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»Niemals.«

»Du bist meine Frau. Du hast einen Eid geschworen.«

»Richtig, Drefan. Ich habe einen Eid geschworen, und ich bin deine Frau. Ich werde zu meinem Wort stehen, aber die Seelen sind mit dem, was ich gegeben habe, bereits zufrieden. Mehr verlangen sie nicht, sonst hätte die Pest nicht aufgehört.« Sie riß ihren Arm los. »Wenn du mich haben willst, wirst du mich vergewaltigen müssen, denn ich werde weder freiwillig noch aus Bequemlichkeit in dein Bett steigen.«

Sein Lächeln konnte einen in den Wahnsinn treiben. »Ich kann warten, bis du endlich deiner Lust nachgibst. Du sollst Freude daran haben. Ich kann es kaum aushalten, bis du dir das endlich eingestehst und mich darum bittest.«

Er stolzierte davon, drehte sich aber noch einmal um, als sie seinen Namen rief.

»Was hast du mit Caras und Berdines Strafern zu schaffen?«

Einen Strafer zu berühren war nur dann schmerzhaft, wenn dieser zuvor gegen denjenigen benutzt worden war – wenn man Gefangener einer Mord-Sith gewesen war. Strafer waren lediglich in den Händen jener Mord-Sith eine Waffe, denen sie gehörten. Ohne die Bande zu einem echten Lord Rahl jedoch verloren sie ihre Wirkung. Für Drefan waren sie nur ein obszöner Schmuck.

Er nahm die roten Stäbe von seiner Brust und betrachtete sie. »Nun, ich dachte, jetzt, da ich Lord Rahl bin, sollte ich sie als Symbol meiner Machtbefugnis tragen. Schließlich hat Richard auch einen getragen. Du trägst ebenfalls einen.«

»Die Strafer, die wir tragen, sind keine Symbole irgendeiner Machtbefugnis. Sie sind ein Zeichen des Respekts für die Frauen, denen sie gehört haben.«

Achselzuckend ließ er sie zurückfallen. »In der Armee ist man ziemlich beeindruckt, wenn man sie sieht. Das reicht mir. Gute Nacht, meine Liebe. Schlaf gut.« Sein verschlagenes Lächeln kehrte zurück. »Ruf mich einfach, wenn du etwas brauchst.«

Einen leisen Fluch murmelnd, stemmte Kahlan die Tür zu ihren Gemächern mit der Schulter auf. Sie war erschöpft und wollte nichts weiter, als ins Bett fallen, doch sie wußte, daß ihr die ruhelosen Gedanken den Schlaf rauben würden.

Berdine erwartete sie.

»Ist er zu Bett gegangen?« fragte sie und meinte Drefan.

»Ja«, antwortete Kahlan. »Genau wie ich gleich auch.«

»Nein, das wird nicht gehen. Ihr müßt mich begleiten.«

Kahlan runzelte die Stirn angesichts des ernsten Ausdrucks auf Berdines Gesicht. »Wohin wollt Ihr mich bringen?«

»Wir müssen hinauf zur Burg der Zauberer.«

»Was ist geschehen? Handelt es sich um die Sliph? Hat jemand versucht durch sie hierherzukommen?«

Berdine machte eine wegwerfende Handbewegung und trat näher. »Nein, nein, es geht nicht um die Sliph.«

»Um was dann?«

»Ich will bloß, daß Ihr mit hinaufkommt, das ist alles. Ich hätte gerne ein wenig Gesellschaft.«

Kahlan legte der Frau die Hand auf die Schulter. »Ich weiß, wie einsam Ihr Euch fühlen müßt, Berdine, aber es ist spät, ich habe Kopfschmerzen, und ich bin müde. Ich war den ganzen Nachmittag und Abend über mit Drefan, General Kerson und einer Reihe von Offizieren in einer Besprechung. Drefan will die Truppen nach D'Hara zurückmarschieren lassen – er möchte, daß wir alle nach D'Hara zurückkehren. Die Midlands will er der Imperialen Ordnung überlassen und sich ganz auf die Verteidigung D'Haras konzentrieren. Ich habe mir den Mund zerredet, um ihn davon abzubringen.

Ich muß ins Bett und mich ein wenig ausruhen, damit ich morgen früh aus den Federn komme und ein weiteres Mal versuchen kann, ihnen Drefans unsinnigen Plan auszureden. Der General ist sich nicht ganz sicher, ob Drefan nicht vielleicht doch recht hat. Ich schon.«

»Schlafen könnt Ihr später. Jetzt kommt Ihr mit mir hinauf zur Burg.«

Kahlan blickte in ihre Mord-Sith-Augen. Denn genau das waren sie: Mord-Sith-Augen. Nicht Berdine sprach hier, sondern Herrin Berdine – so kalt und fordernd, wie eine Mord-Sith nur sein konnte.

»Erst wenn Ihr mir erklärt, warum«, entgegnete Kahlan ruhig.

