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Cara runzelte die Stirn. Sie war den Tränen nahe. »Wenn Ihr es wünscht, Lord Rahl.«

»Ich wünsche es. Du auch, Egan. Egan, ich habe den Soldaten gesagt, daß ihr alle passieren dürft. Holt Raina und Ulic und nehmt sie ebenfalls mit.«

»Ich bin unmittelbar hinter Euch, Lord Rahl«, antwortete Egan mit einem strahlenden Lächeln.

»Wo wartet Drefan?« fragte Kahlan.

»Ich sagte den Wachen, sie sollen ihn in einem Gästezimmer im Südostflügel unterbringen.«

»Am anderen Ende des Palastes? Warum so weit weg?«

Richard bedachte sie mit einem Blick, dem sie nichts entnehmen konnte. »Weil ich wollte, daß er hierbleibt, unter Bewachung, und das war der Punkt, wo er am weitesten von deinen Gemächern entfernt ist.«

Cara trug noch immer ihre rote Lederkleidung. Sie hatte keine Zeit gefunden, sich umzuziehen. Die Soldaten, die den Südostflügel des Palasts der Konfessoren bewachten, grüßten mit einem Faustschlag aufs Herz und traten für Richard, Kahlan, Ulic, Egan und Raina in ihrer braunen Lederkleidung zur Seite. Für Cara wichen sie einen zusätzlichen Schritt zurück. Kein D'Haraner wollte die Aufmerksamkeit einer Mord-Sith in roter Lederkleidung auf sich lenken.

Nachdem sie den Palast in forschem Tempo durchquert hatten, blieben sie alle vor einer einfachen, von Leder, Muskeln und Stahl flankierten Tür stehen. Richard zog abwesend das Schwert ein Stück heraus, ließ es wieder zurückgleiten und vergewisserte sich auf diese Weise, daß es locker in der Scheide steckte.

»Ich glaube, er hat mehr Angst als du«, flüsterte ihm Kahlan zu. »Er ist ein Heiler. Er sagte, er sei gekommen, um dir seine Hilfe anzubieten.«

»Er ist am selben Tag hier aufgetaucht wie Nadine und Marlin. Ich glaube nicht an Zufälle.«

Kahlan kannte den Blick in seinen Augen. Er verband sich mit seinem Schwert über einen tödlichen Magiestrom, ohne es auch nur anzufassen. Jeder Zoll von ihm, jeder harte Muskelstrang, jede fließende Bewegung verriet den ruhig und dennoch angespannt lauernden Tod.

Richard stieß die Tür auf, ohne anzuklopfen, und betrat den kleinen fensterlosen Raum. Es war eines der einfachen Gästezimmer, kärglich mit einem Bett, einem kleinen Tisch und zwei einfachen Holzstühlen möbliert. An der Seite stand ein schlichter Kiefernkleiderschrank. Ein kleiner gemauerter Kamin sorgte in der kalten, parfümierten Luft für ein wenig Wärme.

Kahlan hielt sich nahe bei Richard, und da sie klug genug war, sich seinem Schwert nicht in den Weg zu stellen, blieb sie einen halben Schritt hinter ihm zurück, ließ seinen Arm jedoch nicht los. Ulic und Egan nahmen zu beiden Seiten Aufstellung. Ihr blondes Haar streifte fast die niedrige Decke. Cara und Raina kamen hinter ihnen hervor und schirmten Richard und Kahlan ab.

Drefan kniete vor dem Tisch an der gegenüberliegenden Wand. Jemand hatte Dutzende von Kerzen beliebig auf dem Tisch verteilt. Auf den Lärm des ganzen Durcheinanders hin erhob er sich geschmeidig und drehte sich um.

Seine blauen Augen erfaßten Richard, als hätte er das Zimmer allein betreten. Die beiden schätzten einander ab, versunken in stumme Gedanken, die Kahlan allenfalls erraten konnte.

Und dann fiel Drefan auf die Knie und berührte mit der Stirn den Fußboden.

»Herrscher Rahl, führe uns. Herrscher Rahl, lehre uns. Herrscher Rahl, beschütze uns. In Deinem Licht gedeihen wir. In Deiner Gnade finden wir Schutz. Deine Weisheit erfüllt uns mit Demut. Wir leben nur, um zu dienen. Unser Leben gehört Dir.«

Kahlan sah, wie Richards zwei riesenhafte Leibwächter und beide Mord-Sith fast reflexartig auf die Knie fielen, um sich der Preisung des Herrschers von D'Hara anzuschließen. In Aydindril hatte sie zahllose D'Haraner bei dieser Anbetung gesehen. Sie hatte an Richards Seite gestanden, als die Schwestern des Lichts niedergekniet waren und ihm die Treue geschworen hatten. Richard hatte ihr erzählt, daß im Palast des Volkes zu Darken Rahls Zeiten jeder zweimal täglich jeweils zwei Stunden die Andachtsplätze aufsuchte, ebendiese Worte wieder und wieder vor sich hin sagte und dabei den gefliesten Boden mit der Stirn berührte.

