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Kahlan erwiderte den Schlag ins Gesicht, ein Zeichen des Respekts vor der Stärke eines Menschen. »Kraft dem Chandalen und dem Volk der Schlammenschen. Es ist gut, wieder zu Hause zu sein.« Sie befühlte das Kojotenfell. »Du bist jetzt ein Ältester?«

Er nickte. »Der Älteste Breginderin ist am Fieber gestorben. Daraufhin hat man mich zum Ältesten ernannt.«

Kahlan lächelte. »Das war eine kluge Entscheidung.«

Chandalen blieb vor Richard stehen und schätzte ihn einen Augenblick ab. Die beiden Männer waren früher einmal Widersacher gewesen. Schließlich schlug Chandalen Richard ins Gesicht – fester, als er Kahlan geschlagen hatte.

»Kraft dem Richard mit dem Zorn. Es tut gut, dich wiederzusehen. Ich bin froh, daß du die Mutter Konfessor heiraten wirst, damit sie nicht Chandalen wählt.«

Richard erwiderte den Schlag mit gleicher Heftigkeit. »Kraft dem Chandalen. Dir gebührt mein Dank, weil du Kahlan auf eurer gemeinsamen Reise beschützt hast.« Er deutete auf Cara. »Das ist Cara, unsere Freundin und Beschützerin.«

Chandalen war der Beschützer seines Volkes, und der Begriff hatte eine besondere Bedeutung für ihn. Das Kinn vorgereckt, sah er ihr in die Augen. Die Ohrfeige für sie fiel noch fester als die für Richard oder Kahlan aus.

»Kraft der Beschützerin Cara.«

Es war ein Glück, daß Cara nicht ihre gepanzerten Handschuhe trug. So fest, wie sie ihn schlug, hätte sie ihm das Kinn gebrochen. Mit strahlendem Gesicht rückte Chandalen seinen Hals wieder zurecht.

»Kraft dem Chandalen«, grüßte sie ihn und setzte dann, an Richard gewandt, hinzu: »Der Brauch gefällt mir.«

Cara streckte die Hand aus und fuhr mit einem Finger über Chandalens Narben. »Sehr schön. Diese hier ist prächtig. Die Schmerzen waren sicherlich immens exquisit.«

Chandalen sah Kahlan fragend an und wollte in seiner Sprache wissen: »Was bedeutet das letzte Wort?«

»Es bedeutet, daß die Schmerzen sehr groß gewesen sein müssen«, erklärte ihm Kahlan. Sie hatte Chandalen in ihrer Sprache unterrichtet, und er hatte sich als sehr gelehrig erwiesen, trotzdem kannte er noch nicht alle Wörter.

Chandalen strahlte vor Stolz. »Ja. Das war sehr schmerzhaft. Ich habe geweint und nach meiner Mutter gerufen.«

Cara sah Kahlan erstaunt an. »Der gefällt mir.«

Chandalen musterte Cara von Kopf bis Fuß, erfaßte mit einem Blick ihre rote Lederkleidung und ihre Körperformen.

»Du hast schöne Brüste.«

Im Nu hatte sie ihren Strafer in der Hand.

Kahlan legte ihr besänftigend die Hand auf den Arm. »Bei den Schlammenschen gelten andere Sitten«, erklärte sie leise. »Für sie bedeutet das, daß Ihr ausseht wie eine gesunde, kräftige Frau, die prächtige Kinder bekommen und großziehen kann. Ein ganz und gar anständiges Kompliment.« Sie beugte sich noch näher und senkte die Stimme, damit Chandalen sie nicht hören konnte. »Ihr dürft ihm aber auf keinen Fall erzählen, daß Ihr ihn ohne den Schlamm in seinen Haaren sehen wollt, denn damit fordert Ihr ihn auf, Euch diese Kinder zu schenken.«

Cara hörte sich das alles an und überlegte sich Kahlans Worte mit Bedacht. Schließlich drehte sie sich um, beugte sich ein wenig vor und öffnete ihre rote Lederkleidung ein wenig, so daß man eine häßliche Narbe sehen konnte.

»Diese hier war auch sehr schmerzhaft, genau wie deine.« Chandalen gab ein kennerhaftes Brummen von sich. »Ich hatte noch mehr auf meinem Bauch, aber Lord Rahl hat dafür gesorgt, daß sie nicht mehr zu sehen sind. Eigentlich schade, sie waren ziemlich bemerkenswert.«

Richard und Kahlan gingen hinter Chandalen, der Cara seine Waffen zeigte und mit ihr über die schlimmste Stelle diskutierte, an der man verwundet werden konnte. Seine Kenntnisse schienen sie zu beeindrucken.

»Chandalen«, fragte Kahlan, »was ist eigentlich bei euch los? Wieso hat man ein Festessen angesetzt?«

Er sah sie über seine Schulter hinweg an, als sei sie nicht recht bei Verstand.

