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«Gut, Ihr habt also keine Schwierigkeiten mit den Toten«, meinte Jarmen Buckwell,»aber was ist mit den Lebenden, Mylord? Mit Eurem König?«

«König!«kreischte Mormonts Rabe.»König, König, König.«»Dieser Mance Rayder?«Craster spuckte ins Feuer.»König- jenseits-der-Mauer. Wozu braucht das freie Volk Könige?«Er zwinkerte Mormont zu.»Ich könnte Euch viel über Rayder und seine Taten erzählen, wenn ich wollte. Diese leeren Dörfer, die sind sein Werk. Diese Halle hättet Ihr auch leer vorgefunden, wäre ich ein Mann, der sich einschüchtern läßt. Er schickt einen Reiter und läßt mir ausrichten, ich müsse meinen eigenen Bergfried aufgeben und mich ihm zu Füßen werfen. Ich habe ihm den Reiter zurückgeschickt, aber seine Zunge behalten. Dort drüben habe ich sie an die Wand genagelt. «Er zeigte darauf.»Vielleicht könnte ich Euch sagen, wo Ihr Mance Rayder suchen müßt. Wenn ich wollte. «Wieder das braune Lächeln.»Dazu bleibt noch genug Zeit. Sicher werdet Ihr unter meinem Dach schlafen und meine Schweine essen wollen.«

«Ein Dach über dem Kopf wäre uns höchst willkommen, Mylord«, sagte Mormont.»Wir haben einen harten und vor allem feuchten Ritt hinter uns.«

«Dann seid für eine Nacht meine Gäste. Länger nicht, so sehr mag ich die Krähen nun auch wieder nicht. Der Schlafboden oben ist für mich und die Meinen, aber Ihr könnt es Euch auf der Erde bequem machen. Fleisch und Bier bekommt Ihr für zwanzig Mann, mehr nicht. Der Rest Eurer schwarzen Krähen kann seine eigenen Körner picken.«

«Wir haben ausreichend Vorräte, Mylord«, erwiderte der Alte Bär.»Gern würden wir unser Essen und unseren Wein mit Euch teilen.«

Craster wischte sich den schiefen Mund mit dem Rücken der behaarten Hand.»Von Eurem Wein will ich kosten, Lord Krähe, ganz gewiß. Eine Sache noch: Jeder Mann, der Hand an eine meiner Frauen legt, verliert diese Hand!«

«Unter Eurem Dach gelten Eure Regeln«, antwortete Thoren Smallwood, und Lord Mormont nickte steif, obwohl er nicht allzu erfreut aussah.

«Das wäre also geklärt. «Craster grunzte.»Habt Ihr einen Mann, der Karten zeichnen kann?«

«Sam Tarly. «Jon drängte sich vor.»Sam mag Karten.«

Mormont winkte ihn zu sich.»Hol ihn her, nachdem er gegessen hat. Und er soll Feder und Pergament mitbringen. Außerdem suchst du Tollett. Sag ihm, ich brauche meine Axt. Als Geschenk für unseren Gastgeber.«

«Wer ist der Junge?«fragte Craster, bevor Jon gehen konnte.»Er sieht aus wie ein Stark.«

«Mein Bursche und Knappe, Jon Snow.«

«Ein Bastard, wie?«Craster musterte Jon von oben bis unten.»Wenn ein Mann mit einer Frau das Bett teilen will, sollte er sie auch zum Weib nehmen. So halte ich es jedenfalls. «Er scheuchte Jon mit einer Geste davon.»Jetzt lauf und tu deine Arbeit, Bastard, und sorg dafür, daß die Axt scharf ist, denn stumpfen Stahl kann ich nicht gebrauchen.«

Jon Snow verneigte sich steif und ging hinaus. Ser Ottyn Wythers kam ihm in der Tür entgegen, und sie wären beinahe zusammengestoßen. Draußen hatte der Regen nachgelassen. Überall auf dem Hof standen Zelte. Jon konnte weitere unter den Bäumen vor dem Erdwall erkennen.

Der Schwermütige Edd fütterte die Pferde.»Dem Wildling eine Axt schenken, klar, warum nicht?«Er zeigte auf Mormonts Waffe, eine Streitaxt mit kurzem Schaft, deren schwarze Stahlklinge mit goldenen Schneckenverzierungen versehen war.»Er wird sie ihm zurückgeben, das schwöre ich.