Drefan erhob sich wieder und nahm eine entspannte, selbstsichere Haltung an. Er war edel gekleidet, trug ein weißes Rüschenhemd, das bis zur Brustmitte offen war, hohe Stiefel, die knapp unterhalb der Knie umgeschlagen waren, und enge, dunkle Hosen, die seine Männlichkeit genug herausstellten, um Kahlan die Schamesröte auf die Wangen zu treiben. Sie zwang sich, ihre Augen abzuwenden. An seinem breiten Ledergürtel konnte sie wenigstens vier Beutel erkennen, deren Laschen von geschnitzten Knochenstiften zugehalten wurden. Lose über seine Schultern drapiert, hing das einfache Flachsgewand, das sie schon kannte.

Von derselben Größe und demselben Körperbau wie Richard und mit den schönen Gesichtszügen Darken Rahls, bot er einen eindrucksvollen Anblick. Sein locker herabhängendes blondes Haar ließ sein braungebranntes Gesicht noch schöner erscheinen. Kahlan konnte nicht umhin, sie mußte die Fleisch und Blut gewordene Mischung von Darken Rahl und Richard einfach ausgiebig betrachten.

Richard deutete mit der Hand auf die Kerzen. »Was ist das?«

Drefan hielt die blauen Augen weiter auf Richard gerichtet. »Ich habe gebetet, Lord Rahl. Habe meinen Frieden mit den Guten Seelen gemacht, für den Fall, daß ich heute zu ihnen gehen sollte.«

Da lag keine Angst in seiner Stimme. Es handelte sich um die schlichte, selbstgewisse Feststellung einer Tatsache.

Richards Brust schwoll unter einem tiefen Atemzug an. Er stieß die Luft mit einem Seufzer aus. »Cara, Ihr bleibt hier. Raina, Ulic, Egan, bitte wartet draußen.« Beim Hinausgehen warf er ihnen einen flüchtigen Blick zu. »Ich zuerst.«

Sie antworteten mit einem grimmigen Nicken. Es war ein Kode: Sollte Richard den Raum nicht als erster wieder verlassen, dann würde Drefan auf dem Weg nach draußen sterben – eine Vorsichtsmaßnahme, die Kahlan ebenfalls anwandte.

»Ich bin Drefan, Lord Rahl. Zu Euren Diensten, solltet Ihr mich für würdig befinden.« Er verneigte den Kopf vor Kahlan. »Mutter Konfessor.«

»Was wolltet Ihr damit sagen, es könnte sein, daß Ihr Euch heute zu den Guten Seelen gesellt?« fragte Richard.

Drefan schob seine Hände in die gegenüberliegenden Ärmel seines Gewandes.

»Das hängt mit einer kleinen Geschichte zusammen, Lord Rahl.«

»Nehmt die Hände aus den Ärmeln und erzählt mir diese Geschichte.«

Drefan zog seine Hände heraus. »Verzeiht.« Er hob sein Gewand mit dem kleinen Finger ein Stück an, so daß man das lange Messer mit der dünnen Klinge sehen konnte, das in der Scheide an seinem Gürtel steckte. Er zog das Messer mit Daumen und einem Finger heraus, schleuderte es in die Luft und fing es an der Spitze auf. »Verzeiht mir. Ich hatte vor, es vor Eurem Besuch abzulegen.«

Ohne sich umzudrehen, warf er es über die Schulter. Das Messer blieb fest in der Wand stecken. Er bückte sich, nahm ein schwereres Messer aus seinem Stiefel und warf dieses beim Aufrichten mit seiner anderen Hand über die Schulter, so daß es ebenfalls, einen Zoll vom ersten entfernt, in der Wand steckenblieb. Er griff hinter seinem Rücken unter den Umhang, und zum Vorschein kam eine gefährlich aussehende, gekrümmte Klinge. Ohne hinzusehen, schleuderte er sie ebenfalls in die Wand hinter sich, wo sie sich zu den beiden anderen gesellte.

»Sonst noch irgendwelche Waffen?« fragte Richard in geschäftsmäßigem Ton.

Drefan breitete die Arme aus. »Meine Hände, Lord Rahl, und mein Wissen.« Er hielt die Hände weiter ausgebreitet. »Aber selbst meine Hände wären nicht schnell genug, Eure Magie zu besiegen, Lord Rahl. Bitte durchsucht mich, und vergewissert Euch, daß ich ansonsten unbewaffnet bin.«

Richard ging auf das Angebot nicht ein. »Und, wie lautet die Geschichte nun?«

»Ich bin der uneheliche Sohn von Darken Rahl.«

»Genau wie ich«, meinte Richard.