Alle vier Männer trugen die gerundete, mörderische Radachse in der Tasche. Big Tom, dessen Helm einen altmodischen Nasenschützer besaß, hatte sich mit einem Knüttel bewaffnet, der fast einem kleinen Baumstamm glich. Seine riesigen Finger umspannten ihn jedoch ganz. In seinem Gürtel steckte eine Keule. Whip, der breitschultrige Kutscher, war ähnlich ausgerüstet, und ein erwartungsvolles Grinsen lag auf seinem schlechtrasierten Gesicht. Job, der Reitknecht, war einst Gaukler auf einem Jahrmarkt gewesen. Er trug zwei sehr schwere Keulen, mit denen er blitzgeschwind nach allen Seiten zugleich schlagen konnte. Der dritte Degenfechter neben Fenton und Giles war Jung-Harry.
Fenton erteilte ihnen nun die letzten Instruktionen. »Ich will mich kurz fassen«, sagte er. »Aber merkt euch dies! Sie sind es, die uns angreifen. Wir sind geschützt. Wißt ihr, was letzten Endes mit ihnen geschieht? Sie werden alle aufgeknüpft, bis zum letzten Mann! Scheut euch daher nicht, sie zu töten! Mit dem Mob kann man nur auf eine Art fertig werden. Zunächst halten sie sich zurück, wenn sie keinen Führer haben. Wenn ich das Zeichen gebe, schlagt ihr sofort zu! Ihr seid nicht hier zum Parlamen-tieren. Ihr seid nicht hier, um sanft zu tätscheln. Ihr seid hier, um zu vernichten, zu zerstören, zu töten! Ist das klar?« Leise brummend gaben sie ihre Zustimmung.
»Gut!« rief Fenton und fegte einen Haufen Bücher vom Tisch, die in einer Wolke von Staub dumpf zu Boden fielen. Er wollte ungehindert zu den Leuten sprechen. »Ich wiederhole noch einmal unseren Plan. Zunächst gehe ich allein nach draußen und spucke ihnen ins Gesicht.«
Jung-Harry mit Dolch und Schwert rief plötzlich dazwischen: »Sir, Gott steh uns bei! Wir sind nur sechs Leute, und draußen sind mehr als sechzig! Können wir das wagen? Sechs gegen sechzig?«
»Jawohl, und zwei gegen zweihundert!« fauchte Fenton und wirbelte herum. »Wenn du keinen Mut hast, geh zurück und schlaf bei Weibern!«
Unter den vier alten Helmen um Fenton ließ sich jetzt ein fast tierisches Knurren hören. Giles, der regungslos dastand, hätte wohl annehmen können, der alte Sir Nick sei wieder zurückgekehrt.
Doch Giles hatte sich geirrt. Fenton stachelte diese Leute planmäßig auf.
»Sir, ich bleibe!«
»Dann hört mir zu! Ich gehe also allein nach draußen. Das Haus ist dunkel. Ich öffne die Haustür. Wenn ich auf halbem Wege zur Lücke zwischen den Linden bin, schleicht ihr drei Keulenschwinger, Tom, Whip und Job, aus dem Haus, ohne das leiseste Geräusch zu machen. Wenn ihr euch duckt, wird euch niemand sehen. Sie haben nur eine Nachtwächterlaterne und das Licht einer Fackel. Ihr haltet euch zu meiner Linken. Wenn ihr den ersten Baum an der Straße erreicht habt, versteckt euch dahinter und wartet auf mein Zeichen. Verstanden?«
»Jawohl, Sir!« riefen alle drei wie aus einem Mund. »Nun, ihr beiden, Giles und Harry. Wir drei sind die Männer mit dem Degen. Dasselbe, was ich zu den anderen gesagt habe, gilt auch für euch. Nur werdet ihr auf meiner rechten Seite sein. Verstanden?«
»Jawohl, Sir«, riefen auch diese beiden.
Von oben ertönte ein lang anhaltendes Klirren, als unter lautem Gejohle eine Salve von Steinen die Vorderfenster traf. »Ruhig Blut!« mahnte Fenton, und alle standen regungslos. »Sie haben noch keinen Mut für einen Angriff, sonst würden sie nicht mit Steinen werfen. Noch ein paar Worte, um unseren Plan zu vervollständigen!
