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»Wer sind sie?« Philippos hatte sich halb aufgerichtet und war bereit zur Flucht.

»Das darf ich dir nicht sagen. Sie haben Macht ... Mein Einfluß war gerade groß genug, dafür zu sorgen, daß du deine Unschuld beweisen kannst. Du bist doch ein Söldner, nicht wahr?«

Es war das erste Mal, daß Abimilku ihm ins Gesicht blickte.

Der Grieche nickte. »Ich verstehe es sehr wohl, mit dem Gladius und dem Pilum umzugehen.«

»Das solltest du ihnen nicht sagen, wenn sie dich fragen. Gladius und Pilum, das sind die Waffen eines römischen Soldaten. Sprich von Schwert und Speer!« Abimilku spielte nervös mit dem Saum seiner Tunica. »Ich kann dir doch vertrauen? Weißt du, ich habe dir schon mehr gesagt, als ich eigentlich darf.«

»Ich schwöre dir bei Zeus, daß ich zwanzig Jahre lang Soldat gewesen bin. Möge er mich auf der Stelle mit einem Blitz erschlagen, wenn ich lügen sollte und .«

Abimilku seufzte erleichtert. »Das genügt. Ich wußte, daß ich dir trauen kann. So, wie die Dinge stehen, brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. Die Prüfung kann dir nicht gefährlich werden.«

»Welche Prüfung?«

»Jene, die an dir zweifelten, haben einen Söldner angeworben. Sie waren der Meinung, daß er sofort erkennen könnte, ob du schon einmal ein Schwert geführt hast oder ob du nur ein Heilkundiger und Spitzel bist, der sich als Krieger ausgibt. Du sollst mit ihm kämpfen.«

»Ich soll was? Das ist doch Wahnsinn!« Philippos war aufgesprungen und machte einen Schritt auf die Dachkante zu, hinter der der Innenhof lag. Dann hielt er mit einem leisen Fluch auf den Lippen inne. Auch dort unten stand eine kleine Gruppe von Männern, die anscheinend auf ihn wartete.

Abimilku trat an seine Seite und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du mußt entschuldigen, doch man hat mich beauftragt, dafür zu sorgen, daß du auf keinen Fall davonlaufen kannst. Setz dich wieder zu mir und trink einen Becher Wein mit mir. Du wirst dich dann besser fühlen.« Der Taucher nahm den Krug vom Tisch und goß Philippos ein. »Wir müssen noch warten, bis es dunkel geworden ist. Ich werde dir dann die Augen verbinden und dich an den Ort bringen, an dem sich dein Schicksal entscheidet.«

Der Grieche nahm den Becher. Was konnte er auch tun? Als Legionsarzt hatte er zwar regelmäßig an den Waffenübungen teilgenommen, doch hatte er Zweifel, ob er es mit einem jungen Söldner aufnehmen könnte. Stumm betete er zur Pallas.

So wie die Dinge standen, würde er diese Nacht wohl nur überleben, wenn die Göttin ihm beistand.

Als Philippos die Augenbinde abgenommen wurde, fand er sich auf einem kleinen, von Fackeln beleuchteten Hof. Neugierig blickte er sich um. Die Wände ringsherum waren mit bunten Ziegelmosaiken geschmückt, die einen Palmenhain zeigten.

Der Hof war nicht sehr groß. Vielleicht sechs mal sechs Schritt. Vier Türen führten von ihm fort.

»Du bist also der griechische Söldner.«

Ein dunkelhäutiger Mann in einer weißen Tuchrüstung stand an einem der Eingänge und grinste Philippos siegessicher entgegen. »In welchen Kriegen hast du denn gekämpft, alter Mann?«

»Ich habe in der Armee des Mithridates die Römer das Fürchten gelehrt, als du noch ein Kind gewesen bist. Danach habe ich mich als Söldner für Sertorius verdingt.«

Der Krieger lachte. »Dann weißt du ja schon, wie es ist, wenn man verliert. Von deinen Herren hat keiner den Zorn der Römer überlebt.«

»Ich kenne niemanden, der sich gegen Rom erhoben hat und am Ende obsiegt hätte.«

»Vielleicht hatten sie die falschen Anführer? Mit mutigen Soldaten allein kann man keinen Krieg gewinnen.« Aus der Finsternis ertönte zustimmendes Gemurmel.

