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Strahlenkränze entstanden um die erhobenen Hände der drei und leuchteten in den Farben der Beteiligten. Die drei Kränze verbanden sich und erstreckten sich von den Aspekten bis zu der Schnauze des Drachen und darüber hinaus. Sekunden später war Korialstraszs gesamter Körper eingehüllt in eine magische Aureole.

Ysera und die anderen wichen zurück. Der rote Drache blinzelte und erhob sich. »Ich fühle mich wie neu geboren.«

»Du wirst diese Stärke brauchen«, bemerkte Ysera. Zu ihren beiden Begleitern sagte sie: »Wir müssen uns um unseren fehlgeleiteten Bruder kümmern.«

»Das wird auch Zeit!«, fauchte Nozdormu.

Ohne ein weiteres Wort an Rhonin oder den roten Drachen wandten sie sich ab und der weit entfernten Gestalt Deathwings zu. Während sie ihre Arme spreizten, die sich zu immer größer werdenden Flügeln ausbreiteten, gewannen ihre Körper insgesamt an Volumen. Die Gewänder fielen und wurden durch Schuppen ersetzt. Ihre eben noch menschlichen Gesichter wurden härter, länger und wurden ersetzt von den majestätischen Zügen der Drachen.

Die drei erhoben sich in die Lüfte, ein Anblick, so beeindruckend, dass der Zauberer ihn nur stumm auf sich wirken lassen konnte.

»Ich hoffe, dass ihre Macht ausreicht«, murmelte Korialstrasz. »Aber ich befürchte, das wird sie nicht.« Er sah zu der kleinen Gestalt neben sich. »Was meinst du, Rhonin? Wirst du tun, was sie verlangen?«

Schon allein um Vereesas willen hätte er sich dafür entschieden. »Das werde ich.«

Tyran hatte schnell die Kraft zum Kämpfen verloren, und sein Leben verlor er kurz darauf. Deathwing brüllte triumphierend, als er seine Krallen in die leblose Gestalt des anderen Drachen schlug. Blut floss immer noch aus tiefen Wunden, die er größtenteils in die Brust des Roten gerissen hatte, und Tyrans Klauen waren verätzt von der starken Säure, die durch die Adern des Schwarzen floss. Jeder, der Deathwing berührte, musste leiden.

Der dunkle Herrscher brüllte erneut und ließ die leblose Gestalt fallen. Eigentlich hatte er dem kranken Drachen einen Gefallen erwiesen, denn er hätte sicherlich stärker gelitten, wenn er langsam an seiner Krankheit verendet wäre. Zumindest hatte Deathwing ihm den Tod eines Kriegers geschenkt, auch wenn der Kampf nur kurz gewesen war.

Trotzdem brüllte er ein drittes Mal, um alle von seinem Triumph wissen zu lassen.

Von Westen her wurde brüllend geantwortet.

»Welcher Narr wagt es …?«, zischte er.

Nicht ein Narr, erkannte Deathwing gleich darauf, sondern drei. Und nicht irgendwelche drei.

»Ysera«, grüßte er sie kalt. »Und Nozdormu und sogar mein guter Freund Malygos.«

»Die Zeit ist gekommen, um deinen Wahnsinn zu beenden, Bruder«, sagte der schlanke grüne Drache ruhig.

»Ich bin in keinster Weise dein Bruder, Ysera. Begreif das endlich und erkenne, dass mich nichts von der Erschaffung eines neuen Zeitalter für unsere Art abhalten wird.«

»Du planst nur ein Zeitalter für deine eigene Herrschaft, nichts anderes.«

Der Schwarze neigte den Kopf. »Für mich gibt es da keinen Unterschied. Wie ist es mit dir, Nozdormu? Hast du endlich den Kopf aus dem Sand gezogen? Weißt du nicht mehr, wer hier die größte Macht besitzt? Selbst zu dritt werde ich euch besiegen.«

»Deine Zeit ist abgelaufen«, stieß der glitzernde braune Drache hervor. Seine Augen leuchteten. »Komm her und nimm deinen Platz in meiner Sammlung vergangener Dinge ein.«

Deathwing schnaufte herablassend. »Und du, Malygos? Hast du deinem alten Kameraden nichts zu sagen?«

Als Antwort öffnete der kalt wirkende, silberblaue Drache das Maul. Eine eisige Welle schlug Deathwing entgegen und hüllte ihn mit tödlicher Genauigkeit ein. Als das Eis den Leviathan berührte, zerplatzte es und wurde zu Tausenden krebsartiger Wesen, die sich auf die Schuppen und das Fleisch ihres Opfers stürzten.

