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»Vor sechs«, verbesserte Danny, »und als wir seinen Hintern wärmten, war er ein gefallener Engel, ein Dämon, wenn Sie so wollen. Niemand kann einen Engel, geschweige denn einen Erzengel, fertigmachen, soviel steht fest. Also frage ich mich, was zum Teufel wir hier machen.«

»Darüber würde ich mich gern mit Ihnen unterhalten. Sie sind nicht hier, um den Erzengel… eh… fertigzumachen. Wir glauben, daß der Erzengel die Konferenz schützt, die unter seinen Schwingen vonstatten geht. Doch es befindet sich noch ein Element des Bösen hier in dieser Stadt, mit der Absicht, die Konferenz aufzulösen. Und hinsichtlich dieses Elements brauchen wir Ihre Hilfe.«

»Woher wissen Sie, daß es ein Erzengel ist?« fragte Dave. »Sehen Sie, ich habe die Lichtkuppel gesehen, weißes Licht; etwas Ähnliches habe ich schon einmal gesehen, also bin ich geneigt, zuzustimmen, daß es sich um eine himmlische Erscheinung handelt, aber wie kommen Sie darauf, daß es ein Erzengel ist?«

Lloyd Smith schaute ein wenig einfältig und schien auf Ausflüchte zu sinnen, als er, wie es aussah, seine Meinung änderte.

»Da gibt es, eh, eine Frau, die behauptet, in direktem Kontakt mit dem Erzengel zu stehen, in telepathischem Kontakt. Sie sagt, sie sei als Sprecher – Entschuldigung – Sprecherin gewählt worden. Draußen wartet eine Limousine, die uns zu ihr bringen wird. Wir haben sie im Bedford Arms Hotel in Holborn untergebracht. Näher können wir wegen des blendenden Lichts nicht an den Erzengel heran. Sind Sie zu müde, um sich jetzt mit ihr zu treffen? Ich hätte Verständnis dafür, wenn Sie erst einmal duschen und ein wenig schlafen wollten.«

»Verdammt, lassen Sie uns die Sache hinter uns bringen«, sagte Danny.

»Lieutenant Peters?« fragte Smith. Er sprach es wie Leftenant aus, was Dave einen Augenblick lang irritierte.

»Okay. Auf nach Hoe-bun.«

Lloyd Smith brachte sie zur Tür, eskortiert von Polizisten in Zivil, drehte sich jedoch im letzten Augenblick noch einmal um und fragte: »Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie keine Schußwaffen dabeihaben?«

»Sie kamen nicht durch die Kontrolle«, bestätigte Dave.

»Einige unserer Polizisten tragen jetzt Pistolen. Wenn Sie möchten, kann ich es einrichten, daß Sie Waffen bekommen. Ich weiß, daß Sie recht erfahren in der Handhabung solcher Dinger sind.«

Dave schüttelte den Kopf, sehr zu Dannys Verdruß, der sich mit einem Stück Eisen am Körper stets sicherer fühlte.

»Kein Bedarf«, sagte Dave. »Wir sind nicht auf Verbrecherjagd. Eine Pistole bietet keinen Schutz gegen Engel… oder Dämonen.«

»Nun, wir haben da eine recht ungewöhnliche Waffe«, sagte Lloyd Smith. »Ich werde Ihnen später davon berichten. Und London ist nicht mehr so sicher wie früher. Erst vorgestern verfehlte ein großer Betonbrocken den Kopf meiner Schwester um den Bruchteil eines Zentimeters, als sie in einen Wagen steigen wollte. Er kam aus einem Fenster der Royal Festival Hall.«

Auf dem Weg nach London fragte Dave Lloyd Smith, wieviel Schaden und Verlust an Menschenleben der Erzengel verursacht habe.

Lloyd Smith saß ihm gegenüber; die kleinen dunklen Augen hinter den Brillengläsern wirkten besorgt. In der kurzen Zeit seit ihrem Kennenlernen hatte Dave an Smith etwas festgestellt, was ihn beunruhigte. Er kannte ein paar Engländer – und Schotten, Waliser und Iren, denn San Francisco war eine kosmopolitische Stadt –, aber es war nicht Smith’ kulturbedingte Distanziertheit, die ihn störte. Es lag noch tiefer. Smith wappnete sich gegen etwas; er schien ständig auf der Hut zu sein – bereit, sich vor der Welt zu schützen –, und das beunruhigte Dave. Er kam zu dem Schluß, daß der Mann entweder kürzlich eine persönliche Tragödie durchgemacht hatte – oder daß er etwas Wichtiges vor ihnen zu verbergen suchte.

Dave und Danny wußten beide, falls möglich, gern alles über jeden, der mit ihnen zusammenarbeitete, also schickte Dave sich an, Smith’ Geheimnis zu ergründen.

