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Zedd zuckte erschrocken zusammen. »Mehr als einmal?«

»Zedd«, murmelte Ann, »was machen wir jetzt bloß?«

»Wieso?« wollte Richard wissen. »Worin besteht das Problem?«

»Nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen müßtest. Sprich sie einfach nicht mehr laut aus. Das sollte keiner von euch tun.«

»Zedd«, tuschelte Ann kaum hörbar, »wenn sie den … wie heißt er gleich, befreit hat?«

Zedd brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.

»Was hätte ich denn tun sollen?« verteidigte sich Kahlan. »Richard hatte die Magie aus dem Buch in sich aufgenommen, das Schwester Amelia aus dem Tempel der Winde mitgebracht hatte. Er hatte die Pest. Er hatte nur noch wenige Atemzüge zu leben. Wäre es euch lieber gewesen, ich hätte ihn statt dessen sterben lassen?«

»Natürlich nicht, meine Liebe. Du hast genau das Richtige getan.« Zedd zog eine Braue hoch und beugte sich zu Ann hinüber. »Wir werden später darüber reden.«

Ann faltete die Hände. »Natürlich. Du hast das einzig Richtige getan. Wir sind dir alle dankbar, Kahlan. Du hast deine Sache gut gemacht.«

Zedd wirkte mit jedem Augenblick ernster. »Verdammt, Richard, der Tempel der Winde steht in der Unterwelt. Wie bist du dort reingekommen?«

Richard ließ den Blick über die Festlichkeiten hinwegwandern. »Wir werden euch die Geschichte wohl erzählen müssen. Wenigstens teilweise. Aber heute werden Kahlan und ich heiraten.« Richard lächelte. Kahlan fand, es wirkte ein wenig aufgesetzt. »Die Geschichte ist ganz schön verstrickt. Ich würde euch lieber ein andermal davon erzählen. Im Augenblick kann ich es einfach nicht…«

Zedd fuhr sich mit dem Daumen über sein glattrasiertes Kinn. »Natürlich, Richard. Ich verstehe. Du hast ganz recht. Ein andermal. Aber der Tempel der Winde…« Unfähig, seine Neugier zu zügeln, hob er einen Finger und fragte: »Was hast du im Tempel der Winde zurücklassen müssen, um wiederkommen zu können, Richard?«

Richard und sein Großvater sahen sich lange in die Augen. »Wissen.«

»Und was hast du mitgenommen?«

»Verstehen.«

Zedd legte seinen Arm schützend um Richard und Kahlan. »Das ist gut, Richard. Das ist gut. Gut für euch beide. Ihr habt euch diesen Tag verdient. Lassen wir die anderen Dinge erst einmal außen vor, und feiern wir das freudige Ereignis eurer Hochzeit.«

70

Den ganzen Tag lang genossen sie die Gesellschaft ihrer Freunde und Lieben. Man unterhielt sich, lachte und feierte gemeinsam mit den Schlammenschen. Kahlan war sehr darum bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie ihr tief ausgeschnittenes Hochzeitskleid ihre Brüste zur Geltung brachte. Das war nicht einfach, denn immer wieder kamen Menschen zu ihr und erklärten, welch schöne Brüste sie habe. Richard wollte wissen, was die Menschen ständig zu ihr sagten. Sie hielt es für das beste zu lügen und erklärte ihm, sie machten ihr Komplimente wegen ihres Kleides.

Als die Sonne den Himmel golden färbte, war es endlich soweit.

Kahlan faßte Richards Hand, als sei sie das einzige, was sie noch mit beiden Beinen auf dem Boden hielt. Richard hatte Mühe, den Blick von ihr in ihrem blauen Hochzeitskleid abzuwenden. Jedesmal, wenn er sie ansah, konnte er nicht anders und mußte lächeln.

Kahlans Herz füllte sich mit Freude, als sie sah, wie sehr ihm das Kleid gefiel, das Weselan für sie genäht hatte. Sie hatte so lange davon geträumt, es zu tragen. So oft hatte sie diesen Tag von ganzem Herzen herbeigesehnt. So oft hatte sie befürchtet, er würde nie kommen. Zu viele Male war etwas dazwischengekommen und hatte diesen Augenblick wieder hinausgezögert. Jetzt endlich war es soweit.

Richard sprach die Worte der Schlammenschen nach, ohne zu wissen, daß er lauthals verkündete, wie sehr ihm ihre Brüste gefielen. Er war in dem Glauben, er erklärte ihr, wie hübsch ihr Kleid aussah. Alles schmunzelte zufrieden, als er die Worte in ihrer Sprache aufsagte, und man war hocherfreut, daß er mit ihnen einer Meinung war. Kahlan spürte, wie sie zunehmend errötete.

