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«Und sich dabei glücklich schätzen, weil sie eine so freundliche Königin haben«, fügte Lancel hinzu.»Ich würde ihnen die Zungen herausschneiden.«

«Einer wagte sogar zu behaupten, die Götter würden uns bestrafen, weil Jaime den rechtmäßigen König ermordet hat«, verkündete Cersei.»Solche Lügen werde ich nicht dulden, Tyrion. Ich habe dir ausreichend Gelegenheit gegeben, dieser Läuse Herr zu werden, aber du und dieser Ser Jacelyn, ihr habt nichts dagegen getan, daher habe ich Vylarr befohlen, sich dieser Sache anzunehmen.«

«Das habe ich wohl bemerkt. «Tyrion hatte es tatsächlich geärgert, daß die Rotröcke ein halbes Dutzend dieser Schandmäuler von Propheten in die Verliese gesperrt hatten, ohne ihn zuvor davon in Kenntnis zu setzen, aber sie waren nicht wichtig genug, um deswegen Streit anzufangen.»Zweifelsohne ist die Ruhe auf den Straßen für uns alle besser. Deswegen bin ich nicht hier. Ich habe Neuigkeiten, die du gewiß gern erfahren möchtest, Schwester, aber am liebsten würde ich sie unter vier Augen mit dir besprechen.«

«Sehr wohl. «Der Harfespieler und der Flötist verneigten sich und eilten hinaus, derweil Cersei ihren Vetter mit einem keuschen Kuß auf die Wange verabschiedete.»Verlaßt uns, Lancel. Mein Bruder ist harmlos, wenn er allein ist. Hätte er seine Haustierchen mitgebracht, würden wir sie schon riechen.«

Der junge Ritter bedachte seinen Vetter mit einem bösen Blick und ließ die Tür hinter sich ins Schloß knallen.»Habe ich dich eigentlich wissen lassen, daß ich Shagga vor vierzehn Tagen zu einem Bad überredet habe?«fragte Tyrion.

«Du bist ungeheuer zufrieden mit dir, nicht wahr, warum?«»Warum nicht?«erwiderte Tyrion. Tag und Nacht hallte die Stählerne Gasse von den Hämmerschlägen wider, und die große Kette wurde länger und länger. Er hüpfte auf das Himmelbett.»Ist Robert in diesem Bett gestorben? Du hast es behalten? Das überrascht mich.«

«Es sorgt für süße Träume«, antwortete sie.»Jetzt spuck aus, was du auf dem Herzen hast, und troll dich, Gnom.«

Tyrion lächelte.»Lord Stannis ist von Dragonstone aufgebrochen.«

Cersei sprang auf.»Und du sitzt hier und grinst wie ein Erntefestkürbis? Hat Bywater die Stadtwache in Alarmbereitschaft versetzt? Wir müssen sofort einen Vogel nach Harrenhal schicken. «Jetzt lachte er. Sie packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn.»Hör auf. Bist du verrückt? Oder betrunken? Hör auf!«

Es gelang ihm, einige Worte hervorzustoßen.»Ich kann nicht«, keuchte er.»Es ist zu… zu komisch… Stannis…«»Was ist?«

«Er ist nicht auf dem Weg zu uns«, brachte Tyrion heraus.»Er belagert Storm's End. Renly marschiert gegen ihn.«

Die Fingernägel seiner Schwester krallten sich in seinen Arm. Einen Augenblick lang starrte sie ihn ungläubig an, als würde er plötzlich in Zungen reden.»Stannis und Renly bekämpfen sich gegenseitig?«Auf sein Nicken hin begann Cersei zu kichern.»Bei allen guten Göttern«, keuchte sie,»ich glaube langsam, Robert war der klügste von den dreien.«

Tyrion warf den Kopf in den Nacken und brüllte. Sie lachten zusammen. Cersei zog ihn vom Bett, wirbelte ihn im Kreis und schloß ihn sogar in die Arme. Einen Moment lang gebärdete sie sich wie ein kleines Mädchen. Schließlich ließ sie ihn los, und Tyrion war außer Atem und benommen. Er taumelte zur Anrichte und stützte sich mit einer Hand daran ab.

