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Sie hatte sie weniger respektvoll behandelt als die beiden kleineren Länder, die ihre Kapitulation angeboten hatten. Es nicht zu tun, wäre darauf hinausgelaufen, sie zu ermutigen und so Schwierigkeiten herauf zu beschwören. Die beiden gehörten zu denen, die stets die roten Gemächer verlangten.

Walter und Leonora wirkten gelöster, nachdem Kahlan ihre Zustimmung entgegengenommen hatte. Die Cholbanes konnten bis zum Ende zäh und hartnäckig sein, aber war erst einmal Einigung erzielt und hatten sie ihr Wort gegeben, blickten sie nicht mehr zurück, überlegten sie niemals, was gewesen wäre, wenn. Diese Eigenschaft machte die Verhandlungen mit ihnen erträglich.

»Wir haben verstanden, Mutter Konfessor«, sagte Walter.

»So ist es«, fügte seine Schwester hinzu. »Und wir freuen uns auf den Tag, an dem die Imperiale Ordnung für unser Volk keine Bedrohung mehr darstellt.«

»Ich danke Euch beiden. Ich weiß, dieses Verhalten muß Euch barsch erscheinen, aber Ihr sollt wissen, daß wir hocherfreut sind, Euch und Euer Volk zu uns zu zählen.«

Als sie sich entfernten, um die Dokumente zu unterzeichnen und sich mit den Offizieren zu besprechen, richtete Kahlan ihre Aufmerksamkeit auf Tristan Bashkar aus Jara.

»Gesandter Bashkar, wo steht Jara?«

Tristan Bashkar war ein Mitglied der königlichen Familie von Jara. Ein Gesandter bekleidete dort eine Position von hohem Rang und Vertrauen. Von den hier Versammelten war er der einzige mit genügend Machtbefugnis, um den Entschluß zur Übergabe seines Landes abzuändern, ohne zu Beratungen nach Hause zurückzukehren. Gab es seiner Meinung nach gute Gründe, konnte er von den Anweisungen der königlichen Familie abweichen und damit auch Jaras Standpunkt verändern.

Kaum den Dreißigern entwachsen, stand ihm sein Alter gut zu Gesicht. Zudem machte er sich sein Äußeres zunutze, um die Menschen von seinem regen Verstand abzulenken. Hatte er die Menschen erst einmal mit seinem gefälligen Lächeln, seinen hellbraunen Augen und seinen glattzüngigen Schmeicheleien entwaffnet, entlockte er ihnen Zugeständnisse, bevor sie etwas davon merkten.

Er strich sich eine dichte Haarsträhne aus der Stirn – eine zwanghafte Angewohnheit. Oder vielleicht eine Methode, die Aufmerksamkeit auf seine Augen zu lenken, von denen Menschen sich leicht ablenken ließen.

Er breitete rechtfertigend die Hände aus. »Ich fürchte, Mutter Konfessor, es ist nicht so einfach wie ein schlichtes Ja oder Nein, wenn ich Euch auch versichern möchte, daß wir uns in Übereinstimmung mit dem großen Reich D'Haras befinden und sowohl Lord Rahls als selbstverständlich auch Eure Weisheit bewundern. Wir haben den Rat der Mutter Konfessor stets über den aller anderen gestellt.«

Kahlan seufzte. »Tristan, ich bin nicht in Stimmung für Eure üblichen Spiele. Ihr und ich, wir haben uns in diesen Räumen häufiger, als ich mich erinnern kann, Dispute geliefert. Stellt mich heute nicht auf die Probe. Ich werde das nicht zulassen.«

Als Mitglied der königlichen Familie war er in allen Kriegskünsten gut ausgebildet und hatte in der Vergangenheit hervorragend gekämpft. Breitschultrig und groß, war er eine stattliche Erscheinung. Sein ungezwungenes Lächeln besaß etwas Spielerisches, das alles Bedrohliche überdeckte. Daher kehrte Kahlan Tristan Bashkar sozusagen nie den Rücken zu.

Beiläufig knöpfte er seinen dunkelblauen Rock auf und stemmte eine Hand auf die Hüfte. Durch diese kleine Geste wurde ein reich verziertes Messer sichtbar, das in einer Scheide an seinem Gürtel steckte. Kahlan hatte hinter vorgehaltener Hand flüstern hören, daß Tristan Bashkar, wenn er in die Schlacht ging, lieber sein Messer zog als das Schwert. Es ging auch das Gerücht, es bereite ihm ein sadistisches Vergnügen, seinen Feind in Stücke zu schneiden.

