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»Keine Kutsche. Außerdem habe ich keine Lust, mir einen Schwall von Einwänden anzuhören. Ich habe den Bauern angeheuert. Er soll uns in seinem Heuwagen ein Stück nach Süden bringen. Wir können uns hinten hineinlegen und ausruhen. Er wird uns mit Stroh zudecken, damit wir nicht befürchten müssen, behelligt zu werden.«

Warren legte die Stirn in Falten. »Warum tut er das für uns?«

»Ich habe ihn gut bezahlt. Aber darüber hinaus sind er und seine Familie dem Licht treu ergeben. Er respektiert die Schwestern des Lichts.«

Warren ließ sich erleichtert in das Stroh zurücksinken. »Nun, das klingt nicht schlecht. Bist du sicher, er macht das freiwillig? Du hast ihm nicht die Nase herumgedreht, oder?«

»Er fährt ohnehin in die Richtung.«

»Ach ja? Warum?«

Verna seufzte. »Er hat eine kranke Tochter. Sie ist erst zwölf. Er will ein Stärkungsmittel für sie besorgen.«

Ein Hauch von Mißtrauen verfinsterte Warrens Gesicht. »Wieso hast du das Mädchen nicht geheilt?«

Verna hielt seinem Blick stand. »Ich habe es versucht. Sie hat hohes Fieber, Krämpfe und muß dauernd spucken. Ich habe mein Bestes gegeben, dennoch konnte ich das arme Ding nicht von seinem Leiden erlösen.«

»Hast du eine Ahnung, warum nicht?«

Verna schüttelte traurig den Kopf. »Die Gabe heilt nicht alles, Warren. Das weißt du. Hätte sie sich einen Knochen gebrochen, könnte ich ihr helfen, gegen ein Fieber ist die Gabe nur von begrenztem Nutzen.«

Er wandte den Kopf ab. »Das erscheint mir nicht gerecht. Diese Leute erbieten sich, uns zu helfen, und wir können praktisch nichts für sie tun.«

»Ich weiß«, meinte Verna leise.

Sie lauschte eine Weile dem Regen auf dem Dach.

»Wenigstens konnte ich ihre Unterleibsschmerzen ein wenig lindern. Sie wird ein bißchen entspannter schlafen.«

»Gut. Ja, das ist gut.« Warren nestelte an einem Strohhalm herum. »Konntest du Verbindung zu Prälatin Annalina aufnehmen? Hat sie dir schon eine Nachricht im Reisebuch hinterlassen?«

Verna wollte sich ihre Besorgnis nicht anmerken lassen. »Nein.

Sie hat weder auf meine Nachrichten geantwortet noch selbst welche geschickt. Wahrscheinlich ist sie beschäftigt. Sie hat keinen Grund, sich von unseren Problemchen behelligen zu lassen. Wir werden von ihr hören, sobald sie Zeit hat.«

Warren nickte. Verna blies die Lampe aus. Sie schmiegte sich an ihn, lehnte ihre Stirn an seine Schulter und legte ihm den Arm über die Brust.

»Am besten schlafen wir ein paar Stunden. Bei Sonnenaufgang werden wir schon wieder unterwegs sein.«

»Ich liebe dich, Verna. Ich möchte, daß du das weißt, für den Fall, daß ich nicht mehr aufwache.«

Zur Antwort strich Verna ihm mit den Fingern zärtlich über sein Gesicht.

Clarissa rieb sich den Schlaf aus den Augen. An den Rändern der schweren grünen Vorhänge drang die Dämmerung herein. Sie setzte sich im Bett auf. Nie hatte sie sich beim Aufwachen so gut gefühlt. Sie reichte hinüber, um es Nathan zu sagen. Doch der lag nicht neben ihr.

Clarissa setzte sich auf und schwang ihre Beine über die Bettkante. Ihre Beinmuskeln protestierten, als sie sich räkelte. Sie waren überanstrengt von den Aktivitäten der vergangenen Nacht. Vermutlich war es nur der Gedanke an die Ursache, der sie über den harmlosen Schmerz schmunzeln ließ. Sie hätte sich kaum vorstellen können, daß überanstrengte Muskeln so wohltuend sein konnten.

Also schob sie die Arme in den hübschen rosa Morgenmantel, den Nathan ihr gekauft hatte. Sie zupfte die Rüschen am Hals zurecht, dann band sie den Seidengürtel zu. Genüßlich kniff sie mit den Zehen in den dicken Teppich.

Nathan saß am Schreibtisch, über einen Brief gebeugt. Er sah lächelnd auf, als sie in der Tür stand.

»Ausgeschlafen?«

Clarissa schloß die Augen halb und seufzte. »Das will ich meinen.« Sie schmunzelte. »Bei dem bißchen Schlaf, das ich hatte.«

Nathan zwinkerte ihr zu. Er tauchte die Feder in das Faß mit der blauen Tinte und wandte sich wieder seinem Gekratze zu. Clarissa schlenderte um ihn herum und legte ihm die Hände auf die Schultern. Er trug seine Hose und sonst nichts. Mit den Daumen knetete sie die Muskeln in seinem Nacken. Tief in der Kehle gab er einen wohligen Ton von sich, also fuhr sie fort. Es gefiel ihr, wenn er Laute des Vergnügens von sich gab, und noch mehr, der Grund dafür zu sein.

