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Seine Schuldgefühle waren offensichtlich. »Ich musste mich verstecken, meine Königin, damit ich weiterhin versuchen konnte, dich zu befreien. Ich entschuldige mich nicht nur für den Schmerz, den ich damit bei dir auslöste, sondern auch für die Hinterlist, die ich bewies, als ich diese Sterblichen manipulierte. Ich weiß, dass du ihr Volk magst …«

Sie nickte. »Wenn sie dir vergeben, werde ich es auch.« Ihr Schwanz fiel nach unten und verband sich für einen Moment mit dem seinen. »Die anderen verfolgen den dunklen Herrscher noch immer, aber bevor ich ihnen bei der Jagd helfe, müssen wir meine Brut sichern und unser Heim neu aufbauen. Das halte ich für äußerst wichtig.«

»Ich bin dein Diener«, sagte er und neigte seinen massigen Kopf. »Jetzt und in alle Ewigkeit, meine geliebte Königin!«

Die Drachenkönigin sah den Zauberer und seine Freunde an. »Für eure Opfer können wir euch zumindest einen Flug nach Hause anbieten, vorausgesetzt, ihr könnt euch noch ein wenig gedulden.«

Auch wenn Falstads Greif sie unter Mühen bis nach Hause hätte bringen können, stimmte Rhonin doch dankbar zu. Er mochte die beiden Drachen, trotz Korialstraszs einstiger Hinterlist. In seiner Lage hätte der Zauberer vielleicht nicht anders gehandelt.

»Die Hügelzwerge werden euch Essen und Unterkunft geben. Wir werden morgen zu euch zurückkehren, sobald die Eier gefunden und sicher verstaut sind.« Ein bitteres Lächeln legte sich auf die Züge der Königin. »Zum Glück sind die Eier sehr widerstandsfähig, sonst hätte Deathwing mir selbst in seiner Niederlage noch großes Leid zugefügt.«

»Denk nicht mehr daran«, sagte der Drache. »Komm. Je schneller wir fertig sind, desto besser.«

»Ja …« Alexstrasza neigte den Kopf vor den Dreien. »Mensch Rhonin, Elfe und Zwerg, ich danke euch allen für eure Hilfe. Ihr sollt wissen, dass mein Volk, so lange ich Königin bin, sich nie mehr gegen eure Völker stellen wird!«

Und mit diesen Worten erhoben sich beide Drachen in die Luft und schlugen die Richtung ein, die Deathwing mit den ersten Eiern genommen hatte. Die Eier, die auf den Wagen zurückgeblieben waren, wurden von den Hügelzwergen beschützt, die die Bergfestung und ganz Grim Batol endlich wieder ihr eigen nennen durften.

»Sie sind ein wunderbarer Anblick«, sagte Falstad, als die Drachen verschwanden. Er wandte sich an seine Begleiter. »Meine Elfendame, Ihr werdet immer einen Platz in meinen Träumen haben!« Er ergriff die Hand der verwirrten Elfe, schüttelte sie und sagte zu Rhonin: »Zauberer, ich hatte nie viel mit deiner Art zu tun, aber ich sage hier und jetzt, dass zumindest einer von ihnen das Herz eines Kriegers besitzt. Ich habe daheim eine große Geschichte zu erzählen: Die Eroberung von Grim Batol. Wundere dich nicht, wenn eines Tages Zwerge diese Geschichte in Tavernen zum Besten geben …«

»Verlässt du uns?«, fragte Rhonin völlig überrascht. Sie hatten die Schlacht gerade erst gewonnen, und er selbst versuchte immer noch, überhaupt wieder zu Atem zu kommen.

»Du solltest wenigstens noch bis morgen warten«, bekräftigte auch Vereesa.

Der Zwerg hob die Schultern, als wolle er andeuten, dass er gern geblieben wäre, wenn er denn eine Wahl gehabt hätte. »Es tut mir Leid, aber diese Nachrichten müssen so rasch wie möglich die Aerie erreichen. So schnell die Drachen auch sein mögen, ich werde vor ihnen in Lordaeron sein. Es ist meine Pflicht, und ich möchte ein paar Leuten zeigen, dass ich noch am Leben bin.«

Rhonin ergriff dankbar Falstads kräftige Hand und war froh, sie nicht mit seiner verletzten Hand schütteln zu müssen, denn der Zwerg hatte einen eisernen Griff. »Danke für alles.«

»Nein, Mensch, ich danke dir. Ich bezweifle, dass es einen Reiter gibt, der ein glorreicheres Lied als ich singen kann. Das wird die Frauen aufhorchen lassen, glaub mir das ruhig!«

Vereesa reagierte überraschend für eine sonst so reservierte Elfe. Sie beugte sich vor und küsste den Zwerg leicht auf die Wange. Falstad errötete unter seinem dichten Bart.

