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Offene Rundbogen rings um den Saal verdeckten Treppen, die zu den mit Kolonnaden versehenen Balkonen mit den polierten Mahagonigeländern hinaufführten. An diesem Tag standen jedoch keine Besucher hinter dem Geländer.

Die von d'Haranischen Soldaten flankierte Gruppe kam vor dem prachtvollen, mit Schnitzereien verzierten Pult zum Stehen. Tristan Bashkar aus Jara und Leonora und Walter Cholbane aus Grennidon standen in vorderster Reihe. Hinter ihnen folgten die Botschafter Seidon aus Mardovia, Wexler aus Pendisan und Brumford aus Togressa.

Kahlan wußte, daß Jara und Grennidon, Länder von unermeßlichem Reichtum und mit großen stehenden Heeren, vermutlich als Gegenleistung für ihre Kapitulation am hartnäckigsten um den Erhalt ihres privilegierten Status kämpfen würden. Deren Selbstvertrauen mußte sie als erstes erschüttern. Da sie den größten Teil ihres Lebens in einer Stellung von Autorität und Macht gedient hatte, erst als Konfessor und später dann als Mutter Konfessor, wußte Kahlan sehr genau, was sie zu tun hatte. Sie kannte diese Leute und wußte, wie sie dachten. Eine Kapitulation war hinnehmbar, solange sie dem Rang nach weiter über gewissen Ländern stehen konnten und solange man ihnen uneingeschränkte Machtbefugnis in ihren inneren Angelegenheiten zubilligte.

Eine solche Haltung war nicht länger akzeptabel. Sie durfte nicht hingenommen werden, wenn sie alle eine Chance gegen die Imperiale Ordnung haben wollten. Kahlan mußte Richards Versprechen und die Bedingungen der Kapitulation mittragen. Davon hing die Zukunft jedes einzelnen Landes der Midlands ab.

Wenn dieser neue Bund gegen die Imperiale Ordnung Bestand haben wollte, durfte es keine eigenständigen Länder geben, die ihre eigenen Ziele verfolgten. Sie mußten jetzt zu einer Einheit werden, mußten einer einzigen Befehlsgewalt unterstehen und zusammenhalten wie ein Volk und nicht wie ein Bündnis, das im kritischen Augenblick auseinanderbrechen konnte und der Imperialen Ordnung dadurch vielleicht ermöglichte, ihnen allen die Freiheit zu rauben.

»Lord Rahl ist mit Angelegenheiten unserer gegenseitigen Sicherheit bei unserem Kampf befaßt. Ich bin an seiner Stelle gekommen, um mir Eure Entscheidung anzuhören. Man wird Eure Worte an ihn weiterleiten, so wie Ihr sie zu mir sprecht. Als Mutter Konfessor, Königin von Galea, Königin von Kelton und Verlobte des Herrschers von D'Hara habe ich die Machtbefugnis, im Namen des D'Haranischen Reiches zu sprechen. Mein Wort hat dieselbe Gültigkeit wie das von Lord Rahl.«

Die Worte waren gegen ihre Absicht hervorgesprudelt, aber genau das war es – das D'Haranische Reich. Richard war sein oberster Führer, seine oberste Autorität.

Die Abgesandten verneigten sich und bestätigten murmelnd, daß sie verstanden hatten.

Diese mächtigen Leute mußten begreifen, daß die Ordnung der Dinge nicht mehr so wie früher war, daher kehrte Kahlan die Reihenfolge, in der diese Angelegenheit verhandelt wurde, um.

»Botschafter Brumford, bitte tretet vor.«

Tristan Bashkar und Leonora Cholbane erhoben sofort die ersten Einwände. Es war noch nie vorgekommen, daß einem unbedeutenderen Land das Wort zuerst erteilt wurde.

Kahlans wütender Blick ließ sie verstummen. »Ihr erhaltet die Erlaubnis zu sprechen, wenn ich sie Euch erteile. Vorher nicht. Ein Land, das sich uns noch nicht durch Aufgabe seiner Eigenständigkeit angeschlossen hat, bekleidet in meinen Augen keinen Rang.

Erwartet nicht, daß man Euch diese Anmaßung durchgehen läßt, wie dies in der Vergangenheit im Bund der Midlands üblich war. Der Bund der Midlands existiert nicht mehr. Ihr seid jetzt ein Teil des D'Haranischen Reiches.«

Eisiges Schweigen senkte sich über den Saal.

Als sie zum ersten Mal davon erfuhr, daß Richard fast genau dieselben Worte in ebendiesen Räumen vor den Abgesandten der Midlands gesprochen hatte, war Kahlan am Boden zerstört gewesen. Am Ende hatte sie begriffen, daß es keinen anderen Ausweg gab.

