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Berdine tat, als fröstele ihr, und grunzte angewidert. »Erinnert mich nicht daran.«

Kahlan schloß die Augen und versuchte, sich den Raum ins Gedächtnis zu rufen, konnte sich allerdings nur undeutlich erinnern, was sich sonst noch dort unten befand.

»Wißt Ihr, ob es da weitere Bücher gab, Berdine?«

Berdine kaute an einem Fingernagel und kniff konzentriert die Augen zusammen. »Ich erinnere mich, daß Kolos Tagebuch aufgeschlagen auf dem Tisch lag. Und an ein Tintenfaß mit Feder. Ich erinnere mich an Kolos Gebeine, die neben dem Stuhl auf dem Boden lagen. Der größte Teil seiner Kleider war längst verrottet. Er trug noch immer seinen Ledergürtel.«

Kahlan erinnerte sich in etwa an die gleichen Dinge. »Aber wißt Ihr, ob dort Bücher in den Regalen standen?«

Kahlan sah an die Decke und dachte nach. »Nein.«

»Nein, da waren keine, oder nein, ich weiß es nicht mehr?«

»Nein, ich weiß es nicht mehr. Lord Rahl war ganz aufgeregt, daß er Kolos Tagebuch gefunden hatte. Er meinte, das sei etwas anderes als die Bücher in der Bibliothek und er habe das Gefühl, das sei jenes, wonach er gesucht hatte: nach etwas anderem eben.«

Kahlan erhob sich. »Ihr zwei sucht weiter in den Büchern. Ich steige hinunter und sehe nach, nur um ganz sicherzugehen.«

Caras Stuhl kippte scheppernd an die Wand, als sie aufstand. »Ich werde Euch begleiten.«

»Dort unten gibt es Ratten.«

Ihrer Miene nahm einen gequälten Ausdruck an. Cara stemmte eine Hand in die Hüfte. »Das wäre nicht das erste Mal, daß ich Ratten zu Gesicht bekomme. Ich werde Euch begleiten.«

Kahlan konnte sich noch gut an Caras Rattengeschichte erinnern. »Das ist nicht nötig, Cara. In der Burg brauche ich Euren Schutz nicht. Draußen ja, aber hier kenne ich die Gefahren besser als Ihr.

Ich sagte, ich würde Euch nicht mit gefährlicher Magie in Berührung bringen. Dort unten gibt es gefährliche Magie.«

»Dann bedroht sie auch Euch.«

»Nein, denn ich kenne mich damit aus. Ihr nicht. Ihr wärt in Gefahr, nicht ich. Als ich noch ein kleines Mädchen war, ließ meine Mutter mich in der gesamten Burg der Zauberer frei herumlaufen, weil man mich über die Gefahren aufgeklärt und mir beigebracht hatte, wie man ihnen aus dem Weg geht. Ich weiß, was ich tue.

Bitte, bleibt hier bei Berdine und seht die Bücher bis zu Ende durch. Das spart uns Zeit, außerdem ist es wichtig. Je eher wir das Gesuchte finden, desto schneller können wir zurück nach Hause und Richard bewachen. Das ist unsere eigentliche Aufgabe.«

Caras Lederanzug knarzte, als sie ihr Gewicht aufs andere Bein verlagerte. »Vermutlich kennt Ihr die Gefahren hier wirklich besser als ich. Ich denke, Ihr habt recht, wenn Ihr zurück nach Hause wollt. Dort unten wartet Nadine.«

35

Während sie immer tiefer hinabstieg, versuchte Kahlan die Karte von der Burg der Zauberer in ihrem Gedächtnis mit den Durchgängen, Treppenhäusern und Räumen zu vergleichen, die sie durchquerte. Ratten quiekten und flitzten vor ihrer Laterne davon.

Sie hatte den Turm vor Kolos Zimmer zwar schon oft von den Brustwehren und Wehrgängen oben von der Burg aus gesehen, war aber, bevor Richard sie dorthin mitgenommen hatte, nie unten gewesen. Unglücklicherweise hatte Richard sie durch gefährliche Durchgänge und Schilde geführt, die sie allein niemals würde passieren können.

Sie vertraute darauf, daß es noch andere Wege zu Kolos Raum gab. Große Bereiche der Burg waren überhaupt nicht durch Schilde gesichert. Sie brauchte bloß einen Weg ohne Schilde zu finden, oder mit Schilden, die sie passieren konnte.

Oftmals dienten die ›harten‹ Schilde, wie Zauberer sie gewöhnlich nannten, lediglich dazu, etwas zu schützen, das sich unmittelbar dahinter befand, und nicht, den Durchgang in einen anderen Bereich zu verwehren. Für viele der Räume, in die Richard sie geführt hatte, galt eben dieses: Es handelte sich um Orte bedrohlicher Magie, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie boten meist einen direkteren Weg, erforderten aber eine besondere Art der Magie.