»Das Auftauchen des Erzengels hat keine Todesopfer gefordert«, sagte Smith gerade, »aber der finanzielle Schaden ist enorm. Dieser Erzengel kommt direkt aus der Offenbarung des Johannes.«

Dave warf Lloyd einen fragenden Blick zu.

»Die Engel der Offenbarung«, fuhr dieser fort, »sind sehr destruktive Geschöpfe. Sie verwüsten ein Drittel der Welt – und die Sonne, den Mond und die Sterne. Wermut und Blut vergiften die Wasser; Feuer und Hagel, mit Blut vermischt, zerstören ein Drittel der Wälder und das Gras, die Flüsse und ein Drittel des Firmamentes. Recht harter Lesestoff.«

»Aber in diesem Fall ist niemand getötet worden.«

Smith schüttelte den Kopf. »Nein. In der Offenbarung werden die Gottlosen, glaube ich, von den Engeln niedergemetzelt, aber dieser Erzengel warnte die Menschen, unterbewußt, bevor er auf die Erde niederkam, und selbst die Gottlosen durften fliehen. Ich wohne – wohnte – in jenem Distrikt, der jetzt der Kern dieses Feuerballs ist. Ich wurde von einem – äh – nun, einem Gefühl, mehr nicht, aus dem Bett getrieben. Nur war es ein Gefühl, dem ich unmöglich widerstehen konnte. Also ging ich. So wie alle anderen. Erst als das Viertel menschenleer war, ging der Erzengel nieder. Ein paar Tiere starben – müssen gestorben sein –, aber sie haben ihren Instinkt; wahrscheinlich haben sie Signale von den fliehenden Menschen aufgefangen. Die meisten von ihnen konnten entkommen. Es war eine sehr seltsame Erfahrung.«

»Sie leben allein?« fragte Dave. Etwas in Smiths’ Ton hatte ihn darauf gebracht.

Die Augen des Älteren trübten sich ein wenig. »Ja – ich – eh, ja, allein.«

»Sie sind also nicht verheiratet?« hakte Danny nach, der keine Schwierigkeiten hatte, das Verhör aufzugreifen.

»Und Sie?« schnappte Smith zurück.

»Nein«, erwiderte Danny nervös. »Wir sind beide nicht verheiratet – bis jetzt.«

Smith nahm die Brille ab und säuberte sie mit einem Papiertaschentuch. »Tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«

»Ich glaube, Sie halten uns für ganz schön neugierig. Aber wir sind Cops, und wenn wir spüren, daß etwas nicht stimmt, kommen wir sofort zur Sache. Sie machen den Eindruck, als ginge Ihnen etwas im Kopf herum. Etwas, das Sie betrifft. Hat es etwas mit der Erfahrung zu tun, die Sie mit dem Erzengel gemacht haben? Also, falls Ihnen dazu etwas einfällt, spucken Sie’s aus. Wir müssen alles wissen.«

Smith lächelte traurig. »Sie sind sehr sensibel für einen…« Dann hielt er plötzlich inne. Dave beendete den Satz für ihn.

»… Cop.«

Der Erzdiakon lachte. »Ich hatte eigentlich ›für einen Amerikaner‹ sagen wollen, aber das ist noch beleidigender, oder? Sie müssen mir meine Vorurteile verzeihen – sie gehen nicht sehr tief, das versichere ich Ihnen. Ich habe sie auf meinen Reisen erworben. Nun, Sie haben recht. Da war jemand, dem ich sehr zugetan war. Wir lebten dreiundzwanzig Jahre lang zusammen. Jetzt bin ich allein.«

»Sie hat Sie verlassen?« fragte Dave.

Smith zögerte nur kurz, bevor er antwortete. »Sie verließ mich. Nicht lange danach starb sie an Krebs. Ich glaube, sie wollte mir den Schmerz ersparen, sie sterben zu sehen, also sagte sie, sie liebe mich nicht mehr und wolle gehen… « Tränen liefen ihm über die Wangen. Als Lloyd bewußt wurde, daß er seine Besucher in Verlegenheit brachte, versuchte er, unter Tränen zu lächeln. »Wenn ich sage, ich sei ihr sehr zugetan gewesen, so ist das eine Untertreibung. Wissen Sie, wir Briten benutzen die Untertreibung als Schutzschild, um jeden Gefühlsüberschwang abzuwehren. Wir sind nicht sehr gefühlvoll – nicht so wie Sie.«

»Nein«, sagte Danny. »Das sieht man.«

»Tatsächlich«, fuhr Lloyd fort, der begierig darauf zu sein schien, ein anderes Thema anzuschneiden, »habe ich Verbindungen in die USA. Mein jüngster Bruder wurde amerikanischer Staatsbürger, als er eine Frau aus Kalifornien heiratete. Sein Sohn, mein Neffe, arbeitet hier als Fotograf. Er nennt sich Holden Xavier. Können Sie sich das vorstellen? Es ist natürlich nicht sein richtiger Name, aber Smith macht sich auf einem Briefkopf nicht so gut.