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Er packte die zweite Ratte im Nacken und hielt sie ihr vors Gesicht, damit sie sah, wie das Tier quiekte und zappelte. »Seht Ihr, Cara? Wie ich es Euch versprochen habe. Ratten, fette Ratten.«

Schweiß trat ihr auf die Stirn. »Eigentlich ganz nett. Fühlt sich flauschig an auf dem Bauch. Vielleicht schlafe ich sogar ein.«

Er stopfte die zweite und schließlich eine dritte unter den Topf. Für mehr war kein Platz. Er spannte die Kette und zurrte den Gliederknoten fester.

»Flauschig«, äffte er sie nach. »Ich glaube eher, sie werden dafür sorgen, daß Ihr hellwach bleibt, Cara. Hellwach und geradezu erpicht darauf zu reden, erpicht darauf, Richard zu verraten. Huren kennen keine Ehre. Ihr werdet ihn verraten.«

»Berdine wird gleich hier sein. Sie wird Euch bei lebendigem Leibe häuten.«

Er zog eine Braue hoch. »Ihr habt Berdine doch abgelöst. Ich habe Euch beobachtet. Ich habe Euch hierhergebracht, gleich nachdem sie gegangen ist. Es wird eine Weile dauern, bis sie wiederkommt, aber dann wird ihr die gleiche Behandlung zuteil werden wie Euch.«

Mit Hilfe einer Feuerzange fischte er ein großes glühendes Stück Kohle aus der Pfanne über dem Bündel Kerzen. Er ließ das rotglühende Kohlestück in den Ring fallen, der den Fuß des Eisentopfes bildete.

»Seht Ihr, Cara, die glühenden Kohlen werden diesen Topf erhitzen – extrem erhitzen.« Er sah ihr in die Augen. »Den Ratten wird das nicht gefallen. Sie werden herauswollen.«

Ihr Atem ging schneller. Der Schweiß lief ihr übers Gesicht. Wo blieben ihre kecken Worte jetzt? Jetzt war sie still.

»Und was glaubt Ihr wohl, wie die Ratten sich befreien werden, Cara? Sobald ihnen zu heiß wird? Sobald der Eisentopf beginnt, sie zu versengen? Und sie sich ihre zarten Näschen verbrennen?«

»Schlitzt mir einfach die Kehle auf und tötet mich, Bastard.«

»Sobald es den Ratten dort drunter heiß genug wird, werden sie in Panik geraten. Sie werden sich verzweifelt befreien wollen. Ratet mal, wie sie das versuchen werden, Cara.«

Diesmal hatte sie keine hochmütige Antwort parat, um die Stille zu füllen.

Er zückte sein Messer und tippte mit dem Griff auf den Topf aus Eisen. »Wie geht es meinen kleinen Rattenfreunden da drinnen?«

Cara zuckte zusammen. Er grinste, als sie ihre Augen auf ihn richtete und ihn beobachtete. Er konnte die Angst in diesen Augen sehen. Echte Angst. Er schmiß ein halbes Dutzend weiterer glühender Kohlen auf den Eisentopf.

»Wo steckt Richard?«

Sie hatte nichts zu sagen. Er schichtete noch mehr Kohlen auf – zu einem hübschen, runden Haufen. Mehr faßte der Fuß des Topfs nicht.

Er beugte sich vor und sah ihr in die Augen. Ihre Haut war kreideweiß. Schweiß glänzte auf ihrem Gesicht, auf ihren Brüsten.

»Wo habt Ihr Huren Richard versteckt?«

»Ihr seid wahnsinnig, Drefan. Nicht, daß es mir gefällt, aber wenn ich auf diese Weise sterben soll, dann werde ich eben sterben. Aber ich werde Lord Rahl niemals verraten.«

»Ich bin Lord Rahl! Sobald ich mir meinen Bruder vom Hals geschafft habe, wird es niemanden mehr geben, der mir meine Herrschaft streitig macht! Ich bin der Sohn Darken Rahls und rechtmäßiger Herrscher D'Haras.«

Sie wandte ihr Gesicht ab. Er sah, wie sie schluckte. Ihre Füße zitterten. Ab und an geriet ihr gleichmäßiger Atem ins Stocken.

Er lachte stillvergnügt in sich hinein. »Ich werde Euch noch einmal fragen, wenn die Ratten anfangen, sich ihren Weg durch Euch hindurchzufressen, um sich aus ihrem glühend heißen, eisernen Gefängnis zu befreien, wenn ihre scharfen kleinen Krallen beginnen, sich in Euren Bauch zu graben und sich beim Versuch, nach draußen zu gelangen, durch Eure Eingeweide nagen.«

Cara zuckte am ganzen Körper. Dann wieder. Sie riß die Augen immer weiter auf, während sie an die Decke starrte und zu verhindern suchte, daß das qualvolle Stöhnen aus ihrer Kehle wich. Er riskierte einen Blick nach unten und sah, wie ein Tropfen Blut unter dem Topfrand hervorquoll und an ihrer Flanke hinablief.