Wenn sie sich nicht täuschte und Richard die gefährlichen Orte auf verschlungenen Pfaden durchquert hatte, anstatt die harten Schilde zu passieren, die insbesondere den Turm sicherten, dann gab es einen Weg in das Turmzimmer, auf dem sich die gefährlichen Bereiche umgehen ließen. Ihrer Erfahrung nach funktionierte die Burg genau so: Wenn der Raum im Turm einen verbotenen Bereich darstellte, dann wäre er durch eigene harte Schilde gesichert. Wenn nicht, dann gäbe es zumindest einen Weg, auf dem sie hineingelangen konnte. Sie mußte ihn nur finden.

Zwar hatte sie in der Burg viel Zeit zugebracht, aber einen großen Teil dieser Zeit war sie in den Bibliotheken gewesen und hatte studiert. Sie hatte ihre Umgebung natürlich erkundet, aber die Burg war beinahe unvorstellbar weitläufig. Nicht nur, daß der Teil, den man von außen sehen konnte, ungeheuer groß war, ein sehr viel größerer Teil lag verborgen im Inneren des Berges. Die Außenmauern waren nur die Spitze, der sichtbare Teil eines Zahns, dessen sehr viel größere Wurzel darunter verborgen war.

Kahlan durchquerte den leeren, aus dem Gestein geschlagenen Raum und gelangte zu einem Durchgang auf der anderen Seite. In der Burg der Zauberer gab es zahlreiche ungenutzte Räume. Einige davon, wie der, den sie gerade durchquert hatte, schienen nicht mehr zu sein als Knotenpunkte, an denen sich verschiedene Gänge trafen und die man vielleicht vergrößert hatte, um Orientierungspunkte zu erhalten.

Der rechteckige Durchgang durch den Fels vorne sah aus, als hätte man ihn sorgfältig aus dem Gestein geschlagen. Das Licht ihrer Laterne fiel auf Streifen mit Symbolen, die man in den Granit geritzt hatte, dazu auf runde Flächen im Bereich der verschlungenen Schnitzereien, die man auf Hochglanz poliert hatte. Jeder der umlaufenden Streifen markierte die Position eines sanften Schildes, der beim Passieren ein Kribbeln auf ihrer Haut auslöste.

Vorne sah sie, daß der Gang sich in drei gabelte. Sie hatte die Kreuzung noch nicht erreicht, als die Luft rings um sie plötzlich zu summen begann. Sie brauchte zwei Schritte, um ihren Vorwärtsschwung zu bremsen. Mit jedem dieser Schritte wurde der unangenehme Summton höher. Ihr langes Haar hob sich von Schultern und Rücken und stand in alle Richtungen ab. Das vorne in den Fels geritzte Band begann augenblicklich rot zu glühen.

Kahlan trat mehrere Schritte zurück. Der Summton wurde tiefer. Ihr Haar legte sich wieder.

Sie stieß einen leisen Fluch aus. Ein Summen war eine dringende Warnung, sich fernzuhalten, weil man einen gefährlichen Schild vor sich hatte. Das rote Glühen zeigte den Bereich des Schildes selbst an.

Manche dieser harten Schilde hinderten Personen, die nicht über die erforderliche Magie verfügten, sogar daran, ihnen zu nahe zu kommen, indem sie die Luft so dicht wie Schlamm und schließlich wie Fels machten. Andere verhinderten nicht nur den Zutritt, sondern sengten einem glatt Haut und Muskeln von den Knochen. Die weniger starken Schilde hatten den Zweck, Menschen, die keine Magie besaßen und somit keine Ahnung hatten, daran zu hindern, sich der Gefahr zu nähern.

Kahlan machte kehrt, hielt die Laterne in die Höhe und ging rasch auf demselben Weg in den Raum zurück, aus dem sie gekommen war. Sie entschied sich für einen anderen Gang, der ungefähr in ihre Richtung führte. Dieser wirkte weitaus freundlicher, da Wände und Decke weiß getüncht waren, wodurch ihr die Laterne besser den Weg leuchten konnte.

In dem weißen Gang stieß sie auf überhaupt keine Schilde. Eine Treppe führte sie tiefer in die Burg hinab. Ein weiterer Felsgang an deren unterem Ende ermöglichte ihr ein rasches Vorankommen ganz ohne Schilde. In Gedanken ging sie alle Gänge, Räume, Treppenhäuser und engen Tunnel noch einmal durch. Sie war ziemlich sicher, daß es einen Weg in den Turm hinein und wieder hinaus gab, ohne auf Schilde zu stoßen.

Kahlan stieß die Tür am Ende des Felsganges auf und trat hinaus auf einen Laufsteg mit einem eisernen Geländer. Sie hielt die Laterne vor sich in die Höhe.