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»Was denkt Ihr darüber, Lord Rahl?«

»Für mich ergibt das Sinn. Ich glaube nicht, daß wir zur Zeit alle Männer nach Norden zurückbringen sollten. Wie General Reibisch sagt, stehen sie in einer Stellung, die es ihnen zu erkennen erlaubt, ob die Imperiale Ordnung weit in die Neue Welt vordringt. Was meint Ihr?« fragte Richard, während er den Brief nach hinten an Cara weiterreichte.

Der General zog seine Hosen hoch. »Ich bin mit Reibisch einer Meinung. An seiner Stelle würde ich dasselbe tun. Er steht bereits dort unten, warum sollte man ihn also nicht mit einer vernünftigen Aufgabe betrauen? Wie er anmerkt, wäre es das beste, wenn man wüßte, was die Imperiale Ordnung plant. Sollte der Feind dann tatsächlich nach Norden marschieren, ist er in der Lage, ihm gehörig in den Arsch zu treten.« Er zuckte erschrocken zusammen. »Verzeihung, Mutter Konfessor.«

Kahlan lächelte. »Mein Vater war Krieger, bevor er König wurde, General. Das ruft Erinnerungen wach.« Ob es sich um gute Erinnerungen handelte, verschwieg sie. »Ich bin ebenfalls der Ansicht, es wäre strategisch von Vorteil, dort eine Armee stehen zu haben.«

Cara gab Richard den Brief zurück. »In dem anderen Punkt hat er ebenfalls recht. Wenn er seine Stellung verläßt und die Imperiale Ordnung nach Nordosten marschiert, könnte sie ohne Gegenwehr weit nach D'Hara eindringen. Wir würden nicht einmal etwas davon erfahren. Dieser Teil von D'Hara ist spärlich besiedelt. Die Imperiale Ordnung könnte nach Norden ziehen, und wir würden erst etwas davon mitbekommen, wenn sie nach Westen schwenken, wieder zurück in die Midlands.«

»Es sei denn, sie halten geradewegs auf den Palast des Volkes zu«, gab der General zu bedenken.

»Das Herz D'Haras anzugreifen wäre ein schwerwiegender Fehler«, meinte Cara. »Kommandant General Trimack von der Ersten Rotte der Palastwache würde dem Feind zeigen, weshalb noch keine Armee den Palast angegriffen hat, ohne daß auch nur ein einziger Soldat überlebt hätte, um die Geschichte ihrer blutigen Niederlage zu erzählen. Die Kavallerie würde sie draußen in den Ebenen von Azrith in Fetzen reißen.«

»Sie hat recht«, sagte der General. »Wenn die Armee dorthin marschiert, wird das ein Fressen für die Geier – dafür würde Trimack sorgen. Wenn sie tatsächlich in Richtung Nordosten nach D'Hara marschiert sind, dann deshalb, weil sie uns an der Flanke angreifen wollen. Am besten überlassen wir Reibisch die Bewachung des Tores.«

Richard wollte noch aus einem anderen Grund, daß General Reibischs Armee im Süden blieb.

»Lord Rahl«, sagte der Bote, »darf ich mir eine Frage erlauben?«

»Natürlich. Was ist denn?«

Grissom nestelte nervös am Heft seines kurzen Schwertes. »Was ist in der Stadt los? Ich meine, ich habe Männer gesehen, die Karren mit Leichen ziehen, und andere, die durch die Straßen gehen und den Leuten zurufen, sie sollen ihre Toten nach draußen schaffen.«

Richard holte tief Luft. »Das ist der andere Grund, aus dem General Reibisch unten im Süden bleiben sollte. In den Midlands ist die Pest ausgebrochen. Gestern nacht sind siebenhundertfünfzig Menschen umgekommen.«

»Die Seelen mögen uns davor bewahren.« Grissom wischte sich die Handflächen an den Hüften ab. »Ich hatte so etwas schon befürchtet.«

»Bringt meine Antwort sofort zurück zu General Reibisch. Ihr wart hier, und ich will nicht, daß Ihr die Pest auch noch bei ihm einschleppt. Gebt die Nachricht mündlich weiter, sobald Ihr dort eintrefft.

Nähert Euch keinem seiner Männer, oder, was das anbelangt, überhaupt niemandem weiter als nötig, um verstanden zu werden. Sobald Ihr die dortigen Vorposten erreicht, teilt ihnen mit, sie sollen die Nachricht an General Reibisch überbringen. Richtet ihm aus, ich fände seine Argumentation vernünftig. Der gesamte Kommandostab hier ist mit ihm einer Meinung. Sagt ihm, er soll mit der Durchführung seiner Pläne fortfahren und uns auf dem laufenden halten.

