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»Fußball kann mir gestohlen bleiben. Es ist ein Spiel von Idioten für Idioten. Und ich mag keine Kröten aus Tilbury – da gibt es doch nur Schwule und Frauenmörder. Und wenn ihr beides zusammenzählt, könnt ihr verstehen, weshalb ich jedesmal kotzen möchte, wenn ich euch anschaue. Deshalb wende ich euch jetzt wieder den Rücken zu und ignoriere eure bescheuerten Bemerkungen für den Rest des Abends.«

Dann wandte er sich wieder seinem Bier zu.

Blaukinn wollte aufstehen, aber zwei seiner Kumpel zwangen ihn, sich wieder hinzusetzen.

»Er ist es nicht wert, Den, vergiß es.«

Den vergaß es nicht, aber er setzte sich wieder und murmelte etwas wie: »Ich werde mir den Bastard schnappen. Ich werde ihn so verprügeln, daß er sich die Nase auf dem Hinterkopf putzen kann«, vor sich hin.

Schließlich erhob sich die Gruppe und schwankte nach draußen. Stan atmete erleichtert auf. Er hatte sich vor kurzem ein wenig eigenartig gefühlt und wollte sich jetzt nicht mit einem Haufen Hooligans herumprügeln. Es war nichts wirklich Ernsthaftes, nur ein paar Erinnerungslücken. Er fand sich plötzlich irgendwo wieder, ohne zu wissen, wo er war oder was er in den letzten Stunden gemacht hatte. Der Arzt hatte ihm erklärt, das sei ganz normal, oder wenigstens nicht selten. Aber ein oder zwei Schläge auf den Kopf waren bestimmt nicht so gut.

Um halb elf trank er sein letztes Glas aus, verabschiedete sich vom Wirt und trat ins Freie hinaus.

High Holborn, das hauptsächlich aus Geschäftshäusern bestand, war menschenleer. Auf der anderen Straßenseite lag ein Penner im Eingang des My-Old-Dutch-Restaurants. Er war mit krabbelnden Fliegen bedeckt; ein Heiligenschein aus Fliegen schwebte um seinen Kopf. Er machte keinen Versuch, sie zu vertreiben, und ließ zu, das sie ihm in Mund und Nase krochen.

Stan schüttelte sich und verscheuchte ein paar Fliegen, die um seinen Kopf kreisten. Er ging in Richtung Shaftsbury Avenue, wo er in einem griechischen Restaurant einen Kaffee trinken wollte. Als er an der Drury Lane vorbeikam, vertraten ihm drei Männer den Weg.

»Was wollt ihr?« fragte er.

»Dich!« sagte Den.

Stan wich ein paar Schritte zurück und zog sein Handy aus der Tasche, um Hilfe herbeizuholen, aber es wurde ihm aus der Hand getreten.

»Das wirst du noch bedauern«, schnappte Stan. »Das ist Polizeieigentum.«

»Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir keine Gedanken mehr über solche Kleinigkeiten machen.«

Jetzt, wo Den stand, mußte Stan feststellen, daß er nicht gerade klein war. Mit seinen dicken Stiefel maß er ungefähr einen Meter neunzig. Seine Begleiter waren kleiner, aber kräftig gebaut. Stan vermutete, daß sie zur lokalen Tilbury-Mafia gehörten, die hier und da ein wenig schützte, ein paar Kisten von diesem und jenem mitgehen ließ und ab und zu Autos stahl, um sie per Schiff auf den Kontinent zu bringen. In jeder Stadt gab es Gruppen wie diese. Vor ein paar Monaten hatte er eine Gruppe in Billingsgate verhaftet, nachdem sie in einen Laden eingebrochen waren, die Schädel der beiden Dobermänner, die Wache hielten, mit einem Zweipfünder zertrümmert und dem Besitzer auf der Theke beide Arme gebrochen hatten, weil er sein Schutzgeld nicht bezahlt hatte. Am Ende mußte Stan sie laufenlassen, weil der Ladenbesitzer sich weigerte, sie zu identifizieren. Sie hatten gedroht, sich die Enkel des Mannes nach der Schule vorzunehmen, falls er sie belaste. Der Ladenbesitzer hatte aufgegeben und sich geweigert, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Stan machte ihm keine Vorwürfe. Die Polizei konnte die Familie des Mannes nicht ewig beschützen. Die einzige Möglichkeit der Gesellschaft, sich von diesen kleinen Mafiosi zu befreien, war, daß ein bisher geduldiger Bürger durchdrehte, sich eine Schrotflinte kaufte und sie allesamt abknallte.

»Das willst du doch gar nicht«, sagte Stan mit fester Stimme. »Du könntest dich in große Schwierigkeiten bringen.«

Stan trat auf die Straße und hob sein Handy auf. Es war zerbrochen. Er steckte es in die Tasche.

