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»Ich würde gern glauben, daß es so war«, sagte Lloyd. »Ich hoffe, Holden hat nicht gelitten. Ich bin froh, daß er nicht für meine Schmerzen verantwortlich ist. Seit ich Emily verloren habe, habe ich öfter an Holden gedacht als an alle anderen Menschen. Natürlich war er ein egoistischer junger Mann; aber alle jungen Männer sind egoistisch. Das gehört zu ihnen. Er konnte auch recht nachdenklich sein.«

Dann drehte er sich um und starrte Dave an. »Falls das, was Sie sagten, stimmt, dann ist uns die tote Seele nur zufällig ins Netz gegangen, und Manovitch ist jetzt nur noch ein Haufen grauer Asche. Ist das eine übertriebene Hoffnung?«

»Nein. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß Holden Manovitch war. Wir haben ihn durch einen puren Zufall erwischt. Glücklicherweise ist es passiert, bevor er noch mehr Menschen töten und aufschlitzen konnte.«

Lloyd sah jetzt ein wenig besser aus. »Sie glauben also, wir haben Manovitch zur Strecke gebracht?«

»Ja, und es wird weiter konferiert. Ich glaube, Manovitch hat die heiligen Männer noch störrischer gemacht. Sie weigern sich, aufzugeben. Nun, ich glaube, es ist an der Zeit, daß Danny und ich wieder nach Hause fliegen.« Am liebsten hätte er noch hinzugefügt: »Bevor Danny sich ganz zum Narren macht«, aber er ließ es bleiben.

»Wir sollten ein Treffen anberaumen, um festzustellen, ob die anderen der gleichen Meinung sind«, schlug Lloyd vor. »Ich werde in zwei Tagen entlassen, vielleicht sogar schon morgen. So lange können Sie doch noch warten, oder? Wenn das, was Sie sagen, stimmt, dann sollte der Erzengel bis dahin bereits fort sein, nicht wahr? Weshalb sollte er hier noch warten, wenn die Kreatur, die zu zerstören er gekommen war, vernichtet wurde?«

Dave spürte die Enttäuschung in sich hochsteigen. Er sehnte sich nach zu Hause. London war okay, aber es war nicht San Francisco, und ihm mißfiel das Leben aus dem Koffer. Im Grunde seines Herzens ein recht konservativer Mensch, fand Dave genügend Unbeständigkeit und Veränderung in der Dienstroutine in seiner Heimatstadt, um sein Bedürfnis nach Abwechslung zu befriedigen. Aber Lloyd hatte nicht ganz unrecht. Er war sich nicht hundertprozentig sicher, ob der Körper dort in der Gasse Manovitch gehört hatte. Es konnte auch der eines Dämons gewesen sein, der unvernünftigerweise die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.

»Und was meinst du, Danny?« fragte Dave seinen Partner.

»Ich denke, Lloyd hat recht. Wir können nicht hier und jetzt eine Entscheidung treffen. Wir müssen mit den anderen darüber diskutieren.«

Dave zuckte die Schultern. »Okay. Wir sehen uns in der Jasmine Suite, Lloyd.« Er stand auf und kratzte sich. »Bis dahin werden sich hoffentlich auch die Läuse zurückgezogen haben.«

»Und als nächstes kommen die Fliegen«, warnte Danny »Uns steht noch eine Fliegenplage bevor.«

»Sie wird nicht kommen«, sagte Dave bestimmt. »Ich glaube, wir haben unseren Quälgeist erlegt. Es wird keine Fliegenplage geben.«

Lloyd nickte. »Wir werden sehen. Und jetzt«, sagte er und seufzte schwer, »muß ich mich der unerfreulichen Aufgabe widmen, meinen Bruder in Kalifornien anzurufen, um ihm mitzuteilen, daß sein Sohn tot ist. Ich möchte, daß die andere Sache, die Vergewaltigung, ein Geheimnis bleibt. Sie verstehen, Lieutenant? Ich möchte nicht, daß mein Bruder es erfährt – er könnte auf falsche Gedanken kommen – nun, ich möchte nicht, daß er es herausfindet. Ich habe vor, ihm zu sagen, daß Holden bei einem Studiofeuer ums Leben kam. Das entspricht fast der Wahrheit.«

»Verstehe«, erwiderte Dave. »Ich verspreche ihnen, daß wir nichts sagen werden. Aber was ist mit den Medien?«

»Darum habe ich mich bereits gekümmert«, sagte Lloyd. »Gates hat ihnen genau das erzählt, was ich ihnen gerade gesagt habe.«

»Manovitch ist noch dort draußen!« verkündete Petra.

