Выбрать главу

»Nichts, Lord Rahl«, sagte er, nachdem Lord Rahl seinen Gruß erwidert hatte. »Nicht ein einziger Gesteinssplitter, der von Werkzeugen bearbeitet worden wäre.«

»Sucht weiter. Versucht es an den äußeren Rändern des Geröllfeldes. Sucht nach Stellen, wo ihr unter einige der größeren Brocken kriechen könnt, und seht Euch auch dort um.«

Der Soldat salutierte und eilte davon. Der Tag ging dem Ende zu. Richard hatte erklärt, er habe nicht die Absicht, einen weiteren Tag zu bleiben. Er wollte zurück nach Aydindril. Vermutlich würde Kahlan am Abend eintreffen, vielleicht erst morgen. Dann wollte er dasein.

»Also, was meint Ihr, Unterkommandant?«

Unterkommandant Crawford warf einen Stein und verfolgte, wie er erst von einem Felsbrocken, dann von einem zweiten abprallte. Das scharfe Geräusch hallte von der Felswand hinter ihnen wider.

»Könnte sein, daß die Flanke dieses Berges vor sehr viel längerer Zeit herausgebrochen ist. Im Lauf der Zeit wuchsen dort Pflanzen, starben ab, wurden zu Humus, in dem wieder größere Pflanzen wuchsen, dann starben diese ab und bildeten noch mehr Boden. Möglicherweise wurde der Erdrutsch überdeckt.«

Richard wußte sehr gut, worauf Unterkommandant Crawford hinauswollte. Er wußte, wie ein Wald im Laufe der Zeit einen Erdrutsch überdecken konnte. Wenn man am Fuß eines steilen Abgrunds im Wald grub, stieß man oft auf Trümmer des herabgestürzten Berges.

»In diesem Fall halte ich das nicht für wahrscheinlich.«

Der Unterkommandant sah zu ihm hinüber. »Darf ich fragen, warum nicht, Lord Rahl?«

Richard blickte über die Schlucht hinweg zum nächsten Berg. »Nun, seht Euch diese Felswand an. Die Oberfläche ist rauh und uneben, doch das Gestein des Berges, das zurückblieb, nachdem die Flanke abgerutscht war, ist mittlerweile verwittert. Große Teile davon sind alles andere als schroff. Die Zeit hat sie abgeschliffen.

Teile davon weisen jedoch scharfe Kanten auf. Wasser dringt in die Ritzen ein, gefriert und sprengt mit der Zeit immer mehr Gestein heraus. Man kann einige dieser scharfkantigen Stellen sehen, das meiste jedoch hat eine glatte Oberfläche.

Für mich sieht das so aus, als sei das lange vor diesem Erdrutsch hier geschehen, trotzdem kann man das meiste Gestein am Fuß der Felswand liegen sehen. Hier liegt viel weniger Geröll.«

Egan löste die Arme voneinander und strich sein blondes Haar nach hinten. »Könnte einfach an den geographischen Gegebenheiten liegen. Diese Felswand liegt nach Süden und wird von der Sonne beschienen, dadurch können die Pflanzen besser gedeihen, wogegen diese hier nach Norden gerichtet ist, wo die meiste Zeit Schatten herrscht. Vermutlich hat sich der Wald dort drüben nicht so schnell entwickelt, weshalb das Geröll unbedeckt geblieben ist.«

Damit hatte Egan nicht ganz unrecht.

»Und noch etwas.« Richard legte den Kopf in den Nacken und blickte die Tausende von Fuß hohe steile Felswand hinauf, die über ihnen in die Höhe ragte. »Die Hälfte dieses Berges ist verschwunden. Das dort drüben war ein vergleichsweise kleiner Erdrutsch.

Seht an diesem Berg hinauf und versucht Euch vorzustellen, wie er ausgesehen haben müßte, bevor es dazu kam. Er wurde von oben bis unten geteilt, wie ein Baumstamm, den man in zwei Hälften spaltet. Alle übrigen Berge ringsum sind mehr oder weniger kegelförmig. Dieser hier bildet nur einen Halbkegel.

Selbst wenn ich mich irre und die Hälfte des Berges nicht verschwunden ist und er immer schon in etwa die Form hatte, die wir jetzt sehen, sollten hier unten immer noch ungeheure Gesteinsmassen liegen. Selbst wenn er früher schon in etwa diese Form hatte und nur eine zehn oder zwanzig Fuß dicke Gesteinsschicht herausgebrochen ist, müßte allein schon aufgrund seiner ungeheuren Höhe eine gewaltige Geröllmenge entstanden sein.

