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«Hier sind unsere Bedingungen«, sagte Tyrion.»Robb Stark muß das Schwert niederlegen, uns die Treue schwören und nach Winterfell zurückkehren. Er muß meinen Bruder unverzüglich freilassen und sein Heer unter dessen Befehl stellen, damit es gegen die Rebellen Renly und Stannis Baratheon marschieren kann. Jeder der Stark-Vasallen muß uns einen Sohn als Geisel überstellen. Eine Tochter wird dort angenommen, wo es keine Söhne gibt. Sie werden gut behandelt und erhalten einen hohen Rang am Hofe, solange ihre Väter sich nicht abermals des Hochverrats schuldig machen.«

Cleos Frey war sichtlich erschüttert.»Mylord Hand«, erwiderte er,»diesen Bedingungen wird Lord Stark niemals zustimmen.«

Das haben wir auch nicht erwartet, Cleos.»Sagt ihm, wir haben in Casterly Rock ein neues großes Heer ausgehoben, welches bald von Westen her auf ihn zumarschieren wird, derweil mein Hoher Vater von Osten heranzieht. Er steht allein und darf auf keinerlei Hilfe hoffen. Stannis und Renly Baratheon führen Krieg gegeneinander, und der Prinz von Dorne hat sich entschlossen, seinen Sohn Trystane mit Prinzessin Myrcella zu vermählen. «Freudiges Murmeln und Worte der Verblüffung wurden auf der Galerie aus dem hinteren Teil des Saales laut.

«Was meine Vettern betrifft«, fuhr Tyrion fort,»so bieten wir Harrion Karstark und Ser Wylis Manderly zum Austausch gegen Willem Lannister an, und Lord Cerwyn und Ser Donnel Locke für Euren Bruder Tion. Sagt Stark, daß zwei Lannisters in jedem Fall vier Nordmänner wert sind. «Er wartete ab, bis sich das Gelächter gelegt hatte.»Die Gebeine seines Vaters soll er als Zeichen von Joffreys gutem Willen umsonst erhalten.«

«Lord Stark fordert auch seine Schwestern und das Schwert seines Vaters«, erinnerte Ser Cleos ihn.

Ser Ilyn Payne stand stumm da, und das Heft von Eddard Starks Schwert ragte aus der Scheide, die er auf dem Rücken trug.»Ice«, sagte Tyrion.»Er wird die Waffe bekommen, sobald er Frieden geschlossen hat, eher nicht.«

«Wie Ihr wünscht. Und die Schwestern?«

Tyrion blickte zu Sansa und empfand plötzlich Mitleid für sie.

«Solange mein Bruder Jaime nicht freigelassen wurde, bleiben sie unsere Geiseln. Wie gut sie behandelt werden, hängt allein von Lord Stark ab. «Und falls die Götter uns wohlgesonnen sind, findet Bywater Arya lebendig, ehe Robb erfährt, daß sie verschwunden ist.

«Ich werde ihm Eure Botschaft überbringen, Mylord.«

Tyrion zupfte an einer der verdrehten Klingen der Armlehne des Throns. Und jetzt der eigentliche Stoß.»Vylarr«, rief er.

«Mylord.«

«Starks Männer reichen zweifelsohne aus, um Lord Eddards Gebeine zu eskortieren, aber ein Lannister sollte von Lannisters begleitet werden«, verkündete er.»Ser Cleos ist der Vetter der Königin, und zudem der meine. Wir würden ruhiger schlafen, wenn Ihr persönlich für seine sichere Rückkehr nach Riverrun sorgen würdet.«

«Wie Ihr befehlt. Wie viele Männer soll ich mitnehmen?«

«Nun, alle.«

Vylarr erstarrte, als hätte man ihn in Stein verwandelt. Schließlich erhob sich Grand Maester Pycelle und stieß hervor:»Mylord Hand, das kann nicht… Euer Vater, Lord Tywin selbst, hat diese Männer in unsere Stadt geschickt, damit sie Königin Cersei und ihre Kinder bewachen… «

«Die Königsgarde und die Stadtwache sind Schutz genug. Die Götter mögen Euch eine rasche Reise bescheren, Vylarr.«

Am Ratstisch lächelte Varys wissend, Littlefinger gab sich gelangweilt, und Pycelle schnappte bleich und verwirrt nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ein Herold trat vor.»Wenn jemand der Anwesenden der Rechten Hand des Königs eine weitere Angelegenheit vorzutragen hat, so laßt ihn jetzt sprechen.«

«Ich will gehört werden. «Ein schlanker Mann in schwarzer Kleidung drängte sich zwischen den Redwyne-Zwillingen vor.