Während ihre Daumen sich zu seinen Schultermuskeln hinunterarbeiteten, warf sie einen Blick auf das, was er gerade schrieb. Sie überflog den Brief und sah, daß es sich um Anweisungen handelte, in denen von Truppenverlegungen an Orte die Rede war, von denen sie noch nie gehört hatte. Nathan schrieb weiter, belehrte einen Admiral über seine Verbindung zu Lord Rahl und die einschneidenden Konsequenzen, die erfolgen würden, sollte er diese Befehle ignorieren. Der Brief war in demselben gebieterischen Tonfall gehalten, mit dem er von den Menschen verlangte, als der Mann von Einfluß behandelt zu werden, der er war. Er unterzeichnete den Brief mit ›Lord Rahl‹.

Clarissa beugte sich vor, rieb ihre Nase an seinem Hals und knabberte zärtlich an seinem Ohr.

»Nathan, die letzte Nacht war mehr als wundervoll. Es war Magie. Du warst großartig. Ich bin die glücklichste Frau auf Erden.«

Er sah sie verschmitzt grinsend an. »Magie. Ja, ein wenig Magie war dabei. Ich bin ein alter Mann. Ich muß alles einsetzen, was mir zur Verfügung steht.«

Sie kämmte ihm mit den Fingern durchs Haar und ordnete es. »Ein alter Mann? Das glaube ich nicht, Nathan. Hoffentlich war es für dich nur halb so befriedigend wie für mich.«

Lachend faltete er den Brief. »Ich glaube, es ist mir gelungen mitzuhalten.« Er schob ihr eine Hand unter den Morgenmantel und kniff sie in den nackten Po. Quietschend wich sie zurück. »Mit einer so wunderschönen und liebevollen Frau zusammenzusein war einer der Höhepunkte in meinem Leben.«

Er schmiegte seinen Kopf an ihre Brüste. »Nun ja, wir leben noch. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht versuchen sollten, weitere dieser Höhepunkte anzustreben.«

Sein verschmitztes Lächeln wurde breiter, als er seine Hand wieder auf ihren nackten Po legte und sanft zudrückte. Er hatte dieses lustvolle Funkeln in den Augen.

»Laß mich eben diese Arbeit erledigen, dann werden wir dafür sorgen, daß sich die Ausgabe für das Bett auch gelohnt hat.«

Mit einem winzigen Kupferlöffel entnahm er winzige Kügelchen aus rotem Wachs aus einer Büchse und schüttete sie auf den zusammengefalteten Brief.

»Nathan, du Dummer, man schmilzt das Siegelwachs und läßt es auf den Brief träufeln.«

Er zog eine seiner Brauen hoch. »Mittlerweile solltest du wissen, mein Liebling, daß meine Methode besser ist.«

Sie lachte einmal kurz und kehlig auf. »Ach ja, verzeih.«

Er ließ einen Finger über den Kügelchen kreisen. Lichtfunken sprangen tanzend von seinem Finger auf das Wachs über. Sie glühten kurz auf, dann verschmolzen sie auf dem Brief zu einer roten Pfütze. Clarissa stöhnte vor Wonne. Nathan steckte voller kleiner Überraschungen. Ihre Wangen wurden heiß, als sie daran dachte, daß seine Finger auf mehr als eine Weise magisch waren.

Sie beugte sich vor und flüsterte ihm innig etwas ins Ohr. »Ich möchte, daß du und dein magischer Finger mich ins Bett begleiten, Lord Rahl.«

Nathan hob seinen magischen Finger und verkündete feierlich: »So soll es sein, meine Liebe, sobald ich diesen Brief auf seinen Weg gebracht habe.«

Er ließ seinen Finger erneut über dem Brief kreisen, der daraufhin wie von alleine vom Schreibtisch abhob. Clarissa zog erstaunt die Brauen hoch. Der Brief schwebte vor ihm in der Luft, als er zur Tür hinüberging. Mit seiner anderen Hand machte er eine dramatische Kreisbewegung, und die Tür schwenkte auf.

Ein Soldat, der im Gang, auf dem Fußboden sitzend, an der gegenüberliegenden Wand lehnte, erhob sich. Er salutierte mit einem Faustschlag auf sein Herz.

Nathan, der nur mit seinen Hosen bekleidet dastand und dem das weiße Haar bis auf die Schultern hing, wirkte wie ein Wüstling. Sie wußte, daß er das nicht war, aber ihr war klar, so wie er dort stand, mit seiner Körpergröße, seiner eindrucksvollen Erscheinung, mußte er bei anderen diesen Eindruck hinterlassen.