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»Wie geht es dem Arm? Braucht Ihr einen Umschlag?«

»Meinem Arm geht es viel besser«, sagte Kahlan. »Ich glaube, er ist wieder gesund. Trotzdem, danke der Nachfrage.«

Kahlan verschränkte die Hände und sah die andere Frau an. Cara sah Nadine ebenfalls an. Und auch Raina.

Nadines Blick wanderte von einer Frau zur anderen. Sie sah zu Ulic und Egan hinüber, die sie ebenfalls ansahen. »Also schön. Dann gute Nacht.«

»Gute Nacht«, erwiderten Kahlan, Cara und Raina wie aus einem Mund.

Sie beobachteten, wie Nadine von dannen schlenderte.

»Ich behaupte noch immer, Ihr hättet mich sie töten lassen sollen«, flüsterte Cara.

»Vielleicht werde ich das noch nachholen«, gab Kahlan zurück. Sie klopfte an die Tür. »Richard? Liegst du im Bett?«

»Ja.«

Cara wollte Kahlan folgen, als diese die Tür öffnete.

Kahlan drehte sich um. »Es wird nur eine Minute dauern. Ich glaube nicht, daß ich in einer Minute meine Tugend verlieren kann.«

Cara runzelte die Stirn. »Bei Lord Rahl ist alles möglich.« Raina lachte und gab Cara einen Klaps auf den Arm, damit sie Kahlan in Ruhe ließ.

»Ich würde mir keine Sorgen machen. Nach dem, was wir heute erlebt haben, steht weder ihm noch mir der Sinn danach«, gab Kahlan zurück. Dann schloß sie die Tür.

Eine einzelne Kerze brannte. Richard war bis zum Bauch zugedeckt. Kahlan setzte sich auf die Bettkante und nahm seine Hand. Sie hielt sie sich ans Herz.

»Bist du sehr enttäuscht?« wollte er wissen.

»Wir werden heiraten, Richard. Ich habe mein ganzes Leben auf dich gewartet. Wir sind zusammen, das ist alles, was wirklich zählt.«

Richard lächelte. Seine müden Augen funkelten. »Na ja, alles nicht.«

Kahlan konnte nicht anders, sie mußte ebenfalls lächeln. Sie gab ihm einen Kuß auf die Knöchel seiner Hand.

»Solange du nur weißt, daß ich verstehe«, sagte sie. »Ich möchte nicht, daß du mit dem Gedanken einschläfst, ich wäre untröstlich darüber, daß es wieder einen Aufschub mit der Hochzeit gegeben hat. Wir werden heiraten, sobald wir können.«

Er legte ihr die andere Hand in den Nacken und zog sie zu einem zärtlichen Kuß herunter. Sie legte ihm die Hand auf die nackte Brust, fühlte seine warme Haut, seinen Atem, seinen Herzschlag. Wäre sie wegen des Elends der Kinder, dessen Zeuge sie heute geworden waren, nicht so niedergeschlagen gewesen, hätte seine Berührung sehnsüchtige Gefühle in ihrer Brust entfacht.

»Ich liebe dich«, sagte sie leise.

»Ich liebe dich, jetzt und auf ewig«, gab er leise zurück.

Sie blies die Kerze aus. »Schlaf gut, mein Liebster.«

Cara musterte Kahlan argwöhnisch, als sie die Tür hinter sich schloß. »Das waren zwei Minuten.«

Kahlan überging Caras kleine Stichelei. »Raina, würdet Ihr Richards Zimmer bewachen, bis Ihr zu Bett geht, und anschließend eine Wache aufstellen lassen?«

»Ja, Mutter Konfessor.«

»Ulic, Egan. Wegen des Schlaftranks wird Richard vielleicht nicht aufwachen können, wenn ihm Gefahr droht. Ich möchte, daß einer von euch hierbleibt, wenn Raina zu Bett geht.«

Ulic verschränkte seine massigen Arme. »Mutter Konfessor, keiner von uns beiden hat die Absicht, von dieser Stelle zu weichen, solange Lord Rahl schläft.«

Egan deutete auf den Boden vor der Wand gegenüber. »Wenn es sein muß, kann einer von uns dort ein Nickerchen halten. Wir werden beide hierbleiben. Macht Euch wegen Lord Rahls Sicherheit keine Sorgen.«

»Vielen Dank, euch allen. Noch etwas: Nadine darf nicht in dieses Zimmer hineingelassen werden – unter gar keinen Umständen.«

Alle nickten zufrieden. Kahlan wandte sich an die rothaarige Mord-Sith.

»Geht zu Berdine, Cara. Ich werde mir einen Umhang besorgen. Ihr beide solltet Eure Umhänge ebenfalls mitnehmen. Die Nacht ist stürmisch.«

»Und wo gehen wir hin?«

»Ich treffe Euch beide draußen bei den Stallungen.«

»Bei den Stallungen? Was wollt Ihr denn da? Es ist Zeit zum Abendessen.«

Cara würde wegen einer so unbedeutenden Angelegenheit wie dem Abendessen niemals zögern, ihre Pflicht zu tun. Sie war einfach nur mißtrauisch.