Der Alte Bär wird sie mitten in den Schädel bekommen. Warum überlassen wir ihm nicht gleich alle unsere Äxte, und die Schwerter obendrein? Ich mag das Gerassel beim Reiten nicht. Ohne sie könnten wir schneller vorankommen, geradewegs auf das Tor zur Hölle zu. Ob's in der Hölle regnet? Vielleicht hätte Craster ja lieber einen hübschen Hut.«

Jon lächelte.»Er will eine Axt. Und Wein.«

«Na ja, der Alte Bär ist schlau. Wenn wir den Wildling betrunken machen, schlägt er uns vielleicht nur ein Ohr ab, wenn er uns mit der Axt umbringen will. Ich habe zwei Ohren, aber nur einen Kopf.«

«Smallwood meint, Craster sei ein Freund der Nachtwache.«

«Kennst du den Unterschied zwischen einem Wildling, der ein Freund der Nachtwache ist, und einem, der keiner ist?«fragte der düstere Grenzer.»Unsere Feinde lassen unsere Leichen für die Krähen und Wölfe liegen. Unsere Freunde beerdigen uns in geheimen Gräbern. Ich frage mich, wie lange dieser Bär dort schon am Eingang steht und was Craster dort hängen hatte, bevor wir hereingeschaut haben. «Edd betrachtete zweifelnd Mormonts Waffe, während ihm der Regen über das lange Gesicht rann.»Ist es da drinnen trocken?«

«Trockener als draußen.«

«Wenn ich mich in der Halle hinkauere, vielleicht nicht gleich vorn am Feuer, werden sie mich bis morgen früh wahrscheinlich nicht bemerken. Die unter seinem Dach wird er als erste umbringen, aber wenigstens sterben wir trocken.«

Jon lachte.»Craster ist nur ein einziger Mann. Wir sind zweihundert. Ich glaube, er wird keinen ermorden.«

«Du munterst einen richtig auf«, sagte Edd und klang dabei äußerst verdrießlich.»Und außerdem spricht einiges für eine gute scharfe Axt. Mit einem Hammer würde ich mich nicht gern umbringen lassen. Ich habe mal miterlebt, wie ein

Hammer einen Mann vor die Stirn traf. Die Haut war nicht einmal aufgeplatzt, aber sein Kopf wurde ganz weich und schwoll an wie ein Kürbis, bloß eben purpurrot. Der Kerl sah eigentlich gut aus, doch starb er häßlich. Zum Glück geben wir ihm keinen Hammer. «Edd ging kopfschüttelnd davon.

Jon fütterte die Pferde, bevor er daran dachte, sich selbst etwas zu essen zu holen. Er fragte sich, wo er wohl Sam finden würde, als er einen Angstschrei hörte.»Ein Wolf. «Er rannte um die Halle herum auf den Schrei zu, wobei die schlammige Erde an seinen Stiefeln klebte. Eine von Crasters Frauen stand mit dem Rücken an der Wand der Halle.»Geh weg«, rief sie Ghost zu.»Geh weg!«Der Schattenwolf hatte ein Kaninchen in der Schnauze, ein zweites lag vor ihm auf dem Boden.»Nehmt ihn weg, Mylord«, bettelte sie, als sie Jon bemerkte.

«Er tut dir nichts. «Mit einem Blick erfaßte er, was geschehen war; ein kleiner hölzerner Stall lag umgeworfen im nassen Gras.»Er muß sehr hungrig gewesen sein. Uns ist kaum Wild begegnet. «Jon pfiff. Der Schattenwolf verschlang gierig das Kaninchen, zermalmte die kleinen Knochen mit den Zähnen und trabte hinüber zu Jon.

Die Frau beäugte die beiden nervös. Sie war jünger, als er zunächst gedacht hatte. Fünfzehn oder sechzehn, schätzte er; ihr dunkles Haar klebte ihr regennaß im hageren Gesicht, ihre nackten Füße waren bis zum Knöchel voll Schlamm. Unter dem Gewand aus zusammengenähten Häuten zeichneten sich die ersten Anzeichen einer Schwangerschaft ab.»Bist du eine von Crasters Töchtern?«fragte er.

Sie legte eine Hand auf ihren Bauch.»Jetzt seine Frau. «Während sie den Wolf nicht aus den Augen ließ, kniete sie traurig neben dem zerbrochenen Stall.»Ich wollte Kaninchen züchten. Wir haben keine Schafe mehr.«

«Die Wache wird sie dir ersetzen. «Jon selbst besaß kein Geld, sonst hätte er es ihr angeboten… obwohl er nicht wußte,

was man mit ein paar Kupfermünzen oder gar einer Silbermünze hinter der Mauer anfangen sollte.»Ich werde morgen mit Lord Mormont sprechen.«

Sie wischte sich die Hände am Rock ab.»Mylord — «

«Ich bin kein Lord.«

Inzwischen hatte das Geschrei der Frau weitere Männer angelockt.»Glaub ihm nicht, Mädchen«, rief Lark, der von den Sisters stammte, und an Gemeinheit jeden Schurken übertraf.»Das ist Lord Snow persönlich.«