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Chelbes lächelte. »Ich glaube nicht, daß du weißt, was ich denke. Doch laß uns darüber später reden. Ich werde den parthischen Reiter suchen lassen. Wenn Hophra einen leichteren Tod hat, wenn dieser Mann an seiner Seite sitzt, dann ist es mir allemal einen Weg durch den Regen wert.«

Schwer pflügte die Trireme durch die See. Samu stand ganz vorne am Bug, direkt neben dem Trierarchen. Zwei Schritt unter sich konnte sie den bronzebeschlagenen Rammsporn durch das schäumende Wasser schimmern sehen. Ein wenig erschien ihr das Schiff mit den großen, aufgemalten Augen am Bug wie ein riesiges Raubtier, ein Vogel, der tief über die See hinwegglitt. Die Ruder, die vor und zurück stießen, waren seine Schwingen, und wie Herzschlag ertönte das dumpfe Wummern der Trommel tief in den Eingeweiden des Schiffes, mit der der Takt für die Ruderer vorgegeben wurde.

Der Mast des Schiffes war umgelegt worden. Es besaß keinerlei Aufbauten. Schnell wie eine Möwe flog es über die See. Hundertsiebzig Ruderer arbeiteten schwitzend, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Den Feind zu vernichten!

Bisher hatten sie Glück gehabt. Noch immer wehte der böige Wind vom Meer zur Küste, so daß die kleinen Segler nicht entkommen konnten. Auch sie wurden, da Aiolos sich ihnen verweigerte, mit Rudern vorangetrieben, doch die Trireme war schneller. Immer kürzer wurde der Abstand zwischen den kleinen Seglern und der schlanken Galeere.

Samu konnte jetzt deutlich Iubal in dem Boot erkennen, das ihnen am nächsten war. Der Kaufmann gestikulierte wild mit den Armen und schien auf die Ruderer einzuschreien.

»Erhöht den Takt!« erklang die dunkle Stimme des Trierarchen. Schon im nächsten Augenblick beschleunigte sich der Rhythmus des Trommlers.

Gischt spritzte über den Bug. Samus Finger waren eiskalt. Sie klammerte sich an die Reling. Nicht mehr lange, und die Jagd hätte ein Ende. Weniger als zwanzig Schritt trennten die Trireme noch von Iubals Boot.

Der Trierarch formte die Hände vor seinem Mund zu einem Trichter und versuchte, gegen das Toben des Windes anzuschreien. »Nehmt die Ruder auf und dreht bei!«

Statt seinem Befehl zu gehorchen, versuchte der Kapitän des kleinen Seglers, sein Boot aus der Kiellinie der Galeere zu bringen.

Wütend drehte sich der Trierarch um. »Rammgeschwin-digkeit!« Noch einmal erhöhte sich der Herzschlag des Schiffes.

Jeder Trommelschlag verkürzte den Abstand zu dem kleinen Boot. Die Galeere beschrieb eine leichte Kurve. An Bord des Seglers brach Panik aus. Einige der Seeleute sprangen über Bord. Iubal hielt ein blitzendes Schwert in den Händen und schlug auf einen Mann ein, der sich davonmachen wollte. Die Meeresdünung drehte das kleine Schiff, so daß es jetzt mit seiner Breitseite zu der Galeere lag. Nur noch fünf Schritt trennten die Boote voneinander. Drei .

»Die Ruder auf!« brüllte der Trierarch und umklammerte die Reling fester. Ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte, und Samu wurde von dem Schlag, den der Rammstoß dem Schiff versetzte, von den Beinen gerissen. Holzsplitter wirbelten durch die Luft.

Als die Priesterin wieder auf die Beine kam, sah sie, wie der Rammsporn das kleine Boot fast in zwei Teile getrennt hatte.

Das Wrack wurde unter den Bug der Galeere gezogen. Knirschend schrammte Holz auf Holz, als die Wrackteile unter dem Rumpf der Trireme dahinglitten. Zwischen den Trümmern konnte Samu Seeleute erkennen, die verzweifelt versuchten, sich über Wasser zu halten.

»Senkt die Ruder! Marschgeschwindigkeit!«

Der Trommelschlag, der für einige Augenblicke ausgesetzt hatte, als die Ruderer ihre Riemen hochgezogen hatten, hallte erneut durch das Schiff.