Tristan Bashkar und die Cholbanes, denen ihre Worte gegolten hatten, standen mit rotem Gesicht, aber schweigend da. Als sie den Blick auf Botschafter Brumford richtete, fiel ihm ihre Aufforderung wieder ein, und er eilte nach vorn.

Der freundliche Botschafter Brumford raffte sein umfangreiches violettes Gewand mit einer Hand zusammen, senkte ein Knie auf den Marmorboden und machte eine tiefe Verbeugung.

»Mutter Konfessor«, begann er, indem er sich aufrichtete, »Togressa steht bereit, sich Euch und allen freien Menschen in unserem Bund gegen die Tyrannei anzuschließen.«

»Danke, Botschafter. Wir heißen Togressa als Mitglied des D'Haranischen Reiches willkommen. Das Volk von Togressa wird den gleichen Rang bekleiden wie alle anderen bei uns. Wir wissen, daß Euer Volk seinen Teil tun wird.«

»Das wird es. Danke, Mutter Konfessor. Bitte leitet meine Botschaft weiter an Lord Rahl, daß wir uns freuen, ein Teil D'Haras zu sein.«

Kahlans Lächeln kam aus tiefstem Inneren. »Lord Rahl und ich teilen Eure Freude, Botschafter Brumford.«

Er trat zur Seite, als Kahlan den muskulösen, untersetzten, feurig dreinblickenden Botschafter Wexler von Pendisan nach vorne rief.

»Mutter Konfessor«, sagte er, als er sich erhob und seinen ledernen Überwurf richtete, »Pendisan ist ein kleines Land mit einer kleinen Legion unter Waffen stehender Männer, aber wir sind leidenschaftliche Kämpfer, was jeder bezeugen kann.

Die Mutter Konfessor ist stets mit der gleichen Leidenschaft für uns eingetreten. Wir waren stets einer Meinung mit den Midlands und mit der Mutter Konfessor, daher messen wir Euren Worten große Bedeutung bei. Mit allergrößtem Respekt hören wir auf Euren Rat und schließen uns D'Hara an.

Wir senken unsere Schwerter vor Euch und vor Lord Rahl. Das Volk von Pendisan, sowohl jene von einfachem Fleisch und Blut als auch jene mit magischen Fähigkeiten, haben den Wunsch, in vorderster Front gegen die Horden von jenseits der Wildnis zu kämpfen, auf daß der Feind einen bitteren Vorgeschmack auf unsere Grausamkeit bekomme. Von diesem Tag an werden wir allen als die D'Haraner aus Pendisan bekannt sein, so dies Euch gefällt.«

Gerührt von seinen Worten, verneigte Kahlan sich vor ihm. Das Volk von Pendisan hatte zwar einen gewissen Hang zur Dramatik, aber deswegen war diese Bemerkung nicht weniger aufrichtig gemeint. So klein das Land auch war, man durfte das Volk nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die unumwundene Behauptung seines Botschafters über seine Grausamkeit war keine leere Prahlerei. Wenn seine Zahl nur so groß wäre wie sein Kampfesmut.

»Die vorderste Reihe kann ich Euch nicht versprechen, Botschafter Wexler, doch wird es uns eine Ehre sein, Euer Volk in unserem Kampf an unserer Seite zu wissen. Wir werden es achten, unabhängig davon, wo es kämpft.«

Mit sachlicher Miene wandte sie sich dem Botschafter von Mardovia zu. Auch die Mardovianer waren ein stolzes Volk und nicht weniger leidenschaftlich. Ihnen blieb auch gar nichts anderes übrig, wenn sie auf dem harten Boden der Wildnis überleben wollten. Allerdings handelte es sich ebenfalls um ein kleines Land.

»Botschafter Seidon, bitte tretet vor und verkündet die Entscheidung Mardovias.«

Botschafter Seidon kam leichten Schritts nach vorn, wobei er die anderen aufmerksam beobachtete. Er verneigte sich aus der Hüfte, wodurch sein weißes Haar über den Goldbesatz auf seinen Schultern seines roten Wappenrocks fiel.

»Mutter Konfessor. Der Rat der Sieben von Mardovia in unserer Mutterstadt Renwold hat mich mit der Pflicht der langen Reise nach Aydindril beauftragt, um seine Entscheidung zu überbringen. Der Rat der Sieben hat weder den Wunsch noch die Absicht, die Herrschaft über unser geliebtes Volk an Außenstehende abzutreten, seien sie nun D'Haraner oder die Imperiale Ordnung.

Euer Krieg gegen die Imperiale Ordnung ist nicht der unsere. Der Rat der Sieben hat beschlossen, daß Mardovia unabhängig und neutral bleiben wird.«

Ein Soldat hinter ihr hustete in die Stille hinein. Das Geräusch hallte durch den gesamten marmornen Ratssaal.