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Die beiden Zauberer tauchten auf und gingen auf eines der Tore zu. Ihre Köpfe waren einander zugewandt, als wären sie in eine wichtige, aber sehr private Unterhaltung vertieft.

Der Drache berührte die teure Glasscheibe des Fensters mit seinem Zeigefinger und malte zwei Kreise darauf, Kreise, die tiefrot glühten. Er murmelte ein einziges Wort.

Das Glas in einem der Kreise bewegte und verzog sich. Es begann das Bild eines Mundes zu formen.

»… überhaupt nichts! Er hat keine Macht, Modera! Ich konnte nichts bei ihm spüren!«

In dem anderen Kreis formte sich ein zarter ausgebildeter Mund. »Vielleicht habt Ihr euch noch nicht genug erholt, Drenden. Immerhin, nach dem Schock, den Ihr erlitten habt …«

»Den habe ich überwunden. Es ist weitaus mehr nötig, um mich umzubringen! Außerdem weiß ich, dass Ihr ihn auch überprüft habt. Habt Ihr etwas gespürt?«

Der weibliche Mund verzog sich. »Nein … was bedeutet, dass er sehr mächtig ist – vielleicht sogar so stark wie Medivh.«

»Er muss einen sehr wirkungsvollen Talisman benutzen. Niemand hat soviel Kraft, nicht einmal Krasus!«

Moderas' Ton änderte sich. »Wissen wir wirklich, wie machtvoll Krasus ist? Er ist älter als wir alle. Das hatte sicherlich etwas zu bedeuten.«

»Es bedeutet, er ist vorsichtig … aber er ist der Beste in unseren Reihen, auch wenn er nicht Oberhaupt des Rates ist.«

»Er hatte die Möglichkeit, es zu werden – mehr als einmal.«

Deathwing lehnte sich vor. Seine Neugier wurde immer stärker.

»Was hat er eigentlich vor? Warum tut er so geheimnisvoll?«

»Er sagt, er wolle mehr über Prestors Vergangenheit herausfinden, aber ich denke, da steckt noch mehr dahinter. Es ist typisch Krasus.«

»Nun, ich hoffe, er findet bald etwas heraus, denn diese Situation ist … was ist?«

»Ich spüre ein Kitzeln im Nacken. Und ich frage mich, ob …«

Oben im Palast bewegte der Drache schnell seine Hand über die beiden Glasmünder. Die Platte glättete sich sofort, und die Münder verschwanden spurlos. Deathwing trat vom Fenster zurück.

Die Frau hatte seinen Zauber gespürt, aber sie würde nicht in der Lage sein, ihn auf ihn zurückzuführen. Er hatte keine Angst vor ihnen, auch wenn sie für Menschen erstaunlich begabt waren. Aber Deathwing hatte momentan auch kein Verlangen, sich mit den beiden auseinander zu setzen. Ein neues Element war ins Spiel gekommen, eines, das den Drachen zum ersten Mal ein wenig nachdenklich stimmte.

Er drehte sich zu Terenas um. Der König stand noch so wie Deathwing ihn hatte stehen lassen, mit geöffnetem Mund und ausgestreckter Hand.

Der Drachen schnipste mit den Fingern.

»… und das lasse ich mir nicht bieten! Am liebsten würde ich alle diplomatischen Beziehungen mit ihnen sofort beenden. Wer herrscht in Lordaeron? Nicht die Kirin Tor, was auch immer sie sich denken mögen!«

»Ja, das wäre wahrscheinlich ein weiser Entschluss, Eure Majestät, aber wartet noch ein Weilchen. Lasst sie ihren Protest einreichen, dann verschließt ihnen alle Türen. Ich bin sicher, die anderen Könige werden Eurem Beispiel folgen.«

Terenas lächelte ihn müde an. »Ihr seid ein sehr geduldiger junger Mann, Prestor! Ich brülle hier herum, und Ihr akzeptiert es einfach. Aber wir sollten die Hochzeit besprechen! Es stimmt, bis dahin werden noch zwei Jahre vergehen, doch die Übergabe der Braut muss im Detail geplant werden.« Er zuckte die Schultern. »So ist es am Königshof nun einmal.«

Deathwing verbeugte sich leicht. »Das verstehe ich vollkommen, Euer Majestät.«

Der König von Lordaeron begann, seinen zukünftigen Schwiegersohn zu informieren, welche Aufgaben er in den nächsten Monaten bei Hofe übernehmen sollte. Außer der Regentschaftsübernahme in Alterac, die nun anstand, sollte der junge Prestor bei jedem offiziellen Anlass anwesend sein, um die Bande zwischen ihm und Calia vor den Augen des Volkes und der anderen Monarchen stärken. Die Welt sollte sehen, dass diese Hochzeit der Anfang einer neuen Blüte des Bündnisses war.

