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Kleopatra war schlagartig ernst geworden. »Einmal«, flüsterte sie leise. »Doch war er zu betrunken, als daß etwas daraus geworden wäre. Sein Phallos wollte nicht hart werden und schließlich . « Die Prinzessin stockte. Sie suchte nach Worten.

Samu beugte sich vor und schloß Kleopatra in die Arme. »Es ist schon gut, meine Kleine.« Sie saßen lange still und lauschten auf der Meeresbrandung, bis Kleopatra schließlich leise fragte. »Er wird es wieder tun, nicht wahr, Samu?«

Die Priesterin nickte.

»Es ist nicht so, daß ich ihn hasse. Er war immer gut zu mir. Er ist großzügig und . Aber er ist so alt . Sein Atem stinkt, und er ist so . Ich weiß, daß ich ihm nicht immer entgehen werde. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis . Aber ich möchte nicht gleich beim ersten Mal in seinen Armen liegen. Kannst du das verstehen? Ich möchte mich ihm nicht schenken. Es soll ein junger Mann sein. Jemand, der zärtlich und leidenschaftlich ist. Ein Mann, der mich liebt und an mir nicht nur seine Lust befriedigen will.«

»Ich werde dir keine Vorhaltungen mehr machen, wenn du die Liebe eines anderen Mannes suchst. Doch Ptolemaios wird dich fragen, was geschehen ist. Er wird es bemerken, wenn du .«

»Thais hat mir gezeigt, was zu tun ist. Es gibt bei Fischen eine kleine Blase voller Blut. Wenn mein Vater mich rufen läßt, dann . In der Küche ist eine alte Sklavin, die ich ins Vertrauen gezogen habe. Sie sorgt dafür, daß immer ein frischer Fisch bereit liegt. Ich muß diese Blase in meine Kteis einführen. Es wird dann genauso aussehen, als hätte ich ihm meine Jungfräulichkeit geschenkt. Er wird nichts bemerken. Mein Vater ist ohnehin meistens betrunken, wenn er sich mit seinen Hofdamen und Hetairen vergnügt.«

»Was wirst du tun, wenn du keine Zeit mehr hast, in die Küche zu gehen?«

Kleopatra zuckte mit den Schultern. »Das darf nicht geschehen. Ich muß ihn hinhalten. Ich würde ihm erzählen, ich wolle noch einmal auf mein Zimmer, um meine Brustwarzen und meine Kteis mit Maulbeersaft zu bestreichen.«

»Du weißt, daß es Kräuter gibt, die die Kraft des Mannes vermehren. Andere Kräuter hingegen nehmen ihm die Kraft zur Liebe und lassen seinen Phallos schlaff wie einen leeren Weinschlauch herabhängen, ganz egal, wie groß seine Lust zur Liebe ist. Du mußt ihm Samen von der Pflanze, die man das Blut des Ibis nennt, ins Essen geben. Doch sei dabei vorsichtig, er könnte sie an ihrem verräterischen Duft erkennen. Gibst du ihm ein wenig Öl von Systhamna-Samen zu trinken, dann wird er nicht zum Beischlaf kommen, weil es ihn immer wieder vom Lager treibt, um sich zu erleichtern. Sehr wirksam, wenn auch gefährlich, ist das Apemphin. Zu viel davon ist ein tödliches Gift. Du mußt die Dolden der Pflanze abschneiden, bevor der Samen in ihnen getrocknet ist, den Saft aus ihnen herauspressen und im Licht des Horusauges eindik-ken lassen. Gibst du das Mittel zu oft, so werden die Hoden des Mannes verkümmern. Mehr als ein Tropfen davon ist ein tödliches Gift. Streichst du den Saft auf deine Brüste, so verhinderst du, daß sie weiter wachsen. Verwende diese Mittel mit Bedacht. Oft ist es leichter, die Kraft des Mannes durch Wein oder berauschende Kräuter zu lähmen. Sollte es aber geschehen, daß du durch Unvorsichtigkeit ein Kind empfängst, so kannst du die Leibesfrucht absterben lassen, wenn du von den bitteren Blättern des Peganon ißt. Ähnliches bewirkst du, wenn du eine HelixKnospe nimmst, sie mit Honig bestreichst und tief in deine Kteis einführst. Der Saft und die Frucht des schwarzen Helix lassen dich eine Zeitlang unfruchtbar werden, wenn du sie nach den Tagen des Blutes zu dir nimmst.«