»Es ist ein Hochzeitsessen. Für eure Hochzeit.«

Kahlan und Richard wechselten einen Blick. »Aber woher wußtest du, daß wir kommen, um zu heiraten?«

Chandalen zuckte die Achseln. »Der Vogelmann hat es mir erzählt.«

Bei ihrer Ankunft im Dorf wurden sie von einer Flut von Menschen umringt. Kinder drängten sich zu ihnen vor und berührten die ›Umherziehenden Schlammenschen‹, wie sie Richard und Kahlan nannten. Menschen, die sie kannten, kamen, um sie zur Begrüßung sachte zu ohrfeigen.

Savidlin erschien und gab Richard einen Klaps auf den Rücken, und seine Frau Weselan herzte und küßte sie beide. Ihr Sohn Siddin schlang die Arme um Kahlans Bein und überschüttete sie mit einem Wortschwall in seiner Sprache. Es tat gut, ihm wieder das Haar zu zerzausen. Richard und Cara verstanden nichts von alledem. Außer Chandalen sprach niemand ihre Sprache.

»Wir sind gekommen, um getraut zu werden«, erklärte Kahlan Weselan. »Ich habe das wundervolle Kleid mitgebracht, daß du für mich genäht hast. Hoffentlich erinnerst du dich noch, daß ich dich gebeten habe, meine Trauzeugin zu sein

Weselan strahlte. »Ich erinnere mich noch

Kahlan erblickte einen Mann mit langem silbergrauem Haar, der sich ihnen, bekleidet mit Wildlederhosen und ebensolchem Hemd, näherte. Sie beugte sich zu Cara hinüber. »Das ist ihr Anführer.«

Der Vogelmann begrüßte sie mit sachten Ohrfeigen, wie es Brauch war.

Er schloß Kahlan väterlich in die Arme. »Das Fieber ist vorbei. Unsere Ahnenseelen haben dir offenbar geholfen.« Kahlan nickte. »Ich freue mich, daß du zu Hause bist. Es wird gut sein, dich und Richard mit dem Zorn zu vermählen. Es ist alles vorbereitet

»Was hat er gesagt?« wollte Richard wissen.

»Für unsere Hochzeit ist alles vorbereitet.«

Richards Blick verfinsterte sich. »Es macht mich nervös, wenn Menschen Dinge wissen, von denen wir ihnen nichts erzählt haben.«

»Richard mit dem Zorn ist verstimmt? Er ist mit unseren Vorbereitungen nicht zufrieden?«

»Nein, das ist es nicht«, widersprach Kahlan. »Alles ist wunderbar. Nur verstehen wir nicht, wie ihr wissen konntet, daß wir herkommen würden, um getraut zu werden. Wir sind ein wenig verwirrt. Wir wissen es selbst erst seit ein paar Tagen

Der Vogelmann deutete unter das schattige Grasdach einer der wandlosen Pfahlbauten. »Der Mann dort drüben hat es uns erzählt

»Tatsächlich«, erwiderte Richard mit wachsender Skepsis, nachdem Kahlan für ihn übersetzt hatte. »Ich denke, es wird Zeit, daß wir uns den Kerl ansehen, der mehr über uns weiß als wir selbst.«

Beim Umdrehen bemerkte Kahlan zufällig, wie sich der Vogelmann die Wange kratzte, um ein Schmunzeln zu verbergen.

Sie hatten Mühe, sich den Weg durch das dichte Gedränge zu bahnen. Das gesamte Dorf war auf den Beinen und feierte. Musiker und Tänzer verzauberten Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Menschen blieben stehen, um mit Richard und Kahlan kurz ein paar Worte zu wechseln. Die Jugendlichen, vor allem die jungen Mädchen, die früher stets übertrieben schüchtern gewesen waren, gratulierten ihnen jetzt unerschrocken in aller Öffentlichkeit. Es war der festlichste Anlaß, den Kahlan je erlebt hatte.

Angelockt von den unterschiedlichen Düften, drängten sich Menschen vor den verschiedenen Pfahlbauten, wo Gerichte zubereitet wurden, und kosteten von den Speisen. Eine Gruppe junger Frauen ging mit Schalen und Platten herum und verteilte Köstlichkeiten.

An einem der Kochfeuer sah Kahlan spezielle Frauen ein einzigartiges Gericht zubereiten, das nur bei Versammlungen gereicht wurde. Dort kam niemand zusammen, um zu probieren. Das Gericht wurde, einem strengen Protokoll folgend, nur von diesen Frauen gereicht, und nur auf Einladung.

Cara gefiel es nicht, wie dicht die Menschen ihre Schützlinge umdrängten, sie tat jedoch ihr Bestes, um verständnisvoll und dabei gleichzeitig wachsam und bereit zu bleiben, um reagieren zu können. Sie hatte ihren Strafer nicht in der Hand. Kahlan wußte jedoch, daß er nie weiter als eine kurze Handbewegung entfernt war.