»Gebt auf Euch acht«, sagte sie zu dem Reiter.

»Das werde ich.« Er sprang gekonnt in den Sattel seines Greifen. Ein letztes Winken, dann berührte Falstad die Seiten des Tiers leicht mit seinen Fersen. »Vielleicht sehen wir uns wieder, sobald der Krieg wirklich vorbei ist …«

Der Greif erhob sich in den Himmel und kreiste einmal über ihnen, sodass Falstad sich ein letztes Mal verabschieden konnte. Dann wandte sich das Tier nach Westen, und der kleinwüchsige Krieger verschwand mit ihm in der Ferne.

Rhonin winkte der kleiner werdenden Gestalt nach und erinnerte sich mit einigen Schuldgefühlen der Vorurteile, die er gegen den Zwerg gehegt hatte. Falstad hatte sie endgültig widerlegt.

Zärtliche Finger nahmen seine verletzte Hand und hoben sie hoch.

»Darum hätte sich schon längst jemand kümmern müssen«, mahnte ihn Vereesa. »Ich habe geschworen für deine Sicherheit zu sorgen, und das hier würde kein gutes Licht auf mich werfen …«

Sie duzte ihn zum ersten Mal.

»Endete dein Schwur denn nicht«, ging er darauf ein, »als wir die Küste von Khaz Modan erreichten?«

»Vielleicht, aber es scheint so, als müsste dich jemand zu jeder Stunde eines Tages vor dir selbst schützen. Was wirst du dir wohl als nächstes zufügen?« Auch die Elfe erlaubte sich ein leichtes Lächeln.

Rhonin ließ zu, dass sie sich um seinen gebrochenen Finger kümmerte und fragte sich, wie er den Kontakt zu Vereesa halten sollte, nachdem die Drachen sie nach Lordaeron zurückgebracht hatten. Sicherlich war es für ihre Auftraggeber besser, wenn sie ihnen die Ereignisse gemeinsam schilderten, sodass sie nachprüfbar waren. Er würde es Vereesa vorschlagen, um zu sehen, wie sie darauf reagierte.

Seltsam, machte er sich bewusst, wie schnell ich die Sehnsucht nach dem Tod, die ich anfangs gespürt habe, abgelegt und begonnen habe, das Leben wieder zu genießen – und das obwohl ich beinahe zerquetscht, aufgespießt, geköpft oder verschlungen wurde.

Er würde die Ereignisse auf seiner vorherigen Mission stets bedauern, fühlte sich aber nicht mehr von ihnen verfolgt.

»So«, sagte Vereesa. »Lass es so, bis ich dir Besseres zu bieten habe. Dann sollte es bald verheilt sein.«

Sie hatte etwas Stoff von ihrem Umhang abgerissen und aus dem Holz einer zerbrochenen Streitaxt eine Schiene angefertigt. Rhonin betrachtete ihre gelungene Arbeit.

Er ließ unerwähnt, dass er nach einer Ruhepause in der Lage gewesen wäre, die Hand selbst zu heilen. Schließlich hatte sie ihm so gerne helfen wollen …

»Danke.«

Er hoffte, dass sich die Drachen Zeit lassen würden. Nun, da die Orks besiegt waren, hatte es Rhonin nicht sonderlich eilig, nach Hause zurückzukehren.

Als die Nachricht über den Fall von Grim Batol und den Verlust der Drachen für die schrumpfende Horde die Allianz erreichte, feierte das Volk auf den Straßen. Jetzt musste der Krieg doch endlich vorbei sein und der Friede vor der Tür stehen …

Alle großen Königreiche bestanden darauf, die Worte des Zauberers und der Elfe aus deren eigenen Mündern zu hören und sie befragten die beiden langwierig zu alledem. Eine Nachricht, die sie von einem der Greifenreiter aus den Aeries erreichte, dem gefeierten Helden Falstad, bestätigte deren Geschichte.

Während Rhonin und Vereesa ihre Reise durch die Königreiche fortsetzten und sich dabei näher kamen, legte derjenige, der sich einst als der Zauberer Krasus getarnt hatte, in der Halle der Lüfte seinen eigenen Bericht vor. Anfangs wurde er von den anderen feindlich aufgenommen, vor allem von denen, die wussten, dass er sie alle belogen hatte. Allerdings konnte niemand das Resultat anfechten, und Zauberer waren sehr pragmatisch, wenn es um Ergebnisse ging.

Drenden schüttelte seinen in den Schatten liegenden Kopf und sah den gesichtslosen Magier an. »Ihr hättet beinahe alles vernichtet, was wir aufgebaut haben!«, rief er. Der Sturm, der plötzlich durch die Kammer fegte, unterstrich seine Worte. »Alles!«