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»Vielleicht hat es ja schon etwas genützt. Trotz allem, was Cara eben sagte, heute morgen gab sie ein paar Dinge von sich, die mich glauben machen, daß die Mord-Sith begriffen haben.« Kahlan lächelte und versuchte, dem Thema eine etwas freundlichere Seite abzugewinnen. »Wie ich hörte, warst du heute mit Berdine und Raina draußen und hast Backenhörnchen abgerichtet.«

»Backenhörnchen zähmen ist nicht schwer. Ich habe etwas erheblich Schwierigeres versucht, ich habe versucht, Mord-Sith zu zähmen.« Er klang ernst, was den Eindruck nahelegte, daß er mit den Gedanken ganz woanders war. »Du hättest Berdine und Raina sehen sollen. Sie haben herumgealbert wie junge Mädchen. Ich hätte bei dem Anblick fast angefangen zu weinen.«

Kahlan staunte und lächelte. »Und ich dachte, du würdest da draußen einfach nur deine Zeit verschwenden. Wie viele Mord-Sith befinden sich außer ihnen noch im Palast des Volkes in D'Hara?«

»Dutzende.«

»Dutzende.« Eine erschreckende Vorstellung. »Wenigstens gibt es Backenhörnchen in Hülle und Fülle.«

Er strich ihr übers Haar und drückte ihre Hand an seine Brust. »Ich liebe dich, Kahlan Amnell. Danke für deine Geduld.«

»Ich liebe dich auch, Richard Rahl.« Sie packte seine Jacke und schmiegte sich an ihn. »Shota macht mir noch immer Sorgen, Richard. Versprich mir, daß du mich ganz bestimmt heiraten wirst.«

Er lachte kurz auf und küßte sie auf den Scheitel.

»Ich liebe dich mehr, als ich jemals in Worte fassen kann. Es gibt keine andere außer dir, weder Nadine noch sonst jemanden. Das schwöre ich bei meiner Gabe. Du bist die einzige, die ich jemals lieben werde. Versprochen.«

Sie hörte, wie ihr Herz bis in die Ohren pochte. Das war nicht das Versprechen, um das sie ihn gebeten hatte.

Er löste sich von ihr. »Ich muß aufbrechen.«

»Aber…«

Er warf einen Blick um die Ecke hinter ihnen. »Was denn? Ich muß los.«

Sie scheuchte ihn mit einer Handbewegung fort. »Geh schon. Und komm schnell zu mir zurück.«

Er warf ihr einen Handkuß zu, dann war er fort. Sie lehnte sich mit der Schulter an die Ecke, sah zu, wie sein wallendes Cape den Gang entlang verschwand, und lauschte auf das leise Klirren der Kettenhemden und Waffen und auf den Stiefeltritt der Gruppe Soldaten, die ihm im Schlepptau folgte.

7

Die beiden Mord-Sith, die zurückgeblieben waren, warteten mit Egan im roten Zimmer. Die Tür zum Schlafzimmer war geschlossen.

»Raina, Egan, ich möchte, daß Ihr Richard beschützt«, verkündete Kahlan, als sie den Raum betrat.

»Lord Rahl hat uns aufgetragen, bei Euch zu bleiben, Mutter Konfessor«, sagte Raina.

Kahlan runzelte die Stirn. »Seit wann befolgt Ihr Lord Rahls Befehle, wenn es darum geht, ihn zu beschützen?«

Raina grinste boshaft – ein seltener Anblick. »Uns soll es recht sein. Aber er wird wütend sein, daß wir Euch alleine gelassen haben.«

»Ich habe Cara und einen ganzen Palast voller Wachen, der von Soldaten geradezu umzingelt ist. Die größte Gefahr für mich besteht darin, daß mir einer dieser hünenhaften Wachsoldaten auf die Füße tritt. Richard hat nur fünfhundert Mann, dazu Berdine und Ulic. Ich mache mir Sorgen um ihn.«

»Und wenn er uns zurückschickt?«

»Sagt ihm … sagt ihm … Augenblick.«

Kahlan ging durchs Zimmer zum Mahagonischreibtisch und nahm Papier, Tinte und Feder unter dem Deckel hervor. Sie tauchte die Feder ein, beugte sich vor und schrieb: Halte dich warm und schlafe gut. Im Frühjahr wird es kalt in den Bergen. Ich liebe dich – Kahlan.

Sie faltete das Blatt und reichte es Raina. »Folgt ihm in einem gewissen Abstand. Wartet, bis sie ihr Lager aufgeschlagen haben, dann überbringt ihm diese Nachricht. Erklärt ihm, ich habe Euch gesagt, sie sei wichtig. Es wird dunkel sein, und in der Dunkelheit wird er Euch nicht zurückschicken.«

Raina öffnete zwei Knöpfe an der Seite ihres Lederanzuges und schob den Brief zwischen ihre Brüste. »Er wird trotzdem böse sein, allerdings auf Euch.«

Kahlan lächelte. »Das macht mir keine Angst. Ich weiß, wie ich ihn besänftigen kann.«

Raina lächelte verschwörerisch. »Das habe ich bemerkt.« Sie warf einen Blick über die Schulter auf den zufrieden wirkenden Egan. »Tun wir unsere Pflicht und überbringen wir Lord Rahl die Nachricht der Mutter Konfessor. Wir müssen uns ein paar langsame Pferde besorgen.«

Nachdem sie gegangen waren, sah Kahlan kurz die wachsame Cara an, dann klopfte sie an die Schlafzimmertür.

