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Der Mann ihm gegenüber sprach überhaupt nicht. Er stieß nur ein helles, kicherndes Lachen aus, das sehr unangenehm klang.

»Sir«, erwiderte der Mann zu seiner Linken, der, wie es Fenton schien, einen sehr kurzen Bart und einen Schnurrbart hatte, »Mylord Shaftesbury ist nicht in London. Er weiß nichts hiervon.«

»Nein, nein!« spottete Fenton. »Natürlich nicht!«

»Schlagt Euch die Idee aus dem Kopf«, rief der dritte Mann zu seiner Rechten, »daß wir von jemandem gedungen sind. Wir sind rechtschaffene Patrioten und Ehrenmänner, die der Ansicht sind, daß Ihr ein Verräter und daher besser tot seid!« Alle drei hatten inzwischen den Umhang über die linke Schulter zurückgeschlagen. Jeder kam langsam aus seinem Bogen heraus und schritt über den Abhang zu dem flachen mittleren Platz der Mulde: eine gute Kampfarena, ungefähr fünf Meter im Durchmesser.

»Rechtschaffene Männer?« sagte Fenton leise. »Das freut mich. Dann werdet Ihr ehrlich mit mir kämpfen, daß heißt: einzeln und nicht drei zu gleicher Zeit, wie?«

Der Mann zu seiner Rechten hatte eine junge, zittrige, nervöse Stimme.

»Wir möchten nur unser Ziel erreichen, weiter nichts«, sagte er. »Nur ein Einfaltspinsel läßt sich auf einen Einzelkampf mit dem Teufel in Samt ein!«

»Was sagt Ihr da?«

»Nun, so nennt man Euch. Habt Ihr je etwas anderes getragen als Samt?« fragte der bärtige Mann zur Linken mit heiserer Stimme. »Aber Ihr seid ein Papist, ein Verschwörer und ein Spion. Wollt Ihr das abstreiten?«

»Ja!«

»Dennoch werdet Ihr sterben. Selbst wenn Ihr der Teufel in eigener Gestalt wäret.«

Fenton riß seinen Degen heraus und sprang auf den ebenen Kampfplatz.

»Nun«, sagte er in freundlichem Ton, »dann sollt ihr alle drei heute abend in der Hölle speisen. Zieht!« In diesem Augenblick dachte er oder sein zweites Ich: Hier habe ich eine gute Chance. Wenn ich flink genug bin, trägt mich ein Sprung auf die linke Seite des Mannes zu meiner Rechten.

Bevor er meinen Hieb parieren kann, ist meine Degenspitze in seinem Körper. Ich packe ihn mit der linken Hand und benutze ihn, um den Arm des zweiten Mannes abzuhalten, während ich rasch nach dessen Herzen ziele. Das ist im Nu geschehen. Den dritten Mann erledige ich dann in Ruhe .

Drei feindliche Degen wurden gezückt, ohne jedoch in dem grünlichen Licht zu glänzen. Fenton machte einen kurzen Sprung nach rechts. Zur selben Zeit.

Drei gezückte Degen verharrten regungslos. Drei breite Hüte mit der Grünbandrosette drehten sich um, als blickten sie auf etwas hinter Fentons Rücken.

Die Handlung war zu spontan, zu rasch, um den Verdacht zu erregen, daß es ein geplanter Trick sei. Fenton warf einen Blick über die Schulter: unter dem vierten Bogen war Big Tom. Mit seinen mächtigen Schultern stand er wie angewurzelt da und hielt an zwei Doppelleinen die vier Doggen zurück: Vielfraß und Nacktarsch mit der Linken und Donner und Löwe mit der Rechten. Ihre sehnigen Muskeln schienen sich zu straffen; ihre Köpfe saßen auf schweren Schultern; ein leises, gurgelndes Knurren drang aus ihren Kehlen, während ein Zittern über ihr Fell lief. Der Mann, der Fenton gegenüberstand, ließ wieder sein dünnes Kichern hören und kehrte langsam über den kleinen Hang zu seinem Bogen zurück. Mit unsteten Fingern versuchte er, den Degen wieder in die Scheide zu stecken. Fenton ließ seine Klinge ebenfalls unauffällig in die Scheide gleiten. Der Kicherer war ihm nicht sehr sympathisch.

»Tom!« rief er. »Ja, Sir?«

»Wenn ich das Signal gebe, Donner und Löwe loszulassen, kannst du dann die beiden anderen festhalten?«

»Ja, Sir!«

Fenton zeigte mit dem Finger direkt auf den Kicherer. »Der da drüben!« rief er.

Dann zog er rasch seinen Degen aus der Scheide.

»Donner! Löwe! Faßt!«

Die zwei Doggen schossen wie ein Blitz über den Rasen: eine geströmte und eine lohfarbene Gestalt. Donners fauchendes Knurren wetteiferte mit der süßen, unermüdlichen Melodie der Kapelle.

