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Kahlan schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Das ist wirklich nichts für Euch. Wir müssen ihn verhören, und das wird wahrscheinlich nicht angenehm.«

»Ganz sicher?« fragte Cara, deren Stimme sofort hellwach wurde.

»Wieso?« fragte Nadine. »Was meint Ihr damit?«

Kahlan hob drohend den Zeigefinger. »Das reicht. Ich sage dies zu Eurem eigenen Wohl. Marlin ist gefährlich, und ich will Euch dort unten nicht sehen. Ich gewähre Euch Gastrecht. Daher bitte ich Euch, auch meine Wünsche zu respektieren.«

Nadine senkte den Blick zu Boden. »Natürlich. Verzeiht.«

»Ich werde den Wachen sagen, daß Ihr mein Gast seid. Und falls Ihr einen Wunsch habt – wenn Eure Sachen gewaschen werden sollen oder Ihr ein Bad möchtet – fragt nur, und sie werden veranlassen, daß jemand vom Personal Euch hilft. Ich werde bald zurück sein, dann können wir zu Abend essen und uns unterhalten.«

Nadine drehte sich zu ihrem Beutel auf dem Bett um. »Natürlich. Ich wollte mich nicht aufdrängen. Ich möchte nicht im Weg sein.«

Zögernd legte Kahlan Nadine von hinten eine Hand auf die Schulter. »Ich will Euch nicht herumkommandieren. Mich hat bloß diese Geschichte, daß jemand plant, Richard etwas anzutun, nervös gemacht, das ist alles. Entschuldigt mein rüdes Benehmen vorhin. Ihr seid mein Gast. Bitte fühlt euch ganz wie zu Hause.«

Nadine sah sich lächelnd über die Schulter um. »Verstehe. Danke.«

Sie war wirklich eine sehr hübsche junge Frau: anziehende Figur, ein nettes Gesicht, dazu eine unschuldige Art, trotz all der Wahrheiten, denen sie, wie Kahlan befürchtete, geschickt aus dem Weg ging. Es fiel der Mutter Konfessor nicht schwer, sich vorzustellen, wieso Richard sich zu ihr hingezogen gefühlt hatte.

Sie fragte sich, welche Laune des Schicksals sie, Kahlan, an ihrer Stelle mit Richard zusammengeführt hatte. Wie immer der Grund lautete, sie dankte den Guten Seelen dafür, daß es so war, und betete inständig darum, es möge so bleiben.

Hoffentlich, so wünschte sich Kahlan mehr als alles andere, verschwand dieses heimtückische Geschenk Shotas bald wieder. Sie wollte diese verführerische, wunderhübsche und gefährliche junge Frau nicht in Richards Nähe wissen. Am liebsten hätte sie Nadine fortgeschickt. Wenn sie nur könnte.

Kahlan unterrichtete die Wachen davon, daß Nadine ein Gast sei. Als Kahlan und Cara dann die mit Teppich ausgelegte Treppe am hinteren Ende des Flures hinuntergestiegen waren und auf dem reich geschmückten Absatz standen, faßte Cara Kahlan am Arm und zog sie herum.

»Seid Ihr verrückt?«

»Wovon redet Ihr?«

Cara biß die Zähne aufeinander und beugte sich näher zu ihr. »Eine Hexe schickt Eurem Mann ein Hochzeitsgeschenk – nämlich die Braut –, und Ihr ladet sie noch ein hierzubleiben!«

Kahlan fuhr mit dem Daumen über die polierte Kugel aus Eisenholz, die den Geländerpfosten abschloß. »Ich hatte keine andere Wahl. Ist das nicht offenkundig?«

»Für mich ist nur offenkundig, daß Ihr den Vorschlag dieser kleinen Dirne hättet beherzigen sollen. Ihr hättet ihr den Schädel kahlscheren und sie hinten auf einem Mistkarren davonjagen sollen.«

»Sie ist in dieser Geschichte auch nur ein Opfer. Sie ist eine Schachfigur von Shota.«

»Trotzdem verbirgt sie gern die Wahrheit. Sie will Euren Mann noch immer. Wenn Ihr das nicht in den Augen ablesen könnt, dann seid Ihr nicht so klug, wie ich gedacht habe.«

»Cara, ich vertraue Richard. Ich weiß, daß er mich liebt. Wenn er in seiner Art, die Dinge zu betrachten, eins zugrunde legt, dann ist das Vertrauen und Ergebenheit. Ich weiß, in seinen Händen ist mein Herz sicher.