»Und wenn wir erst einmal Khaz Modan und Grim Batol aus den Händen dieser höllischen Orks befreit haben, können wir die zeremonielle Rückgabe der Länder an die Hügel-Zwerge planen. Eine Zeremonie, die du leiten wirst, mein lieber Junge, denn du bist womöglich einer der wenigen, die dazu beigetragen haben, dass das Bündnis lange genug halten konnte, um den Sieg davonzutragen …«

Deathwings Aufmerksamkeit ließ nach, und er hörte immer weniger Terenas' Geschwätz zu. Er wusste, was der alte Mann ihm zu sagen hatte, denn er hatte ihm all dies ja in den Kopf gesetzt. Lord Prestor, der Held, würde seine Belohnungen empfangen und langsam und methodisch damit beginnen, die niederen Rassen auszumerzen.

Was den Drachen im Moment mehr interessierte, war das Gespräch der beiden Zauberer, besonders ihre Bemerkung über diesen einen Kirin Tor, Krasus. Deathwings Interesse an ihm war geweckt. Er wusste, dass es frühere Versuche gegeben hatte, die Magie die sein Schloss schützte, zu überwinden, und dass einer dieser Versuche den Endlosen Hunger ausgelöst hatte, eine der ältesten und gründlichsten Fallen, die je ein Magier zum Einsatz gebracht hatte. Aber der Drache wusste auch, dass der Hunger in seiner Wirkung versagt hatte.

Krasus … War dies der Name des Zauberers, dem es gelungen war, einen Zauber so alt und mächtig wie Deathwing selbst zu umgehen?

Ich werde mehr über dich herausfinden müssen, dachte der Drache, während er geistesabwesend zu Terenas Geschwätz nickte. Ja, ich werde mehr über dich in Erfahrung bringen, viel, viel mehr

14

Krasus schlief so tief, wie er selbst als Neugeborener nie geschlafen hatte. Er schlief einen Schlaf, der irgendwo zwischen Träumen und etwas anderem angesiedelt war, diesen ewigen Schlummer, aus dem selbst der mächtigste Eroberer nicht mehr erwachen konnte. Er schlief in dem Wissen, dass er mit jeder vergehenden Stunde dem süßen, ewigen Vergessen näher kam.

Und während er schlief, träumte der Drachenmagier.

Die ersten Visionen waren verschwommene, einfache Bilder aus dem Unterbewusstsein des Schlafenden. Allerdings folgten ihnen schon bald klarere und wesentlich heftigere Erscheinungen. Geflügelte Wesen, manche wie Drachen aussehend, andere völlig fremd, flogen umher und schienen in Panik auseinander zu gehen. Ein schwarz gekleideter Mann verspottete ihn aus einiger Entfernung. Ein Kind lief über einen sonnendurchfluteten Hügel … ein Kind, das sich plötzlich in etwas gekrümmtes, untotes Böses verwandelte.

Selbst in den Tiefen seines Schlummers beunruhigten die Bilder den Zauberer, und er drehte sich nervös. Als er das tat, stürzte er noch tiefer herab und betrat ein Reich aus reiner Dunkelheit, die ihn gleichzeitig erstickte und beruhigte.

Und in diesem Reich sprach eine leise, aber befehlende Stimme zu dem verzweifelten Drachenmagier.

Du würdest alles für sie geben, nicht wahr, Korialstrasz?

In seinem Sanktuarium bewegten sich Krasus' Lippen, als er antwortete: Ich würde mich selbst opfern, um sie zu befreien.

Armer loyaler Korialstrasz … Eine Gestalt erschien in der Dunkelheit, ein Umriss, der mit jedem Atemzug des schlafenden Wesens erbebte. In seinen Träumen trieb Krasus dahin und versuchte nach dem Umriss zu greifen, aber dieser verschwand unter seinen zugreifenden Fingern.

In seiner Vorstellung war es Alexstrasza gewesen.

Du gleitest schneller und schneller der letzten Ruhe entgegen, Mutiger. Möchtest du mich um etwas bitten, bevor das geschieht?

Wieder bewegten sich seine Lippen. Nur um deine Hilfe für sie