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Kahlan wünschte, die anderen würden sämtlich verschwinden. »Aber was ist das, Richard? Wo hast du das alles her?«

Sie konnte ihre Hand nicht von seiner Brust lösen. Sie fühlte zu gerne, wie er atmete. Sie konnte auch spüren, wie sein Herz schlug. Und auch ihr eigenes Herz fühlte sie klopfen.

»Na ja«, meinte er, »ich wußte, du wolltest, daß ich mir ein paar neue Kleider besorge –«

Sie löste ihren Blick von seinem Körper und sah ihm in die grauen Augen. »Was? Das habe ich niemals gesagt.«

Er mußte lachen. »Deine wundervollen grünen Augen haben es für dich gesagt. Dein Blick war äußerst vielsagend, als du meine alte Waldkleidung gemustert hast.«

Sie ging einen Schritt zurück und zeigte auf die neuen Kleider. »Wo hast du das alles her?«

Er nahm ihre Hand und hob ihr Kinn mit den Fingern seiner anderen Hand, so daß sie ihm in die Augen blickte. »Du bist wunderschön. In deinem blauen Hochzeitskleid wirst du prachtvoll aussehen. Nun ja, da wollte ich bei unserer Hochzeit neben der Mutter Konfessor nicht schäbig wirken. Deshalb habe ich das alles ganz schnell anfertigen lassen, damit unsere Hochzeit nicht verzögert wird.«

»Er hat es sich von der Schneiderin machen lassen. Es sollte eine Überraschung sein«, erklärte Cara. »Ich habe ihr Euer Geheimnis nicht verraten, Lord Rahl. Sie hat nichts unversucht gelassen, um es aus mir herauszukitzeln, dennoch habe ich ihr nichts verraten.«

»Danke, Cara.« Richard lachte. »Ich wette, das war nicht einfach.«

Kahlan mußte ebenfalls lachen. »Aber es ist wunderschön. Das alles hat Fräulein Wellington für dich angefertigt?«

»Nun, nicht alles. Ich erklärte ihr, was ich wollte, und dann ging sie zusammen mit den anderen Näherinnen an die Arbeit. Ich glaube, sie haben ihre Sache sehr gut gemacht.«

»Ich werde ihr meine Bewunderung aussprechen. Und sie vielleicht sogar in den Arm nehmen.« Kahlan prüfte das Cape zwischen Daumen und Zeigefinger. »Es ist wirklich wundervoll. So etwas Prächtiges habe ich noch nie gesehen. Ich kann kaum glauben, daß sie das angefertigt hat.«

»Na ja, hat sie auch nicht«, gestand Richard ein. »Dies und einige andere Dinge stammen aus der Burg der Zauberer.«

»Aus der Burg! Was hattest du dort oben zu suchen?«

»Ich war bei meinem ersten Besuch dort auf die Zimmer gestoßen, in denen früher die Zauberer gelebt haben. Also ging ich zurück, um mir einige ihrer Besitztümer näher anzusehen.«

»Wann war das?«

»Vor ein paar Tagen. Während du damit beschäftigt warst, dich mit einigen offiziellen Vertretern unserer neuen Verbündeten zu treffen.«

Kahlans Stirn zog sich zusammen, als sie seine Kleider bewunderte. »Die Zauberer haben früher so etwas getragen? Ich dachte, Zauberer tragen stets schlichte Gewänder?«

»Die meisten von ihnen, ja. Einer jedoch trug solche Kleidung.«

»Und welche Art Zauberer?«

»Ein Kriegszauberer.«

»Ein Kriegszauberer«, staunte sie leise. Obwohl Richard im allgemeinen nicht wußte, wie er seine Gabe benutzen sollte, so war er dennoch der erste Kriegszauberer seit dreitausend Jahren.

Kahlan wollte anfangen, ihn mit Fragen zu überhäufen, dann fiel ihr ein, daß zur Zeit wichtigere Probleme anstanden. Ihre Miene wurde düster. »Richard« – sie brachte es nicht fertig, ihm nicht in die Augen sehen – »hier ist jemand, der dich sprechen will…«

Sie hörte, wie die Schlafzimmertür knarrte.

»Richard?« Nadine stand in der Tür und verdrehte erwartungsvoll ihr Taschentuch zwischen den Fingern. »Ich habe Richards Stimme gehört.«

»Nadine?«

Nadines Augen wurden so groß wie Sanderianische Goldkronen. »Richard.«

Richard setzte ein höfliches Lächeln auf. »Nadine.« Jedenfalls lächelte sein Mund.

In seinen Augen dagegen war nicht die Spur eines Lächelns zu sehen. Es war der streitlustigste Blick, den Kahlan je auf seinem Gesicht gesehen hatte. Kahlan hatte Richard wütend gesehen, sie hatte ihn im tödlichen Zorn der Magie des Schwertes der Wahrheit erlebt, und sie hatte ihn mit dem tödlich ruhigen Gesichtsausdruck gesehen, wenn er die Klinge weiß erglühen ließ. Im Ungestüm aus Pflicht und Entschlossenheit konnte Richard durchaus gefährlich wirken.

