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Cara bedachte ihn mit einem giftigen Blick, während sie sich das Blut vom Mund wischte. »Ihr seid nicht Lord Rahl.«

»Ach nein?« Er zog das Schwert der Wahrheit, Richards Schwert, heraus, ließ es in die Scheide zurückfallen. »Nun, jedenfalls bin ich jetzt der Sucher.«

»Du bist auch nicht der Sucher«, knurrte Kahlan. »Richard ist der Sucher.«

»Richard? Es gibt keinen Richard mehr. Ich bin jetzt Lord Rahl – und der Sucher.« Er zog Kahlan zu sich. Seine Darken-Rahl-Augen durchbohrten sie. »Und du bist meine Gemahlin. Zumindest wirst du es sein, sobald wir die Ehe vollzogen haben. Aber dies ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort. Wir müssen zurück. Es gibt Arbeit.«

»Niemals. Wenn du mich nur einmal anfaßt, schneide ich dir die Kehle durch.«

»Du hast vor den Seelen einen Eid geschworen. Du wirst dein Gelübde erfüllen.« Drefan lächelte. »Du bist eine Hure. Es wird dir gefallen. Ich will, daß es dir gefällt, daß du Befriedigung findest. Ja, das will ich wirklich.«

»Wie kannst du es wagen, mich so zu nennen! Ich bin keine Hure, und schon gar nicht deine!«

Sein Lächeln wurde breiter. »Tatsächlich nicht? Wie hast du Richard dann verraten? Warum geht er fort, ohne sich auch nur einmal umzudrehen? Ich schätze, es hat dir gefallen, als du dachtest, er sei ich. Richard hat die Hure in dir erkannt. Wenn du erst einmal bei mir im Bett liegst, wirst du es genießen. Das wird mir gefallen.«

60

Verna stieß Warren sachte an. »Wach auf. Es kommt jemand.«

Warren rieb sich die Augen. »Ich bin wach.«

Verna drehte sich kurz zu den anderen Fenstern um und vergewisserte sich, ob die toten Wachen immer noch an der Wand lehnten und es so schien, als wären sie noch auf ihrem Posten. Das Licht der Lampe auf dem Tisch reichte gerade, um die Wachen draußen vor dem Fenstergitter zu erkennen, allerdings spendete sie auch genügend Licht, daß man sie und Warren sehen konnte, daher hielten sie sich von den Fenstern fern.

»Wie fühlst du dich?« fragte sie.

»Besser. Ich glaube, jetzt geht es wieder.«

Er war ohnmächtig gewesen. Die von der Gabe hervorgerufenen Kopfschmerzen kamen in immer kürzeren Abständen. Verna wußte nicht mehr, was sie für ihn tun sollte. Wie lange würde es dauern, bevor seine Gabe ihn umbrachte? Sie hatte nur einen Gedanken: an ihrem Plan festzuhalten. Warren hatte erzählt, der Prophezeiung zufolge bestünde seine einzige Chance darin, bei ihr zu bleiben.

Durch das Fenster bemerkte sie, daß in der Dunkelheit zwei schemenhafte Gestalten die Straße heraufkamen. Auf den Hügeln in der Ferne verliehen Abertausende von Lagerfeuern der Landschaft das Aussehen eines Sees, in dem sich der sternenübersäte Himmel spiegelte.

Verna schauderte, wenn sie an die Hunderttausende brutaler Kerle in diesen Zelten dachte. Je eher sie diesen Ort verließen, desto besser. Sie war froh, daß sie nicht noch einmal hinauf in Jagangs Festung mußten. Diese Art von Magie konnten sie sich bestimmt kein zweites Mal erlauben. Auf die Banne, die Warren benutzt hatte, würden die Wachen nicht noch einmal hereinfallen.

Einmal war zum Glück genug. Diesmal kamen ihre Freundinnen, Janet und Amelia, nach draußen, um sich mit ihr und Warren zu treffen. Wenn es denn tatsächlich Janet und Amelia waren, die sich dort näherten.

Sie mußten es sein. Es war die vierte Nacht nach dem Vollmond. Der verabredete Treffpunkt. Janet hatte gesagt, Amelia werde von den Zelten zurück sein.

Verna hatte Angst, sich Amelias Zustand vorzustellen. Wahrscheinlich mußte sie geheilt werden. Hoffentlich dauerte es nicht lange. Es war bereits kurz vor Tagesanbruch.

Sie und Warren hatten abwechselnd kurze Zeit geschlafen. Wenn sie zu General Reibisch und seiner Armee zurückwollten, hatten sie einen weiten Weg vor sich und mußten ausgeruht sein für die Reise. Verna wollte diesen Ort so weit wie möglich hinter sich gelassen haben, falls in der Festung Alarm geschlagen wurde.