Philippos legte den Kopf in den Nacken und spähte zu den Dächern hinauf, die den Hof umgaben. Hier unten war er mit dem Söldner allein, doch auf den Dächern zeigte sich reichlich Publikum. Der Arzt konnte einen der Taucher aus Abimilkus Boot erkennen. Auch der Kapitän war zugegen.

Die meisten Männer jedoch waren dem Griechen unbekannt.

Einige trugen reichen Schmuck und kostbare Gewänder.

Offenbar gehörten sie zur Oberschicht der Stadt. Philippos fluchte leise. Er hatte es wieder einmal geschafft, sich mächtige Feinde zu machen! Es konnte keinen Zweifel daran geben, daß sie ihn umbringen würden, wenn er die Probe nicht zu ihrer Zufriedenheit bestand. Zwischen den Schaulustigen konnte er zwei Bogenschützen erkennen, und höchstwahrscheinlich waren dort oben in der Finsternis noch mehr Soldaten verborgen. Er mußte den Zweikampf bestehen! Einen anderen Weg gab es nicht, um lebend dieses Haus zu verlassen.

»Nun, ist dir dein Herz in die Sandalen gerutscht?« spottete der dunkelhäutige Krieger. »Wenn du dich nicht aufs Kämpfen verstehst, so rate ich dir, sage es jetzt, dann werde ich dir einen schnellen Tod schenken. Wenn du versuchst, mich zu betrügen, dann wirst du sehr langsam sterben.«

Philippos reckte stolz sein Kinn vor und musterte den Mann.

Der Söldner war mindestens zehn Jahre jünger. Er war nicht sonderlich groß und schien auch nicht sehr muskulös zu sein. Das bedeutete, daß er schnell war!

»Ich bin nicht gekommen, um mit Worten zu streiten. Bist du bereit?«

Der Krieger nickte. »Welche Waffen wählst du?«

»Den großen Schild und das Kurzschwert.«

»Die Waffen der Römer! Eine ungewöhnliche Wahl für jemanden, der vorgibt, griechischer Söldner zu sein.«

»Ich habe gesehen, auf welche Art die Römer siegen und von ihnen gelernt. Deshalb lebe ich noch.«

»Du weißt immer auf alles eine Antwort, Grieche. Ganz so wie ein Spitzel, der sich gut auf seine Aufgabe vorbereitet hat.«

Philippos ignorierte die Provokation. »Die Waffen! Ich warte.«

Der Söldner schüttelte den Kopf. »Ich muß dich enttäuschen. Wir haben keine Schilde. Aber mit einem Kurzschwert kann ich dir dienen. Sogar mit einem, wie die Römer es führen.« Aus einem der Hauseingänge trat ein Mann, der ein fest verschnürtes Bündel aus Decken auf der Schulter trug. Auf der Mitte des Hofes angelangt, legte er seine Last auf den gepflasterten Boden und löste die Lederschnüre, mit denen die Decken umschlungen war. Dann rollte er sie aus, und sechs gut eingefettete Kurzschwerter kamen zum Vorschein. Philippos nahm eine der Waffen und wog sie prüfend in der Hand. Das Schwert war gut ausbalanciert. Seine Klinge war so lang wie sein Unterarm und etwas weniger als drei Finger breit. Das letzte Drittel des Stichblatts verjüngte sich langsam zu einer schlanken Spitze. Beide Seiten der Schwertklinge waren scharf geschliffen. Am Ende des lederumwickelten Griffs saß ein schwerer, kugelförmiger Bronzeknauf, der als Gegengewicht diente und dafür sorgte, daß die Waffe nicht kopflastig war.

Philippos vollführte mit dem Schwert einige Schläge in die Luft und trat dann ein wenig zurück. »Ich habe meine Wahl getroffen. Such du dir nun die Waffe aus, die dich in deinen Tod begleiten soll.«

Der Söldner lachte laut. »Wie ich sehe, bist du um Worte nicht verlegen, doch das allein wird dir nicht helfen.« Der Söldner gab dem Mann, der die Waffen gebracht hatte, ein Zeichen. Dieser rollte die Decke wieder auf und nahm die Schwerter mit. »Du gestattest, daß ich mit meinem eigenen Schwert kämpfe? Du weißt ja, Söldner sind eigen in solchen Dingen.«