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»Das sagt Ihr. Wenn Ihr ihn mit ihr zusammen seht, befällt Euch vielleicht ein Stimmungswandel, und Ihr beschließt, Eure Jugend etwas … aufleben zu lassen. Es ist mein Geschäftsprinzip, mir erst das Geld geben zu lassen. Wenn sie mir sagt, Ihr hättet sie nicht mehr als angelächelt, könnt Ihr die Silbermünze zurückbekommen.«

Zedd wußte, daß dieser Fall niemals eintreten würde. Sein Wort stünde gegen ihres, und ihr Wort enthielte den süßen Klang, wenn schon nicht der Wahrheit, dann des zusätzlichen Gewinns. Doch wie die Dinge lagen, war der Preis nicht wichtig, sosehr ihn das auch ärgerte. Zedd suchte in einer Innentasche und gab ihm die Silbermünze.

»Das letzte Zimmer rechts«, sagte der Gastwirt. »Und im Zimmer nebenan haben wir einen Gast, der nicht gestört werden möchte.«

»Ich werde Eure Gäste nicht behelligen.«

Er grinste Zedd verschlagen an. »So unscheinbar sie ist, ich bot ihr ein wenig Gesellschaft an – ohne Aufpreis –, und sie meinte zu mir, wenn jemand ihre Ruhe stört, zieht sie mir bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren. Einer Frau, die dreist genug ist, alleine hier hereinspaziert zu kommen, glaube ich aufs Wort. Ich werde ihr die Silbermünze nicht zurückgeben, wenn Ihr sie weckt. Ich werde sie aus Eurer Börse nehmen. Kapiert?«

Zedd nickte gedankenversunken und überlegte kurz, ob er sich etwas zu essen bestellen sollte – er war hungrig –, dann aber verwarf er den Gedanken widerstrebend, »Habt Ihr vielleicht zufällig eine Hintertür, für den Fall, daß ich nachts … ein wenig Luft brauche?« Zedd wollte nicht, daß Nathan zur falschen Tür hinausschlüpfte. »Ich bin mir darüber im klaren, daß das ein wenig extra kostet.«

»Hinten stoßen wir an die Schmiede«, erklärte der Wirt im Fortgehen. »Es gibt keine zweite Tür.«

Letztes Zimmer rechts. Nur ein Eingang. Ein Ausgang. Irgend etwas stimmte da nicht. So töricht wäre Nathan niemals. Und doch spürte Zedd das Knistern der Magie seiner Verbindung in der Luft.

Sosehr er auch daran zweifelte, daß Nathan wie auf dem Präsentierteller für sie im Bett bereitläge, er schlich leise durch den Flur. Angestrengt lauschte er auf ungewöhnliche Geräusche, hörte aber nur das einstudierte Stöhnen vorgetäuschter Leidenschaft einer Frau im zweiten Zimmer links.

Das Ende des Flures wurde von einer einsamen Kerze in einer hölzernen Halterung an der Seite beleuchtet. Vom vorletzten Zimmer aus konnte Zedd das leise Schnarchen der dreisten Dame hören, die nicht gestört werden wollte. Er hoffte, daß sie während der ganzen Geschichte weiterschlief.

Zedd legte sein Ohr an die letzte Tür rechts. Er hörte das leise, kehlige Lachen einer Frau. Wenn etwas schiefging, konnte ihr etwas zustoßen. Wenn es ganz und gar schiefging, konnte sie dabei den Tod finden.

Er hatte Zeit, aber wenn Nathan abgelenkt war, wäre das zweifellos hilfreich. Der Mann war schließlich ein Zauberer. Zedd wußte nicht genau, wie heftig sich Nathan einer Gefangennahme widersetzen würde.

Wie heftig er selbst sich widersetzen würde, war ihm jedoch klar. Damit war der Fall für ihn entschieden. Er konnte es sich nicht leisten, die Gelegenheit verstreichen zu lassen, solange Nathan abgelenkt war.

Zedd stieß die Tür auf, warf eine Hand nach vorn und entflammte die Luft mit lautlosen, verwirrenden Blitzen aus Hitze und Licht.

Das nackte Pärchen auf dem Bett fuhr erschrocken zurück und hielt sich die Augen zu. Mit einer Faust voller Luft schleuderte Zedd Nathan von der Frau herunter und an den hinteren Rand des Bettes. Während Nathan ächzend wild um sich schlug, packte Zedd die Frau am Handgelenk und stieß sie nach hinten aus dem Weg. Dabei riß sie ein Laken mit.

Als die Lichtblitze erloschen und noch bevor sie es schaffte, sich das Laken umzulegen, setzte Zedd ein Netz frei, das sie auf der Stelle erstarren ließ. Fast im selben Augenblick warf er ein ähnliches Netz über den Mann hinter dem Bett, nur daß dieses Netz mit schwerwiegenden Folgen durchwirkt war für den Fall, daß er versuchte, es mit Magie abzuwehren. Für Höflichkeiten oder Nachsicht war keine Zeit.