Sie hoffte, Janet hätte Amelia bereits von den Banden zu Richard berichtet, damit sie auch darauf keine Zeit mehr zu verschwenden brauchte. Sobald Amelia den Eid auf Richard geleistet hatte, würden die Bande sie ebenfalls vor dem Traumwandler beschützen. Dann konnten sie endlich fliehen.

Verna hätte nur zu gerne auch die übrigen Schwestern gerettet, aber sie wußte, Vermessenheit war der beste Weg in den Untergang. Während ihrer zwanzigjährigen Reise, die sie von dem zurückgezogenen Leben im Palast der Propheten fortgeführt hatte, hatte sie gelernt, daß eine Schwester, sollte überhaupt Hoffnung auf Erfolg bestehen, ihre Arbeit in der Welt draußen sorgfältig verrichten mußte. Die Rettung der übrigen Schwestern wäre überaus riskant, und es wäre ihrer Sache nicht gerade dienlich, wenn Verna bei dem Versuch, sie alle auf einen Schlag zu retten, gefaßt wurde. Am besten machte man sich seine Grenzen bewußt und nahm sich einen Schritt nach dem anderen vor. Sobald die Zeit gekommen war, würde sie die übrigen Schwestern sicher aus der Gewalt des Traumwandlers befreien.

Im Augenblick war es äußerst wichtig, ihre beiden Freundinnen herauszuholen und von ihnen zu erfahren, wie man die anderen am besten befreien konnte. Dazu brauchte Warren Hilfe. Ohne Warren war ihre Sache gefährdet. Er war ein Prophet, der gerade erst seine Fähigkeiten entwickelte – falls diese Fähigkeiten ihn nicht umbrachten, bevor Verna ihm die Hilfe beschaffen konnte, die er dringend benötigte.

Einen Schritt nach dem anderen, gemahnte sie sich. Sei vorsichtig, benutze deinen Verstand, und du hast die besten Chancen auf Erfolg.

An der Tür klopfte es. Verna öffnete sie einen Spaltbreit und spähte hinaus, während Warren den Anruf eines Postens nachahmte, sie sollten sich zu erkennen geben.

»Zwei Sklavinnen seiner Exzellenz, Schwester Janet und Schwester Amelia.«

Verna riß die Tür auf, packte das Gewand der einen, zerrte erst sie, dann die andere herein. Sie drückte die beiden Frauen flach an die Wand, damit sie von den Fenstern aus nicht gesehen werden konnten.

»Dem Schöpfer sei Dank«, seufzte Verna. »Ich dachte, schon, ihr beide würdet es nicht bis hierher schaffen.«

Die beiden Frauen standen da, die Augen aufgerissen, und zitterten wie verängstigte Kaninchen. Schwester Amelias Gesicht war voller blauer Flecke, Platzwunden und Schwellungen.

Warren stellte sich dicht neben Verna. Sie nahm seine Hand, während sie von einem bleichen Gesicht zum anderen blickte. Es tat ihr in der Seele weh, zu sehen, daß Amelia ganz offensichtlich Schmerzen litt. Aber von ihren Augen war noch mehr abzulesen: blankes Entsetzen.

»Was ist passiert?« fragte sie.

»Ihr habt uns angelogen«, stieß Janet in gequältem Flüstern hervor.

»Wovon redest du?«

»Von den Banden. Die Bande, die uns vor seiner Exzellenz beschützen. Ich habe es Amelia erklärt. Sie hat den Eid auf Richard geschworen, wie Ihr es mir erklärt habt.«

Verna runzelte die Stirn und beugte sich vor. »Was im Namen der Schöpfung redest du da? Ich habe dir doch erklärt, er wird Jagang daran hindern, in deinen Verstand einzudringen.«

Janet schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Verna, das wird er nicht. Es wird ihn weder daran hindern, in meinen Verstand, noch in Amelias … Warrens oder … in Euren einzudringen.«

Verna legte Janet tröstend eine Hand auf den Arm und versuchte, die völlig verängstigte Frau zu beruhigen. »Doch, das wird er. Du mußt nur glauben, und du wirst Schutz finden.«

Abermals schüttelte Janet langsam den Kopf. »Jagang war in meinem Verstand, bevor ich den Eid auf Richard geschworen habe. Er kannte meine Gedanken. Er wußte, was Ihr mir erzählt hattet. Er wußte alles.«

Verna schlug entsetzt die Hände vor den Mund. Diese Möglichkeit hatte sie nicht bedacht.

»Aber du hast den Eid geschworen. Das schützt dich jetzt.«

Janet schüttelte erneut langsam den Kopf. »So war es auch, am ersten Tag. Vor vier Tagen aber, in der Nacht des Vollmondes, ist Seine Exzellenz in meinen Verstand zurückgekehrt. Ich habe es überhaupt nicht bemerkt. Ich erzählte Amelia von dem Eid. Sie schwor ihn, genau wie ich. Wir wähnten uns in Sicherheit. Wir dachten, wir würden mit Euch fliehen, wenn Ihr zurückkämt.«