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Kahlan preßte sich eine Faust in den Unterleib. Falls er überlebt? Falls? »Beeil dich«, rief sie der Sliph zu. »So beeil dich doch!«

Ein silbriger Arm hob sie von der Ummauerung und zog sie hinunter in die quecksilbrige Gischt.

66

Er belächelte ihre verzweifelten Bemühungen. Er mochte es, wie sie sich gegen ihn zur Wehr gesetzt hatte. Ihm gefiel es, ihr beizubringen, wie sinnlos es war, sich gegen einen Menschen von überlegener Körperkraft, von überlegenem Verstand zur Wehr zu setzen. Fasziniert sah er zu, wie ihr das Blut aus Mund und Nase rann. Aus der Platzwunde an ihrem Kinn lief Blut.

»Euer einziger Erfolg wird sein, daß Ihr Euch die Handgelenke blutig scheuert«, höhnte er. »Ihr könnt die Stricke nicht zerreißen, aber macht nur weiter so, wenn es Euch Spaß macht.«

Sie spuckte ihn an. Er schlug erneut zu. Mit dem Daumen rieb er über die Platzwunde an ihrem Kinn, wie gebannt von dem blutigen Muster, das ihr am Hals hinunterrann.

Er kannte ihre Auren. Er hatte sie schon einmal gespürt. Er wußte ganz genau, welche er berühren mußte, um sie zum Krüppel zu machen. Es hatte nicht lange gedauert, sie zu überwältigen. Wirklich nicht lange.

Die Zähne zusammengebissen, vor Anstrengung ächzend, zerrte sie an den Stricken. Sie war kräftig, aber sie war nicht kräftig genug. Ohne ihre Kraft und ihre Waffe war sie nichts weiter als eine gewöhnliche Frau. Keine gewöhnliche Frau war ihm ebenbürtig. In keiner Weise.

Als er die lange Knopfleiste längs ihres Brustkorbs aufknöpfte, riß sie heftig an den Stricken, mit denen ihre Handgelenke und Knöchel gefesselt waren. Das machte ihm Spaß. Es gefiel ihm, ihr zuzusehen, wie sie sich abmühte. Wie sie blutete. Er schlug ihr abermals ins Gesicht.

Daß sie nicht brüllte, nicht um Gnade bettelte, faszinierte ihn.

Daß sie nicht schrie. Sie würde noch schreien. Oh, und wie sie schreien würde.

Sein Faustschlag hatte sie einen Augenblick lang benommen gemacht. Sie verdrehte die Augen, während sie darum kämpfte, bei Bewußtsein zu bleiben. Er schlug die Vorderseite ihres Anzugs um und legte ihre Brust und ihren halben Oberkörper frei.

Er hakte seine Finger unter den engsitzenden Bund ihrer roten, ledernen Hosen und riß sie mit einem kurzen Ruck weit genug herunter, daß es für das reichte, was er mit ihr vorhatte.

Ihr Bauch lag völlig frei. Er befühlte ihn. Fest. Hart. Sie hatte Narben. Die fesselten seine ganze Aufmerksamkeit. Er versuchte sich auszumalen, was solche Narben hervorgerufen haben könnte. Schartig und weiß, wie sie waren, mußte es eine blutige Angelegenheit gewesen sein.

»Ich bin schon vergewaltigt worden«, stichelte sie. »Öfter, als ich mich erinnern kann. Aus eigener Erfahrung kann ich Euch sagen, daß Ihr nicht gerade gut darin seid. Ihr habt nicht einmal meine Hosen weit genug heruntergezogen, widerliches Schwein. Macht endlich weiter, wenn Ihr dazu fähig seid. Ich warte.«

»Oh, Cara, ich werde Euch keinesfalls vergewaltigen. Das wäre nicht recht. Ich habe noch nie eine Frau mit Gewalt genommen. Ich habe immer nur Frauen gehabt, die es wollten.«

Sie lachte ihn aus. Sie lachte. »Ihr seid ein verrückter Bastard.«

Er widerstand dem Drang, ihr ins Gesicht zu schlagen. Er wollte, daß sie bei Bewußtsein blieb. Voller Leben.

Dennoch bebte er vor Wut.

»Bastard?« Seine Fäuste ballten sich. »Und schuld daran sind Frauen wie Ihr!«

Er hämmerte ihr eine Faust auf die Brust. Vor Schmerz zuckte sie zusammen, preßte die Augen zu, biß die Zähne aufeinander und versuchte, sich einzurollen, doch gestreckt zwischen den gespannten Seilen, war ihr das unmöglich.

Er atmete durch, um sich wieder zu beruhigen und die Beherrschung wiederzuerlangen. Er würde nicht zulassen, daß sie ihn mit ihrem dreckigen Mundwerk ablenkte.

»Also, ich gebe Euch jetzt eine letzte Chance. Wo steckt Richard? Die Soldaten sind schon ganz aus dem Häuschen von dem ganzen Gerede, er sei zurück, und die Bande seien wiederhergestellt. Wo habt Ihr Huren ihn versteckt?«

Auch die Stimmen aus dem Äther hatten ihm eingeflüstert, Richard sei zurück. Die Stimmen hatten ihm gesagt, sollte er den Wunsch haben, seinen rechtmäßigen Platz einzunehmen, müsse er ihn töten.

