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»Das kann ich tun. Ich weiß, daß ein paar von ihnen froh wären, mit mir sprechen zu können, wenn sie dir dann nicht gegenübertreten müßten. Sie haben Angst vor dir.«

»Ich tue ihnen doch nichts«, wandte Richard ein.

»Du hast sie fast um den Verstand gebracht vor Angst, Richard, als du damals ihre Kapitulation verlangt hast. Du hast versprochen, sie zu vernichten, sollten sie es wagen, sich der Imperialen Ordnung anzuschließen.

Sie hatten Angst, du könntest es ohnehin tun, aus einer Laune heraus. Dir geht der Ruf des Herrschers von D'Hara voraus, und du gibst ihren Befürchtungen Nahrung. Du kannst nicht erwarten, daß sie sich in deiner Gegenwart plötzlich wohl fühlen, nur weil sie deine Bedingungen akzeptiert haben.«

Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Nun, dann erkläre ihnen einfach, wie liebenswert ich bin.«

»Ich kann ihnen mitteilen, daß du dich darauf freust, gemeinsam mit ihnen für unseren Frieden und Wohlstand zu arbeiten«, antwortete sie lächelnd. »Sie vertrauen mir und werden auf das hören, was ich sage.

Aber Tristan Bashkar, der Gesandte aus Jaria, ist ebenfalls hier, zusammen mit einem Paar aus dem Königshaus von Grennidon. Die drei sind wichtige Persönlichkeiten; sie haben die größten stehenden Heere. Daher erwarten sie, daß du dich mit ihnen triffst. Möglicherweise werden sie sich nicht damit zufriedengeben, mir ihre Kapitulation anzubieten. Sie werden verhandeln wollen.«

»Stell sie zufrieden.«

»Tristan Bashkar ist kein umgänglicher Mensch, sondern ein harter Verhandler, genau wie Leonora und Walter Cholbane aus Grennidon.«

»Das ist einer der Gründe, weshalb ich den Bund der Midlands aufgekündigt habe: zu viele wollen streiten und sich in Positur setzen. Damit ist es vorbei. Die Kapitulation erfolgt bedingungslos.« Richard hakte einen Daumen hinter seinen breiten Ledergürtel. Seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Die Bedingungen sind für alle gerecht, für alle gleich und stehen nicht zur Debatte. Entweder ist man für oder gegen uns.«

Kahlan fuhr ihm mit dem Finger über den schwarzen Ärmel seines Hemdes, über das Auf und Ab seiner Muskeln. Er war mit dem Tagebuch beschäftigt gewesen. Zu lange war es her, daß sie in diesen Armen gelegen hatte.

»Richard, wenn es um Rat geht, bist du auf mich angewiesen. Ich kenne diese Länder. Sie nur dazu zu bringen einzuwilligen, ist nicht das einzige Ziel. Man wird Opfer verlangen müssen. Wir brauchen in diesem Krieg ihre volle Zusammenarbeit.

Du bist Lord Rahl, der Herrscher D'Haras. Du stellst die Forderungen. Du hast gesagt, die Kapitulation sei zwar bedingungslos, trotzdem werde ihr Volk mit Respekt behandelt. Ich kenne diese Abgesandten. Sie erwarten, dich zu sprechen, eben als Zeichen deines Respekts ihnen gegenüber.«

»Du bist die Mutter Konfessor. Wir sind eins, in dieser Angelegenheit wie in allem anderen auch. Du hast diese Völker lange geführt, bevor ich kam. Dein Rang ist nicht geringer als der meine. Du hattest sehr, sehr lange ihren Respekt. Erinnere sie daran.«

Richard warf kurz einen Blick auf den wartenden General und die anderen am Ende des Flures. Dann sah er ihr wieder in die Augen.

»Es ist, soweit es Drefan betrifft, vielleicht nicht die Angelegenheit des Generals, aber es ist meine. Ich werde mich nicht noch einmal von einem Bruder täuschen lassen. Nach deinen eigenen Worten und dem, was andere mir gesagt haben, scharwenzeln die Frauen im Palast bereits um ihn herum. Wenn er sich bei diesen Huren irgend etwas fängt und die jungen Frauen hier damit ansteckt … dann geht mich das sehr wohl etwas an.

Ich werde nicht zulassen, daß mein Bruder unschuldige Frauen, die ihm vertrauen, weil er mein Bruder ist, mit Krankheiten ansteckt.«

Sarah, jene Frau, die Richard den Tee hatte bringen wollen, war jung und vertrauensselig. Sie gehörte zu den Frauen, die Drefan in seinen Bann gezogen hatte.

