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Der Irrsinn dessen, was sie hier taten, zu was sie beide geworden waren, die Erkenntnis, daß es keinen anderen Ausweg gab – für keinen von ihnen –, war ihrer beider Augen anzusehen.

Er war wild entschlossen, sie in zwei Hälften zu spalten.

Das forderte der Zorn des Schwertes.

Nichts anderes würde er akzeptieren.

Er sah es vor sich.

Er wollte es.

Ihr Blut.

Mit einem wütenden Aufschrei, mit seiner ganzen Kraft, mit all seiner Wut und seinem Zorn, senkte er die Klinge herab auf ihr Gesicht.

Die Schwertspitze sirrte.

Bis in jede Einzelheit konnte er verfolgen, wie das Licht auf der polierten Klinge blinkte, während sie durch einen Streifen Sonnenlicht hindurchglitt. Er sah die Tropfen seines Schweißes im Licht der Sonne funkeln, als wären sie im leeren Raum erstarrt. Er hätte sie zählen können. Er sah die Stelle, wo die Klinge sie treffen würde. Sie sah die Stelle, wo die Klinge sie treffen würde. Seine Muskeln schrien auf vor Anstrengung, während seine Lungen wütend brüllten.

Zwischen ihren Augen, einen Zoll vor ihrer Haut, blieb die Klinge so fest stecken, als hätte man sie mit dumpfem Krachen in eine undurchdringliche Mauer versenkt.

Der Schweiß lief ihm übers Gesicht. Seine Arme zitterten. Sein wutentbrannter Schrei hallte im Raum wider.

Schließlich zog er die Klinge zurück.

Sie starrte aus großen, runden, fassungslosen Augen zu der Klinge hoch. Ihr Atem ging in schnellen, kurzen Stößen. Aus ihrer Kehle entwich ein langer, tiefer Klagelaut.

»Es wird keine Hinrichtung geben«, sagte Richard mit belegter Stimme.

»Wie…«, sagte sie leise, »wie … ist das möglich? Wie kann sie so einfach innehalten?«

»Tut mir leid, Cara, aber die Magie des Schwertes hat diese Entscheidung getroffen. Sie hat entschieden, daß du leben sollst. Du wirst dich ihrer Entscheidung unterwerfen müssen.«

Endlich schwenkten ihre Augen herum und suchten seine. »Ihr wart bereit, es zu tun. Ihr wart bereit, mich hinzurichten.«

Er ließ das Schwert in die Scheide gleiten.

»Ja.«

»Warum bin ich dann nicht tot?«

»Weil die Magie anders entschieden hat. Es steht uns nicht zu, ihr Urteil in Frage zu stellen. Wir müssen uns ihm unterwerfen.«

Richard war ziemlich sicher gewesen, daß die Magie des Schwertes Cara nichts anhaben würde. Die Magie ließ nicht zu, daß er jemandem etwas antat, der zu seinen Verbündeten gehörte. Darauf hatte er gezählt.

Trotzdem hatte er gewisse Zweifel gehegt. Cara hatte Kahlan an den Rand einer Katastrophe gebracht, wenn auch nicht absichtlich. Er war nicht vollkommen sicher gewesen, ob dies die Klinge nicht veranlassen würden, ihren Tod zu verlangen. Dies war das Wesen der Magie des Schwertes der Wahrheit – man konnte sich nie vollkommen sicher sein.

Zedd hatte Richard bei der Übergabe des Schwertes erklärt, daß darin die Gefahr liege. Das Schwert vernichte den Feind und verschone den Freund, die Magie des Schwertes aber folge seinem Träger und nicht der Wahrheit. Zedd hatte ihm erklärt, Zweifel könnten möglicherweise den Tod eines Freundes bedeuten oder das Entkommen eines Feindes ermöglichen.

Und er wußte, er mußte Cara davon überzeugen, daß die Magie sie verschont hatte und nicht er. Sonst wäre sie gezwungen, zu tun, was sie versprochen hatte.

Sein ganzes Innenleben fühlte sich an, als sei es zu Knoten verschlungen. Seine Knie zitterten. Er war in eine Welt der Angst hinabgesogen worden und auf keinen Fall sicher gewesen, daß es wie von ihm geplant ablief.

Schlimmer noch, er war nicht einmal völlig sicher, ob es nicht ein Fehler war, sie zu verschonen.

Richard nahm Caras Kinn in die Hand. »Das Schwert der Wahrheit hat seinen Entschluß gefällt. Es hat entschieden, daß Ihr leben und eine zweite Chance erhalten sollt. Ihr müßt es akzeptieren.«

Cara nickte in seiner Hand. »Ja, Lord Rahl.«

Er griff ihr unter den Arm und half ihr auf die Beine. Dabei konnte er selbst kaum stehen und fragte sich, ob er an ihrer Stelle so sicher hätte aufstehen können.

