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»Ich weiß, ich weiß«, flüsterte Kahlan. Sie löste sich von Berdine und senkte die Stimme. »Was macht Ihr hier? Ich dachte, Ihr wärt hinauf zur Burg geritten, um Cara abzulösen?«

»Dort war ich auch, aber ich mußte zu Euch, um mit Euch zu sprechen.«

»Soll das heißen, die Sliph ist unbewacht?« Berdine nickte. »Wir dürfen sie nicht alleine lassen, Berdine. So könnten wir übersehen, daß sich jemand nach Aydindril einschleicht – jemand, der gefährliche Magie besitzt. Das war doch der Grund –«

Berdine unterbrach sie. »Ich weiß. Dies ist ebenso wichtig. Außerdem, welchen Unterschied macht das schon? Cara und ich haben unsere Kraft verloren. Wir könnten jetzt ohnehin niemanden mehr aufhalten, der durch die Sliph kommt.

Ich muß mit Euch sprechen, Mutter Konfessor, und tagsüber kann ich das nicht, weil Drefan ständig um Euch herumschwärmt.«

»Laßt euch nicht dabei erwischen, daß Ihr ihn anders als Lord Rahl nennt, sonst –«

»Er ist nicht Lord Rahl. Das ist er nicht, Mutter Konfessor.«

»Ich weiß. Aber er ist der einzige Lord Rahl, den wir haben.«

Berdine blickte Kahlan in die Augen. »Cara und ich haben über ihn gesprochen. Wir sind uns einig, daß wir ihn töten sollten. Dazu benötigen wir Eure Hilfe.«

»Das dürfen wir nicht tun.« Kahlan packte Berdine bei den Schultern. »Das können wir nicht.«

»Aber sicher können wir das. Wir verstecken uns auf dem Balkon, Ihr sorgt dafür, daß er seine Kleider ablegt, damit er die Messer nicht griffbereit hat, und während Ihr … ihn ablenkt, platzen wir herein und erledigen ihn.«

»Wir können es nicht tun, Berdine.«

»Also gut, wenn Euch bei dem Plan nicht wohl zumute ist, werden wir uns einen anderen ausdenken. Fest steht nur, wir müssen ihn töten.«

»Nein, wir dürfen ihn nicht töten.« Berdine runzelte die Stirn. »Wollt Ihr etwa mit diesem Schwein verheiratet sein? Früher oder später wird er auf seinem Recht als Euer Gemahl bestehen.«

»Hört zu, Berdine. Selbst falls das eintritt, werde ich es ertragen müssen, wenn es bedeutet, daß dadurch Menschenleben gerettet werden. Wir können Drefan nicht töten. Er ist der einzige Lord Rahl, den wir haben. So lange, bis wir überlegt haben, was zu tun ist, hält er allein die Armee zusammen.

Im Augenblick ist man dort wegen seines aggressiven Kommandostils etwas verwirrt. D'Haraner sind es gewöhnt, von Lord Rahl gesagt zu bekommen, was sie zu tun haben. Drefan gibt vor, er sei Lord Rahl. Und im Augenblick kratzt man sich in der Armee am Kopf und fragt sich, ob man wirklich sicher weiß, daß er es nicht ist.«

»Aber er ist es nicht«, beharrte Berdine.

»Dennoch hält er allein im Augenblick alles zusammen. Sobald es auseinanderfällt, wird die Imperiale Ordnung die Midlands problemlos niederwalzen können. In diesem Punkt hat Drefan recht.«

»Doch Ihr seid die Mutter Konfessor. General Kerson ist Euch treu ergeben. Er bleibt, auch ohne die Bande, und das Euch zuliebe. Die meisten Offiziere stimmen mit ihm überein. Euch zuliebe, nicht wegen Drefan. Ihr könnt die Dinge ebensogut wie Drefan zusammenhalten. Sicherlich wird das klappen.«

»Vielleicht aber auch nicht. Mag sein, daß ich Drefan nicht leiden kann, aber er hat nichts getan, was einen hinterhältigen Mord rechtfertigt. So wenig uns seine Methoden gefallen, er gibt sein Bestes. Ihm und mir gelingt es möglicherweise, ein Auseinanderbrechen der Midlands zu verhindern.«

Berdine schob ihren Kopf näher an sie heran. »Das wird nicht lange dauern, und das wißt Ihr.«

Kahlan fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Drefan ist mein Ehemann, Berdine. Ich habe ihm einen Eid geschworen.«

»Einen Eid, ja? Warum habt Ihr ihn dann nicht in Euer Bett gelassen?«

Kahlan öffnete den Mund, fand aber nicht die passende Antwort.

