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»Er antwortet nicht …«, flüsterte eine andere Stimme, nicht so sanft und musikalisch wie die von Vereesa. Dem Zauberer kam sie bekannt vor, und dieses Erkennen trieb ihn dem Erwachen noch stärker entgegen.

»Vielleicht verhindern sie so seine Flucht, obwohl es nur Ketten, aber keine Gitter gibt«, antwortete die Elfe. »Es sieht so aus, als hättest du die Wahrheit gesprochen.«

»Ich würde Euch nie belügen, edle Herrin. Ich würde Euch nie belügen!«

Dieser letzten schrillen Stimme gelang, was die anderen nicht vermocht hatten. Rhonin löste sich aus den letzten Resten des Schlafs … und hätte beinahe laut gerufen.

»Dann bringen wir es hinter uns«, murmelte Falstad, der Zwerg. Die Schritte, die darauf folgten, machten dem Zauberer klar, dass der Zwerg und die anderen sich auf ihn zubewegten.

Er öffnete die Augen.

Vereesa und Falstad betraten tatsächlich die Kammer. Das hübsche Gesicht der Elfe war voller Sorge. Die Waldläuferin hatte ihr Schwert gezogen und trug etwas um den Hals, das fast aussah wie das Medaillon, das Deathwing Rhonin gegeben hatte. Dieses hier verfügte jedoch über einen roten Stein, wohingegen der andere so schwarz war wie der bösartige Leviathan selbst.

Der Zwerg neben ihr trug seinen Sturmhammer auf dem Rücken. Als Waffe hielt er einen langen Dolch – dessen Spitze die Kehle des keuchenden Kryll berührte.

Der Anblick der ersten beiden, vor allem Vereesa, erfüllte Rhonin mit Hoffnung …

Hinter dem kleinen Rettungstrupp entstand der Golem aus dem Nichts – absolut lautlos.

»Passt auf!«, rief der Zauberer. Seine Stimme war noch heiser von seinen letzten Schreien.

Vereesa und Falstad wichen nach unterschiedlichen Seiten aus, als das monströse Skelett nach ihnen griff. Kryll wurde vom Zwerg weggestoßen und rutschte auf die Wand zu, an die man Rhonin gekettet hatte. Der Goblin fluchte, als er schwer gegen den Fels schlug.

Falstad kam als Erster wieder hoch und warf seinen Dolch dem Golem entgegen. Der ignorierte die Klinge, die von seiner Knochenpanzerung abprallte. Der Zwerg zog seinen Sturmhammer. Er schwang ihn dem unmenschlichen Wächter entgegen, während Vereesa ebenfalls aufsprang, um sich an dem Angriff zu beteiligen.

Leider bezweifelte Rhonin, dass sie die Kreatur in irgendeiner Weise besiegen konnten.

Falstads erster Schlag trieb das Monster einen Schritt zurück, aber beim zweiten packte der Golem den oberen Teil des Griffs. Der Greifenreiter zog an der Waffe, während der Golem versuchte, sie ihm abzunehmen.

»Die Hände!«, stieß der Magier hervor. »Achte auf die Hände!«

Brennende fleischlose Finger griffen nach Falstad, als der in ihre Reichweite kam. Der verzweifelte Zwerg ließ seinen wertvollen Hammer los und stolperte aus dem unmittelbaren Dunstkreis des Feindes.

Vereesa sprang vor und stieß zu. Ihre Elfenklinge richtete nichts gegen die makabre Panzerung aus, die den Stoß einfach ablenkte. Der Golem drehte sich um und schleuderte den Sturmhammer in ihre Richtung.

Die Waldläuferin sprang geschickt zur Seite, war jetzt jedoch die einzige, die sich noch gegen den unmenschlichen Wächter verteidigen konnte. Vereesa stieß noch zwei weitere Male zu und verlor beim zweiten Versuch beinahe ihre Klinge. Der Golem, offenbar immun gegen Stichwaffen, versuchte bei jedem Angriff nach der Klinge zu greifen.

Die Freunde so gut wie verloren … und Rhonin tat nichts, um ihnen beizustehen!

Es wurde noch schlimmer. Falstad hatte sein Gleichgewicht wiedergefunden und versuchte nach seinem Hammer zu greifen.

Der Mund des Golem öffnete sich unmöglich weit …

… und eine Welle aus schwarzem Feuer erreichte Falstad beinahe. Im letzten Moment gelang es ihm, sich zur Seite zu werfen. Dennoch wurde seine Kleidung noch angesengt.

Jetzt stand Vereesa dem Golem völlig allein gegenüber.

