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Cara sah Kahlan lange prüfend in die Augen. »Verstehe. Würdet Ihr Lord Rahl jemals etwas antun, ich könnte Euch ebenfalls nicht verzeihen. Ich würde Euch auch keine Gnade gewähren.«

Kahlan hielt dem Blick der Frau stand. »Das gilt für mich genauso. Angeblich gibt es für eine Mord-Sith keinen schlimmeren Tod als den durch die Berührung eines Konfessors.«

Ein Lächeln stahl sich auf Caras Lippen. »So hat man es mir erzählt.«

»Ein Glück, daß wir auf derselben Seite stehen. Wie gesagt, es gibt Dinge, die ich nicht verzeihen kann und werde. Ich liebe Richard mehr als mein eigenes Leben.«

»Jede Mord-Sith weiß, daß die schlimmsten Schmerzen von dem stammen, den man liebt.«

»Richard muß diesen Schmerz niemals fürchten.« Cara schien sich ihre Worte genau zu überlegen. »Darken Rahl hat diesen Schmerz niemals fürchten müssen, er hat nie eine Frau geliebt. Lord Rahl dagegen schon. Mir ist aufgefallen, wenn es um Liebe geht, neigen die Dinge manchmal dazu, sich zu verändern.«

Darum ging es also in Wirklichkeit.

»Ich könnte Richard ebensowenig weh tun wie Ihr. Eher würde ich mein Leben opfern. Ich liebe ihn.«

»Genau wie ich«, meinte Cara. »Wenn auch auf andere Art, aber nicht weniger heftig. Lord Rahl hat uns befreit. Jeder andere an seiner Stelle hätte sämtliche Mord-Sith getötet. Er dagegen bot uns Gelegenheit, uns seiner Erwartungen würdig zu erweisen.«

Cara trat von einem Fuß auf den anderen, und ihre Augen verloren den kalt abschätzenden Ausdruck. »Vielleicht ist Richard der einzige von uns, der die Prinzipien der guten Seelen versteht – daß wir erst dann wirklich lieben können, wenn wir einem anderen die schlimmsten Verbrechen gegen uns verzeihen.«

Kahlan spürte, wie sie bei Caras Worten errötete. Sie hätte nie gedacht, daß eine Mord-Sith ein so tiefes Verständnis für Fragen des Mitgefühls aufbringen konnte. »War Denna eine Freundin von Euch?« Cara nickte. »Und habt Ihr Richard von ganzem Herzen verziehen, daß er sie getötet hat?«

»Ja, doch das ist etwas anderes«, gestand Cara. »Ich verstehe, wie Ihr über Denna empfindet. Ich mache Euch keinen Vorwurf. An Eurer Stelle würde ich ebenso empfinden.«

Kahlans Blick ging ins Leere. »Als ich Denna – ihrer Seele – erzählte, daß ich ihr nicht verzeihen könne, antwortete sie, das könne sie verstehen, und die einzige Vergebung, die sie brauchte, sei ihr bereits gewährt worden. Sie erklärte mir, daß sie Richard liebe – daß sie ihn sogar im Tod noch liebe.« So wie Richard bei Kahlan die Frau hinter der Magie gesehen hatte, so hatte er bei Denna den Menschen hinter der furchterregenden Rolle der Mord-Sith gesehen. Kahlan konnte Dennas Gefühle verstehen, nachdem sie endlich jemanden gefunden hatte, der sie als diejenige betrachtete, die sie war. »Vielleicht ist die Vergebung durch einen Menschen, den man liebt, das einzige im Leben, was wirklich zählt – das einzige, durch das das Herz und deine Seele wirklich gesunden können.«

Kahlan beobachtete ihren Finger, während sie die Mulde eines eingerollten Blattes im Zierstreifen der Tischplatte nachzeichnete. »Aber ich könnte nie jemandem verzeihen, der ihm weh getan hat.«

»Und habt Ihr mir verziehen?«

Kahlan sah hoch. »Wofür?«

Cara umklammerte den Strafer fester. Kahlan wußte, daß es einer Mord-Sith weh tat, den Strafer in der Hand zu halten – ein Teil ihrer widersprüchlichen Existenz als Bereiterinnen von Schmerzen. »Dafür, daß ich eine Mord-Sith bin.«

»Warum sollte ich Euch das verzeihen müssen?«

Cara schaute zur Seite. »Hätte Darken Rahl mir und nicht Denna befohlen, Richard zu übernehmen, ich wäre ebenso erbarmungslos gewesen wie sie – deshalb. Genau wie Berdine oder Raina oder irgendeine der anderen.«

»Wie ich schon sagte, machen die Seelen einen Unterschied zwischen dem, was hätte geschehen können, und dem, was geschehen ist. Und ich auch. Man kann Euch nicht für etwas verantwortlich machen, was andere Euch angetan haben, ebensowenig wie man mich haftbar machen kann, weil ich als Konfessor geboren wurde, und ebensowenig wie man Richard die Schuld dafür geben kann, daß dieser mörderische Darken Rahl ihn gezeugt hat.«

