Выбрать главу

»Ich will im Kampf sterben, nicht schwach und krank in einem Bett, durch die Hand eines unsichtbaren Feindes. Ich habe Angst, Lord Rahl könnte die Pest bekommen und uns ohne einen Herrscher D'Haras zurücklassen.«

»Davor habe ich auch Angst«, gestand Kahlan leise. »Ich habe Angst, Richard könnte die Pest bekommen, und alle anderen, die ich liebe, ebenfalls. Ihr, Berdine, Raina, Ulic, Egan und alle im Palast, die ich kenne.«

»Lord Rahl wird einen Weg finden, die Suche einzudämmen.«

Kahlan strich sich eine Strähne hinters Ohr. »Fürchtet Ihr Euch davor, keinen Mann zu finden, der Euch liebt?«

Cara warf einen ungläubigen Blick in Kahlans Richtung. »Warum sollte ich davor Angst haben? Ich brauche einem Mann nur die Erlaubnis zu erteilen, mich zu lieben, und er wird es tun.«

Kahlans Blick wanderte von Cara zu den Säulen an den Seiten des Saales hinüber, den sie soeben durchquerten. Ihre Stiefeltritte hallten über den Marmorboden.

»Ich liebe Richard. Die Magie eines Konfessors zerstört einen Mann, wenn sie ihn liebt – Ihr wißt schon, wenn sie … vereint sind. Richard kann meine Liebe nur deshalb erwidern, weil er etwas Besonderes ist, weil er eine besondere Magie besitzt. Ich habe schreckliche Angst, ihn zu verlieren. Ich will keinen anderen Mann als Richard – niemals –, aber selbst wenn ich wollte, ich könnte nicht. Kein Mann ist fähig, mir seine Liebe so zu zeigen wie Richard. Ich könnte nie einen anderen lieben.«

Caras Stimme wurde vor Mitgefühl fast zärtlich. »Lord Rahl wird einen Weg finden, die Pest zu beenden.«

Sie verließen den Marmorboden und betraten die Teppiche, die ihre Schritte schluckten, als sie die Treppe hinauf zu Kahlans Gemächern gingen.

»Ich habe Angst, ich könnte Richard an Nadine verlieren, Cara.«

»Lord Rahl mag Nadine nicht. Ich sehe an seinem Blick, daß er sich nicht für sie interessiert. Lord Rahl hat nur für Euch Augen.«

Kahlans Finger glitten über das glatte Marmorgeländer, während sie die Stufen hinaufstieg. »Nadine ist von einer Hexe geschickt worden, Cara.«

Cara sagte nichts. Das hatte etwas mit Magie zu tun.

Als sie schließlich die Tür zu ihren Gemächern erreicht hatten, blieb Kahlan stehen. Sie sah Cara in die blauen Augen.

»Versprecht Ihr mir eins? Als Schwester des Strafers?«

»Wenn ich kann.«

»All das, was im Augenblick geschieht – es ist schon so viel schiefgegangen. Versprecht Ihr mir, falls … falls etwas passiert und ich einen Fehler mache, den schlimmsten Fehler, den ich je begangen habe, und ich alles irgendwie durcheinanderbringe … , versprecht Ihr mir, nicht zuzulassen, daß sie Richard an meiner Stelle bekommt?«

»Was sollte denn passieren? Lord Rahl liebt Euch, nicht dieses Weibsstück.«

»Alles mögliche kann passieren. Die Pest – Shota – einfach alles. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, Cara, daß Nadine meinen Platz an Richards Seite einnimmt, falls mir etwas zustößt.« Kahlan packte die Mord-Sith am Arm. »Bitte, ich flehe Euch an. Versprecht Ihr mir das?«

Cara starrte sie bohrend an. Mord-Sith nahmen einen Schwur nicht auf die leichte Schulter. Kahlan war sich bewußt, daß sie eine ernste Bitte vorbrachte. Sie verlangte von Cara, etwas bei ihrem Leben zu schwören.

Cara nahm ihren Strafer in die Hand. Sie küßte ihn.

»Nadine wird Euren Platz an Richards Seite niemals einnehmen. Ich schwöre es.«

Kahlan nickte nur, denn in diesem Augenblick versagte ihr die Stimme.

»Geht jetzt, Mutter Konfessor. Ich werde hier sein und Wache halten. Niemand wird Euch behelligen. Ihr könnt beruhigt schlafen, denn Ihr wißt, daß Nadine niemals Euren Platz einnehmen wird. Darauf habt Ihr meinen Eid.«

»Danke, Cara«, erwiderte Kahlan leise, voller Dankbarkeit. »Wenn Ihr jemals etwas von mir wollt, braucht Ihr es nur zu sagen. Glaubt mir, Ihr seid wahrlich eine Schwester des Strafers.«

37

Endlich gelang es Kahlan, Nancy und ihre Helferin fortzuschicken, indem sie ihnen erklärte, sie sei erschöpft und wolle nichts weiter als zu Bett gehen. Das Angebot, ein Bad zu nehmen, sich das Haar bürsten, sich massieren oder sich etwas zu essen bringen zu lassen, schlug sie ab, mit ihrem Kleid ließ sie sich jedoch von Nancy helfen, um bei der Frau keinen Verdacht zu erregen.

