Выбрать главу

Sie hob eine Hand und brachte ihn zum Schweigen. Ich werde über deine Worte nachdenken. Nicht mehr und nicht weniger, für den Anfang jedenfalls.

Und … und wenn du zu dem Schluss kommst, dass du mir zustimmst?

Dann werde ich versuchen Malygos und Nozdormu von deinem Vorhaben zu überzeugen … aber selbst dann kann ich nichts in ihrem Namen versprechen.

Das war mehr als Krasus bei Beginn der Unterhaltung gehabt hatte, sogar mehr, als er zu diesem Zeitpunkt erhofft hatte. Vielleicht würde nichts daraus werden, aber so konnte er wenigstens voller Hoffnung in die Schlacht ziehen.

Ich … ich danke dir.

Ich habe noch nichts für dich getan … habe nur deine Träume am Leben erhalten. Das kurze Lächeln, das über Yseras Lippen glitt, wirkte bedauernd.

Er wollte ihr erneut danken, doch Ysera schien plötzlich von ihm weg zu schweben. Krasus griff nach ihr, aber als er einen Schritt vortrat, schwebte sie nur schneller davon.

Dann begriff er, dass die Herrin der Träume sich nicht bewegt hatte – sondern er.

Schlaf wohl und gut, armer Korialstrasz, sagte ihre Stimme. Die schmale bleiche Gestalt waberte und löste sich auf. Schlaf wohl, denn in der Schlacht, die du suchst, wirst du all deine Kraft und noch mehr benötigen!

Er versuchte zu sprechen, aber selbst seine Traumstimme versagte. Dunkelheit fiel über den Drachenmagier, die wohltuende Dunkelheit des Schlafs.

Und unterschätze die nicht, die du für bloße Handlanger hältst … Die Bergfestung der Orks war nicht nur wesentlich größer als Rhonin vermutet hatte, sie war auch wesentlich verworrener. Tunnel, von denen er zunächst annahm, sie würden ihn seinem Ziel näher bringen, knickten in andere Richtungen ab und führten oft sogar bergauf anstatt bergab. Einige endeten, ohne dass es einen Grund dafür zu geben schien. Einer dieser Tunnel zwang ihn dazu, den Weg fast eine Stunde lang zurück zu gehen, was ihn nicht nur wertvolle Zeit, sondern auch dringend benötigte und bereits schwindende Kraft kostete.

Hinzu kam, dass Deathwing während der ganzen Zeit kein einziges Mal gesprochen hatte. Obwohl Rhonin dem schwarzen Drachen nicht traute, wusste er doch, dass Deathwing ihn zu dem gefangenen Leviathan geführt hätte.

Was mochte die Aufmerksamkeit des Dunklen von ihm abgelenkt haben?

In einem unbeleuchteten Gang setzte sich der erschöpfte Magier schließlich auf den Boden, um auszuruhen. Er trug einen Wasserschlauch bei sich, den ihm die glücklosen Goblins gegeben hatten, und daraus trank Rhonin jetzt ein paar Schlucke. Danach lehnte er sich zurück und hoffte, dass einige Minuten der Entspannung ihm dabei helfen würden, seine Gedanken zu ordnen und die vor ihm liegenden Gänge mit neuen Kräften zu durchqueren.

Konnte er sich wirklich vorstellen, die Drachenkönigin zu befreien? Die Selbstzweifel hatten sich während der Reise durch den Berg beständig gesteigert. War er nur hierher gekommen, um glorreich zugrunde zu gehen? Sein Tod würde diejenigen, die bereits vor ihm gestorben waren, nicht zurück bringen, und sie alle hatten selbst entschieden, ihn zu begleiten.

Aber warum hatte er selbst sich zu so einer irrsinnigen Mission hinreißen lassen? Wenn er zurückdachte, konnte sich Rhonin gut an das erste Mal erinnern, als das Thema aufkam. Nach dem katastrophalen Ausgang, der seiner letzten Mission beschieden war, hatte man ihm verboten, an den Aktivitäten der Kirin Tor teilzunehmen und so verbrachte der junge Magier seine Tage damit, zu viel nachzugrübeln, zu wenig zu essen und niemanden zu Gesicht zu bekommen. Die Bedingungen seiner Bewährung erlaubten es niemandem, ihn zu besuchen, was seine Überraschung noch gesteigert hatte, als Krasus plötzlich vor ihm materialisiert war und seine Unterstützung angeboten hatte, sollte Rhonin bestrebt sein, in den Kreis der Zauberer zurückzukehren.

Rhonin hatte stets geglaubt, keines anderen Beistand zu benötigen, aber Krasus hatte ihn eines Besseren belehrt. Der Meistermagier hatte mit seinem jungen Kollegen lange über dessen verzweifelte Situation geredet, bis Rhonin ihn offen um Hilfe bat. Irgendwie waren sie auf Drachen zu sprechen gekommen und auf das Schicksal Alexstraszas, der roten Drachenkönigin, die von den Orks gefangen gehalten wurde und wilde Bestien zum Ruhm der Horde ausbrüten musste. Obwohl die Hauptstreitmacht der Orks längst vernichtet war, würden die Orks, so lange Alexstrasza noch ihre Gefangene war, in Khaz Modan weiter gegen die Allianz anrennen und dabei zahllose Unschuldige töten.