»Tja, sieht so aus, als wollten sie jetzt schon nach draußen. Seid Ihr bereit zu sprechen?«

Sie spie ihn an, sog dann scharf die Luft ein. Ihre großen blauen Augen waren starr auf die Decke gerichtet. Mittlerweile zitterte sie am ganzen Körper.

Ihr ganzer Körper versteifte sich. Jeder einzelne Muskel geriet unter Spannung. Ihr Atem wurde keuchend. Tränen füllten ihre Augenwinkel, um ihr dann seitlich übers Gesicht zu rinnen.

Sie spürte jede kleine Einzelheit dessen, was die Ratten mit ihr machten – jeden wilden Biß, jedes verzweifelte Kratzen, jedes Reißen ihrer Krallen.

Cara stieß einen kurzen, spitzen Schrei aus. Scharf und schrill, wie abgeschnitten.

Es war die reine Wonne. Er wußte, dies war erst der Anfang. Selbst wenn sie reden sollte, hatte er nicht die geringste Absicht aufzuhören. Er sehnte sich danach, Schreie zu hören. Ehrliche, aus dem tiefsten Inneren kommende Schreie.

Cara tat ihm den Gefallen und schrie zum ersten Mal.

Dank seiner einzigartigen Wahrnehmung erregte eine weitere Einzelheit seine Aufmerksamkeit. Seine Umsicht hatte sich erneut ausgezahlt. Lächelnd wandte er sich dem Brunnen der Sliph zu.

Atme.

Kahlan stieß die Sliph aus sich heraus, aber noch bevor sie den ersten Atemzug in sich hineinsaugen konnte, wußte sie, daß etwas nicht stimmte.

Ein durchdringender Schrei hallte durch das steinerne Rund. Kahlan glaubte, der Schrei würde ihr das Trommelfell zerreißen.

Als sie aus der Sliph herausschoß und noch bevor sie sich zur Verteidigung wappnen konnte, griffen große, kräftige Hände nach ihr und packten zu. Verzweifelt bemühte sie sich, die Orientierung wiederzufinden, irgendeinen Sinn in dem zu sehen, was geschah, während Licht und Geräusche von allen Seiten auf sie einstürzten.

Die Hände entrissen ihr das Buch. Ein Arm legte sich ihr um den Hals, eine große Hand hielt ihren Arm gepackt. Sie spürte, wie ihr Handgelenk mit einem Strick umwickelt wurde.

Ein Alptraum wurde vor ihren Augen Wirklichkeit, als sie, um sich tretend, sich windend und darum bemüht zu fliehen, aus dem Brunnen herausgezerrt wurde. Ihr Körper erschlaffte, als ein Faustschlag in den Unterleib ihr die Luft aus den Lungen preßte. Sie schlug mit den Knien auf den Steinfußboden. Als man ihr die Arme auf den Rücken drehte, kam es ihr vor, als würden sie aus den Gelenken gerissen.

Sie kämpfte, wollte auf ihre Konfessorenkraft zurückgreifen – doch als ihr das nicht gelang, fiel ihr ein, daß die Seelen sie für sie unerreichbar weggeschlossen hatten, damit sie Drefan heiraten konnte. Sie war ohne Schutz. Es war Drefan, der über sie herfiel.

Cara war ebenfalls anwesend. Sie lag auf dem Fußboden, die Handgelenke über dem Kopf gefesselt, der Strick an einem Eisen in der Wand befestigt. Ihre Knöchel, auf die gleiche Weise festgebunden, streckten sich zur gegenüberliegenden Wand. Auf ihrem Leib war mit einer Kette ein eiserner Topf angebracht. Der Gestank von glühenden Kohlen und verbranntem Fleisch stieg Kahlan in die Nase und raubte ihr den Atem.

Drefan stemmte ihr ein Knie auf den Arm, während er den Strick um ihre Handgelenke knotete. Kahlan versuchte ihm ins Bein zu beißen. Er schlug ihr mit dem Handrücken so hart ins Gesicht, daß ihr Blickfeld zu einem winzigen Punkt schrumpfte. Sie kämpfte darum, bei Bewußtsein zu bleiben. Wenn sie ohnmächtig wurde, war sie verloren.

Die Arme auf dem Rücken gefesselt, unfähig, ihren Sturz zu bremsen, schlug sie mit dem Gesicht voran auf den Steinfußboden. Drefan warf sich auf ihren Rücken, setzte sich auf sie, drückte sie nieder und schnürte ihr die Beine zusammen. Kahlan versuchte verzweifelt, trotz des Gewichts auf ihr Luft zu holen. Blut schoß ihr aus der Nase. Der Strick um ihre Handgelenke saß so stramm, daß ihre Finger bereits zu kribbeln begannen.

Cara schrie. Kahlan hatte noch nie einen so durchdringenden Schrei gehört. Er jagte ihr eiskalte, stechende Nadeln in den Kopf und ließ ihr Gesicht schmerzen.