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Richard stöhnte gereizt. Sobald er sich irgendwo in der Nähe der Gemächer der Mutter Konfessor befand, brachte es irgendein Dienstbote stets fertig, alle paar Minuten zu erscheinen und sich zu erkundigen, ob sie etwas benötige. Die Mannigfaltigkeit der Dinge, deren möglichen Bedarf sie bei ihr vermuteten, verfehlte niemals seine Wirkung auf ihn. Manchmal erwartete er, daß einer von ihnen glatt auf sie zuginge, um sie zu fragen, ob ihre Tugend beschützt werden müsse. Außerhalb ihrer Gemächer war das Personal freundlich, scherzte sogar mit ihm, sobald er ihnen die Befangenheit genommen hatte oder ihnen beim Tragen half. In ihren Gemächern verwandelten sie sich ausnahmslos in unverschämte, beschützende Raubvogelmütter.

Im Schlafzimmer stand gegenüber der Tür das riesige Bett, dessen vier dunkel polierte Pfosten in die Höhe ragten wie die Säulen vor einem Palast. Die schwere, reichbestickte Tagesdecke fiel an den Seiten des Bettes herab wie ein bunter, in der Bewegung erstarrter Wasserfall. Sonnenstrahlen fielen quer über die dunklen, kostbaren Teppiche und die untere Hälfte des Bettes.

Richard mußte daran denken, wie Kahlan ihm ihr Bett beschrieben und ihm erzählt hatte, sie könne gar nicht abwarten, bis sie ihn endlich darin hätte, wenn sie erst einmal verheiratet wären. Er sehnte sich sehr danach, mit ihr in einem Bett zu liegen. Seit jener Nacht zwischen den Welten war er nicht mehr – jedenfalls nicht auf diese Weise – mit ihr allein gewesen, mußte allerdings zugeben, daß ihn dieses Bett einschüchterte. Dabei hatte sie ihm versichert, das sei ganz ausgeschlossen.

Kahlan stand vor der Reihe von Glastüren, die auf den breiten Balkon hinausführten, und sah durch den offenen Vorhang nach draußen. Sie starrte hinaus über das steinerne Geländer zur Burg der Zauberer. Der Anblick ihres weißen Seidenkleides, das sanft über ihre hinreißenden Körperformen floß, und ihres bewunderungswürdigen Haarschopfes, der über ihren Rücken fiel, raubte ihm fast den Atem. Ihre Schönheit erfüllte ihn mit Sehnsucht. Er entschied, daß das Bett ganz in Ordnung wäre.

Als er sie zart an der Schulter berührte, zuckte sie zusammen.

Sie drehte sich um und hatte ein strahlendes Lächeln im Gesicht. »Ich dachte, es sei schon wieder Nancy.«

»Was soll das heißen, du dachtest, ich sei Nancy? Du wußtest nicht, daß ich es bin?«

»Woher sollte ich es wissen?«

Er zuckte die Achseln. »Na ja, einfach so. Ich weiß immer sofort, daß du es bist, wenn du hereinkommst. Dazu muß ich dich nicht sehen.«

Sie runzelte ungläubig die Stirn. »Das kannst du nicht.«

»Natürlich kann ich das.«

»Und wie?«

»Du hast einen unvergleichlichen Duft. Ich kenne die Geräusche, die du machst, das Geräusch deines Atems, die Art, wie du gehst, wie du innehältst. Das alles ist einzigartig an dir.«

Die Furchen in ihrer Stirn vertieften sich. »Machst du Scherze? Meinst du wirklich? Ist das dein Ernst?«

»Natürlich. Kannst du mich an diesen Dingen nicht erkennen?«

»Nein. Aber wahrscheinlich hast du einen so großen Teil deines Lebens im Wald verbracht und beobachtet, geschnüffelt und gelauscht.« Sie schlang ihren gesunden Arm um ihn. »Ich weiß noch immer nicht recht, ob ich dir glauben soll.«

»Stell mich irgendwann auf die Probe.« Richard strich ihr übers Haar. »Wie fühlst du dich. Und wie geht es deinem Arm?«

»Mir geht es gut. Es ist halb so schlimm. Nicht so schlimm wie damals, als der Dorfälteste Toffalar mich verletzt hat. Weißt du noch? Das war weitaus schlimmer.«

Er nickte. »Wieso bist du nicht im Bett? Du hattest den Befehl, dich auszuruhen.«

Sie versetzte ihm einen Klaps vor den Bauch. »Sei still. Es geht mir gut.« Nun betrachtete sie ihn von Kopf bis Fuß. »Und du siehst aus, als ginge es dir mehr als gut. Ich kann nicht glauben, daß du das für mich hast anfertigen lassen. Ihr seht prächtig aus, Lord Rahl.«

Richard berührte sanft ihre Lippen. Sie versuchte, ihn zu einem leidenschaftlicheren Kuß an sich zu ziehen, aber er wich zurück.