Kahlan strich ihm über den Rücken. »Verstehe. Wenn du mir versprichst, dich ein wenig schlafen zu legen, gehe ich und spreche mit den Abgesandten. Du wirst mit ihnen reden, sobald du Zeit hast. Es wird ihnen nichts anderes übrigbleiben, als zu warten. Du bist Lord Rahl.«

Richard beugte sich vor und gab ihr einen Kuß auf die Wange. »Ich liebe dich.«

»Dann heirate mich.«

»Bald. Wir werden die Sliph bald wecken.«

»Sieh dich vor, Richard. Marlin sagte, diese Schwester der Finsternis – ich habe ihren Namen vergessen – habe Aydindril verlassen und sei zu Jagang zurückgekehrt, doch vielleicht hat er gelogen. Sie könnte noch immer dort draußen herumlaufen.«

»Schwester Amelia. Ich erinnere mich an sie, weißt du. Als ich das erste Mal in den Palast der Propheten kam, war sie eine von Vernas Freundinnen, die uns begrüßt haben: die Schwestern Phoebe, Janet und Amelia. Ich kann mich noch gut an Schwester Amelias Freudentränen erinnern, als sie Verna nach all den Jahren wiedersah.«

»Jetzt ist sie bei Jagang.«

Er nickte. »Verna muß untröstlich sein, daß ihre Freundin sich in der Hand des Traumwandlers befindet, und schlimmer noch, daß sie eine Schwester der Finsternis ist. Vorausgesetzt, Verna weiß das überhaupt.«

»Sieh dich vor. Was immer Jagang behauptet, es ist möglich, daß er sich noch in Aydindril herumdrückt.«

»Das bezweifele ich zwar, dennoch werde ich mich vorsehen.«

Er drehte sich um und gab Cara ein Zeichen. Sie kam angelaufen.

»Cara, bitte begleitet Kahlan. Berdine soll sich ein wenig ausruhen. Ich werde Raina, Ulic und Egan mitnehmen.«

»Ja, Lord Rahl. Ich werde für ihre Sicherheit sorgen.«

Richard mußte schmunzeln. »Das weiß ich, Cara, aber damit entgeht Ihr Eurer Strafe nicht.«

Die Mord-Sith zeigte keinerlei Regung. »Ja, Lord Rahl.«

»Welcher Strafe?« fragte Kahlan, als sie außer Hörweite waren.

»Eine höchst ungerechte Strafe, Mutter Konfessor.«

»So schlimm? Was denn?«

»Ich muß Streifenhörnchen füttern.«

Kahlan unterdrückte ein Schmunzeln. »Das klingt nicht so schrecklich, Cara.«

Cara ließ ihren Strafer in die Faust schnellen.

»Deswegen ist es ja auch so ungerecht, Mutter Konfessor.«

26

Kahlan saß alleine in dem reich geschmückten Sessel der Mutter Konfessor, dem höchsten auf dem halbkreisförmigen Podium, unter dem reich geschmückten Fresko von Magda Searus, der ersten Mutter Konfessor, und ihrem Zauberer Merritt. Die beiden waren unter die Kuppel gemalt, die den gewaltigen Ratssaal krönte. Kahlan verfolgte, wie die Abgesandten sich ihr über die weite Marmorfläche näherten.

Magda Searus war von ihrem Ehrenplatz aus Zeuge jener langen Geschichte geworden, die der Bund der Midlands hinter sich gebracht hatte. Sie war auch Zeuge gewesen, als Richard ihn zerschlagen hatte. Kahlan betete, daß Magda Searus' Seele dies verstand und seine Beweggründe guthieß. Sie waren wohlmeinend, ungeachtet dessen, wie sein Handeln auf manche wirken mußte.

Cara stand hinter Kahlans rechter Schulter. Kahlan hatte geschwind eine Reihe von Verwaltern zusammengerufen, die sich um Staatsangelegenheiten wie die Unterzeichnung der Kapitulationsdokumente und Handelsverordnungen kümmern sollten, dazu mehrere d'Haranische Offiziere, die die Kommandoangelegenheiten überwachten. Sie alle warteten links hinter ihr.

Kahlan versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was sie sagen und tun mußte. Nach Richards Bemerkungen über den Tempel der Winde fiel es ihr allerdings schwer, an etwas anderes zu denken. Er war der Ansicht, der Tempel der Winde sei zu Empfindungen fähig. Die Winde machten Jagd auf Richard. Ja, der Tempel der Winde selbst jagte ihn. Diese Drohung erfüllte jeden dunklen Winkel ihres Herzens.

Die Schritte der Abgesandten und die Stiefeltritte der sie eskortierenden Soldaten hallten über die weiten Marmorflächen und rissen sie aus ihren trüben Gedanken. Die nahende Gruppe schritt durch gleißendes Sonnenlicht, das durch die Fenster am unteren Kuppelrand hereinfiel. Kahlan setzte ihre Konfessorenmiene auf, wie es ihre Mutter ihr beigebracht hatte, ein Gesicht, das nichts verriet und das verbarg, wie es in ihrem Inneren aussah.