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»Stigmata«, brüllte er. »Du solltest dich freuen, du elender Banause, daß du das Schicksal des Einen teilen kannst, dem du nachfolgst.«

Danny wäre am liebsten vor Angst und Schmerz in Ohnmacht gefallen, blieb jedoch an der Schwelle des Bewußtseins, während Manovitch fortfuhr, ihn zu verspotten und zu verhöhnen. Dann war der Vergewaltigungsversuch gekommen, bei dem Danny in einen tiefen Schacht des Entsetzens fiel, auf dessen Grund sich ein seliges Nichts befand. Als er das Bewußtsein wiedererlangte, stellte er fest, daß Ketten durch die Löcher in seinen Händen gezogen und er mit dem Gesicht zur Wand aufgehängt worden war.

»Mutter Gottes, hilf mir«, schrie er. Er starrte zu dem vergitterten Loch empor. »Ist dort draußen jemand? Helft mir!«

Aber niemand kam. In Hintergrund hörte er schwache Verkehrsgeräusche, die emsige Geschäftigkeit der Großstadt. Verdammt noch mal, wo war er? In einer verlassenen Ruine? In London gab es doch nichts, was nicht von Menschen besucht wurde! Jemand würde kommen und ihn befreien. Er lauschte angestrengt auf jedes Geräusch, hörte aber nur ein Scharren, das vermutlich von Ratten oder Mäusen herrührte.

Die Steine vor seinem Gesicht waren vor Alter und Fäulnis bröckelig. Breiiger Mörtel blieb an seiner Zunge kleben, als er versuchte, das Wasser von der Wand zu lecken. Seine Arme schmerzten, weil sie über seinem Kopf hingen, seine Beine waren eine einzige Schmerzquelle, da er den Boden nur mit den Zehen berühren konnte. Vermutlich würde er sehr schnell sterben, wenn man ihn nur lange genug so hängen ließ. Er wollte sofort sterben.

Während er weinend dort hing, Backenknochen und Nase gegen die Wand gepreßt, hörte er hinter sich eine Tür knarrend aufgehen.

»Hallo, noch hier?« fragte jemand hämisch.

Stan – oder besser Manovitch – war wieder zurück. Eine Welle des Entsetzens überschwemmte Danny. Würde er noch einmal versuchen, ihn zu vergewaltigen? Manovitch packte seine Knöchel und zog daran. Danny schrie vor Schmerzen.

»Ich würde dir zu gern die Schienbeine brechen«, murmelte Manovitch. »Aber das würde dich wahrscheinlich töten. Ich möchte, daß du lebst, wenn ich deinen Partner hier herunterbringe, um ihm deine jämmerlichen Überreste zu zeigen, diesen Haufen Knochen und Haare. Ich möchte ihn erschreckt Luft holen hören, wenn ihm bei deinem Anblick klar wird, daß ich das gleiche mit ihm machen werde, nur noch langsamer, weil ich es hinauszögere, während du elender Wicht Zeuge seiner Erniedrigung wirst.«

»Dave wird dich lebendig verbrennen«, schrie Danny in einem unbesonnenen Anfall von Tapferkeit.

Manovitch lachte. »Du dummes Geschöpf. Begreifst du nicht, daß ich euch beide in der Hand habe? Du bist mir förmlich in den Schoß gefallen. Peters hat sich irgendwohin aufs Land verdrückt, aber ich werde ihn bald haben. Möchtest du wissen, was ich mit ihm anstellen werde?« Manovitch beschrieb geduldig die sexuellen Foltern, mit denen er Dave Peters’ Körper und seinen Verstand malträtieren würde.

»Jesus wird dich dafür bestrafen«, schrie Danny. »Er wird dich zur Hölle schicken.«

Manovitch kreischte vor Lachen. »Ich war in der Hölle, Dannyboy, und bin auferstanden. Ich bin unbesiegbar. Ich bin Satans Favorit. Und was deinen Jesus angeht – der hat Angst vor mir. Er hat alles, was er hatte, aufgefahren, aber es hat nichts gebracht.«

»Falsch«, schrie Danny, der seine Ketten bewegte, um eine Schmerzwelle zu provozieren, die ihn anstacheln sollte. »Falsch. Falsch. Falsch. Du hast gegen Engel gekämpft, vielleicht sogar gegen Erzengel, aber wenn Jesus dich vernichten möchte, wird er dich wie eine Kerzenflamme ausblasen. Du bist nichts gegen ihn, nichts. Du bist weniger wert als der Dreck an seinen Sandalen. Du bist ein unbedeutendes Insekt im Vergleich zum Herrn, ein kranker, weinerlicher Wicht mit einer Seele, die zu nichts verfault, zu nichts.«

Manovitch brüllte und fuhr mit seiner Krallenhand über Dannys Rücken, riß ihm das Fleisch von den Knochen. Danny brüllte, höher und schriller als Manovitch.

Manovitch lachte. »Ich kann deine Lunge sehen. Ich sehe, wie sie gegen deinen Brustkorb stößt. Wenn die Wunde zu eitern beginnt, wirst du es bedauern, mich geärgert zu haben.«

Danny konnte vor Übelkeit kaum noch klar denken. Er wünschte, Manovitch würde ihn auf der Stelle töten. Sein Körper hing in Fetzen.