»Tom«, sagte Fenton, während er rasch seinen Umhang und Megs Cape vom Boden aufhob, »ich glaube, wir machen uns am besten aus dem Staube. Sonst gibt's womöglich einen öffentlichen Skandal, und wir werden vor den Richter geschleift. Wir .« Er hielt inne. Der Kicherer hatte bereits kehrtgemacht und sich in die Dunkelheit gestürzt, als Fenton auf ihn zeigte. Auch die anderen beiden Männer hatten klugerweise das Weite gesucht. Der Kicherer wurde einzig und allein durch die Dunkelheit vor der Vernichtung bewahrt; denn im Dunkeln konnten die Doggen nicht gut sehen, und ihr Geruchssinn wurde durch den überwältigenden Duft von Blumen und Bäumen gestört.

Einer der Hunde knurrte und stolperte über Steine. Ein künstlicher Baum fiel um. Dann wurden die Laute hörbar, die andeuteten, daß ihr Opfer in Sicht war.

»Tom«, sagte Fenton, »ich befürchte sehr, daß sie sich dem Musiktrio nähern. Diese Musik .«

Die Musik schien nicht einfach aufzuhören, sondern vielmehr zu explodieren. Es gab einen lauten Krach, als das Spinett mit schrillenden Saiten umfiel. Die Viola kreischte wie ein gestochenes Schwein, während ein wildes Geschrei in italienischer Sprache ausbrach. Die Baßviola -ein viel kleineres Instrument als heutzutage, schön bemalt und mit einer Schnecke in Form eines Männergesichts -diese Baßviola flog senkrecht in die Luft. »Donner! Löwe! Hierher!«

Dreimal brüllte Fenton mit der ganzen Kraft seiner Lungen. Es entstand eine Pause. Im ganzen Waldland - als sei Spring Gardens ein empfindendes Wesen geworden -, ertönte leises Gelächter, das über die Pfade schallte und dann erstarb.

Die Doggen trotteten langsam zur Lichtung zurück. Obwohl jeder von ihnen Blut an seiner Wamme hatte, wußte Fenton, daß sie keinen großen Schaden angerichtet hatten. Sie waren niedergeschlagen und schlichen fast schuldbewußt einher. Donner und Löwe hatten offenbar das Gefühl, daß sie etwas falsch gemacht hatten; sie hatten nicht getötet; oder waren sie ungehorsam gewesen? Fenton tröstete sie mit ein paar freundlichen Worten. »Schnell!« sagte er zu Big Tom. »Wir müssen versuchen, meine Frau zu finden!«

Big Tom, dem die beiden anderen Hunde, Vielfraß und Nacktarsch, viel zu schaffen gemacht hatten, fand die vier Tiere jetzt gehorsam.

Er führte sie aus der Lichtung und ließ sie aufs Geratewohl nach rechts laufen.

Fenton, der ihnen nacheilte, stand plötzlich Captain Duroc gegenüber, der sich mit Hilfe der Hecke und seines gesunden Beines wieder aufgerichtet hatte und sich nun auf die Krücken stützte. Die Fackel brannte wie eine Totenkerze neben ihm. »Ich Ihnen wünsche eine gute Nacht«, bemerkte Duroc höhnisch. »Wir haben mehr untereinander ins reine zu bringen als ein gebrochenes Bein. Da ist auch eine Dame, Madam York. Sie .«

»Zieht einen anderen vor?« fragte Fenton aalglatt. »Wie überaus töricht von ihr! Gute Nacht!«

Er rannte Big Tom und den Doggen nach. Der Blick in Durocs Augen hatte ihm verraten, daß es kein leichtes Duell sein würde, das ihm bevorstand.

Plötzlich blieb er stehen, um sich zu orientieren. Die hohe, dichte Hecke zu seiner Linken war der äußere Rand des Labyrinths. »Tom«, meinte er, »die Doggen könnten uns ein Loch in diese Hecke reißen, und wir wären im Handumdrehen draußen. Wenn meine Frau nur .«

In diesem Augenblick sah er Lydia, die sich auch an die äußere Hecke hielt und auf sie zulief. Sie war ganz atemlos und hochrot im Gesicht von der Anstrengung, trug aber eine unbekümmerte, fast lächelnde Miene zur Schau. Er hatte vollständig vergessen, daß Megs Cape über seinem linken Arm hing. Wenn Lydia es gesehen hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. Auf Fentons Befehl rissen die Hunde ein großes Loch in die Hecke, so daß die anderen beinahe aufrecht hindurchgehen konnten.

»Potzblitz!« rief Fenton. »Da wären wir ja praktisch am Ausgangspunkt angelangt. Hier beginnt die Pall Mall. Ich dachte, wir wären irgendwo im Park herausgekommen. Du nicht auch, Lydia?«