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«Ned hat abgelehnt. «Das brauchte man ihr nicht zu sagen.

«Er hatte geschworen, Roberts Kinder zu beschützen«, fuhr Renly fort.»Mir allein mangelte es an der nötigen Stärke, um zu handeln, als Lord Eddard mich also abwies, blieb mir nur eine Wahclass="underline" die Flucht. Wäre ich geblieben, hätte die Königin

dafür gesorgt, daß ich meinen Bruder nicht lange überlebe.«

Wäret Ihr geblieben und hättet Ned unterstützt, würde er vielleicht noch leben, dachte Catelyn verbittert.

«Ich habe Euren Gemahl gern gemocht, Mylady. Er war Roberts treuergebener Freund, ich weiß… aber er wollte auf niemanden hören und sich nicht beugen. Hier, ich möchte Euch etwas zeigen. «Sie waren oben angekommen. Renly schob eine Holztür auf, und sie traten hinaus aufs Dach.

Lord Caswells Bergfried war kaum hoch genug, um ihn einen Turm zu nennen, doch das Land war eben und flach, und Catelyn konnte meilenweit in jede Richtung schauen. Wohin sie auch blickte, überall sah sie Lagerfeuer. Sie bedeckten die Erde wie gefallene Sterne, und den Sternen gleich nahmen sie kein Ende.»Zählt sie, wenn Ihr wollt, Mylady«, schlug Renly ihr leise vor.»Freilich werdet Ihr damit noch nicht fertig sein, wenn die Dämmerung im Osten aufzieht. Wie viele Feuer brennen heute nacht um Riverrun?«

Catelyn hörte leise die Musik aus der Großen Halle. Sie wagte es nicht, die Sterne zu zählen.

«Mir wurde mitgeteilt, Euer Sohn habe den Neck mit zwanzigtausend Mann hinter sich überquert«, sagte Renly.»Inzwischen haben sich ihm vielleicht die Lords vom Trident angeschlossen, also könnten es auch vierzigtausend sein.«

Nein, nicht annähernd so viele, wir haben Männer in der Schlacht verloren und andere an die Ernte.

«Ich habe die doppelte Anzahl hier versammelt«, erklärte Renly,»und das ist nur ein Teil meiner Streitmacht. Mace Tyrell bleibt mit weiteren zehntausend in Highgarden, dazu kommt noch die starke Garnison in Storm's End, und bald wird sich Dorne mit mir verbünden. Und vergeßt meinen Bruder Stannis nicht, der auf Dragonstone sitzt und den Befehl über die Lords der Meerenge hat.«

«Mir möchte eher scheinen, Ihr seid derjenige, der in

Hinsicht auf Stannis etwas Wichtiges vergessen hat«, wandte Catelyn schärfer als beabsichtigt ein.

«Seinen Anspruch auf den Thron, meint Ihr?«Renly lachte.»Reden wir offen, Mylady. Stannis würde einen entsetzlichen König abgeben. Und außerdem wird er wohl auch keiner werden. Die Menschen respektieren Stannis, sie fürchten ihn gar, aber nur sehr wenige haben ihn je geliebt.«

«Trotzdem ist er der ältere Bruder. Falls einer von Euch beiden einen rechtmäßigen Anspruch auf den Eisernen Thron hat, dann Lord Stannis.«

Renly zuckte mit den Schultern.»Sagt mir, welches Anrecht mein Bruder Robert auf den Eisernen Thron hatte?«Er wartete ihre Antwort nicht ab.»O ja, dieses Gerede über die Blutsbande zwischen Baratheon und Targaryen, die von Heiraten vor Hunderten von Jahren herrührten, von zweiten Söhnen und ältesten Töchtern. Um solche Geschichten scheren sich allenfalls die Maester. Robert hat sich den Thron mit seinem Streithammer erobert. «Er umfaßte die Feuer, die von Horizont zu Horizont aufflammten, mit einer weiten Geste.»Nun, hier ist mein Recht. Es ist ebenso gut wie das Roberts. Falls Euer Sohn mich auf die gleiche Weise unterstützt, in der sein Vater Robert die Treue hielt, werde ich mich großzügig zeigen. Mit Freuden werde ich ihm all seine Ländereien und Titel und Ehren belassen. Er kann in Winterfell herrschen. Meinetwegen soll er sich sogar König des Nordens nennen, solange er das Knie vor mir beugt und mich als seinen Lehnsherrn anerkennt. König ist nur ein Wort, aber Treue, Loyalität und Dienst… die fordere ich ein.«

«Und wenn er sie Euch nicht zugesteht, Mylord?«

«Ich will König werden, Mylady, und zwar nicht in einem zerbrochenen Reich. Deutlicher kann ich es nicht zum Ausdruck bringen. Vor dreihundert Jahren hat ein Stark das Knie vor Aegon dem Drachen gebeugt, weil er keine Chance mehr sah, sich zu behaupten. Ein weiser Entschluß. Euer Sohn muß genauso weise sein. Wenn er sich mir erst angeschlossen hat, ist dieser Krieg so gut wie vorüber. Wir — «Renly unterbrach sich plötzlich.»Was ist das?«

Das Rasseln von Ketten verkündete, daß das Fallgatter hochgezogen wurde. Unten im Hof trieb ein Reiter mit geflügeltem Helm sein schaumbedecktes Pferd unter dem Gatter hindurch.»Ruft den König!«forderte er.