Cara sah noch immer nicht auf. »Aber werdet Ihr uns jemals wirklich vertrauen?«

»Ihr habt Euch in Richards und in meinen Augen längst bewährt. Ihr seid nicht Denna, und Ihr seid auch nicht für ihre Entscheidungen verantwortlich.« Kahlan wischte der Mord-Sith mit dem Daumen das Blut von der Wange. »Cara, wenn ich Euch nicht vertraute, Euch allen, würde ich dann erlauben, daß Raina und Berdine, zwei von Euch, jetzt in diesem Augenblick mit Richard allein sind?«

Cara bedachte Kahlans Strafer erneut mit einem Blick. »Während der Schlacht mit dem Lebensborn aus dem Schoß der Kirche habe ich gesehen, wie Ihr gekämpft habt, um Richard und die Menschen aus der Stadt zu beschützen. Eine Mord-Sith sein, heißt begreifen, daß man manchmal erbarmungslos sein muß. Ihr seid zwar keine Mord-Sith, doch habe ich erkannt, daß Ihr das versteht. Ihr seid eine würdige Bewacherin für Lord Rahl. Ihr seid die einzige Frau, die ich kenne, die würdig ist, einen Strafer zu tragen.

Für Euch mag das verwerflich klingen, aber in meinen Augen ist es eine Ehre, daß Ihr einen Strafer tragt. Sein höchster Zweck ist der, Euren Meister zu beschützen.«

Kahlan zeigte ihr ein aufrichtiges Lächeln, denn sie verstand Cara jetzt ein wenig besser als zuvor. Sie fragte sich, wie die Frau, die sich hinter dieser Bezeichnung verbarg, gewesen war, bevor man sie entführt und zur Mord-Sith ausgebildet hatte. Richard hatte ihre erzählt, es sei ein grauenhafter Vorgang, der bei weitem alles überstieg, was man ihm angetan hatte.

»In meinen Augen auch, denn Richard hat ihn mir geschenkt. Ich bin seine Beschützerin, genau wie Ihr. In dieser Hinsicht sind wir Schwestern des Strafers.«

Cara bekundete mit einem Lächeln, daß sie das auch so empfand.

»Heißt das, Ihr werdet zur Abwechslung mal unsere Befehle befolgen?« fragte Kahlan.

»Wir befolgen Eure Befehle immer.«

Kahlan schüttelte schief lächelnd den Kopf.

Cara deutete mit einem Nicken auf den Mann am Boden. »Er wird Eure Fragen beantworten, wie ich es Euch versprochen habe, Mutter Konfessor. Ich werde meine Fähigkeiten an ihm nicht länger anwenden als nötig.«

Kahlan drückte Caras Arm voller Kummer und Mitgefühl für die verquere Rolle, zu der andere das Leben dieser Frau verbogen hatten. »Danke, Cara.«

Sie wandte sich Marlin zu. »Versuchen wir es noch einmal. Welcher Plan hat dich hergeführt.«

Er funkelte wütend zu ihr hoch. Cara stieß ihn mit dem Fuß an.

»Du antwortest wahrheitsgemäß, oder ich suche mir ein paar schön empfindliche Stellen für meinen Strafer. Kapiert?«

»Ja.«

Cara ging in die Hocke und hielt ihm den Strafer drohend vors Gesicht. »Ja, Herrin Cara.« Die plötzliche Bedrohlichkeit in ihrem Tonfall schien allem zu widersprechen, was sie gerade gesagt hatte. Selbst Kahlan bekam es mit der Angst zu tun.

Er riß die Augen auf und schluckte. »Ja, Herrin Cara.«

»Schon besser. Und jetzt beantworte die Fragen der Mutter Konfessor.«

»Mein Plan war, wie ich es Euch gesagt habe: Ich wollte Richard Rahl und Euch töten.«

»Wann hat Jagang dir diesen Befehl erteilt?«

»Vor fast zwei Wochen.«

Nun, das wäre das. Gut möglich, daß Jagang im Palast der Propheten getötet worden war, als Richard ihn zerstört hatte. Das jedenfalls hatten sie gehofft. Vielleicht hatte er den Befehl vor seinem Tod gegeben.

»Und weiter?« fragte Kahlan.

»Nichts weiter. Ich sollte mir meine Begabung zunutze machen, um in diesen Palast zu gelangen und Euch beide zu töten, das ist alles.«

Cara verpaßte ihm einen Fußtritt auf die gebrochene Rippe. »Lüg uns nicht an!«

Kahlan schob Cara sachte zurück und kniete neben dem nach Luft ringenden, keuchenden jungen Mann nieder.

»Marlin, deute meine Abneigung gegen Folter nicht als Mangel an Entschlossenheit. Wenn du mir nicht sofort erzählst, was ich wissen will«, meinte sie leise, »werde ich erst einen langen Spaziergang machen und dann zu Abend essen und dich währenddessen hier mit Cara ganz alleine lassen. So verrückt sie ist, ich werde dich mit ihr alleine lassen. Und wenn ich dann zurückkomme und du immer noch glaubst, mir etwas verschweigen zu können, dann werde ich meine Kraft bei dir einsetzen, und du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, wieviel schlimmer das ist. Cara kommt dem, zu was ich fähig bin, nicht einmal nahe. Sie kann deine Magie und deinen Verstand benutzen. Ich kann beides zerstören. Willst du das?«