Rhonin kämpfte gegen die Frustration. Der verletzte Zauberer sammelte die letzte Kraft, über die er noch verfügte, um einen Zauberspruch zu wirken. Da der Golem beschäftigt war, hatte er Zeit genug, sich darauf zu konzentrieren. Er benötigte nur noch einen Augenblick …

Geschafft! Die Ketten, die seinen Körper bannten, öffneten sich und fielen zu Boden. Aufatmend streckte Rhonin seine Arme einmal kurz, bevor er sie dem Golem zuwandte …

Etwas Schweres schlug gegen seinen Rücken; ein plötzlicher Druck auf seine Kehle raubte ihm den Atem.

»Böser, böser Zauberer! Weißt du denn nicht, dass du sterben sollst?«

Kryll drückte ihm die Kehle mit einer Kraft zusammen, die den Zauberer völlig überraschte. Er hatte gewusst, dass Goblins stärker waren als sie aussahen, aber Krylls Stärke war fast schon unheimlich.

»Genau so, Mensch … Gib auf! Fall vor mir auf die Knie …!«

Rhonin hätte beinahe genau das getan. Ihm schwindelte unter dem Luftmangel und das, verbunden mit der Folter, die er unter den Händen des Goblins erlitten hatte, reichte fast schon aus, ihn umzubringen. Aber wenn er fiel, würden auch Vereesa und Falstad sterben …

Er konzentrierte sich und griff mit einer Hand nach dem mörderischen Goblin.

Mit einem hohen Schrei gab Kryll ihn frei und fiel zu Boden. Rhonin taumelte gegen die Wand und rang nach Luft. Er hoffte, dass Kryll seine Schwäche nicht ausnutzen konnte.

Aber er musste sich keine Sorgen machen. Der Goblin hatte sich am Arm verbrannt und hüpfte fluchend davon. »Böser, böser Zauberer! Verdammt sei deine Magie! Ich überlass dich meinem Freund hier, meinem Freund und seiner zärtlichen Berührung!«

Kryll hüpfte auf den Ausgang zu und lachte boshaft über das Schicksal des Eindringlings.

Der Golem unterbrach seinen Kampf gegen Vereesa und den Zwerg. Sein tödlicher Blick glitt hin zu dem Fliehenden. Seine Kiefer öffneten sich …

… und ein Ball aus schwarzem Feuer schoss aus seinem skelettierten Mund, bis er den ahnungslosen Goblin vollständig einhüllte.

Mit einem gnädig kurzen Schrei verpuffte Kryll in dem Flammenball, der ihn so rasch mit seinem magischen Feuer verbrannte, dass nur noch Asche zu Boden fiel … Asche und das ruinierte Medaillon, das er in seiner Gürteltasche bei sich getragen hatte.

»Er hat das kleine Monster umgebracht!«, staunte Falstad.

»Und wir werden die nächsten sein«, erinnerte ihn die Elfe. »Obwohl ich keine Hitze spüre, ist meine Klinge unter den Flammen seines Körpers schon halb geschmolzen. Ich glaube nicht, dass ich ihm noch lange standhalten kann.«

»Aye, mit meinem Hammer könnte ich vielleicht etwas unternehmen, aber …pass auf!«

Der Golem stieß erneut einen Feuerball aus, doch dieses Mal zur Decke hin gerichtet. Die Flammen taten jedoch mehr als nur den Fels zum Glühen zu bringen. Als der Feuerball aufschlug, zerplatzte die Decke und regnete in großen Stücken zu Boden.

Ein solches Stück traf Vereesa mit voller Wucht am Arm. Die Waldläuferin sackte zu Boden. Der Steinregen ließ Falstad zurückweichen und verhinderte, dass Rhonin zu ihr gelangen konnte.

Der Feuergolem konzentrierte sich auf die gefallene Elfe. Seine Kiefer öffneten sich erneut …

»Nein!« Rhonin reagierte mit einem Aufbäumen seiner Kräfte und hielt dem Wächter einen Schild entgegen, wie er ihn mächtiger noch nie erschaffen hatte.

Die schwarzen Flammen trafen auf das Hindernis … und wurden von ihm zurückgeschleudert.

Genau auf den Golem zu!

Rhonin hätte nicht geglaubt, dass die eigenen Waffen des Wächters diesen in solche Bedrängnis bringen könnten, aber die Flammen richteten sich nicht einfach nur gegen ihn, sondern verzehrten ihn hungrig. Aus der fleischlosen Kehle des Golems stieg ein Schrei empor, ein gottloser, unmenschlicher Schrei. Dann erbebte die monströse Kreatur – und explodierte in der kleinen Höhle mit der Macht eines magischen Sturms.

Diesen Gewalten konnten die Reste der Decke nicht mehr widerstehen. Sie stürzte endgültig ein – genau über Rhonin und seinen Rettern.