Wie sähe das aus, wenn ich mich wie die Eifersüchtige aufspielen und Nadine fortschicken würde? Wenn ich ihm mein Vertrauen nicht zeige, dann erweise ich mich seiner Treue nicht als würdig. Ich kann mir nicht leisten, auch nur den Anschein zu erwecken, sein Vertrauen in mich nicht wert zu sein.«

Caras finsterer Blick entspannte sich nicht einmal. »Den Einwand lasse ich nicht gelten. Vielleicht ist das alles richtig, aber es ist nicht der Grund, aus dem Ihr Nadine gebeten habt zu bleiben. Ihr würdet sie genau wie ich am liebsten erwürgen, das sehe ich Euch an den grünen Augen an.«

Kahlan mußte lächeln und versuchte, sich im dunkeln, polierten Eisenholz zu betrachten. Sie sah nur ein undeutliches Abbild ihrer selbst. »Es ist schwer, eine Schwester des Strafers zu täuschen. Ihr habt recht. Ich mußte Nadine bitten hierzubleiben, weil etwas in der Luft liegt, eine Gefahr, und die wird nicht einfach verschwinden, weil ich Nadine fortschicke.«

Cara strich sich mit ihrer behandschuhten Hand eine blonde Strähne aus dem Gesicht. »Eine Gefahr? Was für eine?«

»Genau darin liegt das Problem. Das weiß ich auch nicht. Und wagt nicht, nur mit dem Gedanken zu spielen, ihr etwas anzutun. Ich muß herausfinden, was hier gespielt wird, und möglicherweise benötige ich Nadine dazu. Ich will sie nicht irgendwann jagen müssen, wenn ich sie in Reichweite behalten kann.

Betrachtet es doch einmal von dieser Seite. Wäre es richtig gewesen, Marlin einfach fortzuschicken, als er kam und verkündete, er wolle Richard töten? Wäre damit das Problem gelöst gewesen? Warum behalten wir ihn hier? Um herauszufinden, was gespielt wird, deswegen.«

Cara wischte sich die Salbe aus dem Gesicht, als hätte sie sich dort schmutzig gemacht. »Ich glaube, Ihr holt Euch den Ärger in Euer Bett.«

Kahlan mußte blinzeln, damit ihre Augen aufhörten zu brennen. »Ich weiß. Ich denke genauso. Das offensichtlich Richtige, was ich am allerliebsten tun würde, ist, Nadine auf dem schnellsten Pferd, das ich auftreiben kann, fortzujagen. Nur, so einfach läßt sich kein Problem lösen, schon gar nicht, wenn es von Shota kommt.«

»Ihr meint diese Geschichte, die Shota Nadine erzählt hat, daß der Wind Richard jagt?«

»Das gehört auch dazu. Ich weiß nicht, was das bedeutet, mir erscheint es allerdings wie etwas, das Shota sich zusammengeträumt hat.

Schlimmer noch ist Shotas Segen: ›Mögen die Seelen Richard gnädig sein.‹ Ich weiß nicht, was sie damit sagen will, aber es macht mir angst. Das und daß ich vielleicht den größten Fehler in meinem Leben begehe.

Doch was bleibt mir anderes übrig? Zwei Menschen tauchen am selben Tag auf, der eine soll ihn töten, die andere ihn heiraten. Wer von beiden gefährlicher ist, weiß ich nicht, nur kann ich keinen von beiden einfach fortschicken. Wenn jemand versucht, Euch ein Messer in den Rücken zu stoßen, bringt Ihr Euch nicht dadurch in Sicherheit, daß Ihr die Augen schließt.«

Caras Gesicht wirkte wie das einer Frau, die Verständnis für die Ängste einer anderen hat. »Ich werde Euch den Rücken decken. Wenn sie sich in Lord Rahls Bett einschleicht, werde ich sie verscheuchen, bevor er sie dort überhaupt bemerkt.«

Kahlan drückte Caras Arm. »Danke. Und jetzt laßt uns zur Grube hinuntergehen.«

Cara rührte sich nicht von der Stelle. »Lord Rahl will nicht, daß Ihr dort runtergeht.«

»Seit wann befolgt Ihr Befehle?«

»Seine Befehle befolge ich immer. Besonders die, mit denen es ihm Ernst ist. Und dazu gehört dieser.«

»Na schön. Ihr könnt auf Nadine aufpassen, während ich da runtergehe.«

Cara hielt Kahlan am Ellenbogen fest, als sie sich umdrehen wollte. »Lord Rahl will nicht, daß Ihr Euch in Gefahr begebt.«

»Und ich will nicht, daß er sich in Gefahr begibt. Ich kam mir ziemlich dumm vor, als er all die Fragen stellte, die uns beim ersten Verhör nicht eingefallen sind. Ich will die Antworten auf diese Fragen.«

»Lord Rahl sagte, er werde ihm die Fragen stellen.«

»Er sagte auch, vor morgen abend sei er nicht zurück. Was geschieht in der Zwischenzeit? Was, wenn irgend etwas gespielt wird und es dann schon zu spät ist, dagegen einzuschreiten? Was, wenn Richard getötet wird, weil wir seine Befehle befolgt und untätig herumgesessen haben?