»Wie lange kann ich das noch aushalten?« Eine Frage, die eher ihm selbst als Manovitch galt.

»Oh, eine ganz Weile«, antwortete Manovitch. »Dafür werde ich sorgen. Du wirst immer kurz davorstehen, aber du wirst nicht sterben. Meinst du, ich möchte, daß du dich diesen schimmernden Typen auf den Schlachtfeldern von Armageddon anschließt? Du wirst noch früh genug dorthin gelangen, und selbst dann wirst du mir nicht entkommen. Ich werde dich finden. Ich werde deine Seele zerstören und sie auf ewig ins Vergessen schicken. Nun, wie hört sich das an?

Du siehst also, selbst das hier ist nicht das Ende. Du wirst mich wiedersehen, an der Spitze meiner Truppen. Dann wirst du Schmerzen erleiden, wie du sie noch nie gefühlt hast. Spiritueller Schmerz ist eine millionmal schlimmer als körperlicher oder mentaler Schmerz. Ich werde dafür sorgen, daß du vernichtet wirst. Darauf kannst du dich verlassen. Du und deine Art. Und Peters. Ihr werdet weniger sein als der Staub unter meinen Sandalen. Ist das nicht schön?«

Danny lauschte der Tirade mit sinkendem Mut. Daß er ab und zu leiden sollte, war unvermeidlich, doch als gläubiger Katholik hatte er gehofft, nach seinem Tod den Rest der Ewigkeit in himmlischem Frieden zu verbringen. Vielleicht war das hier das Fegefeuer, und er wurde durch Leid geläutert, bevor er in den Himmel kam. Das würde einen Sinn ergeben. Vielleicht war Manovitch ein schreckliches Werkzeug des Herrn, gesandt, die Seele von Danny Spitz zu läutern, bevor sie in den Himmel aufstieg.

»O bitte, ja«, murmelte Danny. »Vielleicht bin ich auf dem Weg zum Flughafen bei einem Autounfall gestorben. Oder im Flugzeug.«

Manovitch lachte. »Gestorben? Du bist nicht gestorben. Aber du wirst sterben, wenn ich dir genügend Schmerzen zugefügt habe. Keine Sorge.«

Auch dieser Spott konnte zur Läuterung gehören. Danny schöpfte wieder Hoffnung. Die Folterungen waren Vorbereitungen auf dem Weg zum Herrn. All die fleischlichen Sünden, die er auf Erden begangen, die schmutzigen Magazine, die er gelesen, die Frauen, die er in den Schmutz gezogen hatte, weil er nahm, was sie ihm anboten und ihnen dafür Geld gab: All diese schrecklichen Missetaten fielen jetzt wieder auf ihn zurück.

Dämonen würden kommen, um seinen Aufenthalt im Fegefeuer zu einer gräßlichen Erfahrung zu machen – einer Erfahrung, die seine Seele auf immer in einer Schatulle Gottes versiegeln würde. Sie würden ihre Worte sorgsam wählen. Worte, die ihn verwunden würden wie Manovitchs Krallen. Er mußte den Schmerz, den sie ihm zufügten, willkommen heißen, ihn mit Würde tragen wie ein Heiliger. Aber er durfte sich nicht als Heiligen betrachten. Er war ein unreiner Sünder, den Feuern der Hölle ausgesetzt, und er mußte demütig bleiben.

»Tu mir noch mehr weh«, flüsterte er. »Tu mir weh.«

Manovitch kam seiner Bitte nach. Und schon bald schrie Danny abermals um Gnade.

Als Manovitch aufhörte, weinte Danny. »Ich weiß, wer du bist«, sagte er unter Tränen. »Ich weiß, wer du bist, und ich werde es überstehen, rein und schön. Ich sorge mich nicht um diesen alten Körper. Ich werde bald eine neue Gestalt besitzen, schimmernd und unbefleckt.«

»Aber vielleicht nur für sehr kurze Zeit«, murmelte Manovitch. »Nur so lange, bis ich dich wiedergefunden habe.«

Nach einer Weile hörte Danny, wie sich die Tür knarrend schloß. Sein Körper erschlaffte. Er weinte noch sehr lange. Aber etwas Helles, Leuchtendes, war jetzt in seinem Kopf, das er auf keinen Fall loslassen wollte – ein Funken Hoffnung.

»Diese Dämonen«, sagte Danny, »denken, sie könnten mich hereinlegen, aber da irren sie sich. Ich weiß, daß ich tot bin. Das hier sind die Verliese, die Abgründe der Hölle. Hier versucht man dich zu zerbrechen, deinen Glauben an den Herrn zu zerstören. Sie werden mich nie dazu bringen, meinen Glauben zu leugnen. Hier muß es andere geben, die ähnliche Qualen erleiden. Ich spüre, daß ich tot bin. Ich weiß nicht, wie ich gestorben bin, aber ich bin tot, und bald schon werde ich es hinter mir haben und in eine neue Welt eingehen.«