»Ich gestehe, Mutter Konfessor, daß ich in der Vergangenheit mit der Offenlegung unserer Haltung zurückhaltend war, weil ich dadurch unser Volk vor der Habgier anderer Völker beschützen wollte, doch diesmal liegen die Dinge anders. Seht Ihr, nach unserer Einschätzung der Situation –«

»Das interessiert mich nicht. Ich will nur wissen, ob Ihr auf unserer Stelle steht oder auf der unserer Feinde. Wenn Ihr auf der unserer Feinde steht, Tristan, dann gebe ich Euch mein Wort, daß wir morgen früh Truppen in den königlichen Palast in Sandilar einreiten lassen werden, und die Soldaten werden entweder mit der bedingungslosen Kapitulation zurückkehren oder mit den Köpfen der königlichen Familie.

General Baldwin steht mit einer keltonischen Streitmacht von beträchtlicher Größe hier in Aydindril. Ihn werde ich schicken – Keltonier lassen ihre Königin niemals im Stich. Ich bin jetzt Königin von Kelton. Wollt Ihr Streit mit General Baldwin?«

»Selbstverständlich nicht, Mutter Konfessor. Wir wollen keinen Streit, aber wenn Ihr mich nur zu Ende anhören würdet –«

Kahlan schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und brachte ihn damit zum Schweigen. »Als die Imperiale Ordnung Aydindril besetzt hielt, bevor Richard es befreite, saß Jara als Verbündeter der Imperialen Ordnung mit im Rat.«

»Wie damals auch D'Hara«, erinnerte er sie freundlich.

Kahlan funkelte ihn wütend an. »Ich wurde vor den Rat gestellt und eben jener Verbrechen für schuldig erklärt, die die Imperiale Ordnung begangen hatte. Zauberer Ranson beantragte die Todesstrafe. Das Ratsmitglied aus Jara saß an diesem Tisch und wollte mich enthaupten lassen.«

»Mutter Konfessor…«

Kahlan zeigte mit einem Finger nach rechts. »Genau dort hat er gesessen und meine Hinrichtung gefordert.«

Sie blickte Tristan wieder in die braunen Augen. »Wenn Ihr genau hinseht, dann werdet Ihr vermutlich immer noch den Fleck an der Vorderseite des Tisches dort drüben erkennen können. Richard hat diese verräterischen Ratsmitglieder im Zuge der Befreiung Aydindrils hingerichtet. Diesen Fleck hat das Ratsmitglied aus Jara hinterlassen. Wie ich hörte, hat Richard den Mann fast in zwei Hälften geteilt, so wütend war er über den Verrat an mir und an dem Volk der Midlands.«

Tristan stand höflich da und ließ sich seine Gefühle nicht anmerken. »Daß dieses Ratsmitglied für Jara sprach, war keine Entscheidung der königlichen Familie, Mutter Konfessor. Der Mann war eine Marionette der Imperialen Ordnung.«

»Dann schließt Euch uns an.«

»Das wollen wir, und das war auch unsere Absicht. Um es ganz offen auszusprechen, man hat mich mit der Befugnis hergeschickt, eben dies zu erreichen.«

»Was immer Ihr verlangt, Tristan, Ihr werdet es nicht bekommen. Wir machen allen das gleiche Angebot. Sonderregelungen gibt es für niemand.«

»Würde man es als Sonderregelung auslegen, Mutter Konfessor, wenn Ihr mich zu Ende anhörtet?«

Kahlan seufzte. »Faßt Euch kurz, und Vergeßt nicht, Tristan, Euer Lächeln hat keine Wirkung auf mich.«

Er lächelte trotzdem. »Als Mitglied der königlichen Familie habe ich die Machtbefugnis und den Auftrag, Jara zu übergeben und Euch anzuschließen. Vor die Wahl gestellt, ist dies unser Wunsch.«

»Dann tut es.«

»Der rote Mond steht diesem Vorhaben im Weg.«

Kahlan richtete sich auf. »Was hat das damit zu tun?«

»Javas Kedar, unser Sterndeuter, hat großen Einfluß auf die königliche Familie, Mutter Konfessor. Er hat die Sterne zu unserer Kapitulation befragt und die Ansicht geäußert, daß die Sterne diesem Vorhaben wohlgesinnt sind.

Vor meiner Abreise erklärte mir Javas Kedar, die Sterne würden ein Zeichen geben, sollten sich die Umstände ändern. Ich solle auf dieses Zeichen achten. Der rote Mond hat mich bei unserem Vorhaben zögern lassen.«

»Der Mond ist kein Stern.«

»Der Mond steht am Himmel, Mutter Konfessor. Javas Kedar berät auch anhand der Mondsymbole.«

Kahlan zwickte sich mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken und seufzte. »Wollt Ihr zulassen, Tristan, daß aufgrund dieses Aberglaubens Unheil über Euer Volk kommt?«

»Nein, Mutter Konfessor. Aber ich bin bei meiner Ehre dazu verpflichtet, den Glauben meines Volkes zu beherzigen. Lord Rahl hat gesagt, eine Kapitulation bedeute nicht, daß wir unsere Sitten und Gebräuche aufgeben müssen.«