»Und wo ist meine liebende Gemahlin? Wohin hat sie sich verdrückt?«

Die Stimmen hatten ihm erzählt, sie sei in der Sliph, doch die weigerte sich, ihm zu verraten, wohin sie gereist war.

Cara spuckte ihn abermals an. »Ich bin eine Mord-Sith. Ihr seid zu dämlich, um Euch auch nur vorstellen zu können, was man mir damals angetan hat. Ihr könntet dem bescheidensten Ausbilder einer Mord-Sith nicht das Wasser reichen. Mit Euren jämmerlichen Folterversuchen bekommt Ihr nichts aus mir heraus.«

»Oh, Cara, Ihr habt noch keines meiner Talente richtig kennengelernt.«

»Macht mit mir, was immer Euch beliebt, Drefan, Lord Rahl aber – der echte Lord Rahl – wird Euch dafür in kleine Stücke schneiden.«

»Und wie, bitte, sollte er dazu in der Lage sein?« Er hob das Heft des Schwertes der Wahrheit aus seiner Scheide, damit sie die Goldbuchstaben sehen konnte, die das Wort WAHRHEIT buchstabierten. »Ich bin es, der hier jemanden in kleine Stücke schneiden wird. In winzig kleine Richard-Happen. Wo steckt er!«

Als sie ihn abermals anspuckte, konnte er dem Drang nicht widerstehen, ihr mit der geballten Faust auf die Platzwunde und die geschwollene Lippe zu dreschen. Wieder sprudelte Blut hervor.

Er drehte sich um und holte einen der mitgebrachten Gegenstände hervor: einen eisernen Topf. Er stellte ihn ihr auf den Bauch, verkehrt herum.

»Ich bin zu groß, um in diesem Topf gekocht zu werden, dämliches Schwein. Ihr werdet mich in Stücke schneiden müssen. Muß ich Euch eigentlich alles erklären?«

Es gefiel ihm, wie sie versuchte, ihn gegen sich aufzubringen, damit er die Beherrschung verlor. Sie wollte, daß er sie tötete. Das würde er auch, aber zuerst würde sie ihm alles verraten.

»Euch kochen? Aber nein, Cara. Da habt Ihr eine falsche Vorstellung von mir. Eine völlig falsche Vorstellung. Ihr haltet mich für irgendeinen wahnsinnigen Mörder. Ein Mörder? Nein, nicht ich. Ich bin die Hand der Gerechtigkeit. Ich bin die rechte Hand der Barmherzigkeit. Gekommen, um denen ewige Tugend zu bringen, die sie nicht kennen.

Dieser Topf dient nicht dazu, Euch zu kochen.

Darin sollen die Ratten gekocht werden.«

Er beobachtete sie. Er sah, wie ihre blauen Augen in seine Richtung zuckten. Genau auf diese Reaktion hatte er spekuliert.

»Ratten. Ich hoffe, Ihr seid nicht so dämlich zu glauben, ich fürchte mich vor Ratten, nur weil ich eine Frau bin. Einer Frau wie mir seid Ihr noch nie begegnet. Ich habe mir früher Ratten als Haustiere gehalten.«

»Ach ja? Ihr lügt so erbärmlich. Mein liebes, liebendes, leidenschaftliches Weib hat mir erzählt, wie sehr Ihr Euch vor Ratten fürchtet.«

Sie antwortete nicht. Sie hatte Angst, ihre Angst zu zeigen. Aber er konnte sie ihr an den Augen ablesen.

»Ich habe hier einen Sack voller Ratten. Voller dicker, fetter Ratten.«

»Macht endlich weiter mit der Vergewaltigung. Ich fange an, mich zu langweilen.«

»Wie gesagt, ich nehme keine Frauen mit Gewalt. Die Frauen wollen, daß ich es mit ihnen treibe. Sie bitten mich darum. Sie betteln darum.« Er zog seine Rüschenmanschetten herunter. »Nein, Cara, für Euch habe ich mir ganz etwas anderes ausgedacht. Ich möchte, daß Ihr mir verratet, wo ich meinen geliebten Bruder finden kann.«

Sie wandte das Gesicht ab. »Niemals. Fahrt endlich mit Eurer Folter fort, sonst schlafe ich womöglich ein und verpasse etwas.«

»Seht Ihr? Habe ich es Euch nicht gesagt? Die Frauen bitten mich stets darum.«

Er drückte ihr den eisernen Topf auf den Bauch und wickelte ihr eine Kette um den Rumpf, die den Topf festhalten sollte. Dann bohrte er prüfend einen Finger unter den Rand, um sich zu vergewissern, ob er fest genug saß.

Daraufhin lockerte er den Knoten in der Kette, damit er die Ratten unter den Topf bugsieren konnte. Cara zeigte keinerlei Reaktion, als er die erste unter den Topf schob.