Dieses Gestein ist scharfkantig, es könnte sich also um Brocken handeln, die durch das Arbeiten des gefrierenden Wassers herausgebrochen wurden. Ich vermute aber, da ich keine von der Zeit geglätteten Teile erkennen kann, daß der Vorfall noch nicht so lange zurückliegt. Und doch kann ich einfach nichts erkennen, was auf die Gesteinsmassen hindeutet, die sich von diesem Berg gelöst haben müssen. Selbst wenn sie mit der Zeit überwuchert worden wären, sollte hier, wo wir stehen, ein gewaltiger Schutthügel entstanden sein.«

Der Unterkommandant blickte sich um. »Da ist etwas dran. Wir befinden uns in etwa auf der Höhe des Grundes der Spalte. Wenn all das Gestein herausgebrochen ist, gibt es hier unter dem Wald keinen Schutthügel.«

Richard sah den Soldaten zu, die überall zwischen den Felsen und Bäumen nach einer Spur des Tempels der Winde suchten. Keiner von ihnen machte den Eindruck, als sei er wirklich etwas auf der Spur.

»Ich kann mir nicht vorstellen, daß er sich hier unten befindet. Soweit ich sehe, deutet einfach nichts darauf hin, daß der Berg hier abgestürzt ist.«

Ulic und Egan verschränkten die Arme wieder. Soweit es sie betraf, war die Angelegenheit damit erledigt.

Unterkommandant Crawford räusperte sich. »Lord Rahl, wenn die Hälfte des Bergs Kymermosst, wie es ihn früher gab, nicht hier unten liegt, wo befindet er sich dann?«

Richard und der Soldat sahen sich lange an. »Das wüßte ich auch zu gerne. Wenn er nicht dort unten liegt, dann muß er woanders sein.«

Der blonde Unterkommandant trat von einem Fuß auf den anderen. »Also, er ist bestimmt nicht einfach aufgestanden und hat sich aus dem Staub gemacht, Lord Rahl.«

Richard drehte seine Schwertscheide aus dem Weg und ging daran, von den Felsen herunterzuklettern. Er hatte bemerkt, daß er dem Mann angst machte. Richards Bemerkung schien auf Magie anzuspielen.

»Es muß so sein, wie Ihr sagt, Unterkommandant. Er ist sicher abgerutscht und dann überwuchert worden. Vielleicht war der Einschnitt zwischen den Bergen damals tiefer, und der Erdrutsch hat ihn einfach aufgefüllt, statt einen Hügel zu bilden.«

Dieser Gedanke leuchtete dem Unterkommandanten ein. Sie lieferte ihm eine Erklärung, die greifbar war wie Granit.

Richard glaubte nicht daran. Die Felswand erschien ihm eigenartig. Sie war sehr glatt, so als wäre sie mit einem gewaltigen Schwert abgespalten worden. Sicher, es gab schroffe Stellen, doch damit ließe sich das Geröll erklären, das am Fuß des Berges lag. Ihm schien es so, als sei der Berg abgeschnitten und weggetragen worden, und Wasser und Eis hätten die glatte Oberfläche der Felswand bearbeitet, Stücke herausgebrochen und sie zunehmend zerklüftet. Trotzdem war sie bei weitem nicht so zerklüftet wie die anderen Felswände ringsum.

»Das wäre eine Erklärung, Lord Rahl«, meinte der Unterkommandant. »Wenn das stimmt, dann bedeutet das allerdings, daß der Tempel, den Ihr sucht, tief darunter verschüttet liegt.«

Richard begab sich, dicht gefolgt von seinen beiden riesenhaften Bewachern, zu den Pferden. »Ich möchte mich oben auf dem Gipfel umsehen. Ich will mir die Ruinen dort oben anschauen.«

Ihr Führer, ein Mann mittleren Alters mit Namen Andy Millett, wartete bei den Pferden. Er war mit einem einfachen Wollgewand in Grün und Braun bekleidet, ganz wie Richard es früher getragen hatte. Sein verfilztes braunes Haar hing ihm bis über die Ohren. Andy war ungeheuer stolz, daß Lord Rahl ihn gebeten hatte, sie zum Berg Kymermosst zu führen. Richard kam sich deswegen ein wenig dumm vor. Andy war ganz einfach der erste, auf den Richard gestoßen war, der wußte, wo er lag.

»Ich möchte hinauf zu den Ruinen auf dem Gipfel.«

Andy reichte Richard die Zügel des großen Rotschimmels. »Natürlich, Lord Rahl. Viel gibt's dort oben nicht zu bewundern, aber ich zeige es Euch trotzdem gerne.«

So groß seine beiden Bewacher waren, sie saßen mühelos auf. Ihre Pferde bewegten sich kaum unter dem plötzlichen Gewicht. Richard schwang sich in den Sattel hinauf und zwängte seinen rechten Stiefel in den Steigbügel.

»Können wir vor Einbruch der Dunkelheit dort sein? Der Schnee des Frühlingssturms ist weitgehend geschmolzen. Der Pfad müßte passierbar sein.«