»Herein«, war Nadines gedämpfte Stimme zu hören.

Cara folgte Kahlan ins Zimmer. Die Mutter Konfessor hatte nichts dagegen. Sie wußte, selbst wenn sie Cara gebeten hätte, draußen zu warten, hätte diese die Anweisung nicht befolgt. Die Mord-Sith taten stets das, was sie für erforderlich hielten, gleichgültig, was man ihnen sagte.

Nadine sortierte die Gegenstände in ihrem abgewetzten Reisebeutel. Sie hielt den Kopf gesenkt und schaute in den Beutel hinein, und ihr dichtes Haar hing um ihren Kopf herab, so daß man ihr Gesicht nicht sehen konnte. In gewissen Abständen schob sie ihr Taschentuch unter diesen Vorhang aus Haaren.

»Alles in Ordnung mit Euch, Nadine?«

Nadine schniefte, sah aber nicht auf. »Falls Ihr es in Ordnung findet, wenn man sich zum größten Narren macht, geht es mir einfach prächtig, glaube ich.«

»Shota hat mich auch schon einmal zum Narren gehalten. Ich weiß, wie Ihr Euch fühlt.«

»Natürlich.«

»Braucht Ihr etwas? Richard möchte, daß Ihr alles bekommt, was Ihr benötigt. Er ist um Euch besorgt.«

»Daß ich nicht lache. Ich soll bloß aus Euren eleganten Gemächern verschwinden und mich auf den Weg nach Hause machen.«

»Das ist nicht wahr, Nadine. Er hat mir gesagt, Ihr seid ein netter Mensch.«

Schließlich richtete sich Nadine auf und strich einen Teil ihres Haars über die Schulter nach hinten. Sie putzte sich die Nase und stopfte das Taschentuch in eine Tasche ihres blauen Kleides.

»Entschuldigt. Ihr habt mich bestimmt gehaßt. Ich hatte nicht die Absicht, hier hereinzuplatzen und Euch den Mann wegzunehmen. Ich hatte ja keine Ahnung. Ich schwöre es, ich hatte keine Ahnung, sonst hätte ich das nicht getan. Ich dachte … Na ja, ich dachte, er wollte…« Das Wort ›mich‹ ging in den Tränen unter.

Während Kahlan versuchte, sich das niederschmetternde Gefühl vorzustellen, Richards Liebe zu verlieren, kam bei ihr so etwas wie Mitgefühl auf. Sie nahm Nadine tröstend in die Arme und drückte sie sanft aufs Bett. Nadine holte ihr Taschentuch wieder hervor und preßte es sich schluchzend auf die Nase.

Kahlan setzte sich neben die Frau aufs Bett. »Warum erzählt Ihr mir nicht von Euch und Richard, wenn Ihr Euch dann besser fühlt? Manchmal tut es gut, wenn einem jemand zuhört.«

»Ich komme mir so töricht vor.« Nadine ließ die Hände in den Schoß fallen und machte den Versuch, ihre Tränen unter Kontrolle zu bekommen. »Ich bin selber schuld. Ich habe Richard immer gemocht. Jeder mochte Richard. Er ist zu allen freundlich. So wie heute habe ich ihn noch nie erlebt. Er hat sich wohl sehr verändert.«

»Er hat sich in mancherlei Hinsicht verändert«, stimmte Kahlan zu. »Sogar seit letzten Herbst, als ich ihm zum erstenmal begegnet bin. Er hat viel durchgemacht. Er mußte sein altes Leben aufgeben, und die Ereignisse haben ihn auf eine harte Probe gestellt. Er mußte lernen, wie man um sein Leben kämpft. Er mußte sich der Tatsache stellen, daß George Cypher nicht sein richtiger Vater ist.«

Nadine hob erstaunt den Kopf. »George war nicht sein Vater? Wer dann? Ein Mann namens Rahl?«

Kahlan nickte. »Darken Rahl. Der Führer D'Haras.«

»D'Hara. Bis zum Fall der Grenze dachte ich immer, D'Hara sei ein Ort des Bösen.«

»Das war es auch«, gab Kahlan ihr recht. »Darken Rahl war ein gewalttätiger Herrscher, der danach trachtete, mit Hilfe von Folter und Mord Land zu erobern. Er ließ Richard gefangennehmen und fast zu Tode quälen. Richards Bruder Michael hatte ihn an Darken Rahl verraten.«