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Er sah keinen Sinn darin, sich vor ihr zu zieren.»Eine Zeitlang. Jetzt möchte sie mein Salzweib werden.«

«Oho. Nun, ein wenig Salz könnte ihr nicht schaden. Sie ist zu weich und mild. Oder täusche ich mich?«

«Nein. «Weich und mild. Genau. Woher wußte sie das? Er hatte Wex aufgetragen, im Gasthaus zu warten. Der Schankraum war so überfüllt, daß Theon sich durch die Tür hineindrängeln mußte. An Bänken und Tischen war kein einziger Platz mehr frei. Seinen Knappen sah er auch nicht.»Wex!«rief er über den Lärm hinweg. Wenn er sich mit einer dieser verseuchten Huren eingelassen hat, ziehe ich ihm das Fell über die Ohren, dachte er, bevor er den Jungen entdeckte. Er würfelte am Kamin und gewann offensichtlich sogar, wenn man den Stapel der Münzen vor ihm betrachtete.

«Zeit zu gehen«, rief Theon ihm zu. Da der Junge nicht auf ihn achtete, packte Theon ihn am Ohr und zog ihn vom Spiel fort. Wex schnappte sich eine Handvoll Kupferstücke und folgte ihm ohne ein Wort des Widerspruchs. Diese Eigenschaft mochte Theon am liebsten an ihm. Die meisten Knappen hatten lose Maulwerke, Wex hingegen war stumm geboren worden… was ihn nicht daran hinderte, genauso schlau zu sein wie jeder andere Zwölfjährige. Er war der uneheliche Sohn eines der Halbbrüder von Lord Botley. Ihn als Knappen in seinen Dienst zu nehmen, war Teil des Preises, den Theon für sein Pferd bezahlt hatte.

Wex erblickte Esgred und machte große Augen. Man möchte meinen, er habe noch nie eine Frau gesehen.»Esgred reitet mit uns nach Pyke. Sattle die Pferde, und beeil dich.«

Der Junge war auf einem Pony aus Lord Balons Stall hergeritten, aber Theons Reittier war von einer ganz anderen

Sorte.»Wo habt Ihr denn dieses Höllenpferd gefunden?«fragte Esgred, als sie es sah, doch an der Art, wie sie lachte, erkannte Theon, daß sie beeindruckt war.

«Lord Botley hatte es letztes Jahr in Lannisport gekauft, aber ihm war es offensichtlich zu temperamentvoll, und deshalb hat er es mir mit Vergnügen verkauft. «Die Iron Islands waren zu felsig und karg bewachsen, um gute Pferde zu züchten. Die meisten Inselbewohner waren allenfalls mäßige Reiter und fühlten sich an Deck eines Langschiffs wesentlich wohler als im Sattel. Selbst die Lords ritten nur kleine Pferde, und Ochsenkarren waren verbreiteter als Kutschen. Das gemeine Volk war für das eine wie das andere zu arm und mußte den Pflug selbst durch den dünnen, steinigen Boden ziehen.

Aber Theon hatte zehn Jahre in Winterfell verbracht, und er beabsichtigte nicht, ohne ein gutes Reittier in den Krieg zu ziehen. Lord Botleys falsche Einschätzung des Pferdes war sein Glück: das Temperament des Hengstes war ebenso schwarz wie sein Fell, er war größer als ein Jagdpferd und doch nicht ganz so riesig wie die meisten Streitrösser. Da Theon kleiner war als die meisten Ritter, kam ihm das nur gelegen. In den Augen des Tieres loderte Feuer.

Als es seinen neuen Besitzer kennengelernt hatte, hatte es die Lippen zurückgezogen und wollte Theon beißen.

«Hat er einen Namen?«fragte Esgred, während Theon aufstieg.

«Smiler. «Lächler. Er reichte ihr die Hand und zog sie vor sich hinauf, damit er sie beim Reiten mit den Armen festhalten konnte.»Ich kannte mal einen Mann, der mir sagte, ich würde über die falschen Dinge lächeln.«

«Hatte er recht?«

«Nur aus der Sicht derjenigen, die über gar nichts lächeln. «Er dachte an seinen Vater und seinen Onkel Aeron.

«Lächelt Ihr jetzt, mein Prinz?«»Oh ja. «Theon langte um sie herum und ergriff die Zügel. Im Sitzen war sie fast so groß wie er. Ihr Haar hätte eine Wäsche vertragen können, und auf dem hübschen Hals zeichnete sich rosa eine verblaßte Narbe ab, doch ihr Duft gefiel ihm: Salz und Schweiß und Frau.

Der Ritt zurück nach Pyke versprach wesentlich interessanter zu werden als der Hinritt.