»Es ist wegen Lord Rahl, stimmt's? Ihr denkt noch immer, er käme zurück, nicht wahr? Nichts anderes wünscht Ihr Euch sehnlichst.«

Kahlan legte die Fingerspitzen an die Lippen. Sie wandte sich ab. »Wenn Richard die Absicht hätte zurückzukehren, hätte er es längst getan.«

»Vielleicht liegt es an der Pest, vielleicht hat er die Magie noch nicht ganz von der Seuche befreit. Sicherlich kehrt er zurück, sobald er damit fertig ist.«

Kahlan schlang die Arme um ihren Körper. Sie wußte, das war nicht der wahre Grund.

»Mutter Konfessor, Ihr wollt ihn doch zurück, oder?«

»Ich bin mit Drefan verheiratet. Ich habe einen Ehemann.«

»Das habe ich Euch nicht gefragt. Ihr wollt, daß er zurückkommt. Ihr müßt wollen, daß er zurückkommt.«

Kahlan schüttelte den Kopf. »Er hat gesagt, er würde mich ewig lieben. Er hat gesagt, sein Herz gehöre ewig mir. Er hat es mir versprochen.« Kahlan unterdrückte ihren Schmerz. »Er ist einfach fortgegangen. Kann sein, daß ich ihn … verletzt habe, aber wenn er mich wirklich liebte, würde er mir das nicht antun. Er hätte mir eine Chance gegeben…«

»Ihr wollt ihn also noch immer.«

»Nein. So möchte ich nicht noch einmal verletzt werden. Diesem Schmerz werde ich mich nie wieder aussetzen. Es war ein Fehler, mich überhaupt erst in ihn zu verlieben.« Kahlan schüttelte abermals den Kopf. »Ich will nicht, daß er zurückkommt.«

»Das glaube ich Euch nicht. Ihr seid einfach aufgebracht, genau wie ich über Rainas Tod. Aber käme sie zurück, ich würde ihr den Tod verzeihen und sie sofort wieder in die Arme schließen.«

»Bei Richard geht das nicht. Ich würde ihm nie wieder von ganzem Herzen trauen können. Ungeachtet dessen, was ich getan habe – dadurch wird es nicht richtiger, mich so zu verletzen. Er hat mich einfach verlassen, nachdem er mir versprochen hatte, mich ewig zu lieben, ganz gleich, was auch geschieht. Er hat mich bei dieser Prüfung im Stich gelassen.

Ich hätte nie gedacht, daß er mir so weh tun würde. Ich habe mein Herz bei ihm in sicheren Händen gewähnt, aber das war ein Irrtum.«

Berdine drehte sie um und packte sie bei den Schultern.

»Das ist nicht Euer Ernst, Mutter Konfessor. Ganz bestimmt nicht. Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn Ihr ihn wirklich liebt, dann müßt Ihr ihm trauen, ganz gleich, was passiert, genau wie Ihr davon ausgegangen seid, daß er Euch stets vertraut.«

Kahlan liefen die Tränen über die Wangen. »Ich kann nicht, Berdine. Es schmerzt zu sehr. Ich werde mich dem nicht noch einmal aussetzen.

Und es spielt ohnehin keine Rolle. Das Ganze liegt schon Wochen zurück. Die Pest ist längst vorbei. Richard kommt nicht mehr zurück.«

»Seht her, ich weiß nicht genau, was sich oben auf dem Berg zugetragen hat, aber stellt Euch einfach folgende Frage: Wäre die Situation umgekehrt, wie würdet Ihr Euch dann fühlen?«

»Glaubt Ihr nicht, das mache ich jeden Augenblick eines jeden Tages? Ich weiß genau, wie ich mich fühlen würde. Ich würde mich verraten fühlen. Ich würde ihm niemals verzeihen. Ich würde ihn hassen, genau wie ich weiß, daß er mich haßt.«

»Nein«, versuchte Berdine sie zu besänftigen, »das ist nicht wahr. Er haßt Euch nicht. Lord Rahl mag verwirrt sein oder gekränkt, dennoch wäre er niemals fähig, Euch zu hassen.«

»Trotzdem tut er es. Er haßt mich für das, was ich getan habe. Das ist der zweite Grund, weshalb ich ihn nie wieder in die Arme schließen kann – ich habe ihn zu sehr verletzt. Wie sollte ich ihm je wieder unter die Augen treten? Ich könnte es nicht. Ich könnte ihn nie wieder bitten, mir zu vertrauen.«

Berdine legte ihr einen Arm um den Hals und zog sie an ihre Schulter. »Verschließt Euer Herz nicht, Kahlan. Bitte, nur das nicht.

Ihr seid eine Schwester des Strafers. Als Eure Schwester bitte ich Euch, tut es nicht.«

»Es ändert nichts«, erwiderte Kahlan leise. »Ich kann ohnehin nicht mit ihm Zusammensein, ganz gleich, was ich vielleicht denke, wünsche oder hoffe. Ich muß ihn vergessen. Die Seelen haben mich gezwungen, Drefan zu heiraten. Ich habe ihm und den Seelen meinen Eid geschworen, im Tausch gegen die Rettung von Menschenleben. Ich muß den Eid, den ich geleistet habe, respektieren. Und Richard muß meinen Eid ebenfalls respektieren.«