«Ser Alliser!«rief Tyrion.»Ich hatte keine Ahnung, daß Ihr an den Hof gekommen seid. Ihr hättet mir Bescheid geben sollen.«

«Das habe ich getan, wie Ihr sehr wohl wißt. «Thorne war ein hagerer Mann von fünfzig Jahren mit einem scharfgeschnittenen Gesicht, harten Augen und harten Händen. Sein schwarzes Haar war mit grauen Strähnen durchsetzt.»Man hat mich wie einen gemeinen Dienstboten gemieden, ignoriert und warten lassen.«

«Wirklich? Bronn, das war nicht recht. Ser Alliser und ich sind alte Freunde. Wir sind schon zusammen auf der Mauer gewandelt.«

«Werter Ser Alliser«, murmelte Varys,»Ihr dürft nicht zu schlecht von uns denken. So viele ersuchen um Joffreys Gnade in diesen unruhigen und aufrührerischen Zeiten.«

«Unruhiger als Ihr glaubt, Eunuch.«

«Wenn er dabei ist, nennen wir ihn Lord Eunuch«, witzelte Littlefinger.

«Auf welche Weise können wir Euch behilflich sein, guter Bruder?«fragte Grand Maester Pycelle beschwichtigend.

«Der Lord Commander hat mich zu Seiner Gnaden dem König geschickt«, antwortete Thorne.»Die Angelegenheit ist zu ernst, um sie mit seinen Lakaien zu besprechen.«

«Der König spielt mit seiner neuen Armbrust«, erwiderte Tyrion. Um Joffrey loszuwerden, hatte er ihm bloß eine klobige Armbrust aus Myr schenken müssen, die drei Bolzen zugleich abschoß, und natürlich wollte der König sie auf der Stelle ausprobieren.»Ihr müßt mit seinen Lakaien vorlieb nehmen oder schweigen.«

«Wie Ihr wünscht«, sagte Ser Alliser, und in jedem seiner Worte schwang Unwillen mit.»Ich wurde geschickt, um Euch zu berichten, daß wir zwei Grenzer gefunden haben, die seit langem vermißt wurden. Sie waren tot, und wir haben ihre Leichen hinter die Mauer geschafft, wo sie in der Nacht zu neuem Leben erwachten. Einer tötete Ser Jaremy Rykker, der andere hat versucht, den Lord Commander zu ermorden.«

Irgendwo hörte Tyrion jemanden kichern. Will er mich mit diesem Unfug verspotten? Er rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her und sah hinunter zu Varys, Littlefinger und Pycelle. Welche Rolle spielten sie in dieser Geschichte? Ein Zwerg genoß nur einen geringen Grad an Würde. Sobald Hof und Königreich einmal begannen über ihn zu lachen, war sein Schicksal besiegelt. Und dennoch… und dennoch…

Tyrion erinnerte sich an eine kalte Nacht unter Sternen, in der er neben dem jungen Jon Snow und dem großen weißen Schattenwolf auf der Mauer am Ende der Welt gestanden und hinaus in die Dunkelheit geblickt hatte. Er hatte etwas gespürt, doch was? Einen Schrecken, der ihn durchfuhr wie der frostige Nordwind. In dieser Nacht hatte ein Wolf geheult, und dieser

Klang hatte ihm einen Schauder über den Rücken laufen lassen.

Sei kein Narr! schalt er sich selbst. Ein Wolf, ein Wind, ein dunkler Wald, das hat nichts zu bedeuten. Und dennoch… Er hatte während seines Besuchs auf Castle Black Gefallen an dem alten Jeor Mormont gefunden.»Ich hoffe, der Alte Bär hat den Angriff überlebt.«

«Das hat er.«

«Und Eure Brüder haben diese, äh, diese Toten getötet?«»Das haben sie.«

«Seid Ihr sicher, daß sie diesmal wirklich tot sind?«fragte Tyrion milde. Als Bronn daraufhin schnaubend lachte, wußte er, wie er weiter vorgehen mußte.»Wirklich, wirklich tot?«

«Sie waren bereits beim ersten Mal tot«, fauchte ihn Ser Alliser an.»Bleich und kalt, und sie hatten schwarze Hände und Füße. Ich habe Jareds Hand mitgebracht, die der Wolf des Bastards ihm abgebissen hatte.«

Littlefinger rührte sich.»Und wo ist dieses hübsche Geschenk?«

Unbehaglich runzelte Ser Alliser die Stirn.»Sie… ist verrottet, während ich ungehört warten mußte. Jetzt sind nur mehr Knochen übrig.«

Kichern hallte durch den Saal.»Lord Baelish«, rief Tyrion Littlefinger zu,»kauft unserem tapferen Ser Alliser hundert Spaten, die er mit zur Mauer zurücknehmen kann.«