Richard sah in seiner schwarz-goldenen Uniform des Kriegszauberers prächtig aus. Jedesmal, wenn Kahlan ihn betrachtete, überkam sie ein Lächeln. Sie heiratete Richard. Endlich. Unter dem blauen Kleid zitterten ihr die Knie.

Cara, die hinter ihnen stand, legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Weselan, die neben Kahlan wartete, strahlte vor Stolz. Savidlin hatte sich auf Richards andere Seite gestellt und strahlte mindestens ebenso. Zedd und Ann warteten im Hintergrund. Der Zauberer war gerade damit beschäftigt, irgend etwas zu essen.

Insgeheim betete Kahlan zu den Guten Seelen, daß diesmal nichts schiefgehen, daß es diesmal endlich passieren möge. Noch immer sorgte sie sich, all das könne ihr abermals genommen werden.

Der Vogelmann richtete sich vor ihnen zu seiner vollen Größe auf und faltete die Hände. Hinter ihm hatte sich das gesamte Volk der Schlammenschen versammelt, um die Gelübde zu hören.

Als alle verstummt waren, hob der Vogelmann an, und Kahlans Befürchtungen begannen dahinzuschmelzen und machten freudiger Erwartung Platz. Während der Vogelmann seine Ansprache hielt, übersetzte Chandalen für Richard und die anderen, die der Sprache der Schlammenschen nicht mächtig waren.

»Diese beiden Menschen wurden nicht als Schlammenschen geboren, doch sie haben bewiesen, daß sie zu uns gehören: durch ihre Stärke und in ihrem Herzen. Sie sind uns verpflichtet und wir ihnen. Sie sind unsere Freunde und unsere Beschützer gewesen. Ihr Wunsch, als Schlammenschen getraut zu werden, beweist ihr gutes Herz.

Als Mitglieder unseres Volkes haben diese zwei nicht nur beschlossen, sich vor den Bewohnern dieser Welt trauen zu lassen, sondern auch vor denen der folgenden. Indem sie dies tun, rufen sie unsere Ahnenseelen auf, an diesem Tag bei uns zu weilen und diese Verbindung mit einem Lächeln gutzuheißen. Wir heißen unsere Ahnenseelen in unseren Herzen willkommen und fordern sie auf, unsere Freude mit uns zu teilen

Richard faßte ihre Hand fester, und Kahlan war gewiß, daß er dasselbe dachte wie sie: Es wurde wahr, endlich. Und es war so, wie sie beide es sich stets erträumt hatten – nur noch viel schöner.

»Ihr seid beide Schlammenschen und werdet nicht nur durch eure Worte vor eurem Volk miteinander vermählt, sondern auch in euren Herzen. Das sind einfache Worte, doch in einfachen Dingen liegt eine große Kraft

Er blickte Richard in die Augen.

»Richard, willst du diese Frau zu deinem Weib nehmen, und willst du sie in jeder Hinsicht und für alle Zeiten lieben und ehren?«

»Ich will«, antwortete er mit klar vernehmlicher Stimme, die über die gesamte versammelte Menschenmenge trug.

Dann blickte der Vogelmann Kahlan in die Augen, und sie hatte das Gefühl, er spreche nicht nur als Stellvertreter seines Volkes, sondern auch im Namen der Seelen. Fast hörte sie aus seinen Worten das Echo ihrer Stimmen heraus.

»Kahlan, willst du diesen Mann zu deinem Gatten nehmen, und willst du ihn in jeder Hinsicht und für alle Zeiten lieben und ehren?«

»Ich will«, antwortete sie mit einer Klarheit, die Richards in nichts nachstand.

»So seid ihr nun vor eurem Volk und vor den Seelen für alle Zeiten Mann und Frau.« Die versammelte Menschenmenge verharrte vollkommen still, bis Richard sie in die Arme nahm und küßte. Dann brach unbeschreiblicher Jubel los.

Kahlan hörte ihn kaum.

Sie fühlte sich wie im Traum. In einem Traum, den sie so oft geträumt hatte, bis er schließlich Wirklichkeit geworden war.

In Richards Armen zu liegen. Ihn zu besitzen. Seine Frau zu sein, und er ihr Mann. Für immer.

Und dann wollten alle sie umarmen. Zedd und Ann. Der Vogelmann und die Ältesten. Weselan und die anderen Ehefrauen.

Cara hatte Tränen in den Augen, als sie Kahlan in die Arme schloß. »Danke, daß Ihr beide bei der Hochzeit einen Strafer getragen habt. Hally, Raina und Denna, sie alle sehen deswegen zu. Danke, daß Ihr auf diese Weise das Opfer der Mord-Sith geehrt habt.«