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»Widerliches Zeug, gemahlener Hundspfeffer. Zum Glück weiß ich, wie ich meine Aura benutzen muß, um damit fertig zu werden. Und nun, meine Hure von einer Gemahlin, wird es Zeit, daß du für deine Perversionen bezahlst.«

67

Richard wankte auf den Raum der Sliph zu. Nicht weit entfernt in einer Kammer, wo Cara und Berdine ihn untergebracht hatten, hatte er die Schreie gehört. Er hatte nicht die geringste Vorstellung, wie lange er bewußtlos gewesen war, keine Vorstellung, wie lange es her war, daß sie ihn dort zurückgelassen hatten, doch die Schreie hatten ihn aus dem Dämmerzustand gerissen.

Jemand brauchte Hilfe. Und den letzten Schrei hatte er wiedererkannt – Kahlan.

Heftige, pochende Kopfschmerzen peinigten ihn. Alles tat ihm weh. Er hatte nicht geglaubt, stehen zu können, doch es gelang ihm. Er hatte nicht geglaubt, gehen zu können, aber auch das schaffte er. Es blieb ihm auch gar nichts anderes übrig.

Er war barfuß und ohne Hemd. Er hatte nur seine Hosen an. Ihm war durchaus bewußt, daß es in den unteren Gefilden der Burg kühl war, trotzdem bedeckte eine Schweißschicht seine Haut, und er bekam vor Hitze kaum Luft.

Unter Aufbietung seiner ganzen Willenskraft zwang er sich weiterzugehen.

Neben der Tür zum Raum der Sliph stützte er sich mit einer Hand ab, richtete sich auf und trat ein.

Drefan hob den Kopf. Er hatte den Arm um Kahlans Hüfte geschlungen. In seiner anderen Hand hielt er ein Messer. Ein Stück seitlich lag Cara gefesselt auf dem Boden. Ihr Bauch war zerfetzt. Sie lebte noch, wand sich aber unter qualvollen Schmerzen.

Richard konnte sich keinen Reim darauf machen.

»Was im Namen alles Guten geht hier vor, Drefan?«

»Richard«, meinte er voller Spott, »genau der Mann, auf den ich warte.«

»Gut, jetzt bin ich hier. Laß Kahlan los.«

»Oh, das werde ich, geliebter Bruder. Schon bald. Denn eigentlich will ich dich.«

»Wieso?«

Drefan zog erstaunt die Brauen hoch. »Damit ich wieder als Lord Rahl eingesetzt werden kann. Das ist die Stellung, die mir von Rechts wegen zusteht. Das haben die Stimmen mir gesagt. Mein Vater hat es mir gesagt. Ich werde Lord Rahl sein. Dazu bin ich geboren.«

Die Pest war in Richards Geist und Körper ein weit entferntes Dröhnen, das alles hier jedoch schien auch nichts weiter als ein Traum zu sein. »Wirf das Messer weg, Drefan, und gib auf. Es ist vorbei. Laß Kahlan los.«

Drefan lachte. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte grölend. Als sein Gelächter verstummte, kniff er die Augen zusammen und verkörperte eine furchteinflößende Entschlossenheit.

»Sie will mich. Sie bettelt darum. Du weißt, das ist die Wahrheit, mein geliebter Bruder. Du hast sie selbst erlebt. Sie ist eine Hure. Genau wie all die anderen. Genau wie Nadine. Genau wie meine Mutter. Sie muß sterben wie alle anderen auch.«

Richard sah Kahlan in die Augen. Was ging hier vor? Gütige Seelen, wie sollte er sie aus Drefans Armen befreien?

»Du täuschst dich, Drefan. Deine Mutter hat dich geliebt. Sie hat dich an einen Ort gebracht, wo du vor Darken Rahl sicher warst. Sie hat dich geliebt. Bitte, laß Kahlan los. Ich flehe dich an.«

»Sie gehört mir! Sie ist meine Frau! Ich mache mit ihr, was ich will!«

Drefan rammte Kahlan das Messer unten in den Rücken. Richard fuhr erschrocken zusammen, als er hörte, wie es knirschend auf Knochen traf. Kahlan ächzte unter der Wucht des Stoßes und riß entsetzt die Augen auf. Drefan ließ sie los. Sie fiel auf die Knie und sank zur Seite.

Richard versuchte mit aller Kraft, sich einen Reim auf das Geschehen hier zu machen. Er war unfähig zu entscheiden, ob dies Wirklichkeit war oder ein böser Traum. In letzter Zeit hatte er so viele Träume gehabt, so viele Alpträume. Das hier schien zu sein wie sie, und doch war es anders. Er wußte nicht einmal mehr, ob er noch lebte. Der Raum verschwamm vor seinen Augen.

Drefan zog das Schwert der Wahrheit blank. Das Klirren des Stahls, das Richard so gut kannte, hallte durch den Raum, ein Glockenschlag, der ihn aus dem Schlaf in einen Alptraum zu versetzen schien. Richard sah, wie der Zorn des Schwertes, seine Magie, sich Drefans Blick bemächtigte.