»Ich werde mich in Zukunft bessern, Lord Rahl.«

Richard zog ihren Kopf an seine Schulter und hielt sie einen Augenblick lang fest an sich gedrückt – was er schon lange hatte tun wollen. Sie schlang die Arme dankbar und voller Hingabe um ihn.

»Mehr verlange ich nicht, Cara.«

Sie wollte schon zur Tür, als Richard ihren Namen rief. Sie drehte sich wieder um.

»Bestraft werden müßt Ihr trotzdem noch.«

Sie senkte den Blick. »Ja, Lord Rahl.«

»Morgen nachmittag. Ihr werdet lernen, wie man Streifenhörnchen füttert.«

Sie sah auf. »Lord Rahl?«

»Wollt Ihr Streifenhörnchen füttern?«

»Nein, Lord Rahl.«

»Dann ist dies Eure Strafe. Holt Berdine und Raina. Sie haben auch eine Strafe verdient.«

Richard schloß die Tür hinter ihr, lehnte sich dagegen und schloß die Augen. Das Inferno des Zorns hatte seinen Ärger aufgezehrt. Er fühlte sich leer und schwach. Er zitterte so heftig, daß er kaum stehen konnte.

Ihm wurde fast übel bei der lebhaften Erinnerung an den Blick in ihren Augen, als er das Schwert mit all seiner Kraft auf sie herabgesenkt hatte, in der Annahme, daß er sie töten würde. Er hatte sich schon auf spritzendes Blut und zersplitterte Knochen gefaßt gemacht. Blut und Knochen eines Menschen, der ihm sehr viel bedeutete.

Er hatte getan, was er hatte tun müssen, um ihr das Leben zu retten, aber um welchen Preis?

Die Prophezeiung ging ihm durch den Kopf, und Übelkeit und Angst warfen ihn auf die Knie, während ihm der kalte Schweiß ausbrach.

15

Die Soldaten, die Richard in den Fluren um die Gemächer der Mutter Konfessor postiert hatte, traten zur Seite und schlugen sich mit der Faust auf das Kettenhemd über ihrem Herz. Geistesabwesend erwiderte er den militärischen Gruß, während er mit wehendem goldenem Cape an ihnen vorbeieilte. Die Soldaten kreuzten ihre langen Spieße vor den drei Mord-Sith und den beiden großen Leibwächtern, die ihm in einigem Abstand folgten. Er hatte den Soldaten, als er sie postiert hatte, eine sehr kurze Liste derer gegeben, die durchgelassen werden sollten. Seine fünf Bewacher standen nicht auf dieser Liste.

Er drehte sich um und sah, wie Strafer in Fäuste schnellten. Er sah Cara in die Augen. Widerstrebend ließen die drei Mord-Sith ihre Waffen wieder los.

Seine fünf Bewacher scheuten den Konflikt mit den Wachen und bezogen hinter den Soldaten Posten. Auf ein Handzeichen von Cara verschwanden Raina und Ulic rasch den Flur hinunter. Zweifellos hatte sie die beiden losgeschickt, um eine Möglichkeit zu suchen, wie sich die Posten am anderen Ende des Flures umgehen ließen.

Als er um die vorletzte Ecke vor Kahlans Gemach bog, sah er Nadine auf einem Sessel mit vergoldeten Beinen sitzen. Sie ließ die Beine baumeln wie ein gelangweiltes Kind, das darauf wartet, nach draußen gehen und spielen zu dürfen. Dann sah sie ihn kommen und sprang auf.

Sie sah frischgewaschen aus. Ihr dichtes Haar glänzte. Er runzelte leicht die Stirn. Ihr Kleid wirkte enger als am Tag zuvor. Es stellte ihren verlockenden Körper deutlicher heraus. Daß es dasselbe Kleid war, wußte er. Wahrscheinlich bildete er sich das bloß ein. Ihren Körper so vorteilhaft zur Schau gestellt zu sehen, erinnerte ihn daran, daß es einmal eine Zeit gegeben hatte…

Sie zügelte ihre Begeisterung, spielte mit einer Haarsträhne und setzte ein Lächeln auf. Ihr Entzücken, ihn zu sehen, geriet ins Wanken, als er näher kam. Sie machte einen Schritt in Richtung Wand, und er blieb vor ihr stehen.

Nadine wich seinem Blick aus. »Richard. Guten Morgen. Ich dachte, ich hätte gehört, wie jemand sagte, du seist schon wieder zurück. Ich wollte« – sie deutete auf Kahlans Tür, um eine Entschuldigung zu haben, woanders hinzusehen – »ich wollte … nachfragen, wie es Kahlan heute morgen geht. Ich, na ja, ich muß ihr einen frischen Umschlag machen. Darum wollte ich warten, bis sie auf ist und…«

»Kahlan hat mir erzählt, wie sehr du ihr geholfen hast. Danke, Nadine. Ich weiß das mehr zu schätzen, als du ahnst.«