Endlich alleine, rieb sich Kahlan in der Kühle die nackten Arme. Sie betastete ihre Wunde unter dem Verband. Die war gut verheilt und schmerzte kaum noch. Dazu hatte Drefan seinen Teil beigetragen, und wahrscheinlich hatten auch Nadines Umschläge etwas genutzt.

Kahlan streifte einen Morgenrock über und ging zu dem Schreibtisch neben einem der Kamine. Dort war es angenehm warm, aber nur von einer Seite. Einer Schublade entnahm sie Papier und Feder. Während sie den silbernen Deckel des Tintenfasses abnahm, versuchte sie ihre Gedanken und das, was sie schreiben würde, zu ordnen.

Richard, mein Liebster,

ich habe etwas Wichtiges zu erledigen, und ich muß es alleine tun. Es ist mir ernst damit. Nicht nur aus Achtung vor Dir, sondern auch, weil Du der Sucher bist, begrüße ich, was Du tust, obwohl ich es mir gelegentlich anders gewünscht hätte. Ich bin mir darüber im klaren, daß ich Dir manchmal erlauben muß, das zu tun, was Du tun mußt. Ich bin die Mutter Konfessor, deshalb solltest Du verstehen, daß auch ich manchmal tun muß, was ich tun muß. Dies ist so ein Fall. Ich flehe Dich an, wenn Du mich liebst, dann respektiere meine Wünsche, misch Dich nicht ein, und laß mich tun, was ich zu tun habe.

Cara habe ich getäuscht, was ich sehr bedauere. Sie weiß nicht, was ich vorhabe und daß ich fortgehe. Ich würde äußerst ungehalten sein, solltest Du sie dafür zur Rechenschaft ziehen.

Wann ich zurückkehre, weiß ich nicht. Vermutlich werde ich ein paar Tage abwesend sein. Ich tue dies, um unsere Situation zu verbessern. Hab bitte Verständnis, und sei nicht zu böse auf mich – mir bleibt keine andere Wahl. Unterzeichnet, die Mutter Konfessor, Deine Königin, auf ewig Deine Liebe in dieser Welt und der danach – Kahlan.

Kahlan faltete den Brief zusammen und schrieb Richards Namen darauf. Dann öffnete sie ihn und las ihn noch einmal durch, um sich zu vergewissern, daß sie nichts verraten hatte, was er nicht erfahren sollte. Die Formulierung ›um unsere Situation zu verbessern‹ gefiel ihr. Das war so vage und konnte alles mögliche bedeuten. Sie hoffte, nicht zu schroff darauf bestanden zu haben, er dürfe sich nicht einmischen.

Schließlich zog sie eine Kerze heran und erhitzte das Ende eines Siegelwachsstiftes, den sie der Schublade entnommen hatte. Sie beobachtete, wie das Wachs auf den Brief tröpfelte und eine rote Pfütze bildete, dann drückte sie das Siegel der Mutter Konfessor – den Doppelblitz – in das warme Wachs. Sie küßte den Brief, blies die Kerze aus und lehnte den Brief dagegen, so daß man ihn unmöglich übersehen konnte.

Früher war ihr nie recht klar gewesen, warum das Siegel der Mutter Konfessor ein Doppelblitz war, jetzt aber wußte sie es. Er stand für das Symbol des Con Dar – des Blutrausches –, eines Bestandteils der Magie eines Konfessors aus grauer Vorzeit. Einer Magie, die so selten heraufbeschworen wurde, daß sie ihr völlig unbekannt gewesen war. Kahlans Mutter war gestorben, bevor sie ihr hatte beibringen können, wie man den Con Dar im Notfall einsetzte.

Gleich nachdem sie Richard begegnet war und sich in ihn verliebt hatte, hatte sie den Con Dar instinktiv heraufbeschworen. Unter dem Einfluß dieser Magie hatte sie sich zur Warnung, sich ihr nicht in den Weg zu stellen, einen Blitz auf jede Wange gemalt. Mit einem Konfessor im Blutrausch war eine vernünftige Auseinandersetzung nicht möglich.

Der Blutrausch war die subtraktive Seite der Magie eines Konfessors, die zur Rache heraufbeschworen wurde. Kahlan hatte darauf zurückgegriffen, als sie der Überzeugung war, Darken Rahl habe Richard umgebracht. Er konnte nur zugunsten eines anderen Menschen entfesselt und ausschließlich dazu eingesetzt werden, diesen Menschen zu beschützen. Sich selber konnte sie damit nicht verteidigen.