun. Jemand hatte den Kerl dazu gebracht, zu explodieren; auf die gleiche Weise hatte der Engel vor sechs Jahren in San Francisco Dämonen den Garaus gemacht.

Danny schaute sich um. So wie es aussah, war niemand ernsthaft verletzt worden; und es trafen auch schon Sanitäter ein. Auf dem Weg zur Tür hörte er, wie jemand etwas von Terroristen sagte. Aber Danny wußte es besser.

Als er auf die Straße trat, stand Petra mit aschgrauem Gesicht vor ihm. Danny, von der Sprinkleranlage naß bis auf die Haut, stand mit tropfenden Kleidern da und starrte sie an.

»Hast du das gesehen?« fragte er. »Warst du hier?«

»Ich… ich bin gerade erst angekommen«, sagte sie.

»Wer hat das getan?« fragte Danny und deutete auf das verwüstete Kaufhaus.

»Ich denke, es war der Erzengel. Was meinst du?« fragte Petra. »Läuft es nicht so ab?«

»Du meinst, als der Engel da war? Ja. Ich habe einmal gesehen, wie der Engel etwas Ähnliches in einem vollbesetzten Straßencafe tat. Dave und ich wurden auf die Straße geschleudert, als das Cafe explodierte. Ich glaube, die Rettung für den Laden war, daß der Kerl sich im Aufzug befand. Ich hasse es, mir vorzustellen, was geschehen wäre, wenn er der Stoffabteilung einen Besuch abgestattet hätte.«

»Das Feuer hätte außer Kontrolle geraten können«, erwiderte Petra.

»Hätte außer Kontrolle geraten können? Es wäre außer Kontrolle geraten – selbst wenn das Sprinklersystem sofort angesprungen wäre. Dort oben befand sich eine menschliche Fackel.«

»Er war nicht menschlich«, sagte Petra.

Danny starrte sie an; er spürte, wie Wasser über seine Schuhspitzen lief.

»Nicht menschlich? Ich vergesse immer, daß du diesen metaphysischen Kontakt hast. Was war er denn? Ich nehme an, es ist vermessen zu hoffen, daß dort oben die glühende Asche unseres guten alten Kumpels Manovitch zischt.«

»Tut mir leid; es war nicht Manovitch, sondern nur ein Dämon.«

»Nur ein einfacher alter Dämon, wie?« Danny spuckte aus, als das Wasser ihm von der kahlen Stelle auf seinem Kopf übers Gesicht zum Kinn lief. »Das ganze Chaos wegen eines gewöhnlichen alten Dämons. Wer hätte das gedacht, ein Deserteur der Schlachtfelder von Armageddon.«

»Genau«, sagte Petra. »Du hast davon gehört, oder?«

»Ich hatte mal einen guten Kameraden unter ihnen, einen Dämon namens Malloch.«

»Du hattest einen gefallenen Engel als Freund, einen Deserteur aus Satans Armeen?«

»Nun, ich glaube, ich habe ein wenig übertrieben. Er war eigentlich kein Freund, eher ein Verbündeter bei dem Versuch, einen gemeinsamen Feind zu erledigen. Der arme Bastard wurde vom Engel eingeäschert. Ich glaube, der Engel war zu dieser Zeit bereits gefallen; also war es der Kampf zweier Dämonen. Da war diese abgefahrene, selbstgebastelte Falle – eine Leuchtstoffröhre mit Petroleum. Der gute alte Malloch stand gerade darunter, als sie angeknipst wurde.«

Schließlich war Stan mit dem Wagen bei ihnen angelangt.

»Und – haben wir ihn schon erwischt?« fragte Stan.

»Nein, nur einen gewöhnlichen Dämon, sonst nichts«, erwiderte Danny. »Nichts Besonderes. Fahren Sie uns zum Hotel, ich muß diese nassen Sachen loswerden. Wir unterhalten uns während der Fahrt.«

Im Auto sagte Petra: »Der Tod eines Dämons ist nichts Besonderes. Wir wollen Manovitch.«

»Das weiß ich«, erwiderte Danny, »aber ich möchte immer noch wissen, was mit ihm los war. Ich weiß immer noch nicht genau, was passiert ist.«

»Ich habe dir gesagt, was passiert ist«, sagte Petra, und richtete die volle Kraft des Blicks ihrer braunen Augen auf ihn. »Der Erzengel streckte sich aus und zerstörte einen gefallenen Engel.«

»Weshalb sollte er das tun?« fragte Stan. »Bei allen Einsatzbesprechungen nach 1996 sagte man uns, daß es auf der Welt von Dämonen wimmle, sie aber relativ harmlos seien – sozusagen nur Verbrecher auf der Flucht, nicht gefährlicher als ein Zuhälter oder ein Taschendieb. So habe ich es verstanden.«