Aber kein Ausdruck, den sie auf seinem Gesicht erblickt hatte, war Kahlan so furchterregend vorgekommen wie der, den er jetzt trug.

Es war weder die tödliche Wut, die von seinen Augen Besitz ergriffen hatte, noch seine todbringende Pflichtversessenheit. Dies war etwas Schlimmeres. Es war beängstigend, wie tief das Desinteresse reichte, das in diesem leeren Lächeln, in seinen Augen, zum Ausdruck kam.

Etwas Schlimmeres hätte Kahlan sich nur vorstellen können, wenn ein solcher Blick ihr gegolten hätte. Wäre dieser so gänzlich leidenschaftslose Blick auf sie gerichtet gewesen, er hätte ihr das Herz gebrochen.

Offenbar kannte Nadine Richard nicht so gut wie Kahlan. Sie sah nur das Lächeln auf seinen Lippen.

»Oh, Richard!«

Die Frau eilte quer durchs Zimmer und warf ihm die Arme um den Hals. Sie schien gewillt, auch ihre Beine um Richard zu schlingen. Kahlan hielt Cara sofort mit dem Arm zurück, bevor die Mord-Sith auch nur einen Schritt machen konnte.

Kahlan mußte sich zwingen, standhaft zu bleiben und ihre Zunge im Zaum zu halten. Was immer Richard und sie einander bedeuteten, sie wußte, hier geschah etwas, auf das sie keinen Einfluß hatte. Dies war Richards Vergangenheit, und so gut sie ihn auch kannte, ein Teil dieser Vergangenheit – jedenfalls seiner romantischen Vergangenheit – war für sie weitgehend Neuland. Bis zu diesem Augenblick schien dies keine Rolle gespielt zu haben.

Aus Angst, das Falsche zu sagen, schwieg Kahlan. Ihr Schicksal lag in Richards Hand und in den Händen einer schönen Frau, die in diesem Augenblick an seinem Hals hing – aber schlimmer noch, ihr Schicksal schien wieder einmal in Shotas Händen zu liegen.

Nadine begann, Richards Hals mit Küssen zu überhäufen, er hingegen versuchte seinen Kopf von ihr fortzudrehen. Er faßte sie an den Hüften und schob sie zurück.

»Nadine, was tust du hier?«

»Nach dir suchen, du Dummer«, sagte sie ganz außer Atem. »Seit deinem Verschwinden letzten Herbst sind alle ganz durcheinander – und besorgt. Mein Vater hat dich vermißt – ich habe dich vermißt. Keiner von uns wußte, was dir zugestoßen war. Zedd ist auch verschwunden. Die Grenze war gefallen, und dann plötzlich wart ihr alle verschwunden – du, Zedd und dein Bruder. Ich weiß, du warst völlig aus dem Gleichgewicht, als dein Vater umgebracht wurde, aber wir hätten nicht gedacht, daß du einfach fortläufst.« In ihrer atemlosen Aufgeregtheit reihte sie ohne Pause ein Wort ans andere.

»Na ja, das ist eine lange Geschichte, und ich bin nicht sicher, ob sie dich interessieren würde.«

Wie Richard gesagt hatte, schien sie kein Wort mitzubekommen und redete munter weiter drauflos.

»Anfangs mußte ich mich um so viel kümmern. Ich mußte Lindy Hamilton überreden, daß sie die Winterknollen für Vater besorgt. Er war ganz außer sich, weil du nicht da warst, um ihm einige dieser besonderen Pflanzen zu bringen, die er braucht und die offenbar nur du finden kannst. Ich tat, was ich konnte, aber ich kenne mich in den Wäldern nicht so gut aus wie du. Er hofft, daß Lindy einspringen kann, bis ich dich nach Hause bringe. Dann mußte ich mir überlegen, was ich mitnehmen und wie ich mich zurechtfinden sollte. Ich habe so lange gesucht. Hierher kam ich, weil ich einen gewissen Lord Rahl sprechen wollte, in der Hoffnung, er könnte mir helfen, dich zu finden. Ich hätte mir nie im Leben träumen lassen, daß ich dich finde, noch bevor ich ihn gesprochen habe.«

»Ich bin Lord Rahl.«

Auch das schien sie nicht mitzubekommen. Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. »Was soll dieser Aufzug, Richard? Wen willst du damit darstellen? Zieh dich um. Wir gehen nach Hause. Jetzt, wo ich dich gefunden habe, ist alles wieder in Ordnung. Bald werden wir wieder zu Hause sein, und alles wird wieder wie früher. Wir werden heiraten und –«

»Was?«