»Dann holt Euch etwas aus der Küche, das wir mitnehmen können.«

Cara verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Wohin soll es denn gehen?«

»Wir reiten aus.«

»Wir reiten aus. Und wohin reiten wir, Mutter Konfessor?«

»Zur Burg der Zauberer.«

Cara und Raina zogen die Augenbrauen hoch.

Caras Überraschung verwandelte sich in ein mißbilligendes Stirnrunzeln. »Weiß Lord Rahl, daß Ihr die Absicht habt, zur Burg hinaufzureiten?«

»Natürlich nicht. Hätte ich ihm gesagt, weshalb ich dorthin will, hätte er darauf bestanden, mich zu begleiten. Er braucht Schlaf, also habe ich geschwiegen.«

»Und warum reiten wir dorthin?«

»Weil der Tempel der Winde verschwunden ist. Die Zauberer, die dafür verantwortlich waren, wurden vor Gericht gestellt. In der Burg gibt es Aufzeichnungen von allen Gerichtsverhandlungen, die je stattgefunden haben. Diese Aufzeichnungen möchte ich finden. Richard kann morgen einen Blick hineinwerfen, sobald er ausgeschlafen hat. Vielleicht hilft ihm das weiter.«

»Wie sinnvoll, nach Einbruch der Dunkelheit zur Burg der Zauberer hinaufzureiten. Ich werde Berdine holen und auch etwas zu essen. Wir treffen uns dann bei den Stallungen. Tun wir doch so, als würden wir zu einem Picknick reiten«, spottete Cara munter.

34

Kahlan blinzelte die großen, nassen Schneeflocken von ihren Lidern, zog die Kapuze ihres Umhangs tiefer und dachte über ihre Dummheit nach, daß sie nicht daran gedacht hatte, statt ihres weißen Konfessorenkleides etwas Praktischeres anzuziehen. Sie stellte sich in den Steigbügeln auf, griff zwischen ihren Beinen hindurch und zog das Hinterteil ihres Kleides nach vorn, um die Beine gegen die Kälte des Sattels zu schützen. Zum Glück reichten ihre Stiefel hoch genug, so daß ihre Schenkel nicht dem Wind ausgesetzt waren, nachdem sie das Kleid hochgerafft hatte. Wenigstens saß sie wieder auf Nick, dem großen Schlachtroß, das ihr die galeanischen Soldaten geschenkt hatten. Nick war ein alter Freund.

Cara und Berdine schien ebenso unbehaglich zumute zu sein wie ihr, aber das lag sicher nur daran, daß sie Angst hatten, einen Ort der Magie zu betreten. Einmal waren sie bereits in der Burg der Zauberer gewesen. Sie wollten nicht gern wieder dorthin. Unten bei den Stallungen hatten sie versucht, es Kahlan auszureden. Die hatte sie jedoch nur an die Seuche erinnert.

Nicks Ohren zuckten bereits, bevor die dunklen Schatten der Soldaten aus dem Schneegestöber auftauchten und sie nach der Losung fragten. Kahlan wußte, daß sie die steinerne Brücke erreicht hatten. Die Wachen waren auf der stadtzugewandten Seite postiert.

Die Männer schoben ihre Schwerter in die Scheide zurück, als Cara sie anknurrte, froh darüber, jemanden zu haben, an dem sie ihre schlechte Laune auslassen konnte.

»Eine grauenhafte Nacht für einen Ausritt, Mutter Konfessor«, sagte einer der Soldaten, glücklich darüber, daß er das Wort an jemand anderes als die Mord-Sith richten konnte.

»Eine grauenhafte Nacht, um hier draußen Wache zu schieben«, gab sie zurück.

Der Mann blickte über die Schulter nach hinten. »Jede Nacht, in der man hier oben bei der Burg Wache schieben muß, ist grauenhaft.«

Kahlan lächelte. »Die Burg wirkt finster, Soldat, aber sie ist nicht so schlimm, wie sie aussieht.«

»Wenn Ihr es sagt, Mutter Konfessor. Ich für meinen Teil könnte ebensogut vor der Unterwelt Wache schieben.«

»Es hat doch niemand versucht, in die Burg zu gelangen, oder?«

»Wenn, dann hättet Ihr entweder davon gehört oder unsere Leichen hier gefunden, Mutter Konfessor.«

Kahlan drängte ihren großen Hengst weiter. Nick schnaubte und setzte sich auf dem glatten Schnee rutschend wieder in Bewegung. Sie vertraute ihm unter diesen Bedingungen und überließ ihm die Führung. Cara und Berdine folgten ihr, ruhig im Sattel hin- und herschwankend. Unten bei den Stallungen hatte Cara das Pferd an der Kandare gepackt, dem Tier ins Auge gesehen und ihm befohlen, ihr keine Schwierigkeiten zu bereiten. Kahlan hatte das eigenartige Gefühl, daß der Braune die Warnung verstanden hatte.