Plötzlich wurde es in dem schummerigen Zimmer still. Außer einem leisen dumpfen Poltern auf dem Fußboden hörte man fast keinen Laut. Nur auf dem Waschtisch flackerte schwach eine einsame Kerze. Zedd war erleichtert, daß alles so gut gelaufen war und er die Frau nicht verletzt hatte.

Er ging um das Fußende des Bettes herum, um sich den Mann auf dem Boden anzusehen, der wie erstarrt dalag, den Mund zum Ansatz eines Schreis geöffnet, die Hände zusammengekrallt, um sich zu verteidigen.

Das war nicht Nathan.

Zedd starrte ihn ungläubig an. Er konnte die Magie des Halsrings im Zimmer spüren. Er wußte, daß dies der Mann war, den er gejagt hatte.

Er beugte sich über den Mann. »Ich weiß, daß du mich verstehen kannst, also hör mir genau zu. Ich werde jetzt die Magie lockern, die dich hält, aber wenn du schreist, ziehe ich sie wieder fester an und lasse dich für immer in diesem Zustand. Denk genau nach, bevor du es riskierst, um Hilfe zu rufen. Wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast, bin ich ein Zauberer, und niemand, der hier auftaucht, wird etwas zu deiner Rettung tun können, wenn du mein Mißfallen erregst.«

Zedd fuhr vor dem Mann mit der Hand hin und her und nahm den Schleier des Netzes zurück. Der Mann krabbelte auf allen vieren rückwärts an die Wand, sagte aber noch immer kein Wort. Er war alt, aber nicht älter, als Nathan wirkte. Sein Haar war weiß, wenn auch, im Gegensatz zu Nathans glattem Haar, wellig. Es war auch nicht ganz so lang, aber offenbar hatte die knappe Beschreibung dem Wirt gereicht, um in diesem Mann den Gesuchten zu vermuten.

»Wer bist du?« fragte Zedd.

»Ich heiße William. Dann seid Ihr Zedd.«

Zedd richtete sich auf. »Woher weißt du das?«

»Der Kerl, nach dem Ihr wohl sucht, hat es mir gesagt.« Er zeigte auf den Stuhl ganz in der Nähe. »Was dagegen, wenn ich meine Hose anziehe? Ich habe so ein Gefühl, daß ich sie heute nicht mehr auszuziehen brauche.«

Zedd neigte den Kopf leicht zur Seite, deutete auf den Stuhl und gab William zu verstehen, er solle endlich loslegen. »Red weiter dabei. Und denk dran, ich hab' dir gesagt, daß ich Zauberer bin. Ich bemerke es, wenn mir jemand einen Bären aufbinden will. Denk außerdem daran, daß ich plötzlich bei sehr schlechter Laune bin.«

Was das Erkennen von Lügen anbetraf, sprach Zedd nicht ganz die Wahrheit, dennoch zählte er darauf, daß der Mann das nicht wußte. Was seine Laune anbetraf, stimmte das, was er gesagt hatte.

»Ich bin dem Mann, den Ihr verfolgt, zufällig begegnet. Er hat mir seinen Namen nicht verraten. Er bot mir an…« William blickte hinüber zur Frau, während er sich seine Hosen hochzog. »Darf sie das hören?«

»Wegen ihr brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Sondern wegen mir.« Zedd knirschte mit den Zähnen. »Red schon.«

»Na ja, er bot mir an…« Er linste zu der Frau hinüber. Ihr faltiges Gesicht war zu einer erschrockenen Maske erstarrt. »Er bot mir … einen Beutel voll Geld, wenn ich ihm einen Gefallen tue.«

»Was für einen Gefallen?«

»Daß ich mich für ihn ausgebe. Er trug mir auf, wenigstens bis hierher zu reiten, als sei der Hüter höchstpersönlich hinter mir her. Er sagte, wenn ich hier sei, könnte ich es langsamer angehen lassen, anhalten oder mich ausruhen, was immer ich wollte. Er meinte, Ihr würdet mich einholen.«

»Und das wollte er?«

William knöpfte seine Hose zu, ließ sich nach hinten auf den Stuhl fallen und ging daran, seine Stiefel überzustreifen. »Er sagte, ich könne Euch nicht abschütteln und Ihr würdet mich früher oder später einholen, aber er wollte nicht, daß das passiert, bevor ich wenigstens bis hierhin gekommen wäre. Ich bin sehr schnell geritten, aber ich muß gestehen, ich glaubte nicht, daß Ihr mir so dicht auf den Fersen seid, also dachte ich, ich genieße ein wenig von meinem verdienten Geld.«

William stand auf und schob einen Arm in ein braunes Wollhemd. »Ich soll Euch eine Nachricht übergeben.«