»Es geht mir gut, Richard«, stieß Kahlan, ihn von unten anstarrend, keuchend hervor. »Du bist unbewaffnet. Verschwinde von hier. Fliehe. Ich liebe dich. Bitte, tu es für mich. Lauf weg.«

Der Zorn in Drefans Augen war ein Nichts verglichen mit dem Zorn, der Richards Herz durchtoste.

»Laß das Schwert fallen, Drefan. Auf der Stelle. Oder ich werde dich töten.«

Drefan ließ das Schwert kreisen. »Wie denn? Mit deinen bloßen Händen?«

Richard erinnerte sich lebhaft an Zedds Worte, als er ihm damals das Schwert der Wahrheit übergeben hatte: das Schwert sei lediglich ein Werkzeug, die Waffe sei der Sucher selbst. Ein wahrer Sucher brauche kein Schwert.

Richard machte einen Schritt nach vorn. »Und mit dem Haß in meinem Herzen.«

»Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu töten, Richard. Auch wenn du unbewaffnet bist.«

»Ich selbst bin die Waffe.«

Richard rannte. Die Entfernung zwischen den beiden verringerte sich mit alarmierender Geschwindigkeit. Kahlan schrie, er solle fliehen. Er hörte sie kaum. Richard war zum Äußersten entschlossen.

Drefan riß das Schwert hoch über den Kopf, holte Luft und bereitete sich vor, Richard zu zerteilen.

Das war die Blöße. Richard wußte, ein Stoß war schneller als ein Schnitt.

Eine eiserne Entschlossenheit packte ihn.

Mit einem wütenden Aufschrei begann Drefan das Schwert zu senken.

Richard fiel auf sein linkes Knie, durchbrach die Blöße und benutzte den Vorwärtsschwung sowie eine Drehung seines Oberkörpers, um seinem Stoß zusätzliche Wucht zu verleihen. Die Finger starr nach vorn gestreckt, stieß er seinen Arm mit aller Kraft vorwärts.

Richard stieß blitzschnell zu, bevor das Schwert ihn berühren konnte, und bohrte seine Hand in Drefans weichen Leib. Einen Wimpernschlag darauf hatte er Drefans Wirbelsäule gepackt und riß sie nach vorne heraus, wobei er sie zersplitterte.

Drefan kippte nach hinten, schlug krachend gegen den Brunnen der Sliph und brach in einer schnell größer werdenden, dunkelroten Blutlache zusammen.

Richard beugte sich über Kahlan und nahm ihr Gesicht in die linke Hand. Es sollte nicht mit Drefans Blut in Berührung kommen. Sie stöhnte vor Schmerzen. Aus den Augenwinkeln sah Richard, wie Drefans Arm sich bewegte.

»Ich kann meine Beine nicht spüren, Richard. Ich spüre meine Beine nicht. Gütige Seelen, was hat er bloß mit mir gemacht?« Ihre Stimme bebte vor panischer Angst. »Ich kann sie nicht bewegen.«

Richard wurde bereits eins mit seinem Verlangen. Als Preis für seine Rückkehr aus dem Tempel der Winde hatte er vergessen müssen, wie er seine Kraft benutzen konnte, doch er hatte sie früher schon benutzt. Er hatte bereits Menschen geheilt. Er war ein Zauberer.

Er achtete weder auf das Schwindelgefühl in seinem Kopf noch auf die Übelkeit in seinem Magen. Davon durfte er sich nicht aufhalten lassen.

Von Nathan hatte Richard gelernt, daß die Kraft durch das Verlangen oder den Zorn auf den Plan gerufen wurde, vorausgesetzt, Verlangen und Zorn waren groß genug. Nie hatte er größeres Verlangen oder einen größeren Zorn verspürt als in diesem Augenblick.

»Richard, Richard, ich liebe dich. Du sollst wissen, falls wir, falls wir…«

»Still«, beruhigte er sie mit sanfter Stimme. Ihr Gesicht war zerschunden und blutverschmiert. Zu sehen, wie sie litt, wie sie sich ängstigte, tat ihm in der Seele weh. »Ich werde dich heilen. Lieg still, dann mache ich dich wieder gesund.«

»Ich hatte das Buch schon in den Händen, und dann habe ich es wieder verloren. Oh, Richard, es tut mir so leid. Ich hatte es, aber jetzt ist es verschwunden.«

Der Mut verließ ihn, als er begriff, was sie da sagte: Er würde sterben. Es war unausweichlich. Er war verloren.

»Bitte Richard, du mußt Cara heilen.«

»Nein. Ich glaube, ich habe nicht die Kraft, euch beide zu heilen.« Um einen Menschen zu heilen, mußte er die Schmerzen des Verwundeten auf sich nehmen. Drefan zu töten hatte ihn fast seine ganze Kraft gekostet. »Ich muß dich heilen.«