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Gates hatte sich, während er sprach, in Daves Richtung gedreht. Plötzlich schoß seine Faust vor und traf Dave an der Schläfe. Dave wußte nicht, was er gesagt hatte, um den Sergeant derart aufzuregen. Gates hatte ihn ohne Grund geschlagen. Er fiel nach vorn und landete mit dem Kinn auf dem Armaturenbrett. Der Schlag hatte ihn betäubt. Er hob protestierend die Hand, verwirrt von dem Geschehen. War Gates verrückt geworden? Was zum Teufel war hier los?

Ein zweiter schwerer Schlag traf ihn. Dave verlor das Bewußtsein.

KAPITEL DREISSIG

Dave kam wieder zu sich, als er durch einen steinernen Gang getragen wurde. Er sah graue Steinwände, die wie ein Fluß an ihm vorüberglitten. Nach ein paar Minuten wurde ihm klar, daß es keine Wände, sondern der Fußboden war. Gates hatte ihn, wie er richtig vermutete, an Händen und Füßen gefesselt und ihn sich über die Schulter geworfen.

Außerdem war er naß, genau wie Gates.

»Wo bin ich?« stöhnte er.

»Im Tower – ist das nicht schön? Du wirst hier sterben. Kannst dich geehrt fühlen, Cop. Hier ließen Lords und Ladys ihr Leben. Sogar Könige und Königinnen. Mein guter Freund Stan Gates weiß alles darüber. Hier rollten früher Köpfe. Prinzen wurden erdrosselt. Königliche Hoheiten verspritzen ihre Innereien über das Gras draußen. Ich wette, das gefällt dir gut, hm? Sogar ausgezeichnet, nicht wahr? Dein rotes amerikanisches Blut wird die gleichen Steine besudeln wie das blaue Blut britischer Aristokraten. Da kommst du ins Grübeln, oder? Ein ganz gewöhnlicher Kerl wie du stirbt, wo sonst der Adel starb. Deine Mutter wäre stolz auf dich gewesen.«

»Was zum Teufel ist hier los?« murmelte Dave.

»Was hier los ist?« antwortete sein Kidnapper gutgelaunt.

»Dein alter Freund Manny ist los. Du erinnerst dich doch an mich, oder? Ich verrate dir, wie es weitergehen wird, Peters. Zuerst werde ich dich vergewaltigen, wie deinen Kumpel Lloyd. Ich erniedrige dich, demütige dich und lasse deinen stinkenden Geist schrumpfen. Dann wirst du sterben, sehr langsam und so schmerzhaft wie möglich. Und gerade wenn du glaubst, du hättest mich zum letzten Mal gesehen, treffen wir uns auf den Schlachtfeldern von Armageddon wieder, wo ich deine Seele vernichten werde. Wie gefällt dir das? Klingt gut, was?«

»Du kranker Bastard.« Dave spie aus.

Manovitch lachte. »Krank? Ich bin nicht krank, ich bin tot. Übrigens, Danny Spitz, ein alter Kumpel von uns beiden, hängt auch hier. Scheiße, du solltest stolz auf ihn sein. Er ist nicht leicht zu töten. Ich habe ihn ausgehungert, an den Händen aufgehängt, ihn gefoltert – aber der kleine Bastard lebt immer noch…« Manovitch gluckste. »Bringt dich ins Grübeln, nicht wahr. So ein dummer kleiner Bastard wie er? Wollen hoffen, daß du genausoviel Mumm in den Knochen hast.«

»O Gott, der arme Danny«, stöhnte Dave.

»Genau…«, spottete Manovitch, als sie die Zelle am Ende des Ganges betraten.

Plötzlich blieb Manovitch stehen. Dave spürte, daß etwas nicht stimmte. Manovitch ließ ihn auf den schmutzigen Boden fallen. Er landete auf dem Rücken. Dave rang nach Luft, während Manovitch zur gegenüberliegenden Wand rannte. Als er sich herumwälzte, sah er, wie Manovitch mit den Händen über die Wand fuhr. »Wo ist er? Wo ist der kleine Scheißer?«

Dave lachte hysterisch. »Er ist abgehauen, stimmt’s, du Idiot? Danny ist geflohen.«

»Er konnte nicht fliehen«, schrie Manovitch. »Ich habe ihn an den Löchern in seinen Händen aufgehängt. Ich habe den Bastard gekreuzigt. Er war hinüber, verfault – es war nichts mehr von ihm übrig. Er war nur noch Haut und Knochen. Der Kerl war so gut wie tot.«

Dave zuckte bei Manovitchs Beschreibung zusammen, aber er würde Manovitch nicht zeigen, was er fühlte. »Du kannst Menschen wie Danny nicht töten. Sein Glaube ist zu stark. Seine Überzeugungen schützen ihn. Und genau das hat gottlose Bastarde wie dich durch die Jahrhunderte hindurch stets besiegt.«

»Ich sage dir, er war fertig«, brüllte Manovitch wütend. »Ich habe ihn gebrochen. Ich habe ihn vernichtet.«

»Du bist ein verdammter Lügner, und das weißt du. Du kannst Danny in einer Million Jahren nicht zerbrechen. Ich wette, er hat gesungen?«

Danny summte oder sang immer, wenn er im Streß war, und Dave vermutet, daß er auch an diesem Ort gesungen hatte, um sich zu trösten.

