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In diesem Moment strahlte der Edelstein auf dem Medaillon so hell auf, dass die ganze Umgebung um den Vorsprung herum beleuchtet wurde.

»Macht das aus!«, zischte Falstad.

Die Waldläuferin versuchte es, doch es war bereits zu spät. Nicht nur der Drache drehte sich ihnen jäh wieder zu, dieses Mal reagierte auch der Ork entsprechend. Fackel und Schwert ausstreckend, kam er auf ihr Versteck zu. Der rote Gigant schlich hinter ihm her und wartete auf Befehle.

Nimm das Medaillon von deinem Hals, befahl Krasus. Mach dich bereit, es gegen den Drachen zu schleudern.

»Aber …«

Tu es.

Vereesa gehorchte. Sie nahm den Talisman in ihre Hand. Falstad warf seiner Begleiterin einen Blick zu, sagte aber nichts.

Der Ork kam näher. Schon er alleine stellte eine beträchtliche Herausforderung dar, doch mit dem Drachen an seiner Seite, war es für die Waldläuferin und ihren Gefährten fast aussichtslos.

Sag dem Zwerg, er soll sich zeigen.

»Er will, dass du da raus gehst, Falstad«, flüsterte sie, obwohl sie nicht wusste, ob es ratsam war, diesen Unsinn an den Zwerg weiterzugeben.

»Wünscht er, dass ich ins Maul des Drachen klettere, oder soll ich mich einfach nur vor dem Ungeheuer hinlegen und es an mir knabbern lassen – je nachdem, wonach es ihm mehr gelüstet?«

Wir haben wenig Zeit.

Sie wiederholte die Worte des Zauberers. Falstad blinzelte, holte tief Luft und nickte dann. Den Sturmhammer umfasst, schlüpfte er an Vereesa vorbei und verließ den Schutz der Felsen.

Der Drache brüllte. Der Ork grunzte, sein mit Stosszähnen bewaffneter Mund verzog sich zu einem erwartungsvollen Grinsen.

»Zwerg!«, grollte er. »Gut! Mir wurde schon langweilig hier draußen! Wirst mir schön die Zeit vertreiben, bevor ich dich an Zarasz hier verfüttere. Er hat ziemlichen Appetit!«

»Du und die Deinen werden mir schön die Zeit vertreiben, Schweinegesicht! Mir ist ein wenig kühl geworden! Deinen tumben Schädel einzuschlagen, wird meine Knochen wieder erwärmen!«

Ork und Bestie kamen näher.

Wirf den Talisman gegen den Drachen. Pass auf, dass er auf seinem Maul landet!

Der Befehl klang so absurd, dass Vereesa daran zweifelte, recht gehört zu haben. Dann fiel ihr ein, dass Krasus vielleicht durch das Medaillon einen Zauberspruch weben konnte, der die wilde Bestie außer Gefecht setzen würde.

Wirf es jetzt, bevor dein Freund sein Leben verliert!

Falstad! Die Waldläuferin sprang hoch – und überraschte beide Wächter mit ihrem Erscheinen.

Sie warf dem Ork einen schnellen Blick zu – und schleuderte dann den Talisman mit großer Zielgenauigkeit gegen das Maul des Drachen.

Dieser streckte sich – ebenfalls mit großer Zielgenauigkeit – vor und fing das Medaillon mit den Zähnen auf.

Vereesa fluchte. So hatte sich Krasus das gewiss nicht vorgestellt.

Wie auch immer, im folgenden geschah etwas überaus Erstaunliches. Etwas, das alle drei Krieger innehalten ließ. Anstatt das Medaillon zu verschlingen oder wegzuwerfen, stand das Untier nur da, den Kopf leicht zur Seite geneigt. In seinem Maul leuchtete eine rote Aura auf, doch sie schien den Leviathan nicht zu stören.

Zu jedermanns Verblüffung setzte sich der riesige Drache nieder.

Der Ork war sichtlich verärgert und schrie einen Befehl.

Der Drache schien ihn jedoch nicht zu hören, es sah vielmehr so aus, als lausche er einer weit entfernten Stimme.

»Dein Hund hat ein Spielzeug gefunden«, spottete Falstad.

»Sieht ganz danach aus, als müsstest du zur Abwechslung auch mal selbst die Kastanien aus dem Feuer holen!«

Als Antwort stieß der Krieger seine Fackel nach vorn und hätte fast Falstads Bart in Brand gesetzt. Fluchend schwang Falstad seinen Sturmhammer gegen den ausgestreckten Arm des Orks, doch der wütende Hieb ging fehl. Dies wiederum ermöglichte es dem Wächter, mit dem Schwert zu kontern.