Renly stellte sich zwischen zwei Zinnen.»Ich bin hier oben, Ser.«

«Euer Gnaden. «Der Mann trieb sein Pferd heran.»Ich bin geritten so schnell ich konnte. Von Storm's End. Wir werden belagert, Euer Gnaden. Ser Cortnay leistet Widerstand, aber…«

«Also… das ist unmöglich. Man hätte mich davon in Kenntnis gesetzt, wenn Lord Tywin von Harrenhal losmarschiert wäre.«

«Es sind nicht die Lannisters, mein Lehnsherr. Vor Euren Toren steht Lord Stannis. König Stannis nennt er sich jetzt.«

Jon

Prasselnder Regen schlug Jon ins Gesicht, während er sein Pferd durch den angeschwollenen Bach trieb. Neben ihm zog Lord Commander Mormont seine Kapuze tiefer ins Gesicht und verfluchte lauthals das Wetter. Der Rabe saß mit gesträubtem Gefieder auf seiner Schulter und war ebenso bis auf die Haut durchnäßt wie der Alte Bär. Eine Windböe wehte nasses Laub auf wie einen Schwarm toter Vögel. Der Verwunschene Wald, dachte Jon, sollte besser der ertrunkene Wald heißen.

Er hoffte nur, Sam, der weiter hinten in der Kolonne ritt, würde mithalten können. Selbst bei strahlendstem Sonnenschein war sein Freund kein guter Reiter, und nach sechs Tagen Dauerregen war der Boden heimtückisch, weil sich im weichen Schlamm Steine verbargen. Von der Mauer würde vermutlich gerade das Schmelzwasser fließen, das schmelzende Eis vermischte sich bestimmt mit dem warmen Regen und füllte die Flüsse. Pyp und Toad würden im Gemeinschaftsraum am warmen Feuer sitzen und vor dem Essen einen Becher heißen Wein genießen. Darum beneidete Jon sie. Die aufgeweichte Wolle klebte an seiner Haut und juckte, Hals und Schultern schmerzten vom Gewicht des Kettenhemdes und des Schwerts, und gesalzenen Fisch, gesalzenes Fleisch und harten Käse hatte er satt.

Vor ihnen ertönte der zitternde Ruf eines Jagdhorns und ging halb im beständigen Trommeln des Regens unter.»Buckwell s Horn«, verkündete der Alte Bär.»Die Götter sind uns wohlgesonnen; Craster ist noch da. «Sein Rabe schlug einmal mit den Flügeln, krächzte:»Korn«, und sträubte erneut das Gefieder.

Oft genug hatte Jon die Geschichten über Craster und seinen

Bergfried gehört. Jetzt würde er ihn mit eigenen Augen sehen. Nach all den leeren Dörfern hatten sie befürchtet, auch Crasters Sitz verlassen und ausgestorben vorzufinden, aber offensichtlich blieb ihnen das erspart. Vielleicht bekommt der Alte Bär dort endlich eine Antwort. Jedenfalls kommen wir aus dem Regen heraus.

Thoren Smallwood schwor, daß Craster ein Freund der Wache sei, wenn er auch einen zweifelhaften Ruf hatte.»Der Mann ist halb verrückt, das will ich nicht bestreiten«, erklärte er dem Alten Bären,»doch würde es Euch kaum anders ergehen, hättet Ihr Euer Leben im Verwunschenen Wald verbracht. Trotzdem hat er noch keinen Grenzer von seinem Herd gewiesen, und Mance Rayder mag er auch nicht. Er wird uns guten Rat geben.«

Eine warme Mahlzeit und die Gelegenheit, unsere Kleidung zu trocknen, würden mich schon glücklich machen. Dywen sagte, Craster sei ein Mörder, Lügner, Schänder und Feigling, und er deutete an, der Mann verkehre mit Sklavenhändlern und Dämonen.»Und mit schlimmerem Volk«, pflegte der alte Waldläufer hinzuzufügen und mit den Holzzähnen zu klacken.»Ihn umgibt ein kalter Hauch, das kannst du mir glauben.«