Ich stehe also in der Mitte. Zu meiner Linken sind drei verborgene Männer mit Keulen und zu meiner Rechten zwei verborgene Männer mit Degen. Wenn ihr seht, daß ich meinen Degen hoch in die Luft hebe, werden beide Gruppen - die Keulenschwinger von links und die Degenfechter von rechts - hinter den Bäumen hervorkriechen. Sorgt dafür, daß ihr Platz habt. Wenn möglich, sollt ihr versuchen, so zu tun, als ob ihr zum Pöbel gehörtet. Wenn ihr hervorkommt, wird kein Auge euch erblicken. Dafür werde ich sorgen; ich schwör's! Alle Blicke werden auf mein erhobenes Schwert gerichtet sein. Das wäre alles. Aber ich hoffe, ihr habt eure endgültigen Anweisungen nicht vergessen. Wie ist's mit den Keulenschwingern?« Er wandte sich an Whip, Job und Big Tom.
»Nein, Sir«, antwortete Whip prompt, während er sein Schlagholz hin und her schwang. »Wenn Ihr ruft: >Los!<, dann fallen wir drei ihnen in die rechte Flanke und schieben sie zurück, damit wir alle zwingen, im engsten Teil der Straße mit uns zusammenzustoßen.«
»Gut! Und ihr Degenfechter?«
»Wenn Ihr ruft: >Degen!<, springen wir miteinander auf die Linie«, erwiderte der jetzt sehr erregte Giles, »und dann mit Gott für König Charles!«
»Gut! Nun noch ein letztes Wort an die Keulenschwinger. Zielt niemals, ihr Männer mit der Keule, die ihr drei, vier oder fünf Personen zugleich treffen werdet - zielt niemals auf Brust und Bauch der Feinde; sie könnten dann die Keule fassen und sie euch entreißen. Zielt stets mit aller Kraft nach dem Kopf. Zerschmettert mir ihre Schädel und hämmert mir ihre Gesichter zu Brei. Wenn ihr in die Menge gedrängt werdet, verwendet nicht mehr das Schlagholz, sondern die stählerne Radachse. Habt ihr alle geschärfte Spornrädchen, wie ich angeordnet habe?« Ein leises heftiges Zischen bekundete ihre Zustimmung. »Sollte jemand euch bei den Füßen packen, dann wißt ihr, was ihr mit euren Sporen zu tun habt. Degenfechter!«
»Ja, Sir?«
»Ich gebiete euch dringend: kämpft, solange es geht, am Rand der Masse! Sonst nützen euch eure Degen nichts. Und gebt mir kein elegantes Schauspiel eurer Fechtkunst, gebt mir nur einen Toten jedesmal, wenn euer Degen oder euer Dolch zusticht. Wenn ihr ins Gedränge kommt, was ja unvermeidlich ist, steckt den Degen ein und nehmt die Radachse. Aber gebt niemals den langen Dolch auf. Haltet ihn tief, damit ihn keiner sieht, und immer zugestochen! Vornehmlich in die untere Bauchgegend, aber stecht in einem fort, ganz gleich, wohin!«
Fenton sah ihren Gesichtern an, daß sie jetzt aufs äußerste erregt waren. Er hatte bereits sein langes zweischneidiges Schwert gezückt und zog nun den main-gauche-Dolch aus seinem Gürtel. Er umfaßte mit der linken Hand den Griff und legte den Daumen in die dafür bestimmte Vertiefung. »Ich gehe jetzt nach draußen. Haltet euch bereit!« Als er die Tür öffnete, drehte er sich noch einmal um. »Laßt euch nicht entmutigen! Hört niemals auf zu kämpfen! Dieser Mob ist ein Tyrann, nicht wahr? Gott steh uns bei, wir wollen's wagen! Drei Männer mit Degen und drei mit der Keul' sollen den Tyrannen zu Fall bringen!«
Er schloß die Tür hinter sich und stand in der pechfinsteren Halle. Als er auf die Haustür zuging, spürte er wenig Haß gegen diesen Mob. Im Geiste sah er in der Hauptsache die Landpartei: reiche, fette Grundbesitzer, die den Thron stürzen wollten, um mehr Macht und Geld zu gewinnen.
Fenton stieß die Haustür auf. Als das Licht von Laterne und Fackel auf ihn fiel, fegte wie ein Sturmwind ein tosendes Geschrei über ihn dahin. Zwei schwere Steine sausten dicht an seinem Kopf vorbei.
Als er ihnen entgegenging, ließ er seine Stimme mit aller Macht ertönen.
»Tod und Verdammnis euch allen, ihr Otterngezücht! Was wollt ihr?«
Abermals rollte der Donner über das Haus. Weit hinter der Menge zuckte ein greller Blitz über den Himmel. Alle sahen die helle Flamme, als er krachend in einen Baum schlug. Fenton, Schwert und Dolch schwenkend, schritt geradewegs auf die Lücke zwischen den Linden zu und blickte verächtlich über den Pöbel hinweg.