Vereesa stand unentschlossen da. Sie wollte Falstad helfen, wusste aber nicht, ob der Drache nicht jeden Moment aus seiner unerklärlichen Schläfrigkeit erwachen und seinem Ork-Herrn beistehen würde. Wenn das passieren sollte, musste jemand da sein, um sich der Bestie entgegen zu stellen.

Der Zwerg und sein Gegner tauschten Hiebe aus, wobei Schwert und Fackel sich als fast gleichwertig im Kampf gegen den Hammer erwiesen. Der Ork versuchte, Falstad zurück zu drängen. Er schien zu hoffen, dass der Zwerg auf dem unebenen Grund ins Straucheln geraten würde.

Die Elfe sah ein weiteres Mal zu dem Drachen hin. Immer noch hatte dieser den Kopf geneigt. Die Augen waren geöffnet, doch sie starrten in weite Ferne.

Vereesa drehte sich von ihm weg und stürmte los, um Falstad zu helfen. Wenn der Drache angriff, mochte er eben angreifen. Sie konnte ihren Gefährten nicht im Stich lassen.

Der Ork spürte, dass sie kam, denn als ihr Schwert nach ihm stieß, schwang er die Fackel herum. Vereesa schnappte nach Luft, als die Flammen beinahe ihr Gesicht berührten.

Doch durch ihr Eingreifen musste der Ork jetzt an zwei Fronten kämpfen, und sein Versuch, sie zu verbrennen, hatte seine Deckung auf der anderen Seite völlig entblößt.

Falstad benötigte keine besondere Aufforderung, um diesen Vorteil für sich zu nutzen. Der Hammer krachte herab.

Ein gutturaler Schrei des Orks übertönte fast das Geräusch der zerbrechenden Knochen. Das Schwert entfiel der zitternden Hand. Der Hammer hatte ihm den Ellbogen zerschmettert, und sein ganzer Arm war nun nutzlos.

Von Wut und Schmerz getrieben, schlug der verkrüppelte Wächter Falstad die Fackel gegen die Brust. Der Zwerg stolperte rückwärts und versuchte, die Flammen an Bart und Kleidung zu löschen. Sein Gegner setzte nach, doch die Elfe schnitt ihm den Weg ab.

»Kleiner Elf!«, knurrte der Ork. »Du wirst auch brennen!«

Sein langer Arm und die Fackel besaßen eine weit größere Reichweite, als Vereesa sie aufbringen konnte. Sie duckte sich zweimal, als er die Fackel schwang, und begriff, dass sie es schnell zu Ende bringen musste, wenn sie verhindern wollte, dass der Ork sie auch noch erwischte.

Bei seiner nächsten Attacke zielte sie nicht auf ihn, sondern auf seine Fackel. Dies setzte voraus, dass sie die Flammen gefährlich nahe kommen lassen musste. Die wilde Fratze des Orks verzerrte sich erwartungsvoll, als er nach ihr stieß.

Die Spitze ihres Schwertes grub sich in das Holz und entriss es der Hand des überraschten Wächters. Durch diesen unerwarteten Erfolg fiel Vereesa, vom eigenen Schwung getragen, nach vorn, die Fackel noch immer auf ihr Schwert gespießt.

Das Feuer traf den Ork mitten im Gesicht. Er brüllte vor Schmerz und schlug die Fackel zur Seite. Doch der angerichtete Schaden war nicht wieder gutzumachen. Seine Augen, die Nase und der ganze obere Teil seines Gesichts waren von den Flammen verschmort worden. Er konnte nichts mehr sehen.

Vereesa rammte das Schwert in den blinden Ork, und seine Schreie verstummten, Sie fühlte sich nicht gut dabei, doch sie hatte ihn außer Gefecht setzen müssen.

»Bei den Aerie!«, japste Falstad. »Ich dachte, ich schaffe es nie mehr, die Flammen an mir zu löschen!«

Immer noch nach Luft ringend, brachte Vereesa hervor: »Geht … geht es … dir gut …?«

»Ich weine über den Verlust meines Bartes, den ich in vielen Jahren mühevoller Pflege heranzüchtete … aber ich werde drüber hinwegkommen. Was ist mit unserem zu groß geratenen Hündchen da drüben?«

Der Drache hatte sich mittlerweile auf allen vieren niedergelassen, als wollte er sich zum Schlaf betten. Das Medaillon steckte noch immer in seinem Mund, doch noch während sie ihn ansahen, ließ er es vorsichtig auf den Boden gleiten – dann starrte er die beiden an, als erwarte er, dass einer von ihnen es aufhebe.

»Will er, dass wir tun, was ich glaube, meine Elfherrin?«

»Ich fürchte schon … und ich ahne auch, wer ihm das vorgeschlagen hat.« Vorsichtig näherte sie sich dem Riesen, der sie erwartete.