»Ich habe Angst, ich könnte dir weh tun«, entschuldigte er sich.

»Richard, es geht mir gut, wirklich. Vorhin war ich erschöpft, weil ich zu allem anderen auch noch meine Kraft benutzt hatte. Deshalb dachten die Leute, ich sei schwerer verletzt, als ich tatsächlich war.«

Er betrachtete sie eine ganze Weile abschätzend, bevor er sich zu der Art von Kuß nach vorne beugte, nach der er sich so gesehnt hatte.

»Das ist schon besser«, hauchte sie, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten. Sie stieß ihn leicht zurück. »Hast du Cara gesehen, Richard? Du warst so schnell weg und hattest diesen Blick in den Augen. Ich hatte keine Zeit, richtig mit dir zu sprechen. Es war nicht ihre Schuld.«

»Ich weiß. Du hast es mir gesagt.«

»Du hast sie doch nicht angeschrien, oder?«

»Wir hatten eine Unterredung.«

Sie sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Eine Unterredung. Was hatte sie zu ihrer Verteidigung vorzubringen? Sie wollte dir doch nicht etwa erzählen, sie sei …?«

»Was tut Nadine noch hier?«

Sie sah ihn an. Sie nahm sein Handgelenk. »Richard, du hast Blut an deinem … deinem … Arm.«

Besorgt sah sie ihm ins Gesicht. »Was hast du getan? Richard … du hast ihr doch nichts angetan, oder? Richard, das sieht aus, als … als hättest du…«

Sie krallte sich mit einer Faust in sein Hemd. »Du hast ihr doch nichts angetan? Sag mir, daß du ihr nichts angetan hast!«

»Sie wollte hingerichtet werden. Sie überließ mir die Wahl, wie. Also nahm ich das Schwert wie damals bei den Ältesten der Schlammenschen.«

»Geht es ihr gut? Es geht ihr doch gut, nicht wahr?«

»Es geht ihr gut.«

Kahlan sah ihm mit besorgter Miene in die Augen. »Und dir? Geht es dir auch gut?«

»Es ging mir schon besser. Kahlan, was hat diese Nadine noch hier verloren?«

»Sie bleibt nur ein wenig zu Besuch, das ist alles. Bist du Drefan schon begegnet?«

Richard hielt sie von sich, als sie versuchte, ihm den Kopf an die Brust zu legen. »Was hat sie hier zu suchen? Wieso hast du sie eingeladen hierzubleiben?«

»Ich mußte, Richard. Man kann Ärger, der von Shota kommt, nicht so einfach von sich weisen. Das solltest du eigentlich wissen. Wir müssen wissen, was gespielt wird, bevor wir etwas unternehmen können, um sicherzustellen, daß Shota uns keine Schwierigkeiten macht.«

Richard ging zur verglasten Tür und starrte hinaus auf den Berg, der sich über der Stadt auftürmte. Die Burg der Zauberer starrte zurück.

»Das gefällt mir nicht. Kein bißchen.«

»Mir auch nicht«, meinte sie hinter ihm. »Sie hat mir geholfen, Richard. Ich habe nicht gedacht, daß sie den Mumm hätte, einen kühlen Kopf zu bewahren, doch den hatte sie. Das alles hat sie ebenfalls sehr verwirrt. Hier geht mehr vor sich, als wir mit bloßem Auge sehen. Wir müssen unseren Verstand gebrauchen und dürfen uns nicht vor den Tatsachen verschließen.«

Er seufzte tief. »Es gefällt mir trotzdem nicht, dennoch hast du nicht ganz unrecht. Ich heirate eine kluge Frau.«

Er hörte, wie Kahlan hinter ihm geistesabwesend ihr Kleid glattstrich. Ihr Duft, der von ihr ausging, besänftigte ihn.

»Ich kann verstehen, wieso sie dir gefiel. Sie ist eine wundervolle Frau und obendrein eine Heilerin. Das muß schmerzlich für dich gewesen sein.«

Die Burg der Zauberer schien den morgendlichen Sonnenschein in ihre dunklen Steinmauern aufzusaugen. Dort sollte er hingehen. »Was muß schmerzlich für mich gewesen sein?«

»Daß du sie mit Michael ertappt hast. Sie erzählte mir, daß du sie dabei erwischt hast, wie sie deinen Bruder küßte.«

Richard wirbelte herum und starrte sie mit offenem Mund und fassungslos an. »Sie hat dir was erzählt?«

Kahlan deutete mit der Hand nach hinten auf die Tür, so als könnte Nadine erscheinen und für sich selbst sprechen. »Sie sagte, du hättest sie erwischt, als sie deinen Bruder küßte.«