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»Es hätte die Dinge vereinfacht, wenn er sich klarer ausgedrückt hätte.«

»Er hat zwar nicht ausdrücklich befohlen, daß wir nach Norden gehen sollen, zurück nach Aydindril, aber das war damit gemeint. Gewiß dachte er, das würden wir tun. Trotzdem, ich beherzige Euren Rat in Angelegenheiten wie diesen.«

Er zuckte die Achseln. »Ich bin Soldat. Und ich denke wie ein Soldat.«

Richard war nach Tanimura gegangen, um Kahlan zu retten, und es war ihm gelungen, den Palast der Propheten mitsamt seinem Gewölbekeller voller Prophezeiungen zu zerstören, bevor Kaiser Jagang ihn erobern konnte. Richard hatte gesagt, er müsse sofort nach Aydindril zurückkehren und habe keine Zeit für Erklärungen, aber nur er und Kahlan besäßen die erforderliche Magie, die ihnen die umgehende Rückkehr erlaubte. Die anderen könne er nicht mitnehmen. Er hatte ihr erklärt, sie solle nach Norden ziehen, wo sie auf General Reibisch und seine d'Haranische Armee stoßen würde.

General Reibisch ging nur widerstrebend wieder nach Norden zurück. Er argumentierte, angesichts einer so großen Streitmacht, die bereits so weit im Süden stand, wäre es strategisch von Vorteil, einer Invasion der Neuen Welt die Spitze zu nehmen, bevor sie in die besiedelten Gebiete vordringen konnte.

»General, ich will Eure Beweggründe nicht in Frage stellen, dennoch fürchte ich, Ihr unterschätzt das Ausmaß der Bedrohung. Den Informationen zufolge, die ich zusammentragen konnte, sind die Streitkräfte der Imperialen Ordnung stark genug, sogar eine Armee von dieser Größe mit Leichtigkeit vernichtend zu schlagen. Ich zweifle nicht an den Fähigkeiten Eurer Männer, doch allein durch ihre Übermacht wird die Imperiale Ordnung Euch in einem Stück verschlingen.

Ich verstehe Eure Gründe, nur selbst die große Zahl von Männern, über die Ihr verfügt, wird nicht ausreichen. Außerdem fehlt sie uns dann, wenn wir eine große Armee aufstellen, die gegen die Imperiale Ordnung eine reelle Chance hat.«

Der General lächelte beruhigend. »Was Ihr sagt, Prälatin, ergibt Sinn. Ich habe stets auf vernünftige Einwände wie die Euren gehört. Die Sache ist nur die, Krieg hat nichts mit Vernunft zu tun. Manchmal muß man die Gelegenheit, die die Guten Seelen einem zum Geschenk machen, einfach beim Schopf ergreifen und sich ins Getümmel stürzen.«

»Hört sich an wie eine sichere Methode, ins Verderben zu laufen.«

»Nun, ich diene schon lange als Soldat und bin immer noch dabei. Wenn man beschließt, sich dem Feind zu stellen, bedeutet das noch lange nicht, daß man sein Kinn vorstrecken muß, damit er einem einen ordentlichen Schlag darauf versetzt.«

Verna betrachtete den Mann aus zusammengekniffenen Augen. »An was dachtet Ihr?«

»Mir scheint, wir sind bereits am richtigen Ort. Boten können sich erheblich schneller fortbewegen als eine Armee. Ich denke, wir sollten eine sichere Position einnehmen, die sich leichter verteidigen läßt, und uns nicht von der Stelle rühren.«

»Und wo?«

»Wenn wir östlich weiterziehen, in das Hochland im Süden von D'Hara, befinden wir uns möglicherweise in einer besseren Stellung, um zu reagieren. Ich kenne das Land dort. Sollte die Imperiale Ordnung versuchen, durch D'Hara in die Neue Welt vorzudringen, auf dem einfachen Weg durch das Tal des Kern, dann sind wir zur Stelle, um sie aufzuhalten. In dem unwegsameren Gelände dort kommen uns die Bedingungen entgegen. Nur weil man mehr Leute hat, bedeutet das nicht, daß man sie auch alle einsetzen kann. Ein Tal hat nur eine gewisse Breite.«

»Und wenn sie sich auf ihrem Zug nach Norden weiter westlich halten, die Berge umgehen und dann weiter durch die Wildnis ziehen?«

»Dann haben wir diese Armee hier, mit der wir uns rasch hinter sie setzen können, während unsere anderen Streitkräfte nach Süden ziehen und ihnen entgegentreten. Der Feind wäre gezwungen, seine Streitkräfte aufzuteilen und an zwei Fronten gegen uns zu kämpfen. Hinzu kommt noch, daß es ihre Möglichkeiten begrenzen würde, denn es würde schwierig für sie werden, sich frei zu bewegen.«

Verna dachte über seine Worte nach. Sie hatte in den alten Büchern über Schlachten gelesen und verstand, worauf seine Strategie abzielte. Offenbar war sie klüger, als sie anfangs gedacht hatte. Der Mann war kühn, dabei jedoch kein Narr.