»Darüber brauchst du dir im Krankenhaus keine Gedanken mehr zu machen«, sagte Den.

Stan versetzte ihm einen Schlag gegen das Kinn, aber Blaukinn, der offensichtlich wußte, wie man boxte, wich dem Schlag geschickt aus. Eine schwere Faust landete auf Stans Schläfe. Der Schmerz schoß ihm durch den Schädel und weckte etwas tief in seinem Inneren. Während Stan den Kopf schüttelte, um ihn zu klären, hatte er wieder einen seiner Blackouts.

Den lächelte zufrieden, als er den angeschlagenen Stan rückwärts taumeln sah.

»Jetzt ist dir das Lachen vergangen, Cop, oder?« sagte er mit triumphierender Stimme.

Dann sah er, wie der Polizist, dessen Augen jetzt anders aussahen, sich aufrichtete. Er nahm eine gekrümmte Haltung ein, ähnlich wie ein Krebs. Ein eigentümliches Lächeln spielte um seine Mundwinkel.

»Nicht mehr lachen?« sagte Stan. »Ich lach’ mich tot.«

»Das möchte ich sehen«, brüllte einer von den anderen und stürzte sich auf Stan, begierig darauf, seine Männlichkeit zu beweisen.

Stans Hand schoß vor. Zwei seiner Finger sanken bis zu den Knöcheln in dessen Augenhöhlen, stachen durch die Augäpfel ins Gehirn. Der Mann schrie, während ihm das Blut übers Gesicht strömte. Er taumelte geblendet über den Bürgersteig, um dann zu Boden zu gehen und auf der Seite liegenzubleiben. Stan holte aus und trat zu, trennte den Kopf vom Rumpf. Der Mann war bereits tot, als sein Schädel mit einem Knall auf dem Beton landete, der sich anhörte, als sei eine Kokosnuß aus großer Höhe auf die Straße geplumpst.

»Wollt ihr immer noch spielen?« fragte er die beiden anderen.

Sie starrten entsetzt und verblüfft auf ihren toten Kameraden.

»Mein Kumpel!« schrie Den wutentbrannt. »Du hast den armen Bastard getötet.«

Das Hirn des Toten sickerte aus den Augenhöhlen auf das Pflaster.

Stan trat vor Den und nahm seinen Kopf in die Hände. Dann drückte er kurz zu. Blaukinns Schädel implodierte und verwandelte sich in eine Masse von Knochenstücken und Zahnfragmenten. Er ging unter spastischen Zuckungen zu Boden. Es sah aus, als versuche er wieder auf die Füße zu kommen. Nach wenigen Sekunden rührte er sich nicht mehr.

Das dritte Mitglied des Trios kam zu dem weisen Entschluß, daß es an der Zeit war zu verschwinden. Er war zwar der kleinste der Drei, aber schnell. Die Geschwindigkeit, mit der seine beiden Kumpel zu Tode gekommen waren, hatte ihn entsetzt und ihm den Verstand geraubt. Er schrie zusammenhangloses Zeug, während seine Füße unrhythmisch auf das Pflaster traten.

Stan griff in die Tasche und zog seinen Revolver hervor, die Spezialwaffe, die man ihm zur Vernichtung von Teufeln und Dämonen ausgehändigt hatte.

Er zielte sehr sorgfältig auf den Rücken des davonlaufenden Mannes und schoß. Der Fliehende ging in Flammen auf. Er lief weiter, während sein Körper wie Wachs brannte. Er lief von Angst getrieben so schnell, daß seine Beine sich weigerten, seinen Tod anzuerkennen. Noch Sekunden nachdem seine Haut vom Fleisch, sein Fleisch von den Knochen gebrannt worden war, lief er weiter. Stan hörte, wie die Flammen aufflackerten, vom Wind angefacht, den der Fliehende selbst produzierte, und wie das geröstete Fleisch zischte und prasselte. Der Geruch verkohlten Gewebes stieg ihm in die Nase.

Er atmete tief ein und steckte den Revolver in das Holster zurück. Dann ging er, ohne einen weiteren Blick auf die Opfer zu werfen, wieder am Princess Louise vorbei in Richtung Hotel. Niemand war Zeuge seiner Tat gewesen. Er würde dafür nicht einmal zur Rechenschaft gezogen.

Während er die Southampton Street entlangging, erlangte Stan Gates sein Bewußtsein wieder. »Wa…«, rief er, »was ist passiert?«

Er kam sich vor, als hätte er sich körperlich angestrengt, wußte aber nicht, ob es stimmte. Er konnte sich nicht mehr an die letzte halbe Stunde erinnern, nur noch daran, daß er den Pub verlassen hatte und auf dem Weg zu seinem griechischen Stammlokal gewesen war. An sonst nichts.