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Alles, was er von diesem Punkt an hätte sagen können, hätte nur geradewegs in einen unausweichlichen Kampf geführt. Vereesa reagierte rasch, unterbrach Rhonin mit einem Wink und stellte sich zwischen Falstad und Molok. »Das hier ist völlig unsinnig. Die Horde ist noch nicht einmal restlos besiegt, und schon gehen wir uns gegenseitig an die Kehlen. Sollten Verbündete so handeln? Befehlt Euren Kriegern, ihn freizugeben, Falstad, und wir werden sehen, ob sich dies alles nicht mit Vernunft klären lässt.«

»Is' doch bloß ein Zauberer …«, murmelte der Anführer der Greifenreiter, unterwies Molok aber nichtsdestotrotz mit einem Kopfnicken, Rhonin loszulassen.

Mit leichtem Widerstreben kam der Zwerg der Aufforderung nach. Danach strich Rhonin mit reservierten Gesichtsausdruck seinen Mantel glatt und ordnete die Haare. Vereesa betete, dass er weiterhin so gelassen bleiben würde.

»Was ist hier vorgefallen?«, wollte sie von ihm wissen.

»Ich kam mit einem einfachen Ansinnen zu ihnen, das war alles. Dass sie so antworten würden, wie geschehen, beweist nur ihre barbarische …«

»Er wollte, dass wir ihn nach Khaz Modan fliegen!«, schnappte Molok.

»Die Greifenreiter?« Vereesa konnte nicht anders, als Rhonins Unverfrorenheit, wenn nicht gar Tollkühnheit bewundern. Denn nichts anderes wäre es gewesen auf dem Rücken eines dieser Ungeheuer über das Meer zu fliegen – und nicht einmal als Lenker, sondern als jemand, der sich an einem Zwerg, statt an den Zügeln, festhalten musste!

Seine Mission musste Rhonin eindeutig mehr bedeuten, als er bisher zu erkennen gegeben hatte, sonst hätte er nicht versucht, Molok und die anderen zu einem solchen Unterfangen zu überreden. Kein Wunder, dass sie ihn für vollkommen irre hielten.

»Ich dachte, sie seien dazu in der Lage und kühn genug, es zu wagen … aber offensichtlich war das ein Irrtum.«

Das konnte Falstad nicht auf sich sitzen lassen. »Wenn in Euren Worten auch nur eine Andeutung liegen sollte, die darauf anspielt, wir seien Feiglinge, Mensch, dann übernehme ich persönlich, wovon ich Molok gerade abgehalten habe! Es gibt kein Volk, das tapferer, und keine Krieger, die stärker sind, als wir Zwerge der Aerie Peaks! Wir haben keine Angst vor den Orks oder den Drachen von Grim Batol; wir wollen nur nicht länger als irgend nötig die Anwesenheit von Euresgleichen ertragen

Vereesa erwartete zornige Widerrede von ihrem Schützling, doch Rhonin kniff nur die Lippen zusammen, als hätte er diese Antwort Falstads erwartet. Wenn die Waldläuferin über ihre eigenen Überlegungen und Bemerkungen hinsichtlich Zauberern Revue passieren ließ, wurde ihr klar, dass Rhonin den größten Teil seines Lebens mit derartigen Anfeindungen fertig werden musste.

»Ich befinde mich auf einer Mission für Lordaeron«, erwiderte der Magier. »Das ist alles, was zählen sollte … aber das scheint nicht der Fall zu sein.« Er kehrte den Zwergen den Rücken zu und stapfte davon.

Aufgrund ihrer Mutmaßungen, Rhonins vermeintliche Spionagemission betreffend, fasste Vereesa, das Schwert noch immer fest in der Hand, einen raschen, nahezu verzweifelten Entschluss. »Wartet, Magier!«

Er hielt inne, offenbar überrascht von ihrem plötzlichen Ausbruch. Die Waldläuferin sprach jedoch nicht zu ihm, sondern richtete ihre Worte erneut an den Anführer der Greifenreiter. »Falstad, gibt es denn gar keine Hoffnung, dass Ihr uns so nah wie möglich an Grim Batol heranbringt? Ohne Euch, haben Rhonin und ich endgültig versagt!«

Das Mienenspiel des Zwerges zeigte Verwirrung. »Ich dachte, der Zauberer reist allein …«

Sie schenkte ihm einen um Verständnis bettelnden Blick, in der Hoffnung, dass Rhonin, der sie wachsam beäugte, dies nicht missverstehen würde. »Und wie wären wohl seine Aussichten, wenn er zum ersten Mal einer mächtigen Ork-Axt begegnete? Er könnte vielleicht ein oder zwei dieser Monster mit seinen Zaubersprüchen besiegen, aber sobald die nächsten ihn erreichen würden, wäre er ohne einen guten Schwertarm verloren.«

