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Denna schwebte neben ihm her, als er den Saal der Winde zum allerletzten Mal durchschritt und auf den Durchgang nach draußen zusteuerte.

In der Nähe der großen Doppeltür wartete die Seele von Darken Rahl.

»Du gehst aus, mein Sohn?« Der Klang seiner Worte hallte schmerzhaft durch den Saal.

Richard funkelte die Seele seines Vaters wütend an. Diesem Menschen, der ihm so viel Leid zugefügt hatte, war er keine Erklärung schuldig. Denna schwebte neben Richard.

An der Doppeltür zeigte sich Darken Rahl erneut und versperrte ihm den Weg.

»Du darfst nicht hinaus.«

»Du kannst mich nicht daran hindern.«

»O doch, mein Sohn, das kann ich.«

»Du mußt ihn durchlassen«, sagte Denna.

»Nur, wenn er den Bedingungen zustimmt.«

Richard wandte sich zu Denna um. »Wovon redet er?«

»Die Seelen haben die Bedingungen für deinen Pfad in unsere Welt festgesetzt. Da es für dich der einzige Pfad hierher war, zog man Darken Rahl zu Rate und räumte ihm bei der Festsetzung deines Opfers, des Preises für dein Herkommen also, angemessenes Gewicht ein. Darken Rahl legte die schwierigeren Opfer fest, wie Drefans Vermählung mit Kahlan. Wenn eine Seele, die an deinem Kommen beteiligt ist, es wünscht, dann hat sie sogar das Recht, Bedingungen festzulegen, wenn du gehen willst.«

»Ich werde ihn einfach verbannen«, sagte Richard. »Mittlerweile weiß ich, wie man das macht. Ich kann ihn aus den Winden verbannen und anschließend gehen.«

»So einfach liegt der Fall nicht«, erwiderte Denna. »Du bist aus der Welt des Lebendigen durch die Unterwelt an diesen Ort im Innern der Welt der Seelen gereist. Bei deiner Rückkehr mußt du die Unterwelt durchqueren. Dafür können die Seelen einen Preis festsetzen. Es darf sich jedoch nur um einen in Anbetracht der beteiligten Kräfte und Welten fairen Preis handeln, und es muß ein Preis sein, der deine Möglichkeiten nicht übersteigt.«

Richard fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Aber zahlen muß ich?«

»Nennt er einen Preis, der sich im Rahmen des Ediktes bewegt, dann mußt du zahlen, wenn du in deine Welt zurückkehren willst.«

Mit dem ihm eigenen widerwärtigen Lächeln schwebte Darken Rahl näher.

»Ich habe lediglich zwei kleine, unbedeutende Bedingungen. Erfülle sie, und du kannst zu deinem Bruder Drefan und seiner Frau zurückkehren.«

Richards Blick war voller Haß. »Nenne sie. Aber setzt du den Preis zu hoch an und entscheide ich mich, ihn nicht zu zahlen und statt dessen hierzubleiben, dann werde ich mich eine Ewigkeit lang der Folter deiner Seele verschreiben. Du weißt, daß ich die Möglichkeit dazu habe – die Winde haben mir gezeigt, wie man es macht.«

»Dann wirst du wohl entscheiden müssen, wie wichtig es für dich ist, mein Sohn. Ich glaube, du wirst den Preis bezahlen.«

Richard hatte nicht die Absicht, ihm zu verraten, wie wichtig es ihm war, denn damit hätte er den Preis nur in die Höhe getrieben.

»Nenne den Preis, dann werde ich entscheiden, ob ich ihn bezahle. Ich war schon bereit hierzubleiben und könnte mich noch immer so entscheiden.«

Darken Rahl kam näher, so nahe, daß das Gleißen seiner Seele Richard beinahe zwang zurückzuweichen. Er riß sich zusammen, um auch ohne einen magischen Schild seine Stellung zu behaupten.

»Oh, der Preis wird wahrlich hoch sein, aber ich glaube, du wirst dich einverstanden erklären. Ich kenne dich, Richard. Ich kenne dein törichtes Herz. Für diese Frau wirst du selbst dies geben.«

Darken Rahl kannte sein Herz in der Tat. Schließlich war es Darken Rahl gewesen, der es um ein Haar zerstört hätte.

»Nenne den Preis oder verschwinde.«

»Erstens: Das Wissen des Tempels der Winde gehörte nicht dir, bevor du hierherkamst. Du wirst zurückkehren, wie du eingetroffen bist – ohne das Wissen, das du hier erworben hast. In deine Welt zurückgekehrt, wirst du wieder so sein, wie du warst, als du sie verlassen hast.«

Das hatte Richard erwartet. »Einverstanden.«

»Oh, sehr gut, mein Sohn. Wie eifrig, wie ernst du doch bist. Ob du der zweiten Bedingung wohl ebenso bereitwillig zustimmen wirst?« Sein Lächeln schien dazu angetan, einem das Fleisch von den Knochen zu reißen. »Ich habe da meine Zweifel.«

Seine Stimme fuhr in ihrem tödlichen zischelnden Tonfall fort.