Deathwing fauchte, und aus seinen roten Adern lief Säure. Malygos' Kreaturen starben hundertfach, bis nur noch wenige übrig blieben.

Mit zwei Krallen griff der schwarze Drache nach einem dieser Wesen und verschluckte es. Er grinste seine Gegner an und bleckte tückische Reißzähne. »Wenn ihr es so möchtet …«

Mit donnergleichem Brüllen stürmte er ihnen entgegen.

»Sie werden ihn nicht besiegen«, murmelte Korialstrasz, als sie sich der belagerten Ork-Karawane näherten. »Das schaffen nicht einmal sie.«

»Und warum versuchen sie es dann?«

»Weil sie wissen, dass die Zeit gekommen ist, sich gegen ihn zu stellen, egal, wie es ausgeht. Sie würden eher diese Welt verlassen, als zuzusehen, wie sie unter Deathwings Schreckensherrschaft ihr Antlitz wandelt.«

»Gibt es keine Möglichkeit, ihnen zu helfen?«

Das Schweigen des Drachen war Antwort genug.

Rhonin betrachtete die Orks vor sich und dachte an seine eigene Sterblichkeit. Selbst wenn es ihm gelang, Nekros das Artefakt zu entreißen, wie lange würde er es behalten können? Und würde es ihm überhaupt etwas nützen? Konnte er es verwenden?

»Kras … Korialstrasz, enthält die Scheibe die Macht der großen Drachen?«

»Nur nicht die von Deathwing, deshalb kann ihre Macht ihm nichts anhaben.«

»Aber er kann sie auch selbst nicht mehr wegen eines Zaubers der anderen Drachen einsetzen?«

»So scheint es«, wich der Drache aus.

»Weißt du, über welche Fähigkeiten die Scheibe verfügt?«

»Über viele, aber keine vermag direkten oder indirekten Einfluss auf den dunklen Herrscher auszuüben.«

Rhonin stutzte. »Aber wie ist das möglich?«

»Wie lange übst du dich bereits in der Kunst der Magie, mein Freund?«

Der Zauberer verzog das Gesicht. Von allen Künsten war die Magie die Widersprüchlichste. Sie wurde von ganz eigenen Gesetzen regiert, die sich im schlimmsten Fall sogar ändern konnten. »Ich verstehe.«

»Die großen Kräfte haben sich entschieden, Rhonin. Wenn es dir gelingen sollte, die Dämonenseele in deinen Besitz zu bringen, wirst du nicht nur meine Königin befreien, die ihnen zweifellos zu Hilfe kommen wird, sondern auch die Gelegenheit erhalten, die Überreste der Horde zu vernichten. Die Dämonenseele vermag das – wenn du sie richtig einsetzt.«

Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht gehabt, dabei lag es auf der Hand, dass ein solches Relikt eine wertvolle Waffe gegen die Orks darstellte. »Aber ich habe nicht genügend Zeit, ihre Handhabung zu erlernen.«

»Die Orks hatten keine Lehrer, die sie darin unterwiesen. Ich gehöre zwar nicht zu den fünf Aspekten, Rhonin, dennoch kann ich, denke ich, dich ausreichend in ihrem Gebrauch unterrichten.«

»Sollten wir beide überleben …«, flüsterte der Magier, nur für sich selbst.

»Womit du natürlich Recht hast.« Offenbar besaßen Drachen ein hervorragendes Gehör. »Und dort ist der Ork, den wir suchen … Mach dich bereit!«

Rhonin traf seine Vorbereitungen. Korialstrasz wagte es wegen der Dämonenseele nicht, Nekros zu nahe zu kommen, was bedeutete, dass der Magier trotz des Talismans Magie einsetzen musste, um den Ork-Kommandanten endgültig zu erreichen. Er hatte schon häufig in Schlachten Zauber gewoben, war aber dennoch nicht auf einen solchen Einsatz vorbereitet. Der Drache hätte versuchen können, seine eigene Magie einzusetzen, aber in der Nähe des Relikts wären seine Chancen noch geringer als die des Zauberers gewesen.

»Gleich …«

Korialstrasz ging tiefer.

»Jetzt!«

Rhonin stieß den Befehl keuchend hervor und schwebte plötzlich in der Luft, unmittelbar über einem der Wagen.

Ein Ork-Fahrer sah überrascht auf, als er des Zauberers gewahr wurde.

Rhonin ließ sich auf ihn fallen.

Der Ork dämpfte seinen Aufprall und die Wucht raubte dem Krieger das Bewusstsein. Rhonin stieß ihn von sich und begann die Umgebung nach Nekros abzusuchen.

Der einbeinige Kommandant saß auf seinem Pferd und blickte auf Korialstrasz. Dabei hob er die glitzernde Dämonenseele