Falstad sah, wie sie ihre Waffe schwang, und der Ausdruck von Verwirrung schwand. »Aye, und es ist ein guter Arm – mit oder ohne Schwert!« Der Zwerg schaute erst Rhonin an, dann seine Männer. Er zupfte an seinem langen Bart, und sein Blick kehrte zu Vereesa zurück. »Für ihn würde ich dies kaum in Erwägung ziehen, aber für Euch – und für die Allianz von Lordaeron natürlich – bin ich dazu mehr als bereit … Molok!«

»Falstad. Das kann nicht dein Ernst sein …«

Der Anführer der Zwerge schlenderte an die Seite seines Freundes und legte einen Arm kameradschaftlich um den bestürzten Molok. »Es geht um den Ausgang des Krieges, Bruder! Denk nur, womit du dich wirst brüsten können. Vielleicht Können wir sogar den einen oder anderen Drachen auf dem Weg erschlagen und unseren glorreichen Taten hinzufügen, hm?«

Nicht wirklich besänftigt, nickte Molok schließlich und murmelte: »Und ich nehme an, dass die Lady mit dir fliegen wird?«

»Da die Elfen unsere ältesten Verbündeten sind und ich der Anführer der Staffel, aye! Mein Rang fordert es, nicht wahr, Bruder?«

Diesmal nickte Molok nur stumm. Doch seine finstere Miene sagte alles.

»Wunderbar«, rief Falstad. Er wandte sich erneut an Vereesa. »Und wieder einmal nahen die Zwerge der Aerie Peaks als Retter in höchster Not! Das schreit nach einem Umtrunk – noch einem Krug Ale … oder nach zweien, hm?«

Die Mienen der anderen Zwerge, sogar Moloks, erhellten sich bei dieser Ankündigung. Die Waldläuferin sah, dass Rhonin es vorgezogen hätte, sich an dieser Stelle zu verabschieden, doch er unterließ es. Vereesa hatte ihm seinen Transport zur Küste von Khaz Modan, vielleicht sogar bis in die Nähe von Grim Batol, verschafft – insofern geziemte es sich nur für ihn, allen Beteiligten seine Dankbarkeit zu zeigen. Natürlich wären auch Falstad und seine Kameraden froh gewesen, von Rhonins Gegenwart erlöst zu werden, aber Vereesa war im Stillen dankbar, dass er sie nicht allein der Gesellschaft der Greifenreiter überließ.

»Wir schließen uns Euch mit Freude an«, erwiderte sie. »Ist es nicht so, Rhonin?«

»Auf jeden Fall.« Die Begeisterung in seinen Worten ähnelte der eines Mannes, der gerade etwas Übelriechendes an seinem Schuh entdeckt hat.

»Hervorragend!« Falstad würdigte den Zauberer nicht einmal eines Blickes. Zu Vereesa sagte er: »Der Seekeiler steht noch und, und der Wirt ist uns ziemlich dankbar für unsere guten Dienste der Vergangenheit. Es sollte gelingen, noch ein paar weitere Fässer Ale zu schnorren … Kommt!«

Er hätte sicher darauf bestanden, sie persönlich zu begleiten, doch die Waldläuferin brachte sich geschickt aus seiner Reichweite. Falstad schien diese Kränkung nicht zu bemerken und war im Moment wohl eher an Ale, als an Elfen interessiert. Seine Männer zu sich winkend, führte er sie in Richtung ihrer Lieblingsschenke.

Rhonin schloss sich ihr an, doch als sie Anstalten machte, den Zwergen zu folgen, nahm er sie unvermittelt zur Seite; seine Miene war finster.

»Was habt Ihr Euch dabei gedacht?«, zischte der Magier mit dem feuerroten Haar. »Nur ich gehe nach Khaz Modan!«

»Ihr hättet niemals Aussichten gehabt, dort hin zu gelangen, wenn ich nicht eingeflochten hätte, das ich Euch begleite. Ihr habt gesehen, wie sich die Zwerge davor verhielten …«

»Ihr wisst nicht, auf was Ihr Euch da einlasst, Vereesa!«

Sie brachte ihr Gesicht bis auf wenige Zentimeter an das seine heran. »Und was wäre das wohl? Mehr als eine einfache Erkundung von Grim Batol? Ihr plant etwas – oder nicht?«

Rhonin schien fast bereit, ihr darauf zu antworten, doch in diesem Moment rief jemand nach ihnen. Sie schauten beide hinter sich und sahen Duncan Senturus auf sie zukommen.