Als Darken Rahl die zweite Bedingung nannte, hätten Richards Knie fast nachgegeben.

»Darf er das?« brachte Richard kaum lauter als geflüstert hervor. »Darf er das verlangen?«

Denna starrte ihn aus schwermütigen Seelenaugen an.

»Ja.«

Richard kehrte den beiden Seelen den Rücken zu. Gesenkten Kopfes preßte er seine Hand auf die Augen. »Es ist mir sehr wichtig«, erwiderte er leise. »Ich bin mit dem Preis einverstanden.«

»Das wußte ich.« Darken Rahls boshaftes Lachen hallte durch den Tempel der Winde. »Ich wußte, für diese Frau würdest du sogar diesen Preis bezahlen.«

Richard ordnete seine Sinne. Langsam drehte er sich um und zeigte auf die Seele.

»Und mit diesem Preis hast du mir offenbart, welche Ödnis in deinem Geist herrscht. Das, lieber Vater, war ein Fehler, denn jetzt kann ich diese Leere gegen dich verwenden.«

Das Lachen erstarb. »Du kannst mich bestenfalls aus den Winden verbannen, doch damit wird der Preis nicht aufgehoben. Die Welt der Seelen wird ihn einfordern, jetzt, da er einmal genannt und akzeptiert ist.«

»Ja, das werden sie«, sagte Richard. »Aber für alles, was du getan hast, wirst du meine Rache zu spüren bekommen – auch für den zweiten Preis, den du gefordert hast, obwohl du dich mit dem ersten hättest begnügen können.«

Richard spürte einen unverfälschten, nicht einmal von einem Fünkchen Additiver Magie vergifteten Strom Subtraktiver Magie. Es war die Kraft der entfesselten Leere.

Ein völliges Fehlen allen Lichts umgab die Seele Darken Rahls.

Ein Klagelaut drang aus der tiefen Ewigkeit, während Darken Rahl in die durch nichts gemilderte Finsternis des Hüters der Unterwelt gerissen wurde, die nicht ein einziger Funken des Lichts des Schöpfers erreichte.

Der Schmerz, der mit der Verweigerung dieses Lichts einherging, das war die wahre Folter in des Hüters ewiger Dunkelheit.

Nachdem Darken Rahl verschwunden war, wandte Richard sich abermals dem Durchgang in die Welt des Lebendigen zu.

»Tut mir leid, Richard«, vernahm er Dennas zärtliche Stimme. »Kein anderer als er hätte das von dir verlangt.«

»Ich weiß«, meinte Richard leise, während er die Blitze herbeirief, die ihn zurückbringen sollten. »Bei den Gütigen Seelen, ich weiß.«

64

Drefan schob ihr seine Hand unter den Arm und zog sie mit der Schulter an sich heran. Auf den weißen Rüschen seines Hemdes baumelten zwei rote Strafer.

»Wird es nicht langsam Zeit, daß du mit dieser Verstellung aufhörst, Weib? Solltest du nicht langsam deinen Begierden nachgeben und dir dein Verlangen nach mir eingestehen?«

Kahlan blickte ihm haßerfüllt in die blauen Darken-Rahl-Augen. »Bist du tatsächlich wahnsinnig, Drefan, oder tust du nur so? Ich habe der Ehe mit dir zugestimmt, um Menschenleben zu retten, und nicht, weil ich es so wollte. Wann wirst du dir das endlich eingestehen? Weder liebe ich dich, noch werde ich dich jemals lieben.«

»Liebe? Wann habe ich je von Liebe gesprochen? Ich spreche von Leidenschaft.«

»Du machst dir etwas vor, wenn du glaubst, ich würde je –«

»Das hast du bereits. Und du willst es wieder.«

Es tat ihr in der Seele weh, daß er so mühelos dahintergekommen war, was sich mit Richard zugetragen hatte. Ständig erinnerte er sie daran und verspottete sie deswegen. Es war ihre ewig währende Strafe für das, was sie getan hatte, ein Makel, den sie nicht mehr los wurde.

Ferner Donner rollte durch die Berge, während das Frühlingswetter, das so plötzlich aufgekommen war, weiterzog, fort von der Stadt. Die wilden Blitze hatten Kahlan an Richard erinnert. Sie hatte am Fenster gestanden, dem heftigen Lichtzucken zugesehen und sich dabei erinnert.