»Jetzt holen wir uns den zweiten Happen!« Gaius Sosius grinste grimmig. »Sie sollen nicht glauben, daß sie uns entkommen können.«

»Was ist mit den Seeleuten? Willst du sie nicht aus dem Wasser holen lassen?«

»Damit uns der andere entkommt?« Der Trierarch runzelte kurz die Stirn, so als habe sie einen völlig widersinnigen Vorschlag gemacht. »Diejenigen unter ihnen, die schwimmen können, werden überleben. Die Küste ist nicht weit.«

»Marcus Antonius wollte den Mann mit dem Schwert. Wenn wir ihn nicht an Bord nehmen, wird er vielleicht entkommen!« beharrte Samu.

Der Römer strich sich nachdenklich über die Stoppeln an seinem Kinn. Dann hob er den Arm. »Die Ruder auf! Und dann zurück!«

Der Trommler gab ein kurzes Signal, und wieder hoben sich die Riemen aus dem Wasser. Als sie erneut eintauchten, wurden sie gegenläufig geschlagen. Für einige Augenblicke erzitterte das ganze Schiff unter den einander widersprechenden Kräften. Dann glitt es langsam rückwärts.

Männer mit Tauen verteilten sich an der Reling und bargen die Überlebenden des Seglers. Nur fünf Mann konnten geborgen werden, doch zu ihnen gehörte Iubal. Außer ein paar Prellungen und einer leichten Platzwunde an der Stirn hatte der Handelsherr nichts abbekommen. Wimmernd kauerte er auf dem Deck. Samu hatte sich gerade neben ihm niedergelassen, als wutschnaubend der Trierarch auf sie zugeeilt kam.

»Das war’s jetzt!« brüllte er ihr entgegen.

Verständnislos blickte die Priesterin den massigen Mann an.

»Hast du denn nichts gemerkt? Der Wind hat gedreht! Sieh mal nach da hinten!«

Sosius wies mit ausgestrecktem Arm auf das Meer hinaus. Auf dem entkommenen Boot wurde gerade das Segel aufgezogen.

»Die holen wir nicht mehr ein!« Iubal lachte leise.

»Was ist daran so komisch, du schmächtiger Zwerg!« Der Trierarch hatte den Kaufmann bei seiner Tunica gepackt und auf die Beine gezerrt. Iubal lachte noch immer, und Sosius holte aus, um ihm einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, als Samu dem Seemann in den Arm fiel.

»Laß das! Es gibt auch andere Wege, ihn zum Reden zu bringen.«

»Hör nur auf sie, Römer! Ihr braucht mich nicht zu foltern. Was immer ihr wissen wollt, sage ich euch auch so. Ihr habt mich bekommen und meine Pläne durchkreuzt, doch der neue Pharao ist euch entwischt! Archelaos hat einen Heiratsvertrag mit Berenike geschlossen, und der Segler wird ihn direkt nach Alexandria bringen. Ich weiß nicht, wie du mir auf die Spur gekommen bist, Ägypterin, doch du hast versagt!«

»Es stünde dir besser an, ein wenig Demut zu zeigen, Iubal. Erinnerst du dich an den Namen Haritat?«

Der Kaufmann hob eine Braue. »Sollte ich?«

»Er hat in deinem Auftrag eine Fracht von Alexandria nach Tyros gebracht, die du keinem deiner Schiffe anvertrauen wolltest. Erinnerst du dich jetzt besser an ihn?«

»Ich weiß nicht, wovon du redest!« Die Stimme des Kaufmanns klang jetzt ein wenig schriller als zuvor, und er vermied es, der Priesterin in die Augen zu sehen.

»Damit auch weiterhin niemand deinen Namen mit dieser Fracht verbindet, hast du Haritats Karawane noch vor der Stadt empfangen, die Waren in kleine Boote umgeladen und in deine Lagerhäuser bringen lassen. Dann hast du eines der Schiffe von Elagabal angemietet. Vermutlich wirst du ihm irgendeine Geschichte erzählt haben, daß du keinen freien Frachtraum mehr hast oder irgend etwas anderes, wodurch sich dein Rivale geschmeichelt fühlte. In Wahrheit aber ging es dir allein darum, deine Spur zu verwischen. Falls durch einen Zufall herauskommen sollte, daß man dem Neuen Osiris vergiftetes Kohl geschickt hat, so würde man zunächst nach dem Eigner des Schiffes suchen, das die tödliche Fracht nach Ephesos gebracht hat. Vielleicht hast du sogar darauf spekuliert, daß man Elagabal einen Meuchler ins Haus schicken würde. Schließlich hat Ptolemaios im Moment kaum andere Möglichkeiten, um Rache zu üben.«

»Du erzählst eine erstaunliche Geschichte, Weib, doch glaube ich nicht, daß du irgend etwas davon beweisen kannst.«