Nachdem sie Lordsport hinter sich gelassen hatten, legte Theon eine Hand auf ihre Brust. Esgred packte sie und zog sie weg.»Ich würde die Hände nicht von den Zügeln nehmen, sonst wirft uns Eure schwarze Bestie noch ab und zertrampelt uns.«

«Das habe ich ihm abgewöhnt. «Belustigt benahm sich Theon eine Weile lang anständig, plauderte über das Wetter (grau und wolkenverhangen, seit er eingetroffen war, mit gelegentlichem Regen) und erzählte ihr über die Männer, die er im Flüsterwald getötet hatte. An der Stelle angelangt, wo er beinahe sogar gegen den Königsmörder gekämpft hatte, legte er seine Hand wieder auf ihren Busen. Ihre Brüste waren klein, aber ihm gefiel ihre Festigkeit.

«Das solltet Ihr lieber nicht tun, Mylord Prinz.«

«Oh, aber ich tue es. «Theon drückte leicht zu.

«Euer Knappe beobachtet Euch.«

«Mag er. Er wird kein Wort darüber verlauten lassen, das schwöre ich.«

Esgred zog seine Finger von ihrer Brust, diesmal mit Nachdruck.

Sie hatte kräftige Hände.

«Mir gefallen Frauen mit hartem Griff.«

Sie schnaubte.»Das hätte ich kaum gedacht, angesichts dieses Mädchens am Hafen.«

«Ihr dürft mich nicht nach ihr beurteilen. Sie war die einzige

Frau auf dem Schiff.«

«Erzählt mir von Eurem Vater. Wird er mich freundlich auf seiner Burg willkommen heißen?«

«Warum sollte er? Er hatte selbst mich kaum willkommen geheißen, den Erben von Pyke und den Iron Islands.«

«Seid Ihr das?«fragte sie milde.»Es heißt, Ihr habt Onkel, Brüder und eine Schwester.«

«Meine Brüder sind schon lange tot, und meine Schwester… nun, man sagt, ihr Lieblingskleid sei ein Kettenhemd, das ihr bis über die Knie hängt, und darunter trägt sie gehärtetes Leder. Trotzdem macht sie das Gewand eines Mannes noch lange nicht zum Mann. Ich werde sie verheiraten, um ein Bündnis zu besiegeln, nachdem wir den Krieg gewonnen haben, falls ich einen Mann für sie finde. In meiner Erinnerung hat sie eine Nase wie ein Aasgeier, fürchterlich viele Pickel und eine Brust wie ein Knabe.«

«Eure Schwester könnt Ihr verheiraten«, wandte Esgred ein,»aber nicht Eure Onkel.«

«Meine Onkel…«Theons Anspruch hatte Vorrang vor dem der drei Brüder seines Vaters, aber die Frau hatte den Finger nichtsdestotrotz auf einen wunden Punkt gelegt. Auf den Inseln hatte man durchaus schon erlebt, daß ein starker, ehrgeiziger Onkel seinen Neffen um sein Recht brachte und ihn dabei für gewöhnlich ermordete. Aber ich bin nicht schwach. Und ich beabsichtige, noch stärker zu sein, wenn mein Vater stirbt.»Meine Onkel stellen für mich keine Bedrohung dar«, verkündete er.»Aeron ist trunken von Heiligkeit und Meerwasser. Er lebt nur für seinen Gott — «

«Seinen Gott? Nicht den Euren?«

«Natürlich ist es auch meiner. Was tot ist, kann niemals sterben.«

Er lächelte dünn.»Solange ich mich fromm genug zeige, wird Feuchthaar mir keine Schwierigkeiten machen. Und mein Onkel Victarion — «

«Lord Kapitän der Eisernen Flotte ist er, und ein furchterregender Krieger. Ich habe gehört, wie sie ihn in den Bierschenken preisen.«

«Während der Rebellion meines Vaters ist er nach Lannisport gesegelt, wo er zusammen mit meinem Onkel Euron die Flotte der Lannisters niederbrannte«, erinnerte sich Theon.»Der Plan stammte allerdings von Euron. Victarion ist ein großer Ochse, kräftig und unermüdlich und pflichtbewußt, doch wird er vermutlich niemals ein Rennen gewinnen. Ohne Zweifel wird er mir genauso treu dienen wie zuvor meinem Hohen Vater. Ihm mangelt es sowohl an Verstand als auch an Ehrgeiz, um ein Komplott zu schmieden.«

«Euron Krähenauge fehlt es nicht an Verschlagenheit. Ich habe üble Dinge über ihn gehört.«

Theon rutschte im Sattel hin und her.»Meinen Onkel Euron hat man auf den Inseln seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen. Vielleicht ist er längst tot. «Wenn das stimmte, wäre es das beste. Lord Balons ältester Bruder hatte die alten Sitten und Gebräuche niemals aufgegeben, nicht einmal für einen einzigen Tag. Seine Schweigen mit den schwarzen Segeln und dem dunkelroten Rumpf war in allen Häfen von Ibben bis Asshai berüchtigt.