»Woher wissen Sie das?« fragte Dave mürrisch. »Nach dem, was Lloyd uns gesagt hat, befand sich eine übernatürliche Kreatur in Holden Xaviers Körper. Er war besessen.«

»Das streite ich nicht ab«, sagte Petra. »Sehr wahrscheinlich befand sich ein Geschöpf der Hölle in Xavier – doch selbst wenn es Manovitch gewesen sein sollte, so ist er entkommen. Der Erzengel sagt, daß Manovitch immer noch existiert und durch die Straßen streift.«

Dave vergrub das Gesicht in den Händen. »Verdammt«, stöhnte er. Dann schaute er auf und starrte Petra an. »Jetzt hören Sie mir mal zu. Nach allem was wir wissen, können Sie auch verrückt sein.«

»Hey«, schrie Danny und funkelte seinen Partner an. »Nenn Petra nicht verrückt. Sie ist weder eine Verrückte noch eine Lügnerin. Hör ihr zu. Sie weiß, wovon sie spricht.«

»Ich glaube nicht, daß dein Urteil über diese Frau zuverlässig ist«, gab Dave zurück. Dann wandte er sich an Lloyd, um eine weitere Konfrontation zu vermeiden. »Und wie denken die übrigen Anwesenden darüber? Kommen Sie, spucken sie es aus.«

»War der Erzengel noch da, als Sie heute morgen zum Frühstück herunterkamen?« fragte Lloyd.

Dave nickte. »Ja, aber…«

»Nun, ich denke, daß der Erzengel in dem Augenblick, in dem Manovitch zerstört worden wäre, verschwunden wäre«, erklärte Lloyd. »Die Tatsache, daß er sich immer noch in der Stadt aufhält, sagt mir, daß seine Arbeit noch nicht getan ist.

Und was ist mit Ihren Polizisten? Was halten Sie davon, Sergeant Gates?«

Stan Gates starrte in die Gesichter der Menschen, die um den Tisch saßen. »Ich persönlich glaube, daß der Teufel sich in Rauch aufgelöst hat. Ich stimme dem Lieutenant zu.«

»Und Sie, Constable Patel?«

»Ich bin Ihrer Meinung, Sir. Ich glaube nicht, daß wir den Kerl erwischt haben. Ich denke, er ist immer noch dort draußen.«

Lloyd rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Offenbar hatte er noch immer große Schmerzen. »Gut. Nun, dies ist kein demokratisches Treffen. Ob das Projekt aufgelöst wird oder nicht, liegt allein in meiner Verantwortung. Aber ich bin Ihnen allen für Ihre Kommentare dankbar. Nun, ich bin zu dem Schluß gekommen, daß wir nicht genügend Beweise haben und deshalb warten sollten, wie sich die Lage entwickelt. Falls es zu einer Fliegenplage kommt, werden wir wissen, daß Manovitch immer noch dort draußen ist.«

Danny wirkte selbstgefällig, was Dave rasend machte.

»Ich möchte noch eines hinzufügen«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Ich schicke Sergeant Spitz in die Staaten zurück.«

Es herrschte eine lähmende Stille. Danny fuhr in die Höhe. »Was machst du?«

Daves Gesichtszüge wurden hart. »Du hast gehört, was ich gesagt habe. Ich bin dein Vorgesetzter und als solcher der Meinung, daß du dem Projekt durch dein Verhalten Schaden zufügst. Ich befehle dir, nach San Francisco zurückzukehren. Ich möchte nicht darüber diskutieren. Nimm den nächsten Flug. Ich werde dem Büro faxen, um sicherzustellen, daß man dich abholt.«

Dannys Gesicht lief puterrot an. Er schlug mit der Faust so hart auf den Tisch, daß die Wassergläser hüpften.

»Verdammt noch mal, ich werde nicht gehen. Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich machen soll… Jesus Christus. Wir haben zwölf Jahre lang zusammengearbeitet. Wie kannst du mir so was antun? Deinem Partner?«

»Ich tu es, weil wir Partner sind, Danny…«

»Nenn mich nicht Danny, ich heiße Sergeant Spitz.«

»… und weil ich es hasse, zuschauen zu müssen, wie du einen Idioten aus dir machst. Die einzige Möglichkeit, wie du da rauskommst, ist zu verzichten, und dazu mußt du vor allem zu Hause sein. Du bist nur deshalb in Großbritannien, weil die Regierung dich angefordert hat, damit du einen speziellen Job erfüllst. Und dieser Job ist erledigt.«

»Fick dich«, brüllte Danny.

Dave lief rot an, ignorierte jedoch den Ausbruch und wandte sich an Stan Gates. »Ich möchte, daß Sie ihn zum Flughafen bringen. Würden Sie das tun? Kaufen Sie ihm ein Ticket und setzen Sie ihn in ein Flugzeug.«