Berdine packte Kahlans Arm. »Ihr werdet mich hinauf in die Burg begleiten. Entweder im Sattel sitzend oder quer darüber liegend – die Entscheidung liegt ganz bei Euch –, aber ihr werdet mitkommen, und zwar gleich.«

Kahlan hatte noch nie einen so entschlossenen Ausdruck in Berdines Augen gesehen. Er war beängstigend. Anders konnte man ihn nicht nennen: beängstigend.

»Also gut, reiten wir los, wenn Euch das so wichtig ist. Ich will nur den Grund wissen.«

Statt einer Antwort packte Berdine Kahlans Arm noch fester und schob sie gewaltsam zur Tür. Berdine öffnete die Tür einen Spaltbreit, linste hinaus, dann steckte sie den Kopf hindurch und sah sich um.

»Die Luft ist rein«, flüsterte sie. »Los.«

»Berdine, Ihr macht mir angst. Was ist passiert?«

Ohne eine Antwort stieß Berdine sie durch die Tür. Sie nahmen den Dienstbotenaufgang und vermieden die besser bewachten Gänge. Berdine mußte mit den Wachen gesprochen haben, auf die sie stießen, denn als ihnen zwei entgegenkamen, drehten sie ab und sahen zur Seite, als hätten sie niemanden bemerkt.

Zwei Pferde warteten, beides Armeepferde, große rotbraune Wallache.

Berdine warf Kahlan einen Soldatenumhang zu. »Hier, zieht das über, und verhüllt damit Euer weißes Kleid, damit die Menschen Euch nicht erkennen, sonst erfährt Drefan davon.«

»Wieso darf Drefan nicht erfahren, wohin wir reiten?«

Berdine packte Kahlans Ferse und stopfte ihren Fuß in den Steigbügel, der zu groß war und zu locker saß, da er für den Stiefel eines Mannes gemacht war. Berdine gab Kahlan einen Klaps auf den Hintern.

»Macht endlich, daß Ihr aufs Pferd kommt.«

Kahlan gab ihren Widerstand auf. Berdine hatte offenkundig nicht die Absicht, ihr zu verraten, was die Eile zu bedeuten hatte. Während des Ritts hinauf zur Burg der Zauberer schwiegen sie wie auch während des Marsches durch die menschenleeren Flure, Gänge und Säle.

Beim Einbiegen in den letzten steinernen Gang zur Sliph begegneten sie Cara, die vor einer Tür Wache hielt. Cara verhielt sich, während ihr die beiden entgegeneilten, in ihrem unnachgiebigen Gebaren ebenso rätselhaft wie Berdine.

An der Tür angekommen, packte Berdine den Riegel mit der einen und Kahlans Arm mit der anderen Hand.

Der Ausdruck in ihren Augen war unmißverständlich und nüchtern. »Wagt bloß nicht, mich zu enttäuschen, Mutter Konfessor, oder Ihr werdet am eigenen Leib erfahren, weshalb Mord-Sith so gefürchtet sind. Cara und ich werden bei der Sliph warten.«

Ohne sich umzusehen, machte Cara sich auf den Weg zur Sliph, während Berdine die Tür öffnete und Kahlan grob in den Raum hineinstieß. Kahlan stolperte und fing sich wieder, während sie sich umblickte und bemerkte, daß Berdine die Tür zuzog.

Kahlan drehte sich um und sah sich Richard gegenüber.

Ihr Herz schien ebenso auszusetzen wie ihre Atmung.

Ein halbes Dutzend Kerzen in einem eisernen Halter spiegelten sich als kleine Lichtpunkte in seinen grauen Augen wider. Er wirkte überlebensgroß. Jede Einzelheit war genauso, wie sie sich daran erinnerte. Nur das Schwert fehlte.

Der Widerstreit der Gefühle ließ ihr den Atem in den Lungen stocken.

Endlich fand sie die Sprache wieder. »Die Pest ist vorbei.«

»Ich weiß.«

Der Raum erschien ihr so winzig. Das Mauerwerk so finster. Die Luft so drückend. Sie hatte Mühe, Luft zu holen und ihren plötzlich schneller schlagenden Puls zu beruhigen.

Obwohl es in den unteren Gefilden der Burg der Zauberer kühl war, hatten sich auf seiner Stirn Schweißperlen gebildet. Ein Tropfen rollte über seinen Wangenknochen und hinterließ eine feuchte Spur.

»Was machst du dann hier? Was sollte das für einen Sinn haben? Ich bin verheiratet. Wir haben uns nichts zu sagen … nicht nachdem … nicht hier, so wie jetzt, alleine.«

Er wich ihrem Blick aus, als er den kühlen Unterton in ihrer Stimme vernahm.

Sie hatte gehofft, ihn damit zu zwingen, es auszusprechen.

Gütige Seelen, laßt ihn sagen, daß er mir verzeiht.

Statt dessen meinte er: »Ich habe Cara und Berdine gebeten, dich hierherzubringen, damit ich mit dir sprechen kann. Ich bin zurückgekommen, weil ich mit dir reden muß. Wirst du mir wenigstens das zugestehen?«