Nachdem Ihr hiergewesen seid, könnt Ihr nicht mehr zu diesen Männern zurück. Nach Überbringen der Nachricht wird Euch nichts anderes übrigbleiben, als hierher zurückzukehren. Nehmt eine ausreichend große Patrouille mit, damit gewährleistet ist, daß unsere Anweisungen ans Ziel gelangen. Anschließend reitet Ihr alle zurück nach Aydindril.«

Grissom salutierte mit einem Faustschlag aufs Herz. »Es wird geschehen, wie Ihr befehlt, Lord Rahl.«

»Ich wünschte, ich könnte Euch zu Euren Kameraden zurücklassen, Soldat, aber die Seuche darf um keinen Preis auf die Armee übergreifen. Wir haben die Soldaten hier um die ganze Stadt herum verteilt, damit sie sich nicht anstecken. Das könnt Ihr ihm ebenfalls berichten.«

General Kerson kratzte sich im Gesicht. »Äh, Lord Rahl, ich muß Euch etwas beichten. Ich habe es eben selbst erst erfahren.«

Richard runzelte die Stirn, als er den plötzlich so gequälten Gesichtsausdruck des Generals sah. »Was gibt es denn?«

»Nun, äh, die Pest ist bereits unter unseren Männern ausgebrochen.«

Richard spürte sein Herz bis in den Hals schlagen. »Welche Gruppe?«

Der General wischte sich mit der Hand über den Mund. »Alle, Lord Rahl. Wie es scheint, haben die Huren die Feldlager aufgesucht. Die Frauen dachten, nach all den Morden wäre das sicherer, als ihrem Geschäft in der Stadt nachzugehen. Ich habe keine Ahnung, wie sich die Krankheit ausbreitet, Drefan erklärte mir jedoch, es könnte sich auf diese Weise zugetragen haben.«

Richard preßte sich Daumen und Zeigefinger an die Schläfen. Am liebsten würde er aufgeben. Sich einfach auf den Boden setzen und aufgeben.

»Ich hätte Tristan Bashkar niemals hinrichten lassen dürfen. Ich hätte ihn diesen Frauen vorwerfen sollen. Am Ende wären dadurch unzählige Menschenleben gerettet worden. Hätte ich das geahnt, hätte ich sie alle eigenhändig umgebracht.«

Er spürte, wie ihm Kahlan die Hand auf den Rücken legte.

»Gütige Seelen«, hauchte er. Mehr fiel ihm nicht ein. »Gütige Seelen, was tun wir uns nur selbst an? Diese Frauen haben soeben, ohne es zu wissen, einen Angriff für Jagang geführt.«

»Wollt Ihr, daß sie hingerichtet werden, Lord Rahl?« fragte General Kerson.

»Nein«, antwortete Richard mit ruhiger Stimme. »Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen. Das hätte jetzt keinen Zweck mehr. Sie haben damit nicht absichtlich Unheil anrichten wollen. Sie waren lediglich um ihre Sicherheit besorgt.«

Richard rief sich die Worte eines Mannes aus der Tempelmannschaft ins Gedächtnis, kurz bevor er hingerichtet wurde. Ich kann nicht länger gutheißen, was wir mit unserer Gabe tun. Wir sind weder der Schöpfer, noch sind wir der Hüter. Selbst eine leidige Hure hat das Recht, ihr Leben so zu gestalten, wie sie will.

»Grissom, stellt eine Patrouille zusammen, und sobald Ihr etwas gegessen und Euch ausgeruht habt, überbringt Ihr General Reibisch meine Nachricht.«

Grissom salutierte abermals. »Jawohl, Lord Rahl. Ich beschaffe Nahrungsmittel und Vorräte und bin in einer Stunde wieder unterwegs.«

Richard nickte. Der Bote verabschiedete sich.

»Lord Rahl«, sagte der General, »wenn weiter nichts anliegt, sollte ich mich besser um meine Aufgaben kümmern.«

»Doch General, da wäre noch etwas. Entfernt die kranken Soldaten aus den Lagern. Verlegt sie in gesonderte Lager. Mal sehen, ob wir die Seuche nicht eindämmen können. Möglicherweise können wir sie sogar ganz eingrenzen.

Außerdem sollen alle Huren aus den Feldlagern verschwinden. Alle. Vielleicht gelingt es uns auf diese Weise, die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Laßt alle Frauen warnen, sich unter Androhung der Todesstrafe von den Lagern fernzuhalten. Gehen sie trotz Anruf weiter, laßt sie von den Bogenschützen niederschießen.«

Der General seufzte schwer. »Verstanden, Lord Rahl. Ich werde außerdem jene Männer aussondern, die mit den Frauen zusammen waren, und sie die kranken Soldaten versorgen lassen.«

»Gute Idee.«

Richard legte Kahlan die Arme um die Hüfte und sah zu, wie der General und seine Garde davoneilten. »Warum bin ich nicht eher darauf gekommen? Wenn ich daran gedacht hätte, hätte ich die Pest vielleicht von den Soldaten fernhalten können.«