»Warum erzählst du mir das alles, Samu? Du hast mir doch heute mittag erst gesagt, ich sei zum Herrschen bestimmt und keine Zauberin. Ich habe doch dich, was muß ich da über Kräuter und ihre magischen Kräfte wissen!«

»Dein Vater hat mir bestimmt, den Hof zu verlassen. Schon morgen werde ich ein Schiff nehmen müssen, das mich nach Tyros bringen wird.«

Kleopatra schüttelte ungläubig den Kopf. »Das kann nicht sein! Wie kann mein Vater das tun? Du hast mein Leben gerettet, und er verbannt dich vom Hof .«

»Er verbannt mich nicht, er belohnt mich«, entgegnete Samu bitter. »Er will, daß ich nach Tyros reise, um herauszufinden, welche Handelsherren ihm das vergiftete Kohl geschickt haben. Mich hat er für diese Ehre auserwählt, weil ich in Italien die Mörder Dions und seiner Gesandten ausfindig machen konnte. Ptolemaios sagt, ich hätte ein besonderes Talent darin, das Verborgene zu erkennen. Außerdem weiß er, daß mir Aulus Gabinius, der Proconsul von Syrien, freundschaftlich verbunden ist. Er glaubt, es würde mir deshalb leichtfallen, die Unterstützung der Römer zu erhalten, um die Giftmörder ausfindig zu machen und zu strafen, denn Tyros gehört zur Provinz Syria. «

»Aber das ist nicht gerecht! Ich brauche dich, Samu! Du bist nicht nur meine Lehrerin, du bist mir auch eine Freundin ...«

»Der Lehrer deiner jüngeren Brüder, Theodotos von Chios, wird dich in Zukunft unterrichten. Ich kann nicht sagen, daß ich diesen Mann mag. Er ist sicherlich klug und wird dich vieles lehren können, doch er ist nicht weise. Er strebt nach Macht. Bedenke das bei allem, was er dir sagt. Er will mehr als nur ein Lehrer sein. Ich bin sicher, daß er davon träumt, eines Tages, wenn du und dein Bruder herrschen, zu euren Beratern zu gehören. Vergiß nicht, was ich dir beigebracht habe. Bete zu den Göttern Ägyptens und übe dich zumindest manchmal in der alten Tempelschrift, die ich dich gelehrt habe. Befolgst du meinen Rat, so wird es dir leichtfallen, die Unterstützung der Priester zu finden, wenn du dereinst herrschst. Du mußt sie davon überzeugen können, daß du wirklich die Neue Isis bist. Hast du die Priester auf deiner Seite, so wird dich auch das Volk verehren, denn niemand hat so viel Einfluß auf die einfachen Menschen wie sie.«

»Aber du wirst doch wiederkommen, Samu!«

»Gewiß!« Die Priesterin strich der Prinzessin eine Locke aus der Stirn und lächelte zuversichtlich. In Wahrheit jedoch hatte sie Angst, denn die Verschwörer in Tyros würden sicher nicht zögern, sie töten zu lassen, wenn sie ahnten, warum sie in die alte Hafenstadt reiste.

Diesmal hatte Philippos es gewagt. Er hielt es einfach nicht mehr in der Villa aus. Heimlich hatte er sich in der Nacht davongestohlen und Neaira besucht. Er brauchte jemanden, mit dem er seinen Triumph feiern konnte. Der König hatte tatsächlich auf seinen Rat gehört! Schon morgen würde Samu die Stadt verlassen! Sie würde nach Tyros segeln, und er war wieder der einzige Heilkundige am Königshof. Es war ein Festtag, und er hatte einen Schlauch voller Wein zu Neaira mitgebracht. Zufrieden lag er in den Armen der jungen Hetaire.

Es war, als hätte ihn Aphrodite geliebt. Dreimal war er in dieser Nacht gekommen, und wieder spielte sie mit ihren schlanken Fingern an seinem Phallos.

»Nicht einmal Eros könnte eine Frau glücklicher machen als du«, schmeichelte die Hetaire mit gurrender Stimme. »Selten habe ich einen Mann mit einem so stetig sprudelnden Quell zwischen den Schenkeln erlebt.«

»Was hältst du davon, in Zukunft ganz auf die Gesellschaft anderer Männer zu verzichten? Ich werde reich und mächtig sein. Möchtest du nicht als Weib an meiner Seite leben und meinen Ruhm mit mir teilen? Ich könnte dir jeden deiner Wünsche erfüllen. Und wenn Ptolemaios erst einmal nach Alexandrien zurückgekehrt ist, dann könntest du ein Leben wie eine Prinzessin führen.«