An diesem Punkt war Rhonin zum ersten Mal die Idee gekommen, den Drachen zu befreien. Es war eine so irrsinnige Idee, dass Rhonin geglaubt hatte, niemand außer ihm könne darauf gekommen sein. Damals war sie ihm dennoch sinnvoll erschienen: Beweisen wollte er sich oder bei einer Mission sterben, über die man bis in alle Ewigkeit unter seinen Brüdern sprechen würde!

Krasus war immens beeindruckt gewesen. Der ältere Magier hatte sehr viel Zeit mit ihm verbracht, erinnerte sich Rhonin, hatte die Details mit ihm ausgearbeitet und den rothaarigen Zauberer wieder und wieder ermuntert. Rhonin musste sich selbst gegenüber im nachhinein sogar einräumen, dass er die Idee, ohne den beständigen Zuspruch seines Mentors, wahrscheinlich wieder fallen gelassen hätte. In gewisser Weise schien die Mission sogar eher die von Krasus, als seine eigene geworden zu sein. Aber was konnte der Gesichtslose für einen Nutzen daraus ziehen, wenn er seinen Schüler in solche Gefahr schickte? Wenn Rhonin siegte, würde ein wenig Ruhm vielleicht dem zufallen, der als Erster an ihn geglaubt hatte, aber wenn er verlor … Was hatte Krasus zu seiner Unterstützung bewogen?

Rhonin schüttelte den Kopf. Wenn er sich solche Fragen weiter stellte, würde er irgendwann glauben, dass sein Mentor die treibende Kraft hinter dieser Mission gewesen war, dass er seinen Einfluss genutzt hatte, um den jüngeren Zauber dazu zu bringen, die Reise in dieses feindliche Land anzutreten.

Lächerlich …

Ein plötzliches Geräusch ließ Rhonin fast aufspringen, und er begriff, dass er über seinem Gedankengang eingeschlafen war. Der Zauberer presste sich gegen die Wand und wartete auf die Gestalt, die durch den dunklen Gang schlich. Die Orks mussten doch wissen, dass der Tunnel einfach endete. Waren sie hier, weil sie nach ihm suchten?

Dann verebbten die Geräusche, eine fast geflüsterte Unterhaltung, langsam wieder. Der Zauberer begriff, dass er der komplizierten Akustik des Höhlensystems zum Opfer gefallen war. Die Orks, die er gehört hatte, bewegten sich vermutlich auf einer ganz anderen Ebene.

Konnte er den Geräuschen vielleicht folgen? Mit wachsender Hoffnung ging Rhonin vorsichtig in die Richtung, aus der die Unterhaltung gehört zu haben glaubte. Selbst wenn sie nicht genau von dort gekommen war, würde ihn zumindest das Echo schließlich dorthin leiten, wohin er wollte.

Rhonin konnte nicht sagen, wie lange er geschlafen hatte, aber als er weiterging, nahm die Lautstärke der Geräusche stetig zu, so als wäre Grim Batol gerade erwacht. Die Orks schienen in plötzliche Aktivität verfallen zu sein, was den Magier vor ein Problem stellte, denn plötzlich drangen zu viele Geräusche aus zu vielen Richtungen zu ihm vor. Rhonin wollte nicht versehentlich in den Übungsraum für Krieger treten oder gar in ihren Speisesaal. Er wollte nur die Kammer finden, in der die Drachenkönigin gefangen gehalten wurde.

Dann übertönte jäh ein drachenhaftes, hohes Brüllen die Geräusche, das abrupt wieder abbrach. Rhonin hatte solche Schreie bereits gehört, jedoch nicht über sie nachgedacht. Jetzt schalt er sich einen Narren; würde man nicht alle Drachen im gleichen Bereich der Anlage unterbringen? Im schlimmsten Fall würde er in die Nähe irgendeiner Bestie geraten, wenn er den Schreien folgte und dann konnte er vielleicht den Weg zur Kammer der Königin von dort aus finden.

Eine Zeitlang bewegte er sich ohne große Probleme durch die Tunnel. Die meisten Orks schienen weit weg zu sein und an ein und dem selben Projekt zu arbeiten. Kurz fragte sich der Zauberer, ob sie sich vielleicht auf eine große Schlacht vorbereiteten. Sicherlich bedrängte die Allianz die Ork-Streitkräfte im Norden von Khaz Modan. Grim Batol musste die Brüder dort oben unterstützen, damit die Horde überhaupt noch eine Chance hatte, die Menschen und ihre Verbündeten zurückzuwerfen.