«Glaubst du wirklich, sie werden sich eine Schlacht liefern? Wenn sie zu einer Vereinbarung gelangen — «

«Bestimmt nicht«, widersprach Tyrion.»Sie sind zu verschieden und sich gleichzeitig zu ähnlich, und keiner von beiden kann den anderen ausstehen.«

«Und Stannis fühlte sich schon immer um Storm's End betrogen«, sagte Cersei nachdenklich.»Der alte Sitz des Hauses Baratheon gehörte dem Rechte nach ihm… du ahnst nicht, wie oft er zu Robert kam und sich in seiner gekränkten Art darüber beschwerte. Als Robert die Burg an Renly gab, hat Stannis so heftig mit den Zähnen geknirscht, daß sie beinahe geborsten wären.«»Er hat es vermutlich als Herabsetzung aufgefaßt.«»So war es auch gemeint«, sagte Cersei.»Wollen wir einen Becher auf die brüderliche Liebe heben?«»Ja«, antwortete sie atemlos.»Oh, bei den Göttern, ja. «Er wandte ihr den Rücken zu, während er zwei Becher mit süßem Roten füllte. Es war die leichteste Sache der Welt, eine Prise feinen Pulvers in den ihren zu schütten.»Auf Stannis!«sagte er und reichte ihr den Wein. Harmlos, wenn ich allein bin? Tatsächlich?

«Auf Renly«, erwiderte sie und lachte.»Möge die Schlacht hart werden und lange dauern, und mögen die Anderen sie beide holen!«

Ist dies die Cersei, die Jaime sieht? Als sie lächelte, fiel ihm auf, wie schön sie wahrhaftig war. Ich liebte ein Mädchen, war blond wie der Sommer, mit Sonnenschein im Haar… Fast hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er sie vergiftet hatte.

Am nächsten Morgen beim Frühstück traf ihr Bote ein. Die Königin sei unpäßlich und könne ihre Gemächer nicht verlassen. Wohl eher: kann ihr Klosett nicht verlassen. Tyrion ließ eine angemessen mitfühlende Antwort ausrichten und beschwor seine Schwester, sich auszuruhen. Er würde mit Ser Cleos wie geplant verfahren.

Der Eiserne Thron von Aeron dem Eroberer war ein Gewirr häßlicher Widerhaken und scharfkantiger Metallzähne. Man mußte ein Narr sein, glaubte man, darauf bequem sitzen zu können, und schon auf den Stufen verkrampften sich seine kurzen Beine, während er an den absurden Anblick denken mußte, den er gewißlich bot. Eins durfte man über den Thron jedoch sagen: Er war hoch.

Die Wachen der Lannisters in ihren blutroten Mänteln und den Halbhelmen standen schweigend auf der einen Seite des Saales. Ser Jacelyns Goldröcke hatten auf der anderen ihren Platz gefunden. Die Stufen zum Thron flankierten Ser Preston von der Königsgarde und Bronn. Höflinge füllten die Galerie, in der Nähe der hohen Türen aus Eiche und Bronze drängten sich Bittsteller. Sansa Stark sah heute morgen besonders liebreizend aus, wenngleich auch ihr Gesicht bleich wie Milch war. Lord Gyles hustete, während der arme Vetter Tyrek seinen Bräutigamsmantel aus #(Fell?)Feh und Samt trug. Seit seiner Heirat mit Lady Ermesande vor drei Tagen nannten ihn die anderen Knappen» Amme «und fragten ihn ständig, welche Art von Windeln seine Braut in der Hochzeitsnacht getragen habe.

Tyrion blickte auf sie alle herab, und stellte fest, daß ihm das gefiel.»Laßt Ser Cleos Frey vortreten. «Seine Stimme hallte von den Steinwänden zurück und trug durch den ganzen langen Saal. Auch dies gefiel ihm. Zu schade, daß Shae das nicht miterleben kann. Sie hatte darum gebeten, ebenfalls erscheinen zu dürfen, doch war dies unmöglich.

Ser Cleos brachte den Weg zwischen den Goldröcken und den Rotröcken hinter sich und sah weder nach links noch nach rechts. Als er niederkniete, bemerkte Tyrion, daß sich das Haar

seines Vetters lichtete.

«Ser Cleos«, sagte Littlefinger, der am Tisch des Rates saß,»habt Dank für die Übermittlung des Friedensangebotes von Lord Stark.«

Grand Maester Pycelle räusperte sich.»Die Königliche Regentin, die Rechte Hand des Königs und der kleine Rat haben die Bedingungen bedacht, welche dieser selbsternannte König des Nordens stellt. Leider sind sie nicht akzeptabel, und diese Antwort müßt Ihr den Nordmännern überbringen, Ser.«