»Er hat um Gnade gewinselt«, kreischte Manovitch, während er wild um sich schaute.

»Lügner!« schrie Dave.

Manovitch kam zu ihm und trat ihn mit voller Wucht in die Nieren. »Halt dein Maul!« Dann packte er Dave am Kragen und zerrte ihn den Gang hinunter. Dave rang nach Luft. »Ich werde für dich einen anderen Platz finden«, knurrte Manovitch. »Und dann suche ich deinen Kumpel. Vielleicht haben die Ratten ihn gefressen.«

Die harten Steine hinterließen bei Dave blaue Flecken. Doch er sah jetzt einen schwachen Hoffnungsschimmer. Danny hatte fliehen können. Aber wie? Und konnte man von ihm Hilfe erwarten?

Manovitch zerrte Dave weiter durch einen kurzen Tunnel, über den Toweranger, wo so viele ihren Kopf verloren hatten, und dann zum Fluß. Kurz vor dem Traitor’s Gates hörte Dave hinter sich jemanden schreien. Es gelang ihm, den Kopf zu drehen. Es war Petra und ein Mann, den er nicht kannte.

Manovitch ließ ihn los und fluchte laut. Dann schwang er sich empor und flog auf die Wand zu. Dave sah, wie Petra in die Hocke ging und zielte. Er hörte einen Schuß. Das Geschoß traf etwa zwei Meter von Manovitch entfernt auf die Mauer, die in Flammen aufging. Aber Manovitch hatte unverletzt entkommen können.

Petra lief mit blassem Gesicht auf Dave zu und ließ ihre Waffe fallen, um seine Fesseln zu lösen.

»Sind Sie verletzt?« fragte sie.

Sie schaffte es allein nicht, die engen Knoten zu lösen. Aber zusammen mit dem Towerführer gelang es ihr, ihn zu befreien. Der Mann ging fort, um Smith anzurufen, während Petra sich um Dave kümmerte.

»Sie haben ihn nicht erwischt«, sagte Dave niedergeschlagen.

»Ich habe ihn verfehlt«, bestätigte Petra. »Ich habe versucht…«

Etwas verwirrte Dave. »Manovitch hat zwei Pistolen – Stan Gates’ und meine. Weshalb benutzte er sie nicht?«

»Wahrscheinlich weiß er nicht, wie sie funktionieren. Gates weiß es, aber so wie es aussieht, kann Manovitch ihn nicht zwingen, seine Freunde zu töten.«

Dave stand auf und rieb sich die Handknöchel. »Er hat Stans Körper übernommen?«

Petra nickte. »Wie ich Petras Körper übernahm.«

Dave starrte sie an und fragte sich, was sie damit sagen wollte. »Was ist los? Wo ist Danny?«

»Ich weiß nicht.« Petra starrte die Mauer an, über die Manovitch entkommen war. »Diesmal hätten wir ihn erwischen sollen – ich wünschte, wir hätten ihn erwischt. Meine Zeit wird knapp.«

»Wir sind wieder da, wo wir angefangen haben«, sagte Dave bitter.

»Nicht ganz«, erwiderte Petra. »Manovitch hat Stan nicht vernichtet, als er in dessen Körper eindrang. Als er Xavier übernahm, hat er dessen Seele in Stücke gerissen und gegessen und sie damit auf ewig vernichtet. Aber Manovitch brauchte Stans Seele als Schild, um sich dahinter zu verstecken, wenn ich in der Nähe war. Ich konnte Manovitchs Gegenwart nicht spüren, solange er von Stans Seele umgeben war. Und er brauchte Stan, weil er sich hier auskennt. Er brauchte Stans Wissen.

Aber er ist mit Stan Gates’ Geist vernetzt und kann sich nicht mehr von ihm trennen. Er ist eine tote Seele, die mit einer lebendigen Seele verbunden ist. Manovitch besitzt zwar die Kontrolle, aber er kann sich nicht von Stan Gates lösen – er kann dessen Körper nicht verlassen und in einen anderen überwechseln, wie es bei Xavier der Fall gewesen war. Er sitzt in der Falle. Wenn wir Stan Gates finden, haben wir Manovitch gefunden. Und dann können wir ihn vernichten…«

»Aber um ihn zu vernichten, müssen wir Stan Gates töten«, sagte Dave.