»Sobald unsere Truppen an einem strategischen Punkt stehen«, fuhr er fort, »können wir Boten nach Aydindril und in den Palast des Volkes in D'Hara entsenden. Sowohl aus D'Hara als auch aus den Ländern der Midlands können wir Verstärkung bekommen, und Lord Rahl kann uns seine Anweisungen übermitteln. Marschiert die Imperiale Ordnung ein, nun, dann sind wir bereits vor Ort.«

»Richard gefällt es möglicherweise nicht, daß ihr Euch hier festsetzt, anstatt umzukehren und Aydindril zu beschützen.«

»Lord Rahl ist ein vernünftiger Mann –«

Verna unterbrach ihn mit einem schallenden Lachen. »Richard und vernünftig? Ihr strapaziert meine Bereitwilligkeit, Euch zu glauben, General.«

Er sah sie mißbilligend an. »Wie gesagt, Lord Rahl ist ein vernünftiger Mann. Er erklärte mir, er will, daß ich mich laut und deutlich zu Wort melde, wenn ich etwas zu sagen habe und der Ansicht bin, es sei wichtig. Ich denke, es ist wichtig. In Angelegenheiten des Krieges hört er auf meinen Rat. Die Boten sind bereits mit meinem Brief unterwegs. Wenn ihm mein Vorschlag nicht gefällt, kann er mir das mitteilen und mir befehlen, nach Norden zu ziehen, und ich werde es tun. Aber solange ich nicht sicher weiß, ob dies sein Wunsch ist, sollten wir, glaube ich, unsere Arbeit tun und die Neue Welt vor der Imperialen Ordnung schützen.

Ich habe Euch um Rat gefragt, Prälatin, weil Ihr über Magie verfügt. Von Magie verstehe ich nichts. Wenn Ihr Schwestern des Lichts etwas zu sagen habt, das für unseren Kampf wichtig ist, dann höre ich auf Euch. Wir stehen auf derselben Seite, müßt Ihr wissen.«

Verna ließ sich erweichen. »Verzeiht, General. Wahrscheinlich vergesse ich das manchmal.« Sie lächelte ihn an. »Die Ereignisse der letzten Monate haben mein Leben auf den Kopf gestellt.«

»Lord Rahl hat die gesamte Welt auf den Kopf gestellt. Er hat allem eine Ordnung wiedergegeben.«

Sie lächelte in sich hinein. »Das hat er allerdings.« Sie blickte dem General wieder in seine graugrünen Augen. »Euer Plan erscheint mir sinnvoll – im ungünstigsten Fall hält er die Imperiale Ordnung auf –, trotzdem würde ich vorher gerne noch mit Warren sprechen. Manchmal beweist er überraschenden … Scharfblick. So sind Zauberer eben.«

Der General nickte. »Magie ist nicht meine Sache. Dafür ist Lord Rahl zuständig. Und natürlich Ihr.«

Beim Gedanken daran, daß Richard derjenige war, der bei diesen Menschen für die Magie zuständig war, mußte Verna ein Lachen unterdrücken. Was Magie anbetraf, schaffte es der Junge kaum, sich nicht selbst im Weg zu stehen.

Nein, ganz stimmte das nicht. Richard vollbrachte oft überraschende Dinge mit seiner Magie. Das Problem war, daß er sich gewöhnlich selbst damit überraschte. Immerhin war er ein Kriegszauberer, der einzige, der in den letzten dreitausend Jahren geboren worden war, und ihrer aller Hoffnungen in diesem Krieg gegen die Imperiale Ordnung hingen an seiner Führung.

Richards Herz und damit seine Entschlossenheit saßen am rechten Fleck. Er würde sein Bestes geben. Es war die Sache der anderen, ihn dabei zu unterstützen und ihn am Leben zu erhalten.

Der General trat von einem Bein aufs andere und kratzte sich unter dem Ärmel seines Kettenhemdes. »Prälatin, die Imperiale Ordnung behauptet, der Magie in dieser Welt ein Ende machen zu wollen. Dabei wissen wir alle, daß sie bei ihrem Versuch, uns zu vernichten, selbst Magie einsetzt.«

»Das stimmt.«

Er wußte, daß die meisten Schwestern der Finsternis auf einen Wink von Kaiser Jagang bereitstanden. Er hatte auch junge Zauberer, die ihm zu Befehl waren. Außerdem hatte er eine Anzahl von Schwestern des Lichts gefangengenommen und beherrschte sie mit Hilfe seiner Fähigkeiten als Traumwandler. Das war es, was ihr Gewissen quälte. Als Prälatin oblag es letzten Endes ihr, für die Sicherheit der Schwestern des Lichts zu sorgen. Einige ihrer Schwestern befanden sich nun in Jagangs Hand.